Kapitel 8

Die islamische Bombe – schiitischer Faschismus

Nach zwei Nächten in der Beiruter Innenstadt mit all ihren Cafés, Bars und Nachtclubs hätte ich glauben können, im Libanon hätten sich der europäische Freiheitsgedanke und der westliche Lebensstil durchgesetzt. Doch der Schein trog. Am dritten Tag mache ich mich auf den Weg nach Dhahiya, einem Viertel in Südbeirut. Nach zehn Minuten Taxifahrt verändert sich das Stadtbild drastisch. Kaum eine Frau läuft ohne Kopftuch herum. Auf Mauern sind Bilder von gefallenen Märtyrern im Krieg gegen Israel zu sehen, darunter steht geschrieben: »Wir werden nie vergessen! Südbeirut ist fest in Hisbollah-Hand.«

Es geht vorbei am UNO-Flüchtlingslager, wo Palästinenser leben, die im Libanon geboren sind und dennoch immer noch Flüchtlingsstatus haben und von den meisten Jobs im Libanon ausgeschlossen sind. Sie sollen Flüchtlinge bleiben, damit sie irgendwann nach Palästina zurückkehren. Interessant ist, dass Palästinenser in Kanada, in den USA und Europa anders leben, denn längst haben viele von ihnen die Staatsbürgerschaften ihrer Gastländer angenommen und üben oft angesehene Berufe wie Arzt, Anwalt oder Händler aus. Sogar Palästinenser, die in Israel leben, haben die israelische Staatsbürgerschaft angenommen, manche sitzen sogar in der Knesset. Sie haben die politische Realität begriffen und versuchen sich – im Rahmen des Möglichen – zu verwirklichen. Das bedeutet nicht, dass sie ihre arabisch-palästinensische Identität aufgegeben haben. Sie haben sich vielmehr entschieden, ihren problematischen Status »nicht zu konservieren«. Aber genau das tun die arabischen Staaten in ihrem Umgang mit den Palästinensern. Sie konservieren die Tragödie der palästinensischen Flüchtlinge, sie helfen ihnen nicht, Bürger von Saudi-Arabien, Kuwait oder dem Libanon zu werden, weil dies angeblich der palästinensischen Sache schade und eine Rückkehr der Entwurzelten nach Palästina erschwere.

»Der bewaffnete Widerstand ist der Stolz der Nation«, lese ich auf einem großen Schild zwischen Bildern von Ayatollah Ali Khamenei und Scheich Hassan Nasrallah. Der eine ist der Kopf des Mullah-Regimes im Iran, der andere Generalsekretär der Hisbollah.

Kaum eine Bewegung hat die Grundzüge des Faschismus so eins zu eins kopiert und in die Tat umgesetzt wie die Hisbollah: Der Antisemitismus ist Leitmotiv, es gibt die bewaffnete Schwarzhemd-Miliz, die nicht nur eine Parallelarmee, sondern einen Staat im Staate bildet, es gilt der unbedingte Gehorsam und die Gefolgschaft zum »Führer«, Kampfbereitschaft und Tod werden verherrlicht, und selbst der Hitlergruß ist Bestandteil von militärischen Paraden.