Dschihad und die Pornotopia des Paradieses
In Sure 9 motiviert Gott die Muslime zum Kampf für seine Sache: »Allah hat von den Gläubigen ihr Leben und ihr Gut für das Paradies erkauft: Sie kämpfen für Allahs Sache, sie töten und werden getötet […]. So freut euch eures Handels, den ihr mit ihm geschlossen habt; denn dies ist wahrlich die große Glückseligkeit.«
Aber wie sieht dieses Paradies eigentlich aus?
Es scheint direkt dem Traum eines Mannes aus der Wüste entsprungen zu sein: mildes Klima, weder zu große Hitze noch Kälte. Schattige Gärten, in denen gemütliche Liegen stehen, Flüsse aus klarem Wasser und aus Wein, der weder Kopfschmerzen verursacht noch berauscht. Jungfrauen in seidigen Gewändern, die kaum ihre großen Brüste bedecken, und Eunuchen, die den Gläubigen unablässig Früchte, Geflügel und Weinkrüge reichen.
Die huris, wie die Paradiesjungfrauen genannt werden, beschreibt der Koran als »wohlverwahrte Perlen«. Der Philologe Christoph Luxenberg sieht hier einen Übersetzungsfehler und weist darauf hin, dass das Wort huri aus dem Syroaramäischen stammt und »weiße Trauben« bedeutet. Über die Zahl der »Trauben« oder »Perlen«, die einem Märtyrer im Paradies zustehen, schweigt sich der Koran indes aus. Doch in den hadithen, also den außerkoranischen Aussagen des Propheten, gibt es mehrere Erwähnungen des Märtyrer-Lohns in Höhe von 72 Jungfrauen. Jede Paradiesjungfrau hat ihrerseits siebzig schöne Dienerinnen, die ebenfalls dem Märtyrer zur Verfügung stehen. So gesehen bekommt ein Gotteskrieger insgesamt 5040 Frauen als Belohnung dafür, dass er im Kampf gegen die Ungläubigen gefallen ist.
Bei der Beschreibung der Jungfrauen und des sexuellen Genusses, in den die Märtyrer kommen werden, ließen islamische Kommentatoren ihren Phantasien freien Lauf. Das, was in ihren Büchern über den paradiesischen Koitus steht, könnte heute kein Autor in der arabischen Welt mehr veröffentlichen, ohne dass das Werk umgehend von der Zensurbehörde als pornographisch eingestuft würde. So schreibt der mittelalterliche Theologe al-Suyuti: »Jedes Mal wenn wir mit einer huri schlafen, verwandelt sie sich danach wieder in eine Jungfrau. Der Penis eines Muslim wird nie erschlaffen. Die Erektion hält ewig, und der Genuss bei der Vereinigung ist unendlich süß und nicht von dieser Welt. […] Jeder Auserwählte wird siebzig huris haben neben seinen Frauen, die er auf der Erde hatte. Alle werden eine köstlich verlockende Vagina besitzen.«
Thomas Maul, Islamexperte und Autor, findet es erstaunlich, dass nicht die Vereinigung mit Allah, sondern der endlose Sex im himmlischen Bordell den Kern der islamischen Erlösungsphantasie ausmacht. Hauptmotiv des Paradieses sei die totale Entfesselung und Befriedigung des männlichen Sexualtriebes. Alle im Diesseits geltenden Tabus und Einschränkungen werden aufgehoben, jedoch nicht für Frauen, die auch im Paradies Objekte der männlichen Sexualität bleiben. Die allzeit einsatzbereiten Liebesdienerinnen profitieren nur insofern, als sie im Paradies von der Last der Periode, der Empfängnis und des Gebärens befreit sind. Wobei auch das eine zweischneidige Sache ist, können sie doch so dem sexhungrigen Mann uneingeschränkt zur Verfügung stehen in dieser von Gott perfekt vorbereiteten »Pornotopia«.