Was bringt uns das Erwachen? Nun, es ist in einem sehr handgreiflichen Sinn angemessener zu fragen, was wir verlieren. Wir verlieren nämlich nicht nur uns selbst, also das, was wir zu sein glaubten, sondern auch unser gesamtes Weltbild. Trennung ist etwas lediglich Wahrgenommenes, und eigentlich ist es mit dieser ganzen Welt so, dass sie einfach nur etwas Wahrgenommenes ist. »Meine Welt« ist nicht wirklich eine Welt, sondern nur eine Wahrnehmung. Deshalb meine ich, dass wir im Zusammenhang mit dem spirituellen Erwachen vor allem über das sprechen sollten, was wir verlieren, auch wenn das vielleicht erst einmal negativ klingt. Wir verlieren das, wovon oder woraus wir erwachen. Wir sprechen also von der Auflösung des Bildes, das wir von uns selbst hatten, und eben der Demontage dessen, was wir zu sein glaubten. Das ist das Überraschende, ja Bestürzende am Erwachen.
Und es ist wirklich überraschend. Es ist überhaupt nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Kein einziger meiner Schüler hat je zu mir gesagt: »Weißt du was, Adya, ich habe einen Blick hinter die Schleier der Trennung geworfen, und es ist ungefähr so, wie ich es erwartet habe. Es entspricht ziemlich genau dem Bild, das mir vermittelt worden ist.« Nein, sie sagen: »Es ist so völlig anders, als ich es mir vorgestellt hatte.«
Das ist auch deshalb interessant, weil die Leute, mit denen ich als Lehrer zu tun habe, sich schon viele Jahre mit Spiritualität beschäftigt haben und oft mit ziemlich ausgeformten Ideen über das Erwachen daherkommen – wie es sein wird, wenn es dann eintritt. Tatsächlich ist es dann immer ganz anders, in mancher Hinsicht welterschütternd, aber andererseits auch einfacher als gedacht. Und recht betrachtet, muss das Erwachen ja auch anders sein, als wir es uns vorstellen, sonst kann es ja kein echtes Erwachen sein. Unsere Vorstellungen davon spielen sich schließlich alle im Traumzustand ab, und wir können uns schlecht etwas jenseits dieses Traumzustands vorstellen, solange unser Bewusstsein dort noch verankert ist.