5. Wie Gedanken Gehirn und Körper verändern

Egal, ob es mit Freude oder Stress verbunden ist: Mit jedem gedachten Gedanken, jeder gefühlten Emotion und jedem erlebten Geschehen handeln Sie als Epigenetik-Ingenieur Ihrer eigenen Zellen. Sie kontrollieren Ihr Schicksal.

Das wirft eine weitere Frage auf: Wenn Ihr äußeres Umfeld sich verändert und Sie neuen Genen neue Signale senden, ist es dann auch möglich, auf Basis Ihrer Wahrnehmungen und Überzeugungen dem Gen das Signal bereits vor den tatsächlichen äußeren Umständen zu schicken? Gefühle und Emotionen sind normalerweise die Endprodukte von Erfahrungen, aber können wir womöglich eine klare Absicht mit einer Emotion verbinden, die dem Körper sozusagen eine »Probe« der zukünftigen Erfahrung gibt, noch bevor sie sich manifestiert?

Wenn Sie sich wirklich auf eine Intention hinsichtlich eines zukünftigen Resultats konzentrieren und Sie in diesem Prozess Ihre inneren Gedanken realer machen können als die Außenwelt, erkennt das Gehirn keinen Unterschied. Dann erlebt der Körper als der unbewusste Geist die neue Zukunft im gegenwärtigen Moment. Sie senden neue Signale, die neue Gene aktivieren, und bereiten damit dieses imaginierte zukünftige Geschehen vor.

Wird diese neue Reihe an erwünschten Wahlmöglichkeiten, Verhaltensweisen und Erfahrungen mental oft genug praktiziert, was immer wieder dieselbe Geisteshaltung reproduziert, dann beginnt das Gehirn sich physisch zu verändern: Es werden neue neurologische Schaltkreise installiert, um auf dieser mentalen Ebene zu denken, die so aussehen, als ob diese Erfahrung bereits geschehen wäre. Sie produzieren dadurch epigenetische Variationen, die allein durch Gedanken im Körper zu realen strukturellen und funktionalen Veränderungen führen – so wie jemand, der auf ein Placebo anspricht. Nun leben Gehirn und Körper nicht mehr in der immer wieder gleichen Vergangenheit, sondern in der neuen Zukunft, die Sie geistig erschaffen haben.

Die Vorgehensweise dieser inneren Vorbereitung ist der mentale Probelauf. Bei dieser Technik schließen Sie die Augen und stellen sich wiederholt vor, wie Sie etwas Bestimmtes tun. Sie lassen mental die von Ihnen gewünschte Zukunft Revue passieren, während Sie sich einprägen, wer Sie nicht mehr sein (das alte Ich) und wer Sie wirklich sein wollen. Sie denken an zukünftige Handlungen, planen geistig Ihre Entscheidungen und richten den Geist auf eine neue Erfahrung aus.

Wir wollen diesen Ablauf etwas genauer betrachten, um besser zu verstehen, was beim mentalen Probelauf genau passiert und wie das funktioniert. Beim mentalen Proben eines neuen Ergebnisses oder eines Traums mit einem neuen Ausgang stellen Sie sich diese neue Bestimmung immer wieder vor, bis Sie damit vertraut sind. Je mehr Wissen und Erfahrung in Bezug auf die neue, erwünschte Realität Sie in Ihrem Gehirn vernetzen, desto mehr Ressourcen zur Schaffung eines besseren mentalen Bildes stehen Ihnen zur Verfügung und desto stärker ist Ihre absichtsvolle Ausrichtung, desto höher sind Ihre Erwartungen (so wie bei den Zimmermädchen). Sie »erinnern«, wie Ihr Leben aussehen wird, wie es sich anfühlt, sobald Sie einmal das Gewünschte bekommen haben. Jetzt steht hinter Ihrer Aufmerksamkeit auch eine willentliche Absicht.

Nun werden Gedanken und innere Ausrichtung bewusst mit einem höheren emotionalen Zustand wie Freude oder Dankbarkeit zusammengebracht (dazu mehr im Laufe des Buches). Sobald Sie diese neue Emotion annehmen können und Ihre Erregung steigt, baden Sie Ihren Körper in der Neurochemie, die vorhanden wäre, wenn dieses zukünftige Ereignis tatsächlich stattfände. Man könnte sagen, Sie geben Ihrem Körper einen Vorgeschmack der zukünftigen Erfahrung.

Ihr Gehirn und Ihr Körper können nicht zwischen der tatsächlichen Erfahrung im Leben und dem bloßen Gedanken daran unterscheiden – aus neurochemischer Sicht ist es dasselbe. Gehirn und Körper beginnen also zu glauben, Sie würden die neue Erfahrung im gegenwärtigen Moment erleben.

Während Sie Ihre Aufmerksamkeit auf dieses zukünftige Ereignis fokussieren und sich von keinerlei anderen Gedanken ablenken lassen, drehen Sie die Stärke der neuronalen Schaltkreise, die mit Ihrem alten Ich verbunden sind, innerhalb weniger Augenblicke herunter. Dadurch werden auch die alten Gene abgeschaltet, Sie aktivieren und verschalten neue Schaltkreise, die die richtigen Signale senden und neue Gene auf neue Weise aktivieren. Dank der bereits erwähnten Neuroplastizität werden die Schaltungen im Gehirn neu organisiert und spiegeln nun das wider, was Sie mental geprobt haben. Wenn Sie Ihre neuen Gedanken und geistigen Bilder auch weiterhin mit dieser starken, positiven Emotion zusammenbringen, arbeiten Geist und Körper zusammen – und Sie sind nun in einem neuen Seinszustand.

An diesem Punkt stellen Gehirn und Körper nicht mehr eine Aufzeichnung der Vergangenheit dar, sondern eine Landkarte der Zukunft – einer Zukunft, die Sie in Ihrem Geist erschaffen haben. Ihre Gedanken sind zu Ihrer Erfahrung geworden … und Sie zum Placebo.

Der mentale Probelauf – ein paar Erfolgsgeschichten

Vielleicht kennen Sie die Geschichte von dem Major, der in einem Konzentrationslager in Vietnam gefangen gehalten wurde und mental Tag für Tag Golf auf einem bestimmten Golfplatz übte, um nicht verrückt zu werden. Und als er schließlich freigelassen wurde und nach Hause kam, schaffte er die perfekte Punktzahl.

Oder die Geschichte des sowjetischen Menschenrechtsaktivisten Anatoli Schtscharanski (später nannte er sich Natan Scharanski), der in den 1970er-Jahren zu Unrecht als amerikanischer Spion verurteilt wurde und über neun Jahre inhaftiert war, davon 400 Tage in einer kleinen, abgedunkelten, eiskalten Sonderstrafzelle. Scharanski spielte mit sich selbst täglich mentales Schach und merkte sich die Koordinaten des Schachbretts sowie die Positionen der einzelnen Schachfiguren. So konnte er viele seiner neuronalen Karten (die normalerweise äußere Reize brauchen, um intakt zu bleiben) aufrechterhalten. Nach seiner Freilassung wanderte er nach Israel aus und wurde Minister des israelischen Kabinetts. Als der Schachweltmeister Gary Kasparov 1996 nach Israel kam, um gegen 25 Israelis simultan Schach zu spielen, wurde er von Scharanski geschlagen.1

Auch Aaron Rodgers, Quarterback der Green Bay Packers, stellt sich bestimmte Bewegungsabläufe im Kopf vor und führt sie oft daraufhin genau so auf dem Spielfeld aus. Im Vorfeld des Gewinns des Super Bowls im Jahr 2011 durch die Packers, in einem Playoff-Spiel, welches die an sechster Stelle platzierten Packers gegen die topplatzierten Atlanta Falcons mit 48 zu 21 gewannen, brachte Rodgers 31 von 36 Pässen (86,1 Prozent) an den Mann, die fünftbeste Post-Season-Trefferquote aller Zeiten.

»In der sechsten Klasse brachte uns ein Trainer bei, wie wichtig das Visualisieren ist«, erzählte Rodgers einem Sportreporter der »USA Today«.2 »Wenn ich in einer Besprechung bin, einen Film schaue oder im Bett liege, bevor ich einschlafe, visualisiere ich immer, wie ich diese Pässe spiele. Viele der Pässe, die ich im Spiel dann tatsächlich spiele, habe ich vorher visualisiert.« Rodgers konnte in diesem Spiel zudem erfolgreich drei potenziellen Sacks ausweichen und sagte später dazu: »Das meiste habe ich visualisiert, bevor ich es tatsächlich gemacht habe.«

Auch bei unzähligen anderen Profisportlern hat der mentale Probelauf zu verblüffenden Erfolgen beigetragen, unter anderem bei dem Golfspieler Tiger Woods, den Basketballstars Michael Jordan, Larry Bird und Jerry West sowie dem Baseballpitcher Roy Halladay.

Meistergolfer Jack Nicklaus schreibt in seinem Buch »Golf My Way«: »Ich habe auch in der Praxis nie einen Schlag gespielt, ohne mir davon ein sehr scharfes, fokussiertes Bild im Kopf zu machen, wie in einem Farbfilm. Zuerst ›sehe‹ ich den Ball dort, wo ich ihn hinschlagen will, hübsch und weiß, hoch auf dem knallgrünen Gras sitzend. Dann verändert sich die Szene schnell, und ich ›sehe‹, wie der Ball dorthin fliegt: seinen Weg, seine Flugbahn, seinen Umriss, sogar wie er sich beim Aufschlagen verhält. Dann gibt es so etwas wie eine Ausblendung und in der nächsten Szene sehe ich, wie ich den Ball so schlage, dass die vorherigen Bilder Realität werden. Erst nach diesem im für mich privat ausgeführten, Hollywood-reifen Schlag entscheide ich mich für einen Club und trete zum Schlag an.«3

Schon diese paar Beispiele (und davon gibt es jede Menge) belegen, wie extrem effektiv der mentale Probelauf ist, um eine physische Fertigkeit mit minimalem physischem Übungsaufwand zu erlernen. Ein Beispiel, welches mich besonders berührt, ist die Geschichte von Jim Carrey. Carrey kam Ende der 1980er-Jahre das erste Mal nach Los Angeles, um sich als Schauspieler durchzukämpfen und Arbeit zu suchen. Er hatte eine Affirmation auf einen Zettel geschrieben, einen Absatz lang, wie er die richtigen Leute treffen, die richtigen Schauspielerjobs bekommen, im richtigen Film mit der richtigen Besetzung arbeiten würde und wie er erfolgreich der Welt etwas Wesentliches geben und die Welt verändern würde.

Jede Nacht fuhr er zum Mulholland Drive in den Hügeln von Hollywood, lehnte sich in seinem Cabrio zurück und schaute zum Himmel hoch. Er sprach seine Affirmation laut aus und prägte sie sich ein; dabei stellte er sich vor, wie das, was er da beschrieb, tatsächlich geschähe. Erst wenn er das Gefühl hatte, er wäre die Person, die er sich vorgestellt hatte, wenn es sich für ihn real anfühlte, fuhr er wieder nach Hollywood hinunter. Er stellte sich sogar selbst einen Scheck über 10 Millionen Dollar »für geleistete Schauspielerdienste« aus und datierte ihn auf »Thanksgiving 1995«. Jahrelang trug er diesen Scheck in seiner Brieftasche mit sich herum.

1994 wurde Jim Carrey mit drei Filmen zum Star: zuerst »Ace Ventura: ein tierischer Detektiv« im Februar, dann »Die Maske« im Juli und schließlich im Dezember »Dumm und Dümmer«; für diese Rolle erhielt Carrey genau 10 Millionen Dollar. Er kreierte genau das, was er sich vorgestellt hatte.

Was haben all diese Menschen gemeinsam? Sie haben die äußere Umwelt eliminiert. Sie sind über ihre Körper hinausgewachsen und haben die Zeit transzendiert. So konnten sie innerlich große neurologische Veränderungen vornehmen. So arbeiteten Geist und Körper zusammen, und sie erschufen das, was sie zuerst geistig entworfen hatten, in der materiellen Welt.

Wissenschaftliche Studien belegen das. Zunächst einmal beweisen viele Experimente mit dem mentalen Probelauf, dass durch Konzentration auf einen bestimmten Körperbereich die Gedanken genau das Hirnareal stimulieren, welches diesen Teil steuert.4 Bei fortdauernder Konzentration finden auch physische Veränderungen im sensorischen Bereich des Gehirns statt, was logisch ist, denn durch beständige Aufmerksamkeit auf denselben Bereich werden auch dieselben neuronalen Netzwerke aktiviert und in Folge stärkere Hirnkartierungen aufgebaut.

Im Rahmen einer Studie der Harvard-Universität übten Probanden, die nie zuvor Klavier gespielt hatten, mental eine einfache Klavierübung mit fünf Fingern, und das zwei Stunden täglich fünf Tage lang. Ohne einen einzigen Finger zu heben, wurden bei ihnen im Gehirn dieselben Veränderungen festgestellt wie bei Menschen, die physisch dieselbe Übung ausführten.5 Das für Fingerbewegungen zuständige Hirnareal vergrößerte sich so deutlich, dass es aussah, als hätten sie die vorgestellte Erfahrung tatsächlich gemacht. Sie richteten die neurologische Hardware (Schaltkreise) und Software (Programme) ein und erstellten so nur durch Gedankenkraft neue Hirnkartierungen.

In einer anderen Studie mit 30 Probanden, die über zwölf Wochen lief, trainierte ein Teil regelmäßig die kleinen Finger, und ein Teil stellte sich die Übung nur mental vor. Die Gruppe, die die physischen Übungen tatsächlich ausführte, konnte die Fingerstärke um 53 Prozent erhöhen; die Gruppe, die sich das nur vorstellte, schaffte eine Steigerung um 35 Prozent.6 Ihr Körper hatte sich verändert und sah so aus, als ob sie in der äußeren Realität immer wieder praktiziert hätten – aber sie hatten die Erfahrung lediglich mental gemacht. Ihr Geist veränderte ihren Körper.

Ein ähnliches Experiment wurde mit zehn Freiwilligen durchgeführt, die sich vorstellen sollten, ihren Bizeps fünfmal wöchentlich so stark wie möglich zu beugen. Während dieser Übung wurde ihre elektrische Gehirnaktivität aufgezeichnet und die Muskelstärke alle zwei Wochen gemessen. Die rein mental Trainierenden konnten die Muskelstärke ihres Bizeps um 13,5 Prozent innerhalb weniger Wochen erhöhen und diesen Zugewinn bis drei Monate, nachdem sie mit dem Training wieder aufgehört hatten, beibehalten.7 Ihr Körper reagierte auf einen neuen Geist bzw. ein neues »Ich«.

Abschließend soll noch eine französische Studie erwähnt werden, die die Werte von Probanden verglich, welche entweder tatsächlich mit unterschiedlich schweren Hanteln trainierten oder das nur imaginierten. Diejenigen Studienteilnehmer, die sich vorstellten, schwerere Gewichte zu heben, konnten ihre Muskeln mehr stärken als diejenigen, die sich nur leichtere Gewichte vorstellten.8 In allen drei genannten Studien über das mentale Trainieren konnten die Probanden ihre Körperkraft allein durch Gedankenkraft messbar erhöhen. Sie fragen sich nun vielleicht, ob es auch Studien gibt, die erforschen, was passiert, wenn wir die gesamte Sequenz verfolgen – also nicht nur das imaginieren, was wir erschaffen wollen, sondern uns auch mit starken positiven Emotionen verbinden. Selbstverständlich gibt es solche Studien; davon wird schon bald die Rede sein.

Ein neuer Geist sendet dem Körper neue Signale

Um besser verstehen zu können, warum das mentale Training funktioniert, müssen wir uns kurz mit Gehirnanatomie und ein bisschen Neurochemie beschäftigen. Zunächst wollen wir auf die Stirnlappen eingehen; sie sitzen direkt hinter der Stirn und bilden das kreative Zentrum, jenen Teil des Gehirns, der Neues lernt, von neuen Möglichkeiten träumt, bewusste Entscheidungen trifft, Intentionen setzt etc. Er ist sozusagen der Oberchef. Die Stirnlappen ermöglichen es uns, zu beobachten, wer wir sind, und zu bewerten, was wir tun und wie wir uns fühlen. Sie sind auch der Sitz des Gewissens. Das ist wichtig, denn wenn wir uns unserer Gedanken mehr bewusst sind, können wir sie auch besser lenken.

Konzentrieren wir uns beim mentalen Probelauf wirklich auf das gewünschte Ergebnis, dann sind die Stirnlappen unsere Verbündeten, denn sie drehen sozusagen die »Lautstärke« der Außenwelt zurück, damit uns die über unsere fünf Sinne einströmenden Informationen weniger ablenken.

Wie Gehirn-Scans zeigen, verringert sich bei hoher Konzentration – zum Beispiel beim mentalen Probelauf – die Wahrnehmung von Zeit und Raum,9 weil die Stirnlappen die Verarbeitung von Sinneseindrücken (über die wir unseren Körper im Raum spüren) unterdrücken. Sie mindern auch die Aktivität der motorischen Zentren (die für Körperbewegungen zuständig sind), der assoziativen Zentren (wo Gedanken über die Identität und die Person, die wir sind, sitzen) sowie der Schaltungen in den Scheitellappen (wo wir Zeit verarbeiten). Wir können über unsere Umwelt, unseren Körper und sogar über die Zeit hinausgehen und sind so eher in der Lage, Gedanken, die wir gerade denken, realer zu machen als die äußeren Eindrücke.

Sobald Sie sich eine neue persönliche Zukunft vorstellen, an eine neue Möglichkeit denken und bestimmte Fragen stellen – zum Beispiel, wie wäre es, ohne diese Schmerzen und Begrenzungen zu leben –, springt der Stirnlappen an und steigert seine Aufmerksamkeit. In Sekundenschnelle erzeugt er sowohl eine Absicht, gesund zu sein (so können Sie sich klar darüber werden, was Sie kreieren und was sie nicht mehr erfahren wollen), als auch ein mentales Bild des Gesundseins, sodass Sie sich vorstellen können, wie das sein wird.

In seiner Leitungsfunktion setzt sich der Stirnlappen mit allen anderen Teilen des Gehirns in Verbindung und fängt an, neuronale Netze auszuwählen, um als Antwort auf diese Frage eine neue Geisteshaltung zu erzeugen. Man könnte sagen, er wird zu einem Dirigenten, der eine Symphonie dirigiert, die alten Vernetzungen zum Schweigen bringt (das »Ausdünnen« der Neuroplastizität) und andere neuronale Netze aus anderen Teilen des Gehirns auswählt und sie miteinander verschaltet, um eine neue Geisteshaltung zu erzeugen, die das Vorgestellte widerspiegelt. Der Stirnlappen verändert den Geist – das heißt, er lässt das Gehirn in anderen Sequenzen, Mustern und Kombinationen arbeiten. Wenn der Stirnlappen andere neuronale Netze auswählt und sie nahtlos gleichzeitig einschaltet, erscheint vor Ihrem geistigen Auge bzw. im Stirnlappen ein neues Bild bzw. eine neue innere Darstellung.

Jetzt wollen wir noch ein bisschen auf die Neurochemie eingehen. Wenn der Stirnlappen genügend viele neuronale Netze so orchestriert, dass sie beim Fokus auf eine klare Absicht gemeinsam feuern, kommt der Augenblick, in dem der Gedanke im Geist zur Erfahrung wird – dann ist die innere Realität realer als die äußere Realität. Sobald der Gedanke zur Erfahrung wird, fühlen Sie, wie sich das betreffende Ereignis in der Realität anfühlen würde (wie wir ja wissen, sind Emotionen die chemischen Signaturen von Erfahrungen). Das Gehirn stellt einen anderen chemischen Botenstoff her – ein Neuropeptid – und schickt es zu den Körperzellen. Das Neuropeptid sucht bei unterschiedlichen Zellen nach den passenden Rezeptorstellen bzw. Dockingstationen, um seine Botschaft an die Hormonzentren zu überbringen, und schließlich erhält die DNA der Zellen die Botschaft, dass das Ereignis stattgefunden hat.

Bekommt die DNA in einer Zelle diese neuen Informationen vom Neuropeptid, dann reagiert sie darauf und schaltet Gene ein (Hochregulieren) und aus (Herunterregulieren), um diesen neuen Seinszustand zu unterstützen. Man kann sich dieses Hoch- und Herunterregulieren wie Lichter vorstellen, die sich erhitzen und heller werden bzw. abkühlen und dunkler werden. Wird ein Gen »hell«, ist es aktiviert und stellt ein Protein her. Schaltet sich ein Gen ab, wird es deaktiviert und dunkler bzw. schwächer – dann produziert es auch nicht mehr so viel Protein. Diese Effekte sind im physischen Körper an messbaren Veränderungen zu erkennen.

Ein Blick auf die Abbildungen 5.1A und 5.1B. zeigt, wie der Körper nur durch Gedanken verändert werden kann.

Abb. 5.1A

Abb. 5.1B

In Abb. 5.1A wird anhand des Flowcharts aufgezeigt, wie Gedanken durch eine Kaskade simpler Mechanismen und chemischer Reaktionen kausal den Körper verändern. Daraus ergibt sich: Wenn neue Gedanken durch das Aktivieren neuer neuronaler Netze und die Produktion gesünderer Neuropeptide und Hormone (die den Zellen neue Signale schicken und epigenetisch neue Gene aktivieren, die daraufhin neue Proteine herstellen) den Körper verändern und die Proteinexpression ein Ausdruck des Lebens und der körperlichen Gesundheit ist, dann ist in Abb. 5.1B zu sehen, wie Gedanken den Körper heilen können.

Stammzellen: Unsere mächtigen gesammelten Potenziale

Stammzellen sind die nächste Ebene des Puzzles. Sie sind zumindest teilweise dafür verantwortlich, wie scheinbar Unmögliches möglich wird. Offiziell sind es undifferenzierte biologische Zellen, die sich spezialisieren können; sie bilden das Rohmaterial. Werden diese unbeschriebenen Blätter aktiviert, dann verwandeln sie sich in beliebige, gerade vom Körper benötigte Zellen – Muskelzellen, Hautzellen, Nervenzellen, Immunzellen und sogar Gehirnzellen –, um verletzte bzw. beschädigte Zellen in den Geweben, Organen und Systemen des Körpers zu ersetzen. Man kann sich Stammzellen wie Eiskugeln vorstellen, bevor aromatisierter Sirup darübergegossen wird; oder wie Tonklumpen, die auf der Töpferscheibe darauf warten, zu Tellern, Schalen, Vasen oder Bechern geformt zu werden; oder auch wie eine Rolle silbernes Isolierband, mit dem man an einem Tag eine undichte Rohrleitung reparieren kann und aus dem am nächsten Tag ein Ballkleid entsteht.

Wir wollen an einem Beispiel aufzeigen, wie Stammzellen funktionieren. Wenn Sie sich in den Finger schneiden, muss der Körper den Schnitt in der Haut heilen. Durch das lokale physische Trauma wird von außen ein Signal an die Gene geschickt. Das entsprechende Gen wird aktiviert und stellt die passenden Proteine her, die wiederum die Stammzellen anweisen, sich in gesunde, funktionsfähige Hautzellen zu verwandeln. Das traumatische Signal vermittelt der Stammzelle die Information, sich in eine Hautzelle auszudifferenzieren. Solche Heilungsprozesse durch Genexpression wurden für die Leber, Muskeln, Haut, die inneren Organe, das Knochenmark und sogar für das Gehirn und das Herz dokumentiert.10

Wie entsprechende Studien gezeigt haben, wird bei der Wundheilung von Probanden, die sich in einer hoch emotionalen negativen Verfassung befinden, die Botschaft an die Stammzellen nicht deutlich übermittelt. Ist das Signal durch Interferenzen gestört, so wie ein Radiosignal durch andere elektromagnetische Signale verrauscht, wird die potenzielle Zelle nicht kohärent stimuliert, eine nützliche Zelle zu bilden. Wie wir schon im Abschnitt über die Stressreaktion und das Leben im Überlebensmodus gehört haben, dauert die Heilung dann länger, weil ein Großteil der Energie des Körpers gebraucht wird, um mit der Emotion (z.B. Ärger) und ihren chemischen Auswirkungen fertig zu werden. Es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt für Schöpferisches, Wachstum und Nährendes – es herrscht gerade eine Notsituation.

Wenn Sie sich also in Anlehnung an den Placeboprozess mit einer klaren Absicht in eine entsprechend ausgerichtete mentale Verfassung bringen und das mit einer nährenden, höheren Emotion zusammenbringen, können die dadurch ausgelösten Signale nicht nur die Zell-DNA erreichen und zur Produktion gesunder Proteine führen, die die Struktur und die Funktionen des Körpers fördern, sondern auch aus latenten Stammzellen, die nur darauf warten, von der richtigen Botschaft aktiviert zu werden, brandneue, gesunde Zellen entstehen lassen.

Man kann sich diese Stammzellen wie Monopoly-Spielkarten vorstellen, auf denen »Du kommst aus dem Gefängnis frei« steht: Sobald man sie sieht bzw. aktiviert, ersetzen sie Zellen an geschädigten Körperstellen und schaffen einen Neubeginn. Diese Fähigkeit der Stammzellen erklärt die Heilungen bei mindestens der Hälfte der wirksamen Placebo-Operationen, ob es nun um Arthrose im Knie oder eine Bypass-Operation geht (wie in Kapitel 1 beschrieben).

Wie die innere Ausrichtung und höhere Emotionen die Biologie verändern

Es war ja schon von Emotionen und ihrer entscheidenden Rolle bei der Heilung des Körpers die Rede; jetzt wollen wir näher auf dieses Thema eingehen. Die höhere Emotion, mit der wir während der Konzentration auf den mentalen Probelauf auf neue Gedanken reagieren, ist sozusagen der Turbolader für unsere Bemühungen, weil Emotionen epigenetische Veränderungen beschleunigen. Wir brauchen diese emotionale Komponente nicht; die Studienteilnehmer, die ihre Muskeln durch mentales Gewichtheben gestärkt haben, mussten nicht erst in Verzückung geraten, um ihre Gene zu verändern. Aber bei jedem mentalen Training inspirierten sie sich und sagten: »Härter! Härter! Härter!« Diese beständige Emotion wirkte als energetischer Katalysator.11 Verbleiben wir in einer solchen höheren Emotion, können wir, ähnlich wie bei der Placebo-Reaktion, in kürzerer Zeit eindrucksvollere Ergebnisse erreichen.

Erinnern Sie sich an die Lach-Studie aus Kapitel 2? Wie japanische Forscher herausfanden, waren durch das Anschauen einer einstündigen Comedy-Show 39 Gene hochreguliert worden; 14 davon hatten mit der Aktivität der natürlichen Killerzellen des Immunsystems zu tun. Mehrere andere Studien wiesen einen Anstieg unterschiedlicher Antikörper nach dem Anschauen eines lustigen Videos nach.12 Untersuchungen der University of North Carolina in Chapel Hill zeigten zudem, dass positive Emotionen den vagalen Tonus steigern – ein Maß für die Gesundheit des Vagusnervs, der wesentlich an der Regulierung des autonomen Nervensystems und der Homöostase beteiligt ist.13 In einer japanischen Studie wurden Babyratten fünf Tage nacheinander täglich fünf Minuten gekitzelt, um positive Emotionen zu stimulieren; das Gehirn dieser Ratten bildete neue Neuronen aus.14

In all diesen Fällen konnten die Probanden dank starker positiver Emotionen reale physische Veränderungen für eine bessere Gesundheit auslösen. Positive Emotionen lassen Körper und Gehirn aufblühen.

Ein Blick auf das Muster bei vielen Placebo-Studien zeigt: Sobald jemand eine klare Absicht einer neuen Zukunft hat (den Wunsch nach einem Leben ohne Schmerzen oder Krankheit) und diese mit einer höheren Emotion verbindet (Erregung, Hoffnung, Vorfreude auf ein Leben ohne Schmerzen oder Krankheit), ist der Körper nicht mehr in der Vergangenheit, sondern lebt in dieser neuen Zukunft, denn er kann, wie wir gesehen haben, nicht zwischen einer durch tatsächliches Erleben und einer durch Gedankenkraft ausgelösten Emotion unterscheiden. Die durch neue Gedanken ausgelöste bessere emotionale Verfassung ist also eine entscheidende Komponente in diesem Prozess. Es sind neue Informationen, die auf die Zelle einwirken – und für den Körper ist die Erfahrung aus der äußeren oder inneren Umgebung dieselbe.

Erinnern Sie sich noch an Mr. Wright aus Kapitel 1? Als er an das neue, hochwirksame Medikament dachte und sich vorstellte, wie es ihn heilen könnte, wurde er so aufgeregt, dass er seinem Arzt keine Ruhe mehr ließ, bis er es schließlich bekam. Zu diesem Zeitpunkt hatte er keine Ahnung, dass die Substanz wirkungslos war. Aber sein Gehirn unterschied nicht zwischen seinen emotional geladenen mentalen Vorstellungen des Gesundseins und tatsächlichem Gesundsein. Sein Körper reagierte automatisch im Sinne seiner Erwartung. Sein Geist und sein Körper arbeiteten zusammen und sandten neuen Genen neue Signale. Das, und nicht das »hochwirksame neue Medikament«, ließ seine Tumore schrumpfen und ihn gesund werden, erzeugte seinen neuen Seinszustand.

Dann erfuhr Mr. Wright von den Tests, denen zufolge das Medikament nicht wirkte. Er kehrte zu seinen alten Gedanken und alten Emotionen zurück – seiner alten Programmierung –, und seine Tumore kehrten ebenfalls zurück, was keine Überraschung war. Sein Seinszustand veränderte sich erneut. Doch als er von seinen Ärzten erfuhr, er könnte eine verbesserte Version seines früheren, wirksamen Medikaments erhalten, stieg seine Erregung wieder. Er glaubte wirklich, die neue Version würde wirken, weil er das vorher ja so erlebt zu haben meinte.

Als er sich nochmals für die Möglichkeit von Gesundheit öffnete und neue Gedanken dazu dachte, fing sein Gehirn wieder an, die entsprechenden neuronalen Verbindungen zu aktivieren und zu vernetzen, und er schuf einen neuen Geist. Seine ganze Aufregung und Hoffnung kehrten zurück, und diese Emotion erzeugte genau die chemischen Stoffe im Körper, die seine neuen Gedanken unterstützten. Und wieder konnte sein Körper nicht zwischen Gedanken und Gefühlen des Gesundseins und tatsächlichem Gesundsein unterscheiden. Und wieder reagierten Gehirn und Körper, als ob das, was er sich vorstellte, bereits geschehen wäre – und seine Tumore verschwanden erneut.

Nachdem dann in der Zeitung zu lesen war, seine »Wunderdroge« sei ein Reinfall gewesen, kehrte er ein allerletztes Mal zu seinem alten Denken und seinen alten Emotionen zurück – und wieder kehrte damit auch seine alte Persönlichkeit und sein altes Ich zurück, ebenso wie die Tumore. Es gab kein Wundermedikament – er selbst war das Wunder. Und es gab kein Placebo – er selbst war das Placebo.

Wir sollten uns also logischerweise nicht nur darauf konzentrieren, negative Emotionen zu vermeiden, beispielsweise Angst und Wut, sondern bewusst aus dem Herzen kommende, positive Emotionen pflegen – Dankbarkeit, Freude, Erregung, Begeisterung, Faszination, Ehrfurcht, Staunen, Vertrauen, Wertschätzung und Selbstbestimmtheit –, um gesundheitlich maximal davon zu profitieren.

Wenn wir Kontakt mit positiven, expansiven Emotionen wie Freundlichkeit und Mitgefühl haben – Emotionen, die übrigens unser Geburtsrecht sind –, dann, so haben Studien ergeben, wird tendenziell ein anderes Neuropeptid namens Oxytocin freigesetzt, welches die Rezeptoren in der Amygdala, dem Teil des Gehirns, das Furcht und Angst erzeugt, auf natürliche Weise abschaltet.15 Wenn uns die Angst nicht mehr im Wege steht, können wir unendlich mehr Vertrauen, Vergebung und Liebe fühlen. Wir denken weniger eigennützig und eher selbstlos. Indem wir diesen neuen Seinszustand verkörpern, öffnen unsere neuronalen Schaltkreise das Tor zu unendlichen Möglichkeiten, die wir uns vorher nie hätten vorstellen können, denn jetzt stecken wir nicht unsere gesamte Energie in Überlegungen, wie wir überleben könnten.

Forscher haben Körperbereiche identifiziert – Darm, Immunsystem, Leber, Herz und viele andere Organe –, die Rezeptorstellen für Oxytocin haben. Diese sprechen daher leicht auf die starke Heilkraft des Oxytocins an, welche zur Zunahme an Blutgefäßen im Herzen führt,16 das Immunsystem stimuliert,17 die Beweglichkeit des Darms erhöht18 und den Blutzuckerspiegel normalisiert.19

Noch einmal zurück zum mentalen Probelauf: Wie wir gelernt haben, ist der Stirnlappen dabei unser Verbündeter, und zwar weil er uns hilft, uns aus dem Körper, der Umwelt und der Zeit auszuklinken – den drei Hauptpunkten, auf die wir uns im Überlebensmodus fokussieren. Der Stirnlappen hilft uns, über uns hinauszugehen und einen Zustand reinen Bewusstseins zu erreichen, in dem wir kein Ego haben.

In dieser neuen Verfassung, in der wir uns das Gewünschte vorstellen, ist unser Herz offener, und positive Emotionen können uns durchfluten. Jetzt arbeitet die Schleife aus dem Fühlen dessen, was wir denken, und dem Denken dessen, was wir fühlen, zu unseren Gunsten. Die eigennützigen Denkweisen des Überlebensmodus existieren nicht mehr, denn die Energie, die wir auf unsere Überlebensbedürfnisse gelenkt haben, wurde freigesetzt und steht uns für Schöpferisches zur Verfügung, so als hätte jemand die Miete oder die Hypothekenrate für diesen Monat schon bezahlt und wir könnten jetzt mit dem frei gewordenen Geld nach Belieben spielen.

Somit ist hoffentlich verständlich, warum eine wiederholte, mit erweiternden, erhabenen Emotionen verbundene, klare Beabsichtigung einer neuer Zukunft schließlich zu einer neuen Geisteshaltung führt, in der uns diese neuen Gedanken realer erscheinen als unsere frühere, eingeschränkte Sicht der Wirklichkeit. Wir sind endlich frei. Und je mehr wir diese Emotion wirklich annehmen, desto leichter können wir uns in die Möglichkeit verlieben, die wir uns vorgestellt haben.

Der Symphonie-Dirigent (der Stirnlappen) fühlt sich wie ein Kind im Süßwarenladen; aufgeregt und freudig sieht er all die kreativen Möglichkeiten für neue neuronale Verbindungen, die neue neuronale Netze bilden können. Und während der Dirigent uns von dem alten Seinszustand abhängt und die Schaltkreise dieses neuen Seinszustands einschaltet, überbringen die Neurochemikalien den Zellen neue Botschaften. Durch diese epigenetischen Veränderungen schicken die derart informierten Zellen neuen Genen neue, machtvolle Signale – und zwar noch bevor die Veränderungssignale aus der Außenwelt eintreffen. Jetzt warten wir nicht mehr auf den Wandel und hoffen auf den Wandel – wir sind der Wandel.

Zurück ins Kloster

Wir kommen an dieser Stelle noch einmal auf die Studie vom Beginn dieses Kapitels zurück, in der ältere Männer so taten, als ob sie wieder jünger wären, und sich dadurch tatsächlich physisch verjüngten. Das Geheimnis, wie sie das gemacht haben, ist nun gelüftet.

Als diese Männer im Kloster ankamen, zogen sie sich aus ihrem vertrauten Leben zurück und wurden nicht mehr daran erinnert, wer sie auf Basis ihres jeweiligen äußeren Umfelds zu sein meinten. Zu Beginn des Retreats hatten sie eine sehr klare Absicht: so real wie möglich vorzugeben, sie wären wieder jünger (durch physisches und mentales Trainieren, da beides Gehirn und Körper verändert). Sie schauten Filme, lasen Zeitschriften, hörten Radio- und sahen Fernsehsendungen aus der Zeit, als sie 22 Jahre jünger waren, ohne die Störungen der heutigen Zeit. Dadurch konnten sie die Realität ihres aktuellen Alters – 70, 80 Jahre und noch älter – loslassen.

Sie lebten, als ob sie wieder jung wären. Sie hegten jüngere Gedanken und Gefühle, und ihre Gehirne feuerten neue Neuronensequenzen, neue Neuronenmuster und neue Neuronenkombinationen ab – die teilweise seit 22 Jahren nicht mehr aktiviert worden waren. Da alles in ihrem äußeren Umfeld und auch die eigenen, erregten Vorstellungen bereitwillig mitspielten, damit diese Erfahrung sich real anfühlte, konnte ihr Gehirn nicht unterscheiden, ob sie nun tatsächlich 22 Jahre jünger waren oder das nur vorgaben. So konnten sie innerhalb weniger Tage genau die genetischen Veränderungen signalisieren, die widerspiegelten, wer sie waren.

Dadurch produzierte ihr Körper Neuropeptide, die zu ihren neuen Emotionen passten, und diese sandten neue Signale an die Körperzellen. Die entsprechenden Zellen ließen diese chemischen Botenstoffe ein und beförderten sie sogleich zur DNA im Zellkern. Dort angekommen, wurden neue Proteine produziert, und diese Proteine suchten entsprechend ihren Informationen nach neuen Genen. Als das Gesuchte gefunden war, entrollten die Proteine die DNA, aktivierten das entsprechende Gen und lösten damit epigenetische Veränderungen aus, die wiederum neue Proteine produzierten, die den Proteinen ähnelten, wie sie 22 Jahre jüngere Männer haben. Und wenn der Körper dieser Männer gerade nicht die erforderlichen Teile zur Verfügung hatte, um das zu kreieren, was die epigenetischen Veränderungen erforderlich machten, nahm das Epigenom sich einfach Stammzellen zu Hilfe, um das Benötigte zu produzieren.

Je mehr epigenetische Veränderungen stattfanden und je mehr Gene aktiviert wurden, desto mehr physische Verbesserungen wurden bewirkt, bis die Männer, die durch die Tore des Klosters zurück in ihr Leben tanzten, nicht mehr dieselben waren, die gerade mal eine Woche vorher hereingeschlurft waren.

Und ich versichere Ihnen: Das hat nicht nur bei diesen Männern funktioniert – es kann auch bei Ihnen funktionieren! Für welche Lebensrealität entscheiden Sie sich? Und wer geben Sie vor zu sein? Könnte es wirklich so einfach sein?

***

1 S. Schmemann, »End Games End in a Huff«, New York Times (20.10.1996), http://www.nytimes.com/1996/10/20/weekinreview/end-games-end-in-a-huff.html.

2 J. Corbett, »Aaron Rodgers Is a Superstar QB out to Join Super Bowl Club«, USA Today (20. Januar 2011), http://usatoday30.usatoday.com/sports/football/nfl/packers/2011-01-19-aaron-rodgers-cover_N.htm.

3 J. Nicklaus, Golf My Way, mit K. Bowden (New York: Simon & Schuster, 2005), S. 79.

4 H. H. Ehrsson, S. Geyer und E. Naito, »Imagery of Voluntary Movement of Fingers, Toes, and Tongue Activates Corresponding Body-Part-Specific Motor Representations«, Journal of Neurophysiology, Bd. 90, Nr. 5: S. 3304–3316 (2003).

5 A. Pascual-Leone, D. Nguyet, L. G. Cohen u.a., »Modulation of Muscle Responses Evoked by Transcranial Magnetic Stimulation During the Acquisition of New Fine Motor Skills«, Journal of Neurophysiology, Bd. 74, Nr. 3: S. 1037–1045 (1995).

6 V. K. Ranganathan, V. Siemionow, J. Z. Liu u.a., »From Mental Power to Muscle Power: Gaining Strength by Using the Mind«, Neuropsychologia, Bd. 42, Nr. 7: S. 944–956 (2004); G. Yue und K. J. Cole, »Strength Increases from the Motor Program: Comparison of Training with Maximal Voluntary and Imagined Muscle Contractions«, Journal of Neurophysiology, Bd. 67, Nr. 5: S. 1114–1123 (1992).

7 S. Cohen, »Mental Gymnastics Increase Bicep Strength«, New Scientist, Bd. 172, Nr. 2318: S. 17 (2001), http://www.newscientist.com/article/dn1591-mental-gymnastics-increase-bicep-strength.html#.Ui03PLzk_Vk.

8 A. Guillot, F. Lebon, D. Rouffet u.a., »Muscular Responses During Motor Imagery as a Function of Muscle Contraction Types«, International Journal of Psychophysiology, Bd. 66, Nr. 1: S. 18–27 (2007).

9 I. Robertson, Mind Sculpture: Unlocking Your Brain’s Untapped Potential (New York: Bantam Books, 2000); S. Begley, »God and the Brain: How We’re Wired for Spirituality«, Newsweek 7. (Mai 2001), S. 51–57; A. Newburg, E. D’Aquili und V. Rause, Why God Won’t Go Away: Brain Science and the Biology of Belief (New York: Ballantine Books, 2001).

10 Rossi, The Psychobiology of Gene Expression.

11 Yue und Cole, »Strength Increases from the Motor Program«; N. Doidge, The Brain That Changes Itself (New York: Viking Penguin, 2007).

12 K. M. Dillon, B. Minchoff und K. H. Baker, »Positive Emotional States and Enhancement of the Immune System«, International Journal of Psychiatry in Medicine, Bd. 15, Nr. 1: S. 13–18 (1985–1986); S. Perera, E. Sabin, S. Nelson u.a., »Increases in Salivary Lysozyme and IgA Concentrations and Secretory Rates Independent of Salivary Flow Rates Following Viewing of Humorous Videotape«, International Journal of Behavioral Medicine, Bd. 5, Nr. 2: S. 118–128 (1998).

13 B. E. Kok, K. A. Coffey, M. A. Cohn u.a., »How Positive Emotions Build Physical Health: Perceived Positive Social Connections Account for the Upward Spiral Between Positive Emotions and Vagal Tone«, Psychological Science, Bd. 24, Nr. 7: S. 1123–1132 (2013).

14 T. Yamamuro, K, Senzaki, S. Iwamoto u.a., »Neurogenesis in the Dentate Gyrus of the Rat Hippocampus Enhanced by Tickling Stimulation with Positive Emotion«, Neuroscience Research, Bd. 68, Nr. 4: S.285–289 (2010).

15 T. Baumgartner, M. Heinrichs, A. Vonlanthen u.a., »Oxytocin Shapes the Neural Circuitry of Trust and Trust Adaptation in Humans«, Neuron, Bd. 58, Nr. 4: S. 639–650 (2008).

16 M. G. Cattaneo, G. Lucci und L. M. Vicentini, »Oxytocin Stimulates in Vitro Angiogenesis via a Pyk-2/Src-Dependent Mechanism«, Experimental Cell Research, Bd. 315, Nr. 18: S. 3210–3219 (2009).

17 A. Szeto, D. A. Nation, A. J. Mendez u.a., »Oxytocin Attenuates NADPH-Dependent Superoxide Activity and IL-6 Secretion in Macrophages and Vascular Cells«, American Journal of Physiology: Endocrinology and Metabolism, Bd. 295, Nr. 6: S. E1495–501 (2008).

18 H. J. Monstein, N. Grahn, M. Truedsson u.a., »Oxytocin and Oxytocin-Receptor mRNA Expression in the Human Gastrointestinal Tract: A Polymerase Chain Reaction Study«, Regulatory Peptides, Bd. 119, Nr. (1–2): S. 39–44 (2004).

19 J. Borg, O. Melander, L. Johansson u.a., »Gastroparesis Is Associated with Oxytocin Deficiency, Oesophageal Dysmotility with HyperCCKemia and Autonomic Neuropathy with Hypergastrinemia«, BMC Gastroenterology, Bd. 9: S. 17 (2009).

***