Veredeln – ja oder nein?
Die Ausprägung der Wurzeln unterscheidet sich von Sorte zu Sorte mitunter stark. Manche bilden ein sehr gutes Wurzelsystem, während andere Sorten mit Mühe und Not gerad so ein paar kleine Wurzeln produzieren können. Aus diesem Grund und wegen Wurzeln befallenden Nematoden hat sich das Veredeln entwickelt. Es werden dazu mindestens zweierlei verschiedene Sorten vorgezogen, welche dann zu einer einzelnen zusammengefügt werden. Üblicherweise wird als sogenannte Unterlage eine stark wurzelnde Sorte, z.B. roter Kürbis, verwendet und darauf die gewünschte andere Sorte veredelt. Es ist nicht besonders schwierig Tomaten selbst zu veredeln, dennoch würde es den Rahmen dieses Buches sprengen weiter darauf einzugehen. Es sei nur gesagt, dass das Veredeln nicht unter allen Umständen sinnvoll ist. Manche Sorten haben einen so üppigen Wurzelwuchs, dass diese auch sehr gut ohne eine Veredelung zurechtkommen und in ihrem Wachstum dadurch nur gestört würden. Bei anderen Varietäten macht es jedoch durchaus Sinn. Auch die Widerstandsfähigkeit gegen bestimmte Bodenschädlinge oder auch die Korkwurzelkrankheit sind ein Argument dafür. Bei veredelten Pflanzen ist später beim Auspflanzen nur darauf zu achten, dass die Veredelungsstelle nicht mit unter die Erde kommt, da sich an dieser sonst neue Wurzeln bilden und sich die Pflanzen wieder trennen können. Ich persönlich veredle nicht, da dies bei meinen vielen Sorten sehr aufwändig wäre, mein Ertrag mehr als ausreichend ist und ich nur bei wenigen Sorten einen wirklichen Vorteil feststellen konnte. Zudem müsste durch die Zusammenwachszeit noch früher mit der Anzucht begonnen werden. Wenn es Ihnen also nicht rein um den Ertrag geht und keine Probleme mit Nematoden bestehen, dann pflanzen Sie ihre vorgezogenen Sprösslinge lieber einmal mehr um, sodass sich ein noch stärkeres Wurzelsystem entwickeln kann.
Umtopfen
Wenn Sie qualitativ gute Pflanzen vorziehen wollen, sollten diese mindestens noch einmal in einen tieferen Topf gepflanzt werden. Dies kann etwa 3 Wochen nach dem pikieren erfolgen, sobald der erste Topf vollständig durchwurzelt ist. Ziehen Sie vorsichtig die Pflanze samt dem Wurzelballen aus dem Topf und überprüfen Sie die Durchwurzelung. Verwenden Sie zum Umtopfen vorgedüngte Erde und pflanzen Sie die Tomate wieder deutlich tiefer ein als zuvor. Entfernen Sie dazu guten Gewissens die unteren Blätter. Dadurch ermöglichen Sie es der Pflanze noch mehr Wurzeln zu bilden und damit noch kräftiger zu werden. Oft schauen die jungen Pflänzlein kurz nach dem Umtopfen etwas mitgenommen aus. Machen Sie sich deswegen aber keine Sorgen. Versuchen Sie einfach Stress für die Pflanzen zu vermeiden. Gießen Sie nicht zu stark, halten Sie die Temperatur konstant um die 20 Grad und vermeiden Sie zu viel direkte Sonne. Die Pflanze wird auf das Umtopfen mit verstärkten Wurzelwuchs reagieren, auch wenn oberflächlich nicht sofort eine Veränderung sichtbar ist.
Abbildung 20: Einmal pikierte Tomatenpflanze