Wie viel und wie oft ist richtig?
Anders als Sie, haben Tomaten den Vorteil, dass Sie im Boden wachsen. Dieser bildet ein natürliches Reservoir an Nährstoffen. Je nachdem ob ihr Boden zu einem größeren Teil sandig oder lehmig ist, hält er die Nährstoffe schlechter oder eben besser. In einem sandigen Untergrund werden folglich mehr Nährstoffe ausgewaschen als auf einen lehmigen Boden. Eine Überdüngung auf ersterem ist deshalb auch nur schwerer möglich. So weit wollen Sie es jedoch gar nicht kommen lassen. Sie wollen ja schließlich, dass der verwendete Dünger von den Pflanzen genutzt wird und nicht ins Grundwasser ausgewaschen wird. Dies schont Ihren Geldbeutel und auch die Umwelt.
Die Menge des konkret eingesetzten Düngers hängt unmittelbar vom Boden und dem Zustand ihrer Pflanze ab. Kennen Sie die Schwächen ihrer Erde (Bodenanalyse!), die Entwicklungsphasen der Pflanze mit dem jeweiligen Nährstoffbedarf und die Bilder bestimmter Mangelsymptome. So können Sie genau erkennen, was von Ihnen zugeführt werden muss, ohne eine Überdüngung zu provozieren.
Organisch oder konventionell
Diese Debatte wird meist zu ideologisch geführt und oft ohne jeglicher Fakten. Zunächst einmal sei gesagt, dass den Pflanzen mehr oder minder egal ist, aus welchen Quellen sie ihre Nahrung beziehen. Die Pflanze interessiert es nicht, ob ihr benötigter Stickstoff aus Kompost oder aber Kunstdünger kommt. Auch der Geschmack und die enthaltenen Nährstoffe verbessern sich durch die Verwendung von Kunstdünger eher als sie sich verschlechtern.
Dennoch hat Kunstdünger natürlich auch seine Nachteile. Die verfügbare Menge an abbaubarem Phosphor sinkt jährlich, abgeleitete überflüssige Nährstoffe gelangen in das Grundwasser und lassen wegen ihrer eutrophierenden Wirkung ganze Seen umkippen. Doch auch eine übermäßige Verwendung von natürlichem Dünger kann eine solche Wirkung haben. Es kommt auf die absolute Menge des eingesetzten Nährstoffs, sowie die Wirkungsgeschwindigkeit an. Achten Sie also auf die Umwelt und verwenden nur so viel Dünger wie wirklich benötigt wird. Wenige Hobbygärtner haben ihre Pflanzen bisher mit einer Unterdüngung, wohl aber mit einer Überdüngung zerstört.
Düngen im jeweiligen Entwicklungsstadium
Die Hauptnährstoffe
Eine Pflanze durchläuft verschiedene Entwicklungsstufen. Sie muss Keimen, erste Blätter bilden, in die Länge wachsen, schließlich Blüten bilden, Früchte ansetzen und dabei noch neue Samen bilden. In jeder Stufe werden andere Nährstoffe in verschiedenen Konzentrationen benötigt um ein optimales Wachstum gewährleisten zu können.
Die ersten Tage sollten die Keimlinge überhaupt nicht gedüngt und nur spärlich bewässert werden. Die jungen Wurzeln verbrennen leicht und sollen am Anfang dazu ermutigt werden, selbst nach Nahrung und Wasser zu suchen. Danach kann vorsichtig mit einer Mischung aus Stickstoff und Phosphor weiter gedüngt werden. Phosphor fördert das Wurzelwachstum und Stickstoff das vegetative Pflanzenwachstum. Fügen Sie nur weiteren Stickstoff hinzu, falls die Tomatenpflanzen besonders hellgrün wirken und nur langsam wachsen sollten.
Beim Auspflanzen sollte wieder mit einem etwas stärkeren Phosphordünger gegossen werden, damit sich die Wurzeln schnell in der neuen Umgebung zurecht finden und sich ausbreiten können. Ein Schuss zusätzliches Kalium wirkt zudem als ein natürliches Frostschutzmittel. Gerade wenn Sie es riskieren sollten etwas früher auszupflanzen, kann dies die Chance auf ein Überleben der Pflanzen erhöhen.
Während des Blatt- und Stammwachstums ist ein stickstoffbetonter Dünger vorzuziehen. Dieser sollte jedoch auch mit geringer dosierten, anderen Nährstoffen ergänzt werden. Geringe Stickstoffgaben sind völlig ausreichend, da sonst die Blütenbildung verzögert oder fast gänzlich behindert wird. Dann hätten Sie zwar eine riesige Pflanze, aber keine Tomaten. Wir wollen schließlich keinen Salat produzieren. Die Blätter sind nur ein Mittel zum Zweck um die Früchte zu ernähren und meistens reichen dafür weniger aus als man gemeinhin denken mag.
Haben die Pflanzen eine Höhe erreicht, in welcher Sie Früchte tragen sollten, ist es notwendig den Stickstoff stark zu reduzieren und den Phosphor- und Kaliumanteil deutlich zu erhöhen. Stickstoff steht durch die erhöhten Temperaturen während diesem Zeitraum normalerweise in ausreichenden Mengen zur Verfügung, sollten Ihre Pflanzen trotz ausreichender Bewässerung und warmen Temperaturen kaum mehr weiter wachsen, ist eine kleine Stickstoffgabe dennoch eine gute Idee. Gerade wenn viele Früchte gebildet wurden und die Pflanze viel Energie auf diese verwenden muss. Das Phosphor und Kalium verbessern die Blütenproduktion und den Fruchtansatz und erhöhen so den jeweiligen Ertrag.
Sind nun erste kleine Tomaten zu sehen, benötigen die Pflanzen viel Kalium. Reduzieren Sie deshalb etwas den Phosphoranteil und erhöhen Sie den für Kalium. Schwach konzentrierte Dünger mit mehreren Nährstoffen, sowie regelmäßigen Gaben sind Einzelnährstoffdüngern vorzuziehen.
Spurennährstoffe
Gelegentliche Gaben von Spurennährstoffen wie etwa in Bittersalz oder Lithovit enthalten, fördern die Entwicklung zusätzlich.
Blattdünger
Gerade wenn Ihre Pflanzen Mangelsymptome zeigen sollten, eignet sich die Verwendung von Blattdünger besonders gut. Hierbei sollte Sie jedoch größtmögliche Vorsicht walten lassen, da Tomatenblätter nur sehr geringe Konzentrationen vertragen. Testen Sie den Blattdünger deshalb zunächst erst an einer Pflanze und warten Sie einen Tag ab wie sie reagiert. Erst danach sollten Sie Ihre übrigen Pflanzen behandeln. Als Zeitpunkt für die Anwendung sollten Sie den Abend wählen und direkte Sonneneinstrahlung möglichst zu vermeiden. Ein kleiner Tropfen Schmierseife oder ein extra Benetzungsmittel verbessern die Wirkung des Düngers. Besonders bei Stickstoffmangel, kann eine solche Düngung schon innerhalb weniger Stunden eine deutliche Verbesserung anzeigen. Vor einigen Jahren habe ich meine Tomaten zu früh ausgepflanzt und Sie wurden von einem leichten Frost erwischt. Viele Blätter waren daraufhin leicht gelb oder sogar violett. Um Sie zu retten, habe ich mit Stickstoffblattdünger gesprüht und schon nach wenigen Stunden sah man eine merkliche Verbesserung. Die Pflanzen wuchsen in der darauf folgenden Zeit dann sehr aggressiv. Jedoch habe ich auch schon ganze Pflanzen dadurch zerstört, als ich bei zu starker Sonneneinstrahlung ein zu starkes Mittel versprüht habe. Blattdünger wirkt wirklich in sehr geringen Konzentrationen. Je nach Mittel verwende ich etwa 1ml/l.
Sobald schon Früchte an der Pflanze hängen verwende ich Blattdünger nur sehr ungern, da ich nicht möchte, dass irgendwelche Substanzen an meine Früchte gelangen. Außerdem müsste ich diese sonst jedes Mal waschen, bevor ich sie direkt vom Strauch naschen könnte.
Abbildung 27: Tomatenvielfalt