Die geheimen Tätigkeiten eines Rückholers und Bodyguards.
Wer sind diese Männer, die nirgendwo wirklich in Erscheinung treten?
Auftraggeber, Behörden und Regierungen reden nicht über sie. Ihre Aufgaben bleiben vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen.
Sie kennen nur ein Ziel - ihren Job zu erledigen. Moral und Ethik sind nur noch Worte die aus ihrem Wortschatz verbannt wurden. Denn nur so lassen sich diese Jobs erledigen.
Ohne nachzudenken sind sie bereit sich selbst zu opfern, denn das eigene Leben hat keinen Wert, nur das Leben und Überleben der Zielperson zählt.
Anders als die Spezialeinsatzkommandos der Regierung oder des Militärs die für ähnliche Aufgaben ausgebildet und eingesetzt werden, unterstehen wir nur unserem Auftraggeber.
Wir gehören zum Krisenmanagement einer Versicherungsgesellschaft, sind aber trotzdem freiberuflich tätig und erhalten für jeden Auftrag unseren Sold.
Viele würden es einen modernen Söldner nennen, doch diese Betitelung hat einen leicht bitteren Beigeschmack für mich.
Söldnern sagt man nach, sie seien Männer ohne Ehre.
Es bleibt allerdings die Frage, wann hat man nun Ehre und wann nicht?
Dies sollte nicht eine Betitelung entscheiden, denn Begriffe wie Contractor oder Operator sind in der heutigen Zeit renommierter, doch wohl nicht so zutreffend wie Rückholer.
Und doch sind wir wohl nur bezahlte Arbeitnehmer um die sich der Arbeitgeber keine genauen Gedanken macht und auch nicht machen will.
Wie jeder andere Arbeitnehmer auch erledigen wir nur unseren Job. Doch bei unserem Job geht es um Leben und Tod.
Ein Jeder von uns weiß, dass er entbehrlich ist und dass niemand kommen wird um ihm zu helfen wenn etwas schief geht. Man gehört keiner Regierung an und im Einsatz trägt keiner von uns eine Landeskennung.
Jedem ist klar, was dies bedeutet.
Trotz dieses Wissens, dass man auf sich selbst gestellt ist, glaubt man daran etwas Gutes zu tun und die Welt ein wenig zu verbessern.
Obwohl die eigenen Verluste kalkulierbar sind, hofft man natürlich das so wenig wie möglich passiert, denn der Zufall und vor allem Fehlinformationen lassen die Lebenserwartung eines jeden Einzelnen radikal sinken.
Einige Leute werden über all das was ich hier in diesem Buch geschrieben habe nicht gerade glücklich sein. Es ist eine beunruhigende Geschichte, die zeigt wie gewissenlos manche Unternehmen arbeiten und dass Menschenleben kaum etwas wert sind.
Das Sicherheitsinteresse steigt stetig und private Sicherheitsunternehmen werden nur dann zur Verantwortung herangezogen, wenn man sie bei illegalen Handlungen auf frischer Tat ertappt.
Bestes Beispiel ist hierfür die ehemalige Sicherheitsfirma Academy gegründet 1997 und betrieben bis 2007, dann Black Water USA bis 2009, Blackwater Worldwide bis 2011 und Xe Services LLC die seit 2014 Teil der Constellis Holdings ist.
Geschützt durch die amerikanische Regierung konnte dieses Unternehmen äußerst fragwürdige Unternehmungen durchführen ohne dass die Mitglieder jemals wirklich zur Rechenschaft gezogen wurden.
Und wenn dann doch mal etwas nach außen sickert - und das kommt nur sehr selten vor – dann wird halt lieber vertuscht oder es werden die Tatsachen durch Fehlinformationen ins rechte Licht gerückt.
Selbst Regierungsorganisationen wie Geheimdienste müssen sich ab und an öffentlich oder vor einer gewählten Körperschaft rechtfertigen.
Private Geiselbefreiung erfordert hingegen nur drei Aspekte, nämlich Geld, Menschen und Geheimhaltung. Geld gibt es reichlich und Menschen, die bereit sind das nötige Risiko einzugehen sind leicht und schnell zu finden.
Doch die Geheimhaltung ist ein anderes Thema. Die Unternehmungen erfordern von Natur aus eine beträchtliche Geheimhaltung, eine die meistens bei den Geheimdiensten endet. Sie sind es, die über alles Bescheid wissen und die jeweiligen Sicherheitsunternehmen unterstützen bzw. Unternehmungen, wenn sie einen Vorteil dadurch haben oder sogar später einfordern können.
Mein eigener Anteil an den Ausgängen dieser Evakuierungsmissionen ist nur klein. Auf Grund einiger guter und schlechter schicksalhafter Fügungen, einer immensen Portion Glück und wegen des großen Mutes meiner Teamkameraden bin ich heute in der Lage diese Story nieder zu schreiben.
Diejenigen die an solchen Missionen teilnahmen, werden von einigen als Helden betrachtet und von anderen als Söldner. Doch sogenannte Helden tun Dinge die kein anderer jemals wagen würde.
Nicht weil sie es tun wollen, nicht aus Eitelkeit oder Nächstenliebe sondern weil sie es tun müssen. Diese Tätigkeiten drängen sie auf gefährliche Wege und dunkle Pfade.
Ich war einer dieser Weggefährten und nur das zählt für mich. Es ist eine Schwäche jedes Autors diese Geschichte aus der Ich-Perspektive zu schreiben, nur um zu sehr im Rampenlicht zu stehen.
Dies ist unfair, sowohl was die ganze Geschichte als auch was meine Teamkameraden betrifft. Meine Kameraden verdienen mehr Lob als ich selbst.
War ich es doch der von ihnen profitierte. Sie waren es, die mich auf Grund ihrer Ausbildungen und langjährigen Erfahrungen daran teilhaben ließen und mein Überleben sicherten.
Der vorrangige Inhalt dieses Buches soll keine Heldengeschichte erzählen, sondern aufzeigen das es überall nur um Profit geht und Menschenleben nichts wert sind.
Der Leser wird erfahren, woran ich mich erinnere, was ich erlebte und was ich über meine Erfahrungen denke.
Es ist eine Geschichte des Zusammenhaltes und des bitteren Kampfes ums nackte Überleben. Bewusst habe ich mich dafür entschieden, sachlich und nüchtern die Ereignisse zu schildern, wie sie zu jener Zeit stattgefunden haben und doch quälen mich bis heute Alpträume. Starke Emotionen wie Hass, Schuld, aber auch das Wissen etwas Gutes getan zu haben, haben sich tief in mein Unterbewusstsein eingeprägt und begleiten mich in jedem Augenblick.
Was vorbei ist, ist vorbei könnte man meinen und doch begleitet es uns bis an unser Lebensende.