Erstens: Alles, was auch nur daneben gehen kann, geht garantiert daneben. Deshalb muss man bei der Planung eines Operationseinsatzes alle nur erdenklichen Fehler mit einkalkulieren.
Prüfen der Möglichkeiten. Was ist die optimale Vorgehensweise - Lösung für das vorhandene Problem?
Sichten und Prüfen der vorgeschlagenen Lösungen auf Grund aller verfügbaren Informationen, Tatsachen, früherer Erfahrungen, möglicher Folgen. Freie Äußerung der Meinung und Gefühle aller Gruppenmitglieder, Befragung von Experten, Abwägen und Werten der verschiedenen Vorschläge.
Zweitens: Es genügt nicht, dass die beteiligten Teammitglieder und Zielpersonen den Plan überleben.
Der ausgearbeitete Plan muss auch die Fehlentscheidungen aller Beteiligten überleben.
So ist zum Beispiel das Zitat von Sunzi „Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen“ immer noch aktuell. Ohne eine Stärken-Schwächen-Analyse des Angriffsplans kann man nicht erfolgreich sein.
Drittens: Die Entscheidung. Was machen wir also?
Festlegen auf eine der vorgeschlagenen und geprüften Möglichkeiten oder einen Kompromiss auf der Grundlage von Konsens. Zusammenfassung der Diskussion, Testen der Übereinstimmung, Entscheidung, sich festlegen und trotzdem Flexibel bleiben.
Viertens: Das Planen der Ausführung. Wie gehen wir vor?
Welche Teilaufgaben ergeben sich? Was für eine Ausrüstung wird benötigt? Welche Mittel stehen uns zur Verfügung? Wie ist der zeitliche Ablauf des Planes? Welche Informations- und Entscheidungsträger außerhalb der Gruppe müssen benachrichtigt, konsultiert und gewonnen werden?
Fünftens: Die beteiligten Personen vor Ort. Wer übernimmt was? Wie können die Aufgaben- und Aufbaufunktionen innerhalb des Teams wahrgenommen werden? Welche Fähigkeiten haben die einzelnen Teammitglieder? Was können sie einbringen? Was können sie übernehmen? Um das schöpferische Potential einer Gruppe auszunutzen, müssen alle Teammitglieder ungehindert ihre Einsichten, Ideen, Fähigkeiten, Wünsche usw. einbringen können.
Die drei Operationsanalysten übernahmen nun das Gespräch und informierten uns über unseren Einsatz und Einsatzort. Ford wandte sich sogleich mit folgenden Worten an uns: „Wir wissen, dass sich diese Kerle in einem ziemlich begrenzten und isolierten Gebiet aufhalten.
Laut den neuesten Informationen haben sie nur minimale Sicherheitsvorkehrungen, ergo ein leichtes Spiel für euch“.
Tom unterbrach Ford mit folgenden Worten. „Wenn ich das schon höre“. „Möchten sie auch etwas dazu sagen Tom?“, frage Ford etwas genervt. „Klar, immer wenn ihr sagt das es ein leichtes Spiel ist, entpuppt es sich genau als das Gegenteil, mir sagt das, ihr habt in Wirklichkeit keine genauen Informationen oder irre ich mich da?“ Ich hatte keine Informationen zu vorangegangenen Einsätzen. Ich wusste, dass Tom hoch intelligent war und wenn er dies so sagte musste wohl etwas Wahres dran sein.
Das Problem bei jeder unserer Angriffsplanungen war, dass wir keine konkreten Informationen über das Ziel - Gebäude und Geiselnehmer hatten. Somit gibt es keine Möglichkeit die Geiselbefreiung vorher perfekt zu simulieren. Es fehlten uns die genauen Grundrisse – maßstabsgetreue Zeichnungen vom jeweiligen Gebäude. Jeder Schritt in ein Gebäude barg enorme Risiken, da es nur oberflächliche Zeichnungen gab. Diese Operation entwickelte sich sehr schnell. Wir hatten sie so gut wie möglich geplant und vorbereitet, wie es in der kurzen Zeit möglich gewesen war, doch wir hatten sie nicht proben können.
Es gab eine Menge unkalkulierbare Faktoren, das Wetter war beschissen und die Operation würde in Brasilien stattfinden. Unsere Firma war den brasilianischen Behörden ein Dorn im Auge und würden sie uns erwischen, hätten wir immense Schwierigkeiten. Alles was wir machten war geheim, denn schließlich arbeiteten wir in fremden Ländern oder im Inland und setzten uns über deren Gesetze hinweg.
Es war eine Operation mit geringem Spielraum, bei der eine Menge schiefgehen konnte. Schon der kleinste Fehler könnte sich durch den Feind, das Wetter oder Murphys Gesetz zu einer Katastrophe entwickeln. Die Planungsvorbereitung mit dem Analyse Team war nun abgeschlossen. Jetzt ging es nur darum abzuwarten wann der Einsatz beginnt.
Es war also eine Frage des Abwartens und wir waren gut darin. Geduld gehörte für uns zum Handwerk, wie für alle Jäger. Eine Weile herrschte schweigen. Während dem Essen plauderten wir über dies und das, doch im Grunde warteten wir nur darauf, dass es endlich losging. In der Zwischenzeit checkten wir unsere Ausrüstung und machten uns bereit.
Vor und nach jedem Einsatz säuberten wir unsere Waffen.
Jeder von uns achtete peinlichst genau auf seine Waffen, waren sie doch auf jeden Einzelnen perfekt eingestellt. Ich öffnete eine kleine Schachtel zur Waffenreinigung und verteilte verschiedene Utensilien wie Zahnbürste, Rundbürste für den Lauf, Wattestäbchen und das kleine Ölfläschchen auf einem weichen Tuch. Mit einem kleinen Hebel vor dem Abzug ließ sich der Schlittenfang der Glock 19 abnehmen, sodass die Waffe in zwei Teile auseinander fiel: den Lauf und den Griff samt Magazin.
Ich entfernte die Spiralfeder und vergewisserte mich, dass nichts ausgefranst oder abgebrochen war. Mit einem Blick in den Lauf stellte ich fest dass nichts verbogen war. Mehrere Minuten verbrachte ich mit dem Reinigen. Dann baute ich die Waffe wieder zusammen und testete die Mechanik, indem ich die Waffe auf ein Bild an der Wand richtete und abdrückte. Die Abzugsmechanik klickte. Die Glock 19 war soweit in Ordnung.
Ich hatte vier Magazine mit je neunzehn Schuss.
Nun drückte ich jede einzelne Patrone heraus, um sie nach möglichen Defekten abzusuchen. Die glänzenden Patronen lagen in Reihe und Glied nebeneinander aufgereiht auf einem Tuch. Ich bevorzugte Hohlspitzgeschosse.
Ein Hohlspitzgeschoss (englisch Hollow Point, kurz HP) ist eine für Lang- und Kurzwaffen verwendete Munitionsart, deren Merkmal eine Aushöhlung an der Geschossspitze ist.
Diese Aushöhlung bewirkt, dass sich die Kugel beim Aufprall pilzförmig deformiert und seine Querschnittsfläche vergrößert.
Durch die geringere Querschnittsbelastung eines aufgepilzten Geschosses wird mehr Energie auf das Zielmedium übertragen. Es kann dabei zur vollständigen Energieabgabe kommen, die einen „Steckschuss“ zur Folge hat. Bei solch einem Steckschuss wird die gesamte durch das Geschoss übertragene Energie abgegeben. Im Gegensatz dazu wird bei einem Durchschuss nur ein Teil davon abgegeben, da sonst das Geschoss nicht weiterfliegen könnte.
Mit der Verringerung der Querschnittsbelastung sinkt aber auch die Durchschlagskraft eines Geschosses. Durch die Aushöhlung wird eine wesentlich schnellere und meistens stärkere Deformation als bei Teilmantel geschossen erreicht.
Dies bewirkt, dass das Geschoss schon bei geringerer Tiefe eine gute Wirkung erzielt.
Geschosse mit hoher Energieabgabe haben eine hohe Mannstopwirkung. Die Einschusslöcher waren sehr klein, aber wenn sie auf einen Knochen traf, zersplitterte die weiche Spitze wie eine kleine Minigranate und zerfetzte alles in unmittelbarer Nähe. So eine Kugel sollte den Körper nicht verlassen sondern zerstören.
Dann überprüfte ich meine Stilette in der Armschiene ob der Auslöser ordnungsgemäß funktionierte. Tadellos sprang die Klinge aus der Halterung hervor. Das Messer war einer Sonderanfertigung, genau nach meinen Wünschen angefertigt. Es war immer am rechten Unterarm und in einer für mich eigens angefertigten Vorrichtung platziert. Bei einer bestimmten Bewegung mit meiner rechten Hand schnellte es von einer Feder angetrieben blitzschnell in meine rechte Handfläche und war sofort einsatzbereit.
Inspiriert wurde ich zu diesem ausgefallenen Messer mit seiner Mechanik durch den Film Taxi Driver mit Robert De Niro. In einer Filmszene bewegte er seinen Arm und wie durch Zauberei flog eine Faustfeuerwaffe in seine Hand.
Das Stilett ist eigentlich eine dem Parierstangendolch verwandte Stichwaffe mit norditalienischer Herkunft. Es ist normalerweise schlanker und kleiner als der herkömmliche Dolch, seine Parierstangen sind immer gerade und recht kurz.
Sein hervorstechendstes Merkmal aber ist seine schmale, extrem steife Klinge, die einen vierseitigen Querschnitt hat und nadelspitz ist. Extrem kleine Papierstangen, gerade so groß, dass der Daumen beim Zustechen nicht rüber rutscht.
Der Griff war genau den Fingern meiner rechten Hand angepasst, sodass ich einen perfekten Halt hatte, wenn ich es benutzen musste. Ich entschied mich für diese Art von Waffe mit seiner speziellen Halterung aus mehreren Gründen. Zum einen war sie sehr leicht da sie eine extrem kleine Klinge hat und zum anderen was noch vorteilhaft war, ich brauchte die Waffe nicht erst aus einer Scheide ziehen, wenn ich sie benötigte. Sie flog geradezu in meine Hand wenn ich den Auslöser betätigte. Alles war in einem tadellosen Zustand.
Das Stiletto war deshalb mein Favorit, weil es ein Tod bringender Dolch mit einer schmalen Klinge ist, die zum Ende hin breiter und an der Spitze wieder sehr schmal wird.
Perfekt um jemanden lautlos zu töten. Zum Schluss säuberte ich mein Kommandoschwert. Die extrem geschärfte Klinge war schwarz und funkelte mich geradezu mit einem teuflischen Grinsen an. Ich trug das Schwert hinten am Rücken, so konnte ich es bequem aus der Scheide ziehen. Alle Waffen waren kontrolliert und einsatzbereit. Es konnte nun losgehen.
Wir hatten unsere persönlichen Vorbereitungen nun abgeschlossen.
Wir waren exakt gleich gekleidet in einem schwarzen Einsatzoverall und oberhalb die kugelsichere Weste aus zentimeterdickem Kevlar und mit weiteren Platten versehen um eine Weste mit Schutzklasse SK4 zu erhalten. Diese würden sogar den Kugeln eines AK47 standhalten. Über der kugelsicheren Weste waren wir mit einer taktischen Weste bekleidet.
Eine taktische Weste besteht im Grunde genommen aus vielen Schlaufen, mit denen man seine Einsatzausrüstung am Körper befestigen kann. So zum Beispiel waren sie mit Ersatzmagazinen, Hand- oder Blendgranaten, Sprechfunk, Morphiumspritzen und mit Verbandsmaterial bestückt. Sie hatte auch den Vorteil, dass man sie ablegen konnte ohne die ballistische Weste entfernen zu müssen.
Unsere Gesichter waren voll mit Tarnfarben bestrichen und sahen sehr unterschiedlich aus. Manch einer von uns trug einen Dschungelhut, eine Gesichtsmaske oder einen breiten Schal der über den Kopf gezogen werden konnte.
Ich selbst hatte einen 3mm kurzen Haarschnitt und bemalte, bei solchen Einsätzen, meinen ganzen Kopf mit einem zweifarbigen Tarnfarbenstift. Schwarze Einsatzstiefel sowie schwarze Kevlar-Einsatzhandschuhe rundeten unser Aussehen ab. Keiner von uns trug ein Rangabzeichen oder einen sonstigen Hinweis auf seine wahre Identität.
Wir gehörten keiner offiziellen Stelle an und wussten um die Risiken wenn man uns erwischte. Was uns auf den ersten Blick unterschied war allerdings die Bewaffnung.
Drei von uns hatten wie immer Scharfschützengewehre.
Igor bevorzugte eine russische Variante. Das WSS-Wintores ist ein schallgedämpftes, russisches Scharfschützengewehr.
Es verschießt Unterschall-Spezialmunition im Kaliber 9 x 39 mm.
Das Gewehr hat eine Reichweite von bis zu 400 Meter und zeichnete sich durch seinen integrierten Schalldämpfer, fast völlige Geräuschlosigkeit sowie eine gute Mannstoppwirkung aus.
Iman und Tom waren Fans von einem Repetiergewehr. Das McMillan TAC-50 ist ein Scharfschützengewehr mit Kaliber 12,7 x 99 mm NATO (.50 BMG). Der schwere Lauf kann mit einer Mündungsbremse ausgestattet werden, um den starken Rückschlag des großen Kalibers abzufangen. Optional wurde aber die Mündungsbremse durch einen Schalldämpfer ersetzt.
Der Schaft bestand aus glasfaserverstärktem Kunststoff und wird durch ein aufklappbares Zweibein ergänzt.
Da die Waffe keine offenen Visiere hatte konnte sie mit verschiedenen Zielfernrohren und Nachtsichtgeräten ausgestattet werden. Die anderen trugen ein Sturmgewehr mit Schalldämpfer der Marke Heckler & Koch. Das HK G36 Kaliber 5,56 x 45mm ist mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten von Feuerarten wie Dauerfeuer, Feuerstoß oder Einzelfeuer und einer Kadenz von 750 Schuss/min. ausgestattet. Jeder trug eine Automatik Glock 19 mit Schalldämpfer in einem rechten Oberschenkelholster sowie ein Kampfmesser nach Belieben in einer Scheide.
Dies war die Standardausrüstung, doch jeder konnte sich mit weiterem Equipment seiner Wahl ausstatten bzw. bewaffnen. Ich selbst trug auf der linken Seite mein Kampfmesser, doch mein bevorzugtes Messer war das Stilett.
Unterhalb meiner taktischen Weste verbarg ich mein schwarzes Kampfschwert in einer Rückenhalterung. Mein erster Auftrag, er konnte beginnen.
Goldmann kam zu uns und sagte: „Meine Herren, dass diese Missionen für Männer sind, die sich nicht in jeder Sekunde an die eng gesetzten Grenzen der Gesetzgebung sprich Politik halten müssen, ist ihnen wohl klar. Vorrangiges Ziel ist es immer die Geisel zu befreien und das unter Anwendung aller notwendigen Maßnahmen.
Sie sind zudem besser dazu geeignet, oftmals unbequeme Entscheidungen zu treffen, auch und gerade in Situationen, in denen den Behörden die Hände gebunden sind. Also gehen sie los und tun ihren Job.“