Ein Wirtschaftsfaktor |
Wir haben dargestellt, weiche wirtschaftliche Bedeutung der Hanf in der Vergangenheit für die USA hatte. Es ist an der Zeit, an seine Zukunft zu denken.
Wir behaupten, daß ein Ende des amerikanischen Marihuanaverbotes sich in sanften Wellen über die gesamte Wirtschaft ausbreiten würde: Eine gesunde Landwirtschaft würde Hanf anbauen und eine Vielzahl von Industriezweigen mit den Rohstoffen versorgen, die überall im Lande Millionen von Arbeitsplätzen sichern würden. Und der erarbeitete Wohlstand verbliebe in den jeweiligen Gemeinden.
Energie und Wirtschaft
Das 1980 erschienene Buch Solar Gas, der Science Digest, das Omni-Magazin, die Alliance for Survival, die bundesrepublikanischen Grünen und viele andere kommen zu dem Ergebnis, daß unsere wirklichen Lebenshaltungskosten zu 80 Prozent aus Energiekosten bestehen.
Es ist unbestreitbar: 82 Prozent aller Werte, die an der New Yorker Warenbörse und anderen Börsen der Welt gehandelt werden, stehen in direkter Abhängigkeit von
– der Öl- und Kohleindustrie (Exxon, Shell, Con Edison usw.),
– den Energieversorgungsunternehmen (den Betreibern von Pipelines, Öltankern u.ä.),
– den Raffinerien und Vertriebsgesellschaften (Exxon, Mobil, Shell u.a.).
Zweiundachzig Prozent! Das bedeutet, daß wir knapp 33 von 40 Stunden arbeiten, nur um den Energiekostenanteil der verbrauchten Güter und Dienstleistungen zu bestreiten (Transport, Heizung, Kochen, Licht). Die Einwohner Nordamerikas machen nur 5 Prozent der Weltbevölkerung aus. Aber in ihrer Gier nach dem ach so »reinen« Profit und in ihrer Produktivitätssteigerungswut verbrauchen sie 25 bis 40 Prozent des gesamten Weltenergiebedarfs. Mit welchen Kosten sich das zu Lasten der Umwelt niederschlägt, läßt sich nicht beziffern.
Die fossilen Energiequellen, die wir derzeit fast ausschließlich nutzen, verursachen rund 80 Prozent der Umweltverschmutzung zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Sie tragen also erheblich zu der langsamen Vergiftung unseres Planeten bei.1 Der günstigste Ersatz für diese teuren und unergiebigen Methoden der Energiegewinnung besteht weder in Windrädern und Sonnendächern noch im Einsatz geothermischer oder nuklearer Energie: Er besteht darin, das überall vorhandene Sonnenlicht zum Anbau von Biomasse auszunutzen.
Die Pflanze, mit der sich Biomasse im globalen Maßstab am effektivsten herstellen läßt, ist Hanf. Er ist der einzige nachwachsende Rohstoff, der sämtliche fossilen Brennstoffe ersetzen könnte.
Die ersten Ölmagnaten (Rockefeller von Standard Oil, Rothschild von Shell u. a.) beobachteten während der 20er Jahre mit einem an Paranoia grenzenden Argwohn Henry Fords kostengünstiges Verfahren zur Herstellung von Methanol.2 Sie reagierten darauf, indem sie die Ölpreise senkten und während der folgenden 50 Jahre derartig niedrig hielten, daß kein anderer Energieträger damit zu konkurrieren vermochte. Der Preis für das Barrel Rohöl (das entspricht 42 Gallonen oder rund 142 Litern) belief sich bis zu Beginn der 70er Jahre auf unglaubliche ein bis vier Dollar. Als die Herren ihres Energiemonopols endgültig sicher waren, zogen die Preise plötzlich an und stiegen in 10 Jahren auf knapp 40 Dollar pro Barrel.
Im Jahr 2000 werden die USA 80 Prozent ihrer Ölvorkommen verbraucht haben; die Kohlevorräte dürften etwa 100 Jahre länger vorhalten. Die Umstellung der Energiegewinnung auf Kohle bringt allerdings ganz entschiedene Nachteile mit sich. Der hohe Schwefelgehalt der Kohle ist eine wesentliche Ursache des sauren Regens – und des Todes von jährlich 50 000 Menschen in den USA und weiteren 5 000 bis 10 000 Menschen in Kanada.3
Die Herstellung von Treibstoffen aus Biomasse sollte also unverzüglich in Angriff genommen werden. Der Umweltverschmutzung würde endlich ein Riegel vorgeschoben, und wir wären nicht abhängig von Energieimporten.
Ein sauberer, nachwachsender Rohstoff für Treibstoffe
»Treibstoff« bzw. »Brennstoff« ist keineswegs gleichbedeutend mit »Erdöl«. Mit Energiegewinnung auf der Basis von Biomasse läßt sich die Brennstoffversorgung ohne weiteres sicherstellen – und es ließen sich Millionen neuer Arbeitsplätze schaffen. Aus Hanf-Biomasse gewonnene Treib- und Brennstoffe können sämtliche fossilen Brennstoffe ersetzen.
Mit dem Anbau von Hanf zur Gewinnung von Biomasse und Energie kann der C02-Zyklus ausgeglichen werden: Die Pflanzen »atmen« während ihres Wachstums ebensoviel CO2 ein, wie später bei ihrer Verbrennung wieder frei wird.
Der Stoffwechsel der Cannabispflanzen ist wie bei allen Pflanzen so beschaffen, daß sie während des Wachstums CO2 (Kohlendioxyd) »einatmen«. Aus diesem Gas entnehmen sie den für den Aufbau der Zellstrukturen notwendigen Kohlenstoff; der dabei freiwerdende Sauerstoff wird wieder »ausgeatmet« und spielt eine wichtige Rolle bei der globalen Stabilisierung der Atmosphäre. Wenn die kohlenstoffhaltige Biomasse bei der Energiegewinnung verbrannt wird, entsteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff wiederum Kohlendioxyd. Der C02-Kreislauf schließt sich, wenn im folgenden Jahr wieder neuer Hanf angebaut wird; das Verfahren kommt dem Ideal eines ökologischen Gleichgewichts sehr nahe.4
Wird die Biomasse der Pyrolyse unterzogen – einem Verfahren, bei dem organisches Material in einer sauerstoffarmen Umgebung oder unter völligem Luftabschluß extrem hohen Temperaturen ausgesetzt wird –, dann entsteht reine Holzkohle, die sich sauberer verbrennen läßt als Steinkohle oder Braunkohle.
Die Schwefelemissionen aus den Schornsteinen kohlebefeuerter Dampfkessel und Kraftwerke bilden eine der Hauptursachen des sauren Regens. Was in Neuengland als Regen vom Himmel fällt, liegt in seinem pH-Wert nicht selten irgendwo zwischen Essig und Zitronensaft. Derartig saurer Regen schadet allen Zellmembranen, die mit ihm in Kontakt kommen; den größten Schaden fügt er den einfachsten Lebensformen zu. Holzkohle hingegen ist schwefelfrei; wenn die Industrie anstelle der Stein- und Braunkohle Holzkohle verwenden würde, ließen sich diese Schwefelemissionen aus Verbrennungsprozessen drastisch reduzieren.
Durch das »Cracken« der Biomasse lassen sich flüssige Brennstoffe gewinnen, die ebenfalls keinen Schwefel enthalten. Diese Brennstoffe können fossile Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl ersetzen und bieten darüber hinaus noch den Vorteil, daß ihre Verbrennung die Atmosphäre nicht zusätzlich mit CO2 belastet.
Bei der Pyrolyse wird in etwa die Cracking-Technik angewandt, die von der Herstellung fossiler Brennstoffe aus Erdöl bekannt ist. Und die Gase, die während der Extraktion der Holzkohle und der flüssigen Brennstoffe entstehen, lassen sich außerdem noch zur Stromerzeugung verwenden!
Bei der Umwandlung der Biomasse entstehen nicht nur Energieträger wie Holzkohle, Öle, Methanol und (als Nebenprodukt der Prozeßwärme) Dampf, es fallen auch weitere für die Industrie wichtige Substanzen an: Azeton, Azetylen, Teer, Pech und Kreosot. In den 30er Jahren betrieb die Ford Motor Co. in Iron Mountains, Michigan, erfolgreich eine Anlage zum Cracken von Biomasse.5
Hanfsamen enthält 30 Volumenprozente Ol. Aus diesem Öl wurden bereits qualitativ hochwertiges Dieselöl sowie Schmierstoffe für Flugzeuge und Präzisionsmaschinen gewonnen. Seit undenklichen Zeiten wurde Hanföl in Öllampen verbrannt. Der Sage nach brannte Aladins Wunderlampe genauso mit Hanföl wie die Lampe Abrahams. Und zur Zeit von Abraham Lincoln war höchstens Waltran ein ähnlich weit verbreiteter Brennstoff.