Treib- und Brennstoffe aus Hanf

MATERIALIEN 1

Zur Ökologie

Da auf einem Morgen Land in vier Monaten 10 Tonnen Hanf geerntet werden können, gehört Hanf zu den leistungsstärksten Biomasseproduzenten.

Lynn Osburn schlägt vor, den Energiehunger der Industriegesellschaft mit landwirtschaftlichen Methoden zu stillen. Daß nach Ölfeldern tief unter dem Meeresspiegel, in der Wüste Saudi-Arabiens oder unter dem ewigen Eis der Arktis gesucht wird, soll der Vergangenheit angehören. Die Ölfelder der Zukunft, so die Vision Osburns, sind grün und werden von Bauern auf ihren Äckern jedes Jahr neu bestellt und geerntet.

Daß sich die Umwandlung von Biomasse in Brennstoff ökonomisch sinnvoll durchführen läßt, wurde zunächst in Laborversuchen, seit 1973 auch kontinuierlich in verschiedenen Pilotprojekten und landwirtschaftlichen Versuchen nachgewiesen. Während des Wachstums entzieht die Pflanze der Luft CO2, das sie während der Verbrennung wieder abgibt, so daß ein geschlossener Kreislauf entsteht.

Der Begriff Biomasse wird zur Beschreibung aller biologisch produzierten Materie benutzt. Die weltweite Produktion von Biomasse wird auf 146 Billionen Tonnen jährlich geschätzt, davon wird der größte Teil von wildwachsenden Pflanzen produziert. Manche Nutzpflanzen und Bäume können jährlich bis zu 20 Tonnen Biomasse pro Morgen Land produzieren, einige Algen und Gräser erreichen eine Masse von 50 Tonnen pro Jahr.

Diese Biomasse hat einen Heizwert von 5000 bis 8000 BTU/lb [British thermal unit/Pound], bei ihrer Verbrennung entstehen nur geringe Mengen Asche oder Schwefel. Würde man eine Fläche von etwa 6 Prozent des Landes der Vereinigten Staaten zur Produktion von Biomasse bepflanzen, könnte die derzeitige Nachfrage nach Öl und Gas vollständig befriedigt werden.

Dieses Ziel kann mit Hilfe des »Energy Farming« erreicht werden, ein Konzept, das auf der Gewinnung von Biomasse durch den von Farmern durchgeführten Anbau entsprechender Pflanzen und deren Weiterverarbeitung zu Brennstoff beruht.

Auszüge aus: Lynn Osburn, Energy Farming in America, Bach Publishing, 1989

Pyrolyse nennt man die Technik, organische Materie (holzzellulosehaltige Materialien) ohne bzw. mit geringer Sauerstoffzufuhr stark zu erhitzen. Dieser Prozeß kann Holzkohle, verdichtete organische Flüssigkeiten (pyrolytisches Öl), nicht-verdichtete Gase, Essigsäure, Azeton und Methanol ergeben. Der Prozeß kann so reguliert werden, daß Holzkohle, pyrolytisches Öl, Gas oder Methanol mit einer Effizienz von 95,5 Prozent hergestellt werden können (Verhältnis von Rohstoffverbrauch zu Ertrag).

Die Pyrolyse ist seit den Anfängen der Zivilisation bekannt. Die alten Ägypter praktizierten bereits die Destillation von Holz, sie nutzten den dabei entstehenden Teer und die Essigsäure für ihre Kunst des Einbalsamierens.

Durch die Umwandlung von Biomasse in Brennstoff mit Hilfe der Pyrolysetechnik können methanolgetriebene Autos entwickelt und die Emissionen der Kohle verstromenden Energiekraftwerke verringert werden. Gleichzeitig sorgt diese Technologie dafür, daß die landwirtschaftlichen Familienbetriebe Amerikas erhalten bleiben und das amerikanische Herzland in eine blühende Landschaft mit sauberen Energiequellen verwandelt wird.

Die Pyrolyse hat den Vorteil, daß dieselben Technologien angewendet werden können, die heute zur Verarbeitung von fossilen Rohstoffen wie Kohle und Erdöl genutzt werden. Zwar ist die Verbrennung von Kohle und Erdöl im Sinne des Verhältnisses von Einsatz zu Ertrag effizienter, unter den Gesichtspunkten des Umweltschutzes und der gesamten Wirtschaftlichkeit hat das Pyrolyseverfahren jedoch viele Vorteile.

Pyrolyseanlagen werden täglich in drei Schichten arbeiten. Die dort gewonnene Holzkohle und das Heizöl enthalten etwa 68 Prozent der Energie der unverarbeiteten Biomasse. Diese Holzkohle hat fast denselben Heizwert (in BTU) wie Kohle, enthält aber praktisch keinen Schwefel.

Pyrolytisches Heizöl hat dieselben Eigenschaften wie Heizöl der Klassen 2 und 6. Die gewonnene Holzkohle kann mit der Bahn billig zu allen städtischen Elektrizitätswerken transportiert werden, das Heizöl in Tanklastwagen; dadurch entstehen neue Arbeitsplätze für die Amerikaner. Wenn in diesen Kraftwerken pyrolytische Holzkohle statt fossiler Kohle verheizt wird, wird auch das Problem des sauren Regens langsam verschwinden.

Liefert dieses Energiesystem eines Tages genügend Öl für die Elektrizitätskraftwerke, dann wird es sich lohnen, komplexe Gasraffinerien zu errichten, um Methanol aus der Biomasse zu gewinnen oder durch Erweiterung solcher Anlagen synthetisches Benzin aus dem Methanol herzustellen.

Es muß also allen Farmern erlaubt werden, eine Pflanze anzubauen, die in 90 bis 120 Tagen 10 Tonnen Biomasse pro Morgen Land produziert. Diese Pflanze muß holzig sein, also einen hohen Holzzelluloseanteil haben, und in allen Klimazonen Amerikas gedeihen.

Gleichzeitig sollte sie auf fruchtbarem Boden nicht mit solchen Pflanzen konkurrieren, die der Nahrungsgewinnung dienen, sondern entweder abwechselnd mit diesen Pflanzen oder in Randgebieten angebaut werden, wo mit anderer Bepflanzung kein Gewinn zu erzielen ist.

Ist für den Farmer durch den Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung ein Profit zu erzielen, wird es nicht lange dauern, und 6 Prozent des amerikanischen Festlandes sind in dieser Weise kultiviert – genug, um unsere Wirtschaft von fossilen Energiequellen unabhängig zu machen. Wir werden dann die Atmosphäre nicht länger mit CO2 belasten und können den bedrohlichen Treibhauseffekt mit seinen katastrophalen Folgen für das Klima vermindern.

Wegen der Transportkosten sollten die Pyrolysekraftwerke nicht weiter als 50 Meilen von den Biomasse produzierenden Farmen entfernt sein. Unsere Kleinstädte werden durch die neuen Arbeitsplätze wieder mit Betriebsamkeit erfüllt sein.

Von allen nachwachsenden Rohstoffen ist Hanf die zur Energiegewinnung am besten geeignete Pflanze: Auf einem Morgen Land lassen sich in vier Monaten 10 Tonnen Biomasse produzieren. Es handelt sich um eine holzhaltige Pflanze mit einem Zelluloseanteil von 77 Prozent. Holz enthält 60 Prozent Zellulose.

Diese energiespendende Pflanze kann mit den gebräuchlichen Maschinen geerntet und mit leicht modifizierten Heuballenpressen transportfähig gemacht werden. Diese Methode komprimiert das Volumen und verringert somit auch die Transportkosten von den Feldern zu den Pryro-lyseanlagen. Die Ballen können dort einfach verbrannt werden.

Hanf ist unempfindlich gegen Dürre und eignet sich deshalb gut für die trockenen Regionen im Westen der Vereinigten Staaten. Nur mit der aus Hanf gewonnenen Biomasse kann sich dieses Land energiepolitisch unabhängig machen. Und diese natürliche Ressource hat unsere Regierung 1938 verboten!

Denken wir daran, daß Amerika in 10 Jahren, im Jahr 2000, 80 Prozent seiner Erdölreserven aufgezehrt hat. Werden wir dann gegen die Araber nur wegen des Privilegs, Auto fahren zu können, in den Krieg ziehen? Werden wir unser Land mit Kohleminen durchziehen und unsere Luft vergiften, damit wir noch einmal 100 Jahre Auto fahren können? Wollen wir unsere Wälder wegen des steigenden Energiebedarfs kahlschlagen?

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Hanflieferungen aus Asien von Japan unterbunden. Die Regierung antwortete in dieser Notlage mit der Aufhebung des Marihuanaverbots. Vaterländisch gesinnte amerikanische Farmer wurden aufgefordert, sich eine Lizenz für den Hanfanbau zu besorgen, und sie reagierten enthusiastisch. Auf vielen hunderttausend Morgen Land wuchs wieder Hanf.

Das gegen den Hanfanbau vorgebrachte Argument ist nicht stichhaltig: Hanf, der zur Gewinnung von Biomasse angebaut wird, liefert sehr schlechtes Marihuana. Die 20 bis 40 Millionen Amerikaner, die Marihuana rauchen, werden das aus diesem Hanf gewonnene Marihuana kaum nehmen, so daß die von Farmern geerntete Biomasse zur Marihuanagewinnung wertlos ist.