Des Kaisers neue Kleider |
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Alternativen zum Verbot
Wir haben gesehen, wie durchsichtig die Lügen sind, mit denen die Regierung das Marihuanaverbot begründet. Im folgenden Kapitel präsentieren wir einige Forschungsergebnisse, die die Regierung gerne unter Verschluß hielte. Außerdem behandeln wir verschiedene realistische Alternativen zum Verbot von Marihuana. Den Anfang aber wollen wir mit einer kleinen Fabel machen.
Die Geschichte von des Kaisers neuen Kleidern1
Es war einmal ein böser Kaiser, der von seinen Untertanen schrecklich hohe Steuern verlangte, weil er so verschwenderisch war und immer ganz teure und besondere Kleider trug, wie sie sonst niemand hatte.
Eines Tages kamen zwei Schwindler, die um eine Audienz beim Kaiser baten, denn sie seien berühmte Schneider und von sehr weit her gekommen. Sie erzählten dem Kaiser, sie hätten ein wundervolles, aus einem Goldfaden gewirktes neues Gewebe erfunden, das nur die besten, edelsten und weisesten Menschen sehen könnten. Und als der Kaiser ganz aufgeregt ein Muster dieses Stoffes sehen wollte, holten die beiden Männer eine leere Stoffrolle, zeigten sie ihm und fragten: »Ist das nicht ein wunderschöner Stoff?«
Der Kaiser, der kein einziges Fädchen sehen konnte, fing an, den Stoff begeistert zu loben, denn schließlich wollte er ja nicht als gewöhnlicher und dummer Mensch gelten.
Nun ließ er seine Minister kommen. Als ihnen erklärt worden war, was es mit diesem Stoff für eine Bewandtnis habe, und sie nach ihrer Meinung gefragt wurden, beteuerten auch sie alle um die Wette, daß dies wahrlich das aller-feinste und schönste Tuch der ganzen Welt sei.
Jetzt befahl der Kaiser den beiden Schneidern, ihm neue Kleider zu machen. Und als sie an ihm Maß genommen hatten, ordnete der Kaiser an, ihnen das Gold aus der Schatzkammer zu geben, damit es zu Faden gesponnen werden konnte. Die Schneider begannen sofort zu arbeiten. Tag und Nacht saßen sie auf ihren Tischen und taten, als ob sie zuschneiden und nähen würden. Voller Ungeduld kam der Kaiser mit seinen Ministern fast jeden Tag, um zu sehen, wie die Arbeit vonstatten ging.
Schließlich war er da, der große Tag, an dem sich das ganze Volk versammeln sollte, um die neuen Kleider des Kaisers zu sehen, für die die Leute so viel bezahlt und von denen sie so viel gehört hatten. Als sich dann der Kaiser zeigte und mit seinem Hofstaat vorbeistolzierte, starrten ihn alle mit offenen Mündern an. Aber weil sie sich nicht selber bloßstellen wollten, waren schließlich immer mehr Stimmen zu hören, die diese geheimnisvollen Kleider in den höchsten Tönen priesen. »Das ist das schönste Stück Arbeit, das ich je gesehen habe!« – »Herrlich!« – »Oh, solch ein Stöffchen, das hätte ich auch gerne!«
Der Kaiser, so stolz er auch vor seinen Untertanen paradierte, hatte mächtige Angst. Wenn sein Volk dahinterkäme, daß er selber die teuren neuen Kleider gar nicht sehen konnte, würde ihn das bestimmt seine Krone kosten.
Alles ging gut, bis er schließlich an einem kleinen Jungen vorbeikam, der mit dem Finger auf den Kaiser zeigte und rief: »Aber der hat ja gar nichts an!«
Was das unschuldige kleine Kind gesagt hatte, ging schnell von Mund zu Mund. Alle wußten jetzt, daß der Kaiser und seine Minister von Schwindlern überlistet worden waren. Manche lachten, andere fingen zu murren an. Waren es nicht die Steuern von ihnen allen, die da mit vollen Händen zum Fenster hinausgeworfen wurden? Zwar hörte der Kaiser, daß es in der Menge unruhig wurde, aber er konnte nicht zugeben, daß man aus ihm einen Narren gemacht hatte. Und so blieb er weiter der Narr. Nackt, wie er wat, setzte er seine Parade fort. Seine Minister stolzierten hinter ihm her und hielten die Schleppe seines Umhangs, den niemand sehen konnte, womöglich noch höher als vorher. Ungläubig starrte ihnen das Volk hinterher. Aber niemand unternahm etwas.
Und die Moral aus der Geschicht’...
Die Gesetze, die Hanf und Marihuana verbieten, sind wie der Kaiser, der keine Kleider trägt. Seine Krone behält er nur, weil er mit Polizeistaatsmethoden seine autoritäre Herrschaft verteidigt und zur Finanzierung seiner Wahngebilde die Schatzkammern des Volkes plündert.
Amerika, dieses großartige Land, wurde auf dem Grundsatz aufgebaut, daß jeder Mensch das »unveräußerliche Recht« auf »Leben, Freiheit und das Streben nach Glück« hat und daß jeder die Pflicht hat, diese Rechte zu verteidigen und alle »Kaiser« wegzujagen, die diese Rechte aus höhlen wollen. Es ist ein Verbrechen, daß Vertreter und Beamte der US-Regierung mit Steuergeldern eine Desinformationskampagne mit aalglatten Lügen und organisierter Vertuschung anzetteln und durchführen.
Ein Regierungsbeamter, der vorsätzlich in dieser Weise handelt oder plant – ob er nun Präsident, Vizepräsident, oberster Drogenjäger der Nation, der Kopf des FBI oder der CIA ist –, sollte dafür ins Gefängnis gebracht werden können. Die Bundesbehörden und der Oberste Gerichtshof der USA haben uns im Zuge der Marihuanaprohibition eine Vielzahl unserer – auf Hanfpapier geschriebenen – Bürgerrechte genommen. Einen Anlaß zu einem vergleichbar einschneidenden Verzicht auf Grundrechte hat es in der Geschichte der USA noch nie gegeben, niemand hielt das je für nötig, weder im Krieg, noch als es das Land vor Spionage oder anderen großen Verbrechen zu schützen galt. Und noch schlimmer ist, daß auf Druck und Veranlassung der USA in vielen Ländern auf der ganzen Welt eine ähnliche Politik verfolgt wird.
Die Folgen des Verbots
Wenn Ihnen Du Pont erzählt, daß uns allen »die Chemie ein besseres Leben« bringt, wird die Tatsache mit Schweigen übergangen, daß dies nur für 100 Jahre gelten kann und daß danach, wenn der Profit eingestrichen ist, der ganze Planet zum Untergang verdammt ist.
Wer in England oder Holland Drogen nimmt, wird als Mensch behandelt und kann sich Drogen verschaffen, ohne sich deshalb gezwungen zu sehen, das Leben anderer zu beeinträchtigen. Eine solche Politik hat sich in diesen Ländern inzwischen durchgesetzt, hat Erfolg und findet Anklang. Die Schweiz hat den Versuch unternommen, an bestimmten öffentlichen Orten den Drogenkonsum zu tolerieren.
Welchen Grund gibt es, Leute, die Hanf anbauen oder Haschisch rauchen, für ihr ganzes Leben als Kriminelle abzustempeln und zu verfolgen, während 35 Prozent aller Diebstähle und Raubüberfälle in Verbindung mit Heroindelikten stehen, 40 bis 50 Prozent der Morde, Vergewaltigungen und Verkehrsunfälle mit Alkohol zusammenhängen, und wenn Heroin in Gefängnissen leichter zu erhalten ist als auf der Straße?2
Wenn Dealern und dem organisierten Verbrechen die Geschäftsgrundlage für Heroin- und Drogenhandel genommen würde, käme es zu vielen Straftaten überhaupt nicht mehr. Während der Alkoholprohibition in den »Roaring Twenties« stieg die Anzahl der Morde stetig. Während der 10 Jahre, die auf ihre Aufhebung folgten, sank sie dagegen Jahr für Jahr.3
Wir sollten einen anderen Weg des Umgangs mit dem Drogenkonsum finden. Andernfalls werden wir unsere Freiheiten und unsere Kultur opfern müssen. Unsere Bücher und unsere Musik werden wir verlieren, nur die in die Höhe schießenden Energiekosten werden wir behalten. Wir sollten zur Einsicht kommen, daß Drogenverbrechen abnehmen, wenn man Süchtige wie Mitmenschen behandelt und nicht aus der Gesellschaft ausstößt. Ihnen sollte so geholfen werden, daß sie finanziell auf eigenen Füßen stehen können.
Unterdrückung auf High-Tech-Niveau
Um Amerika »marihuanafrei« zu machen, müßten wir alle, Kiffer und Nichtkiffer, nach und nach auf unsere Bürgerrechte verzichten, und zwar für immer! Wir müßten eine Mentalität entwickeln, wie sie Leute vom Schlage eines Lyndon LaRouche oder Edwin Meese, eines Jerry Falwell oder einer Nancy Reagan haben.
Mit dem Computer, der für uns alle von so großem Nutzen sein könnte, ist heute eine Gewissenserforschung und Bürgerausspähung möglich geworden, von der die Inquisitoren nur träumen konnten, als sie im Mittelalter gegen die Ketzer und das Aufmucken im »gemeinen Volk« zu Felde zogen und den Hexen das Handwerk legen wollten, weil diese die Geheimnisse der Hygiene oder von Heilkräutern wie dem Hanf kannten.4 Mit den neuen Techniken des Computerzeitalters kann man das Intimleben von Politikern, Richtern oder anderer einflußreicher Leute ausspionieren, der Korruption, Erpressung und Bestechung wird Tür und Tor geöffnet. Und die, die Macht ausüben, sind immer weniger kontrollierbar: Orwells Alptraum »1984« droht heute in Erfüllung zu gehen.
Verschwendung unserer Steuergelder
Bereits heute wird jeder zweite Dollar, der im »Krieg gegen die Drogen« ausgegeben wird, für die Bekämpfung des Marihuanakonsums verwendet...
70 bis 80 Prozent aller Personen, die in Bundes-, Staatsoder Gemeindegefängnissen sitzen, könnten als freie Menschen leben. Dieser Zustand dauert nun schon 60 Jahre. Mit anderen Worten: Amerika hat in seiner von Anslinger inspirierten Ignoranz schätzungsweise 700 000 (von insgesamt 1000 000 inhaftierten) Menschen in Haftanstalten gesperrt und über sie wegen »Verbrechen« den Stab gebrochen, die bis zum Harrison Act von 1914 schlimmstenfalls als eine dumme Angewohnheit galten. (Mit der Harrison-Verordnung verfügte der Oberste Gerichtshof 1924, daß Drogensüchtige nicht krank sind, sondern als gemeine Verbrecher zu behandeln seien.)
Daß wir Hearsts und Anslinger Propaganda und Lügen zum Evangelium haben werden lassen, hat den letzten drei Generationen von Amerikanerinnen und Amerikanern die Gehirne vernebelt und scheint ihnen den Mund gestopft zu haben. Radio- und Fernsehprediger haben Rockmusik als Werk des Satans bezeichnet; das sei »Voodoomusik«, hieß es. Eiferer wollen Rockmusik ganz verbieten, Schallplattenalben und Bücher verbrennen und jeden einsperren, der nicht mit ihnen übereinstimmt. Das will Carlton Turner. Das will Lyndon LaRouche. Das will William Bennett.
Obwohl es in der Geschichte des Landes noch nie so viele Gefängnisse gegeben hat, fordern politische Hardliner, noch mehr Gefängnisse zu bauen, die Steuern noch mehr zu erhöhen und diesen Wahnsinn immer weiter zu treiben ...
Zweierlei Maß
Was die körperliche Abhängigkeit und die psychisch-mentalen Auswirkungen betrifft, sind Opium, Morphium, Heroin, Dilaudad, Placidyl oder Quaaludes im Prinzip gleich; sie greifen alle in das Endorphin-Gleichgewicht des Körpers ein. (Endorphine sind körpereigene Schmerzdämpfer.)
Als der Vorsitzende Richter des Obersten Gerichtshofs, William Rehnquist, während einer Verhandlung »einnickte« – und andere Drogenabhängige für ihre Gewohnheiten ins Gefängnis schickte –, war das eine Folge seiner Gewohnheit, am Tag acht Placidyls zu nehmen. Sich mit Placidyl »high« zu machen und sich den mentalen Effekt zu verschaffen, an den sich auch Heroinuser gewöhnt haben, kostet genausoviel, wie ein Heroinabhängiger ausgeben muß, der seinen Stoff auf der Straße kauft – 70 bis 125 Dollar täglich.
Placidyl, das mit Quaaludes verwandt ist, ist ein starkes Betäubungsmittel, das auf den Straßen wegen seiner dämpfenden Eigenschaft beliebt ist. Nun wurde Rehnquist weder beim Ausplündern von Schnapsläden gesehen, noch ist etwa bekannt geworden, daß er Mitbürger körperlich verletzt oder sonst irgendeine der asozialen Verhaltensweisen an den Tag gelegt hätte, die man »Junkies« sonst zuzuschreiben pflegt.
Er konnte ohne Probleme das tun, woran er sich gewöhnt hatte, weil Placidyl frei erhältlich und zu einem Preis zu haben ist, den er sich leisten kann. Seiner Droge liegt eine Beschreibung bei, wie oft und in welcher Dosis er sie zu sich nehmen kann, während Menschen, die verbotene Drogen nehmen, sich mit groben Schätzungen – Mengenangaben von der Art wie »so viel, wie auf ein Pennystück paßt« – behelfen müssen.
Selbst die Regierung gibt zu, daß 80 Prozent der Überdosen illegaler Drogen wahrscheinlich vermieden werden könnten, wenn sie portioniert und mit entsprechenden Gebrauchshinweisen und Warnungen versehen wären.
Die Ignoranz der Politik
Während wir an diesem Buch arbeiteten, haben wir auch mit Senatoren, Parlamentsabgeordneten, Richtern, Polizisten, Staatsanwälten, Wissenschaftlern, Historikern, Nobelpreisträgern, Zahnärzten und Ärzten gesprochen. Sie alle wußten ein wenig über die Geschichte und die Nutzungsmöglichkeiten von Cannabis, aber fast niemand war über die allgemeinen Hintergründe und Anwendungsmöglichkeiten informiert, abgesehen von Spezialisten, die wie Ungerlieder, Mikuriya und andere dazu langjährige Forschungen angestellt oder wie Ed Rosenthal, Dean Latimer und Michael Aldrich darüber geschrieben hatten.
Anläßlich einer großen NORML-Spendenaktion im Februar 1983 sprachen wir privat mit dem damaligen Senator von New Mexico, Michael Aldrich. Er gehörte eine ganze Dekade zu den führenden Pro-Marihuana-Politikern, und in bezug auf Hanf war er wahrscheinlich der kenntnisreichste Volksvertreter der Vereinigten Staaten. Angesichts all der medizinischen, wirtschaftlichen und historischen Fakten, die wir über Hanf zusammengetragen hatten, stellten wir ihm die Frage, warum die Regierung Hanf nicht einfach legalisiere.
Wir waren bestürzt, als er antwortete, daß er eigentlich nur einen Grund für die Legalisierung von Hanf kenne -eben daß dann weniger Leute kriminalisiert würden.
Und als wir ihm die verschiedenen Aspekte der Bedeutung von Hanf resümierten, stellten wir fest, daß er weit weniger Hintergrundwissen besaß, als wir angenommen hatten. Er war beeindruckt von dem, was wir ihm erzählten. Als wir mit unserer Geschichte am Ende waren, sagte er: »Wenn ich das Wissen zur Verfügung hätte, von dem Sie mir gerade erzählt haben, hätte ich bei der Regierung, Polizei und der Justiz mit Marihuana leichtes Spiel. – Aber ist das denn alles wahr?«
Dies war im Februar 1983. Amerikas Politiker hätten buchstäblich kaum ein paar Buchseiten mit Allgemeinplätzen über Hanf zu füllen gewußt; eher traten sie zurück, als öffentlich eine Lanze für Marihuana zu brechen – obwohl sie wissen, daß die heutigen Gesetze nicht zu rechtfertigen sind und daß die Regierungsargumente zu Marihuana nicht mehr Gewicht haben als die Schlagzeilen der Boulevardpresse.
Was sagt das Gesetz?
»Gesetze, die gebrochen werden können, ohne daß dabei jemand zu Schaden kommt, werden belächelt« (Spinoza, 1660).
Damit Marihuana unter Kontrolle bleibt, sollen wir unsere Freiheiten und die unserer Kinder und Kindeskinder aufgeben. Das, meine lieben Freunde, läuft auf nichts anderes als Faschismus hinaus. Wenn die Cannabisgesetze nicht umgehend abgeschafft werden, wird unser Planet – schlicht gesprochen – sterben, und zwar wegen der unein sichtigen oder ignoranten Politiker, die das Recht zu haben glauben, immer drakonischere Gesetze zu verabschieden, nach denen immer drakonischere Gefängnisstrafen verhängt werden können, denen die ehrlichsten Leute zum Opfer fallen.
Warum aber in den USA nach 50 Jahren bis heute andauernder Desinformationspolitik Millionen Menschen Marihuana für ein solches Teufelszeug halten, kann man sich vielleicht am Beispiel von Daryl Gates, dem Polizeichef von Los Angeles, klarmachen.
Gates gab zu, er habe den systematischen und gezielten Versuch unterstützt, die Verbreitung korrekter Informationen über Hanf zu verhindern. Er ordnete an, Mitarbeiter der kalifornischen Marihuanainitiative zu schikanieren und zu verhaften, weil sie ihr Bürger- und verfassungsmäßiges Recht wahrgenommen hatten, Unterschriften unter eine Petition zu sammeln.
Gates wurde im Januar 1984 in der kalifornischen San Fernando Valley Public School von einem Elternteil gefragt: »Was kann ich tun, wenn ich herausfinde, daß mein Kind Marihuana genommen hat?« Er antwortete: »Es ist zu spät. Wenn sie erst einmal eine Marihuanazigarette geraucht haben, haben wir sie für immer verloren!«5
In einer im September 1983 ausgestrahlten Fernsehsendung bezeichnete ein Polizeisprecher im Auftrag von Gates die Menschen, die sich für eine Hanfreform einsetzten, als »wohlmeinende, aber schrecklich naive Menschen, die nicht viel darüber wissen«.
Nachdem der kalifornische Generalstaatsanwalt Van DeKamp den Report seines eigenen Beraterausschusses vom 17. August 1990 unter Verschluß hielt – er war zu der Empfehlung gelangt, Hanf zu legalisieren -, ließ Gates am 5. September vor dem Justizausschuß verlauten, Marihuanaraucher sollten am besten »aus dem Verkehr gezogen und erschossen« werden. Daran hielt er fast eine Woche lang fest. Erst auf öffentlichen Druck hin und als die Forderungen lauter wurden, ihn in die Wüste zu schicken,6 sah er sich gezwungen, seine Position abzumildern und »nur« noch eine strengere Bestrafung für Marihuanaraucher zu fordern. Ein paar Monate später, am 3. März 1991, wurde die Welt durch eine Videoaufzeichnung schockiert, auf der zu sehen war, wie ein Polizist in Los Angeles wie wild auf Rodney King einschlug, der verdächtig war, unter Speed zu stehen. Ein Urintest wies später Spuren von THC nach.
Schlußfolgerung
Unter Berufung auf die Argumente und Fakten, die wir in diesem Buch zusammengetragen haben, fordern wir, keine weitere Verschärfung der Verbotsgesetze zuzulassen. Alle Gesetze, die den Anbau der Pflanze unterbinden oder behindern, einschließlich der einschlägigen UNO-Konvention von 1961, müssen abgeschafft werden.
Allen Menschen, die ihre Zeit im Gefängnis oder Zuchthaus verbracht haben, die ihren Ausbildungsplatz, ihre Familie, ihren Beruf oder ihr Vermögen verloren haben und deren Leben und Gesundheit ruiniert wurden, sind wir Abbitte schuldig.
Wir müssen uns bei den ehrlichen, in Unwissenheit gehaltenen Polizeibeamten und Richtern dafür entschuldigen, daß wir es zuließen, daß unsere Regierungsbürokraten uns allen wichtige Informationen vorenthalten konnten, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse über Hanf und Canna-biskonsum widerrechtlich zensiert oder geleugnet haben, und daß sie in den letzten 60 Jahren Steuergelder, mit denen über Hanf und Marihuana hätte aufgeklärt werden sollen, für das Gegenteil verwenden konnten.
Was die Gerechtigkeit erfordert
Die Gerechtigkeit erfordert nicht weniger als die Aufhebung aller (straf- und zivilrechtlichen) Strafen und die Billigung des Anbaus und Gebrauchs dieser bemerkenswerten Pflanze – zum Rauchen und zu anderen Zwecken.
Gefängnisinsassen, die wegen des Besitzes, Verkaufs, Transports oder des Anbaus von Cannabis verurteilt wurden, müssen umgehend entlassen werden. Beschlagnahmtes Geld und Eigentum müssen zurückgegeben werden. Strafakten müssen vernichtet werden, und für verbüßte Strafen müssen Wiedergutmachungen gezahlt werden. Diese Menschen sind die wirklichen Opfer des monströsen Verbrechens, das »Krieg den Drogen« genannt wird.
Politische Halbheiten dürfen wir nicht akzeptieren. Wir müssen erreichen, daß alle Versuche, die Hanfgesetze zu verschärfen, sofort auf Eis gelegt werden. Und wir müssen schnellstens dafür sorgen, daß die nationalen Archive und die Geschichtsschreibung das Wissen über Hanf und seine nutzbringenden Verwendungsmöglichkeiten wieder dokumentieren und zugänglich machen.
Was Sie tun können
Was wir in diesem Buch dargelegt haben, wird gegenüber dem, was Medien und staatliche Behörden verlauten lassen, Bestand haben. Davon sind wir überzeugt. Deshalb möchten wir Sie auffordern, das Thema Cannabis – Hanf – Marihuana zu einem politischen Programmpunkt zu machen, der auf den Wahlzetteln erscheint und den Gesetzgeber beschäftigt. Auf der Bühne des Parlaments muß dieses Thema offen und unverhohlen verhandelt werden – wie es sich für eine Demokratie gehört.
Reden Sie mit über Hanf – jederzeit, überall. Erkundigen Sie sich nach Hanf, fragen Sie nach Hanf und kaufen Sie Hanf.
Schreiben Sie an Ihre Abgeordneten und an die Medien, um bei der politischen Führung und der Öffentlichkeit für Cannabis – Hanf – Marihuana zu werben. Unterstützen Sie gutes Abstimmungsverhalten und gute Berichterstattung, und beklagen Sie sich über schlechte.
Laßt uns nie wieder zulassen, daß uns unsere Politiker fanatische Verbotsgesetze gegen irgendeine Pflanze, irgendeine natürliche Substanz aufzwingen. Wir hätten fast den Samen und das Wissen zur Rettung des Planeten verloren.