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Allgemeine Pflanzendaten |
Die folgenden botanischen Informationen zur Hanfpflanze sind, soweit nicht anders vermerkt, der Diplomarbeit von Reuter (1987) entnommen: »Der Hanf bildet zusammen mit dem Hopfen die Familie der Cannabaceae (Cannabinaceae), die zur Ordnung der Urticales zählt. Neuerdings ist die Familie der Cannabaceae eingezogen worden, und ihre Gattungen werden zur Familie der Moraceae gestellt.« Die Frage, ob die Gattung Cannabis mehrere Arten umfaßt oder nur aus einer sehr variablen Spezies besteht, ist strittig. Teils werden Cannabis sativa, C. indica und C. ruderalis unterschieden, teils C. sativa mit Subspezies und C. indica, teils nur Subspezies von C. sativa.
Als Ursprungsgebiet des Hanfs gilt Zentralasien, von wo aus er sich über die ganze Welt – mit Ausnahme von Wüste, Tropen und Polargebiet – verbreitete. Hanf ist eine einjährige Pflanze, die nur einen Stengel bildet, der je nach Sorte und Standort eine Höhe von über 5 Metern erreichen kann und mehr oder weniger verzweigt ist.
Hanf ist eine diözische (zweigeschlechtliche) Pflanze. Die männlichen Pflanzen (Femelhanf) sind schwächer entwickelt als die weiblichen (Hanfhenne), die verzweigter und dichter belaubt sind sowie später reifen. Nicht selten treten geschlechtliche Zwischenformen (Intersexe) auf, die erblich sind. Es lassen sich weibliche Wuchsformen mit weiblichen und männlichen Blüten (feminine Monözisten) bzw. mit ausschließlich männlichen Blüten (feminine Männchen) und männliche Wuchsformen mit weiblichen und männlichen Blüten (maskuline Monözisten) bzw. ausschließlich weiblichen Blüten (maskuline Weibchen) unterscheiden.
Von der 30 bis 40 cm langen, stark verholzten, spindelförmigen Pfahlwurzel zweigen zahlreiche, teils sehr kräftige Seitenwurzeln ab. Sie erreichen eine Länge von 200 cm und durchwurzeln den Boden bis in eine Tiefe von 115 cm, bei guten Böden auch bis 200 cm. Obwohl das Wurzelsystem kräftig erscheint, ist es im Verhältnis zum Ausmaß und der Schnelligkeit, mit der die oberen Teile wachsen, relativ schwach entwickelt.
Querschnittschema eines Hanfstengels.
In den unteren Stengelteilen werden oft zwei, bei sehr dicken Stengeln sogar mehrere Bastfaserringe angelegt. (Nach: Hofmann, 1957)
Der grüne, im Alter verholzende Stengel ist mit Haaren und Drüsen besetzt und hat eine eckige Form. Der Durchmesser beträgt je nach Saatdichte 6 bis 60 mm. Im Phloem (Bastteil) entstehen durch primäres Wachstum 15 bis 35 Faserbündel, die in ein bis zwei Reihen den gesamten Holzteil umschließen. Die primären Faserbündel durchziehen den ganzen Sproß, während die sekundären, die erst später angelegt werden, nur bis zur Hälfte des Stengels reichen und geringerwertig sind. Die Ausbeute an Langfaserbündeln mit bis zu 200 cm Länge und somit der Ertrag an hochwertigem Fasergut hängt also vom Anteil der Primärfaserbündel ab. Durch züchterische Maßnahmen wurde der Faseranteil bereits in den 60er Jahren von etwa 10 Prozent Ausgangsgehalt auf 40 Prozent gesteigert (Themagroep Regionale Ontwikkeling 1982). Heute eingesetzte Sorten haben Fasergehalte von etwa 30 Prozent, mit denen aber hohe Hektarerträge erzielt werden (Du Bois 1981, Gauca 1984, Gauca et al. 1987).
An der Spitze
Oberes Drittel
Stengelmitte
Unteres Drittel
Stengelgrund
Die langgestielten, tiefgefingerten Blätter mit dunkelgrüner Ober- und blaßgrüner Unterseite setzen sich aus 1 bis 11, in der Regel 5 bis 9 gezähnten, schmal lanzettlichen Blattfingern zusammen. Ober- und Unterseite sind mit Drüsen und Haaren besetzt.
Die kleinen unscheinbaren Blütenstände (Trugdolden bzw. Rispen) befinden sich in den Achseln der oberen Laubblätter. Die männlichen Blüten bestehen nur aus je fünf hängenden Staubblättern und ebensovielen Hüllblättern. Die weiblichen Blüten besitzen ein reduziertes Perianth (Blütenhülle), das den oberständigen, aus zwei Fruchtblättern gebildeten Fruchtknoten basal becherartig umgibt. Sie werden von einem Tragblatt auch bei der Reife kapuzenartig umschlossen. Zwei lange Griffeläste ragen aus dem Tragblatt heraus. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.
Die einsamige, oberständige, rundlich gestielte Schließfrucht wird als Nuß bezeichnet. Sie ist 2 bis 6 mm lang und hat einen Durchmesser von 2 bis 4 mm. Der sowohl bei Licht als auch bei Dunkelheit (tagneutral) keimende Samen besitzt einen hakenartig gekrümmten Embryo, der den größten Teil des Samens einnimmt.
Auf der ganzen Oberfläche der Pflanze, außer auf Samen und Wurzeln, befinden sich Drüsen, besonders dicht auf der Unterseite der Tragblätter entlang der Blattadern und der Blätter im Bereich der Blütenstände, die Harz bilden, das zu 80 bis 90 Prozent aus Cannabinoiden sowie ätherischen Ölen, hochpolymeren Phenolen, Terpenen und Wachsen besteht (Reuter 1987). Zur Zeit sind über 61 Cannabinoide bekannt, und noch immer werden neue entdeckt. In größeren Anteilen kommen Cannabidiol (CBD) und Cannabinol (CBN) vor, wobei CBD pharmakologische Verwendung findet (vgl. Abschnitt 3.e). Aus der Gruppe der Tetrahydrocannabinole (THC) stammen die psychoaktiven Cannabinoide des Hanfs.
Die Bildung des »sekundären Bastfaserrings« (s. B.) hat für die Festigkeit und Elastizität der Pflanze entscheidende Bedeutung.
(Nach: Hofmann, 1957)
Die Hüllblätter der Samen enthalten besonders viele Cannabinoide, während der Samen und auch die Fasern frei davon sind (Reuter 1987, Körber-Grohne 1988). Die Sorten, die zur Samen- und Fasergewinnung eingesetzt werden, enthalten nur geringe Mengen des psychoaktiven THC. In der EU sind Hanfsorten zum Anbau zugelassen, deren THC-Gehalt im oberen Blattdrittel unter 0,3 Prozent liegt (EG 1984/1986); bei solchen Sorten kann selbst beim Konsum großer Mengen eine Rauschwirkung ausgeschlossen werden (Katalyse 1994).
Hanf, der zur Fasergewinnung angebaut wird, zeichnet sich gegenüber Drogenhanf nicht nur durch seinen niedrigen THC-Gehalt aus, sondern auch durch seinen vergleichsweise hohen CBD-Gehalt; CBD wirkt als psychischer Antagonist zu THC (Katalyse 1994). Small & Beckstead unterscheiden drei Phänotypen in Abhängigkeit von den jeweiligen THC- und CBD-Gehalten (zitiert nach De Meijer et al. 1992):
Phänotyp | Delta-9-THC | CBD |
I Drogenhanf | über 0.3% | unter 0.5% |
II Zwischentyp | über 0.3% | über 0.5% |
III Nichtdrogenhanf | unter 0.3% | über 0.5% |
Eine aktuelle Analyse von knapp 100 Hanfsorten des Drogen-, Zwischen- und Nichtdrogentyps zeigte bei über 60 Sorten THC-Gehalte unter 0,3 Prozent (De Meijer et al. 1992). Die Sorten mit den niedrigsten THC-Gehalten lagen zwischen 0,06 und 0,1 Prozent. Bei 40 Nichtdrogen-Hanfsorten lag das Verhältnis THC zu CBD unter 1:5.
Zur Drogengewinnung geeigneter Hanf weist üblicherweise THC-Gehalte von 1,5 bis 8 Prozent auf (Reuter 1987), das Verhältnis THC zu CBD liegt bei diesen Sorten über 2:1 (De Meijer et al. 1992).
Faser- und Drogenhanf können schon als Jungpflanzen am THC-Gehalt unterschieden werden. Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, daß es anhand von THC-Messungen an Jungpflanzen möglich ist, den späteren THC-Gehalt der reifen Pflanzen vorauszuberechnen (Cortis et al. 1985).
Hanf wächst am besten in Zonen mit gemäßigtem Klima (13 bis 22 Grad Celsius), verträgt aber auch höhere oder niedrigere Temperaturen. Junge Pflanzen vertragen leichten Nachtfrost von -3 bis -5 Grad Celsius (Themagroep Regionale Ontwikkeling 1982).
Hanf ist für den Anbau in gemäßigten Zonen, im Mittelmeergebiet und in den Subtropen geeignet (Körber-Grohne 1988).
Von der guten Qualität des deutschen Hanfs berichtet Meyer’s Konversationslexikon aus dem Jahre 1868: »In Deutschland wird der Hanf vorzüglich in Baden, in der Rheinebene und in den Thälern des Schwarzwaldes gebaut. (...) Auch in Westphalen, Hannover, Thüringen, Schwaben und mehreren Gegenden Deutschlands wird viel und guter Hanf gebaut, versponnen und zu Leinwand verarbeitet.« Selbst weiter im Norden gedeiht Hanf: »Der Königsberger Hanf ist von vorzüglicher Güte (...), die daraus gefertigten Taue oder Netze verfaulen nicht, und er ist deshalb sehr gesucht.«
In Brandenburg finden wir heute verwilderten Hanf, der noch aus dem Anbau zu DDR-Zeiten stammt. Im Sommer 1993 hat die Polizei an mehreren Standorten im Norden Berlins etwa 11 000 wild ausgesamte Hanfpflanzen gerodet und verbrannt (Schillo 1994).
Kurz, das in Deutschland herrschende Klima ist für den Anbau von Faserhanf sehr gut geeignet.
Hanf stellt keine besonderen Ansprüche an die Bodenqualität und gedeiht fast überall. Er ist als Pionierpflanze und auf Grenzertragsböden kultivierbar. Soll die Hanfpflanze allerdings optimalen Ertrag bringen, so muß man wegen ihres relativ schwachen Wurzelsystems und ihrer schnellen Entwicklung auf reiche Nährstoffzufuhr achten (Reuter 1987). Am besten geeignet sind tiefgründige, humöse, kalkhaltige und stickstoffreiche Böden mit guter Wasserversorgung. Der pH-Wert sollte neutral bis leicht basisch sein. Ungeeignet sind arme Sandböden, schwere Tonböden und stauende Nässe (Körber-Grohne 1988).
Zur Fasergewinnung werden bevorzugt monözische Sorten angebaut, weil diese gleichzeitig reifen. Bei diözischen Sorten ist es schwierig, den richtigen Erntezeitpunkt zu bestimmen, weil die männlichen vor den weiblichen Pflanzen reifen (Reuter 1987). Faserhanf wird in Reihenabständen von 15 bis 17 cm und mit einer Saatstärke von 55 bis 70 kg/ha angebaut (Reuter 1987; vgl. auch Tabelle 4).
»Unter normalen Umständen hat Hanf nach der Saat keine Pflege mehr nötig. (...) Das Unkraut hat in diesem dichten Gewächs keine Chance, es wird erstickt« (Themagroep Regionale Ontwikkeling 1982).
Faserhanf unterdrückt bei dichter Saat aufgrund seiner Schnellwüchsigkeit und Konkurrenzkraft sowie seiner schnellen Jugendentwicklung in der Regel alle Unkräuter, so daß Pflegemaßnahmen nur ausnahmsweise im frühen Wachstumsstadium notwendig werden (Reuter 1987).
Nach Dambroth (Hessenbauer 7/1994) ist ein »Herbizideinsatz nicht notwendig. Die Pflanze wächst und schließt den Bestand sehr schnell, daß Unkräutern nicht mehr genügend Licht verbleibt.«
Seine starke Unkrautunterdrückung und der sich damit anbietende völlige Verzicht auf Herbizide machen Faserhanf für eine nachhaltige, ökologische Landwirtschaft interessant.
Wird Hanf primär zur Samengewinnung angebaut, ist wegen des größeren Reihenabstandes (30 bis 40 cm und 12 bis 25 kg Saatgut/ha) mechanische Unkrautbekämpfung nötig (Reuter 1987).
Eine Vegetationsperiode, das heißt die Zeit von der Aussaat bis zur Ernte, dauert beim Hanf etwa 100 Tage (Themagroep Regionale Ontwikkeling 1982), ist also gleich lang wie die von Lein und Raps (CMA 1989, Fischbeck et al. 1982). Seine Aufzucht hingegen ist erheblich unproblematischer. Denn: »Raps ist aufgrund seiner geringen Konkurrenzkraft im Jugendstadium durch Unkräuter besonders gefährdet« (Götz und Konrad 1987). Und auch Lein bedarf größerer Pflege; um Unkrautdurchwuchs entgegenzuwirken, wird er in der Regel mit Herbiziden behandelt (Henrichsmeyer und Tschmarke 1991), auch wenn er im übrigen, wie angemerkt werden soll, auch statt mit Herbiziden mit mechanischer Beikrautregulierung anzubauen ist. Ökolin hat in Deutschland Leinengarn aus ökologischem Flachsanbau hergestellt (Keller 1993).
Vergleichende Untersuchungen zeigten, daß der Hanf von allen Faserpflanzen den geringsten Arbeitsaufwand pro Hektar und Jahr erfordert. Der Arbeitsaufwand bei Baumwolle und Flachs ist etwa doppelt so hoch wie bei Hanf (Andreae 1980).
Zusammenfassend kann man sagen, daß Hanf eine Reihe günstiger landwirtschaftlicher Eigenschaften aufweist, die ihn auch für eine nachhaltige, ökologische Landwirtschaft geeignet erscheinen lassen. Hanf ist:
– sehr gut an das mitteleuropäische Klima angepaßt;
– sehr robust;
– unkrautunterdrückend (auf Herbizide kann vollständig verzichtet werden);
– kaum anfällig für Schädlingsbefall (auf Pestizide zu verzichten, ist weitgehend möglich);
– bodenverbessernd;
– sehr gut zur Erweiterung der Fruchtfolge als Vor- und Zwischenfrucht geeignet
– und hat außerdem relativ hohe Erträge.
Zur Frage, ob auch mit einer ökologisch verträglichen Düngung hinreichend hohe Erträge erzielt werden können, liegen derzeit noch keine empirischen Untersuchungsergebnisse vor.
»Für Neuumbruch und als Pionierpflanze zur Niedermoor- und Ödlandkultivierung hat sich Hanf nach Hoffmann (1957) hervorragend bewährt, auch deswegen, weil alles Unkraut in einem Hanffeld vollständig unterdrückt wird (allein durch die Höhe und Dichte des Bestandes)« (Körber-Grohne 1988); außerdem wird dadurch die Bodenstruktur verbessert. Seine Eignung als Pionierpflanze ist in Deutschland heute allerdings nicht von Bedeutung.
»Die Pflanze wächst hoch auf und hat oben eine geschlossene Blätterdecke. Durch diese Wuchsweise entsteht ein ideales feuchtes Klima für allerlei Schimmelpilze. Dies wirkt sich positiv auf die Stimulierung der Bodenflora und -fauna aus. Der Boden trocknet nicht aus, das Milieu in und auf dem Boden ist stabil. Dies wird einer der Faktoren sein, der für die gute Bodenstruktur verantwortlich ist, die der Hanf zurückläßt.« Der Hanf verbessert durch seine tiefgehenden und feinverzweigten Wurzeln die Bodenqualität. (Themagroep Regionale Ontwikkeling 1982)
Hanf zeichnet sich durch sehr gute Selbstverträglichkeit aus, er kann also mehrmals hintereinander an derselben Stelle angebaut werden (Fischbeck et al. 1982). Schlipfs (1908) schreibt dazu: »Der Hanf ist eine mit sich selbst sehr verträgliche Pflanze; in vielen Gegenden hat man besondere Äcker, welche alle Jahre mit Hanf angebaut werden.«
Dagegen ist beispielsweise Lein selbstunverträglich, er sollte nur alle 5 bis 7 Jahre an derselben Stelle angebaut werden (BML 1990). Auch Baumwolle ist selbstunverträglich. »Spätestens im dritten Jahr wäre der Anbau auch bei hohen Handelsdüngergaben und 12maligem Spritzen auf Grund von Ertragsdepressionen unrentabel« (Enqu ête-Kommission 1993).
Die hohe Selbstverträglichkeit von Hanf darf allerdings nicht dazu verführen, ihn in Monokulturen anzubauen. Da er hervorragende Vor- und Zwischenfruchteigenschaften aufweist, macht sein Anbau in Monokulturen wenig Sinn.
Hanf paßt sich als Vor- und Zwischenfrucht sehr gut in Fruchtfolgen ein. »Als Vorfrucht ist Hanf sehr zu loben. Er hinterläßt infolge seiner dichten Beschattung den Boden in der Regel frei von Unkraut und in einem Zustand der Gare, wie wir ihn nicht besser wünschen können« (Becker-Dillingen 1928 nach Themagroep Regionale Ontwikkeling 1982).
Allgemein wird der hohe Vorfruchtwert des Hanfs hervorgehoben. Er unterdrückt durch seine Schnellwüchsigkeit das Unkraut, lockert aufgrund seines großen Wurzel-systems den Boden, fördert die Gare, ist frühräumend und hinterläßt den Boden in gesundem Zustand, gut aufbereitet zur Direktsaat des Wintergetreides (Reuter 1987).
Schlipfs (1908) schreibt: »Hanf gerät gut nach Hackfrüchten. (...) Nach Hanf stehen Raps und Lein sehr günstig. (...) Er hinterläßt ein ganz reines Feld, weil er kein Unkraut unter sich aufkommen läßt.«
Hanf wurde beispielsweise in folgenden Fruchtfolgen angebaut (Andreae 1980):
Mittelrussische Waldsteppe: Hanf / Zuckerrüben / Hanf / Kartoffeln / Hanf / Ackerbohnen
Untere Poebene: Hanf / Winterweizen / Luzerne / Hanf / Rüben oder Tabak
Kampanien: Hanf / Körnermais oder Bohnen mit Lupinengründüngung / Hanf
Aktuelle Erfahrungen aus Polen bestätigen die hervorragenden Eigenschaften des Hanfs als Zwischenfrucht (Lingen 1993). Auch wird wiederholt berichtet, daß man Hanf im Fruchtwechsel als Stickstoffsammler einsetzen kann (Lingen 1993, Ayres 1993).
Ohne Zweifel kann Hanf die Fruchtfolge in Mitteleuropa bereichern, da er mit praktisch allen Nutzpflanzen verträglich ist und die Bodenstrukturen für Folgepflanzen sogar verbessert. Es liegt daher nahe und ist aus ökologischer Sicht unbedingt zu empfehlen, Hanf nicht in Monokulturen, sondern im räumlichen und zeitlichen Wechsel mit anderen Nutzpflanzen anzubauen.
Seine Eignung zur nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft unter Fruchtfolgegesichtspunkten ist hoch einzuschätzen.
Dünge- und Wasserbedarf
Aufgrund seines schnellen Wachstums und seiner hohen Erträge gehört Hanf nicht zu den bescheidenen Nährstoff-zehrern. Welche Düngegaben jedoch in der Praxis unter Ertrags- und Qualitätsgesichtspunkten bzw. unter ökologischen Aspekten notwendig und vertretbar sind, kann derzeit nur unzureichend abgeschätzt werden. Die Angaben in der Literatur gehen weit auseinander, wie Tabelle 2 zeigt.
Tabelle 2: Der Dügerbedarf von Hanf im Vergleich
Pflanze | N (kg/ha) | P2O5(kg/ha) | K2O(kg/ha) |
Hanf | 85 - 150 | 40 - 120 | 70 - 200 |
Lein | 0 - 60 | 70 - 100 | 80 - 120 |
Baumwolle | 80 - 120 | 20 - 40 | 0 |
Raps | 180 - 220 | 120 | 140 - 180 |
Sonnenblume | 60 | ? | ? |
Mohn | 60 - 80 | ? | ? |
Winterweizen | 100 - 180 | 90 - 120 | 120 - 160 |
Quellen: Reuter 1987, CMA 1989, Enquête-Kommission 1993, Fischbeck et al. 1982, Götz 1987, Gsell 1993, Gauca et al. 1987
Rumänische Arbeiten zeigen, daß der Ertrag pro Hektar in Abhängigkeit von der Düngezufuhr steigt. Gauca et al. (1987) fanden ohne Düngung einen Stengelertrag (grünes, trockenes Stroh) von 7,44 t/ha und mit Düngung (150 kg N, 120 kg P2O5, 120 kg K2O/ha) von 9,34 t/ha. An einem anderen Standort lag der Ertrag ohne Dünger bei 4,32 t/ha und mit denselben Düngergaben bei 7,54 t/ha. In der Regel sind die hohen Düngegaben allerdings mit schlechterer Faserqualität und der Gefahr von Sturmschäden verbunden.
Neue Untersuchungen aus dem Westen nennen geringere Mengen. Gsell (1993) schreibt: »Der Nährstoffbedarf liegt je nach Ertragsniveau innerhalb folgender Werte: N: 85 bis 145 Kilo pro Hektar, P2O5: 40 bis 60 Kilo pro Hektar, K2O: 70 bis 120 Kilo pro Hektar, CaO: 130 bis 200 Kilo pro Hektar, MgO: 14 bis 25 Kilo pro Hektar. Flüssiger Hofdünger eignet sich besonders gut im Frühsommer, weil der Hauptbedarf für Stickstoff und Kali vor allem in den ersten zwei Wachstumsmonaten liegt.«
Dambroth, der umfangreiche Untersuchungen über Stickstoffdüngung und Ertrag/Faserqualität durchführt (siehe Kapitel 4.), deren Ergebnisse im Sommer 1994 vorliegen sollen, teilte vorab dem Hessenbauer (7/1994) mit: »Die Ansprüche an Mineraldüngung sind geringer als bei Getreide. Die FAL (in Braunschweig) hat mit einer Düngung von 40 kg N/ha die besten Erfahrungen gemacht.«
Bezüglich Ernährungsstörungen zeigt sich Hanf – im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturpflanzen – nur gegenüber Stickstoff- und Kupfermangel empfindlich. (Spar et al. 1990)
Hanf hat einen hohen Wasserbedarf. In niederschlagsarmen Gebieten in Spanien werden zur Bewässerung 9 000 bis 10 000 Kubikmeter Wasser/ha benötigt (Reuter 1987).
Definitive Aussagen über den Düngerbedarf in der Praxis und eine Eignung des Hanfs in einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft sind derzeit nicht möglich. Weitere Untersuchungen hierzu sind erforderlich.
Schädlingsbefall
»Bei Hanf gibt es in Frankreich keine Unkrautbekämpfung, keine Parasiten und keine besonderen Krankheiten« (Beherec 1993). »Gegenüber Pilzkrankheiten zeigt Hanf eine sehr geringe Anfälligkeit« (Reuter 1987, S. 35).
Hanf wird gelegentlich von parasitären Samenpflanzen befallen: Cuscuta europea und Orobancha ramosa. Sorgfältige Saatgutreinigung, Kalidüngung und resistente Sorten schränken einen möglichen Befall ein (Reuter 1987).
Tierische Schädlinge treten selten und vereinzelt auf und sind leicht in den Griff zu bekommen. Die wichtigsten Schädlinge sind Aphidiae-, Halticinae- und Noctuidenarten, die Larven von Ostrinia nubilalis und Tipula oleraceae (Reuter 1987).
Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium schreibt in seiner Antwort auf eine Anfrage der Grünen (Deutscher Bundestag 7.12.93): »Im großen und ganzen ist der Hanf eine Pflanze, die wenig von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht wird. In der älteren Literatur wird über einige Pilzkrankheiten (z.B. Fußkrankheiten, Mehltau, Fusariosen) und unspezifische tierische Allgemeinschädlinge (Drahtwurm, Larven der Wiesenschnake) berichtet.«
Das Katalyse-Institut wird im Sommer 1994 eine umfassende Analyse über potentielle Schädlinge der Hanfpflanze vorlegen.
Ob und in welchem Umfang Fungizide oder Insektizide in der Praxis notwendig sind, kann erst nach Versuchen auf größeren Anbauflächen abschließend beurteilt werden (Dambroth, in: Hessenbauer 7/1994).
Andere Faserpflanzen sind für Schädlinge wesentlich anfälliger. Die Ernteverluste können etwa bei Flachs, insbesondere durch Pilzbefall, beträchtlich sein (Henrichsmeyer und Tschmarke 1991). Bei Baumwolle gehen weltweit trotz Pflanzenschutzmitteln etwa 50 Prozent der Ernte durch Schädlinge verloren (Schütt 1972).
Die Eignung von Hanf zur nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft unter dem Gesichtspunkt Schädlingsbefall/Pestizide ist vermutlich hoch.
Erfahrungen des letzten deutschen Hanfbauers
Martin Butter, der als letzter Hanfbauer in Westdeutschland den Hanfanbau 1982 aufgeben mußte (vgl. Kapitel l.b), faßt seine Erfahrungen folgendermaßen zusammen (Butter 1994):
»Dort, wo der Hanf in der Landwirtschaft heimisch war, gab es fast nur positive Urteile in bezug auf Fruchtfolge, Ertragsergebnisse sowie der Wertung der Eigenschaften des Hanfs in der Ökobilanz.«
Als wesentliche Voraussetzungen eines erfolgreichen Hanfanbaus nennt er:
– tiefgründige, humusreiche, durchlässige Anbauflächen;
– eine tiefe Winterfurche vor dem Anbau;
– vor der Saat eine ausgewogene Düngung, ein etwas höherer Stickstoffanteil für das erste Drittel der Vegetationszeit (Kalkamonsalpeter, kein Kalkstickstoff);
– Aussaat Anfang Mai auf den trockenen Acker, Aussaattiefe ca. 4 cm, sofortiges Walzen der bestellten Fläche;
– für die Hanfpflanzen ist eine Höhe von 200 bis 250 cm optimal;
– Hanf zur Samengewinnung schließt einen guten Faserertrag aus.
Schlecht für den Hanfanbau seien:
– Böden, die stauende Nässe aufweisen (z.B. Lehm, Ton);
– verdichtete Oberflächen;
– zu frühe Aussaat (Anfang April);
– zu hohe Stickstoffgaben, um die in der Literatur genannten Wachstumshöhen von 300 bis 400 cm zu erreichen;
– Hanf mit einer Länge von über 250 cm ist für die Fasergewinnung nicht geeignet;
– lückenhafter Pflanzenbestand ermöglicht Unkrautbewuchs oder eine Verästelung der Pflanzen, was eine enorme Wertminderung und Ertragseinbußen mit sich bringt;
– Überdüngung mit Stickstoff kann dazu führen, daß die Pflanzen, wenn sie noch nicht verholzt sind, bei Sturm und Hagel umknicken und nicht mehr verwertet werden können.
Ernte
Nach etwa 100 Tagen kann der Hanf geerntet werden. Bei diözischen Pflanzen ist es schwierig, den optimalen Erntezeitpunkt zu bestimmen, weil die männlichen Pflanzen zwischen einer bis vier Wochen vor den weiblichen Pflanzen erntereif sind, während monözische Sorten gleichzeitig reifen (Reuter 1987).
»War früher die Ernte mit dem Haumesser üblich, werden heute entweder Mähbalken mit einem Teilerzusatz oder spezielle Hanfmähbinder, die eine Flächenleistung von 1,4 ha/h besitzen, eingesetzt« (Reuter 1987, S. 36).
Man unterscheidet drei Verfahren:
»1. Schnitt mit einem Hanfmähbinder. Sodann werden 15 bis 20 Garben zu einer Puppe zusammengestellt und auf dem Feld mehrere Tage trocknen gelassen. Anschließend werden sie entweder an eine Fabrik geliefert, wo die Samen ausgedroschen und die Fasern gewonnen und verarbeitet werden, oder der Hanf wird auf dem Feld gedroschen, nochmals getrocknet, nach Stengellänge sortiert und zu Bündeln mit einem Durchmesser von 13 bis 15 cm zusammengebunden. Diese werden nach dem Abschneiden der obersten 20 cm, die nur kurze Fasern enthalten, der Wasserröste unterworfen.
2. Hierbei wird der Hanf im Schwad gemäht, zwei bis vier Tage getrocknet und anschließend mit einem Mähdrescher gedroschen. Nun wird das Hanfstroh gleichmäßig dünn verteilt und eventuell mehrmals gewendet, so daß durch Pilze und Bakterien die Tauröste vollzogen werden kann.
3. Der zur Papierproduktion angebaute monözische Hanf wird 100 bis 120 Tage nach der Saat, am Ende der Blüte, bei möglichst wenig Wind geschnitten. Hierzu wird entweder ein Mähbalken mit angebautem Hanfteiler oder ein mit einem Knickzetter kombinierter Kreiselmäher verwendet. Nach mehrmaligem Wenden wird das trockene Hanfstroh gepreßt. Hierzu wird entweder eine normale robuste HD-Presse oder eine Rundballenpresse benutzt. Bei Verwendung von ersterer müssen aufgrund der starken Belastung Messer, Gegenmesser und Kolben öfter kontrolliert und die Messer häufig geschliffen werden. Wird eine Rundballenpresse benutzt, ist eventuell eine Erhöhung der Messerzahl erforderlich« (Reuter 1987, S. 38).
Den geernteten Hanf bewahrte man früher in Scheunen auf. Der Raumbedarf ist dabei erheblich, 60 bis 90 Kilo Hanfstengel erfordern einen Lagerraum von 1 Kubikmeter (Schönefeld 1955).
In der UdSSR wurden 1990 neue Maschinen für die mechanische Ernte von Hanf vorgestellt. Die Stengel werden von der Erntemaschine ZhK-1.9 abgeschnitten und in Schwaden ausgebreitet, von einem Hanfaufnehmer eingesammelt und zu Bündeln verschnürt. Mit einer Ballenpresse werden die Bündel zu Ballen mit einem Gewicht bis zu 200 Kilo für den Transport in die Hanfmühle geformt (Galygin et al. 1990).
Ebenfalls 1990 wurde in Ungarn die selbstfahrende Erntemaschine HNB-1400 entwickelt. Sie kann die Stengel schneiden, bündeln und transportieren (Harangozo und Takacs 1990).
In einer aktuellen Arbeit aus Holland werden acht unterschiedliche Erntemethoden in Bezug auf Kosten, Ausbeute und Qualität miteinander verglichen (Bolkestein et al. 1991).
Erträge
Typische Erträge einer Hanfernte in Holland zeigt Tabelle 3. Während der Faserertrag um die Jahrhundertwende 700 bis 800 kg Faser/ha betrug, liegen gute Erträge heute bei 2 500 bis 2 600 kg Faser/ha (Bredemann 1961, Du Bois 1981, Gauca et al. 1987, Shcherban’ 1992). Die FAO weisen in ihrem Bericht von 1991 weltweit Fasererträge zwischen 400 und 5 700 kg/ha aus. Erträge zwischen 1 200 und 1 600 kg/ha werden in vielen Gegenden der Erde mit verschiedenen Sorten erzielt. Sofern es sich dabei nicht um einen Erhebungsfehler handelt, liegen die welthöchsten Fasererträge 1989 in Spanien sogar bei 5 694 kg/ha (FAO 1991).
Tabelle 3:
Ernteertrag und gewonnene Rohstoffe aus Faserhanf
Feuchtgewicht Gesamtpflaze 50 000 - 60 000 kg/ha | |
Grünes Stroh (trocken) | 9 600 kg/ha |
Stroh nach Tauröste | 7 680 kg/ha |
Fasern | 2 370 kg/ha |
Schäben | 3 920 kg/ha |
Blattspreu, Samen, Schmutz, Staub | 860 kg/ha |
Quelle: Du Bois (1981)
Backe (1936) erzielte durchschnittliche Samenerträge zwischen 0,8 und 1,2 Tonnen pro Jahr und Hektar. Laut Dambroth (Hessenbauer 7/1994) liegt in unseren Breiten der Faserertrag bei 2500 bis 3000 kg/ha. Es scheint möglich, den Gesamtfaserertrag auf 4000 kg/ha zu steigern.
Selbst wenn man nur die vielfach belegten Werte von 2 500 bis 2 600 kg Faser/ha zum Vergleich heranzieht, zeichnet sich deutlich ab, daß Hanf höhere Hektarerträge als beispielsweise Flachs oder Baumwolle erbringt. Die Fasererträge von Flachs (CMA 1989, Seehuber 1993, Keller 1993) und Baumwolle (Franke 1992) liegen unter guten Bedingungen bei etwa 1500 bis 2000 kg/ha (Flachs, Gesamtfaser) und bis zu 1000 kg/ha, meist jedoch eher bei 800 kg/ha (Baumwolle).
Die Tausendkorngewichte verschiedener Hanfsorten und anderer Pflanzen zeigt Tabelle 4. Aus Tausendkorngewicht, Gesamtsamenertrag und Saatdichte läßt sich abschätzen, welcher Anteil der Samenernte zur erneuten Aussaat abgezweigt werden muß.
Sonstige Eigenschaften
Hanf wird seit Jahrhunderten in der Rübenzucht als Isolationspflanze (Blütenstaubisolator) eingesetzt. Dank schnellen Wachstums, hoher Blätterdichte und klebriger Blätter bildet Hanf den idealen pflanzlichen Schutzwall gegen ungewollte Fremdbestäubung der Rüben. Da der Hanf in unseren Breiten für diese Aufgabe von keiner anderen Pflanze ersetzt werden kann, gibt es explizite Anbausondergenehmigungen für Rübenzüchter. Anfang der 90er Jahre waren auf Initiative eines bayrischen Politikers selbst diese gefährdet. Der derzeitige Stand ist, daß Sondergenehmigungen weiterhin erteilt werden, aber die Hanfwälle und der rechtzeitige Erntezeitpunkt mit der örtlichen Polizei abgestimmt werden müssen.
Tabelle 4: Tausendkorngewichte verschiedener Nutzpflanzen
Pflanze | Tausendkorngewicht | Saatdichte (1000 Samen/ha) |
Hanf Wildform | 3 - 15 g | – |
Hanf monözisch (Faser) | 12 - 16 g | 3 700 - 5 000 |
Hanf diözisch (Samen) | 16 - 26 g | 500 - 1 000 |
Hanf monözisch tetraploid | 25 - 26 g | ? |
Raps | 4 - 6,5 g | 800 |
Rübsen | 2 - 4 g | 1300 |
Flachs | 4 - 7 g | 16 000 - 22 000 |
Öllein | 5,4 - 14 g | 8 000 - 11 000 |
Sonnenblume | 60 - 120 g | 1 800 |
Senf | 6 - 9 g | 1 000 |
Mohn | 0,6 g | 1 700 - 2 500 |
Quellen: Reuter 1987, Sidorenko und Shcherban’ 1987, Fischbeck et al. 1982, Henrichsmeyer und Tschmarke 1991
Früher wurden Hanfhecken um die Felder herum gepflanzt, um Schädlinge fernzuhalten. Diese Wirkung mag damit zusammenhängen, daß Hanföl sich als biologisches Schädlingsabwehrmittel eignet (vgl. Abschnitt 3.e).
Neue Untersuchungen bezeichnen Hanf als bislang besten Blattlieferanten für hochwertigen Kompost für die Pilzzucht: Die Hanfblätter senken den Nematodenbefall und fördern die Myzelbildung (Grewal 1989).
Dank seines hohen Kieselgurgehalts kann der Hanfzellsaft bei Schleifmitteln Verwendung finden (Chènevotte Habitat 1993).
Hanf kann auch auf schwermetallbelasteten Böden angepflanzt werden. Ohne zu wissen, daß der Anbau in Deutschland genehmigungspflichtig ist, begann Professor Megnet, Universität Oldenburg, Anfang der 80er Jahre mit Hanfanbauversuchen. Nach kurzer Zeit gab es nicht zu lösende Probleme mit der Polizei, obwohl die angebauten Sorten nur sehr geringe THC-Gehalte aufwiesen; Megnet brach bald darauf seine Arbeiten zur Hanfforschung (Megnet 1993) wegen der kaum erfüllbaren Auflagen ab.
Dennoch war eine Diplomarbeit zustande gekommen, die interessante Ergebnisse zutage förderte. Megnet und seine Studenten betrieben Hanfanbau auf schwermetallbelasteten Klärschlammböden, auf denen keine Nahrungsmittelpflanzen angebaut werden durften. Das Ergebnis: Hanf holt große Mengen Schwermetalle aus den Böden und reichert sie in den nicht verwertbaren Teilen, vor allem den Blättern, an. Die Faser selbst bleibt schwermetallfrei und kann wie üblich genutzt werden, während die Blätter, hochangereichert mit Schwermetallen, auf Deponien verbracht werden müssen.
Hanf eignet sich also zum Anbau auf Böden, die wegen ihrer Belastung nicht für den Nahrungsmittelanbau zugelassen sind.
Hanf bietet vielfältige Vorteile für die Landwirtschaft: Er zeichnet sich – je nach Sorte – durch seine hohen Erträge als Faser- bzw. Ölpflanze aus. Da die Hanfpflanze sehr robust und widerstandsfähig ist, sind nur in Ausnahmefällen Pflanzenschutzmittel notwendig, auf Herbizide kann vollständig verzichtet werden. Hanf ist gut an unser Klima angepaßt, fügt sich vorzüglich in Fruchtfolgen ein und verbessert die Bodenstruktur. Der Arbeitsaufwand für den Hanfanbau ist vergleichsweise niedrig, der Ernteaufwand liegt bei Verwendung moderner Maschinen auf Normalniveau. Durch Züchtung lassen sich die ohnehin guten Erträge wahrscheinlich noch verbessern beziehungsweise ohne umweltschädigenden Kunstdüngereinsatz erzielen.
Insgesamt bietet Hanf interessante Möglichkeiten für die deutsche und mitteleuropäische Landwirtschaft, insbesondere auch für eine nachhaltige ökologische Anbauweise.