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Was mit Cannabis
alles zu kurieren ist

Im folgenden lesen Sie, welcher Gewinn es für uns alle wäre, wenn das Urteil und die Wünsche von ÄrztInnen und PatientInnen endlich wieder Gehör fänden und respektiert würden.

Cannabis enthält mindestens 60 Substanzen, die als wirksame Bestandteile von Medikamenten und Naturheilmitteln gelten. Am bekanntesten ist die Substanz THC; der Erfolg einer Cannabistherapie hängt direkt von der THC-Konzentration der verwendeten Pflanzen ab. Die jüngsten Berichte des DEA bilden deshalb genau genommen einen bedeutenden medizinischen Fortschritt. Es ist wirklich unfaßbar, daß die Regierung mit eben diesen Berichten für höhere Etats für die Cannabisbekämpfung und schärfere Strafen eintritt.

Vorweg möchte ich allerdings eine Warnung aussprechen. Von ärztlicher Seite wird zu Recht darauf hingewiesen, daß auch Cannabis unangenehme Nebenwirkungen haben kann – wie alle Medikamente. Allerdings reagieren nur wenige Menschen negativ oder allergisch auf Marihuana. PatientInnen mit Herzerkrankungen bilden eine solche Problemgruppe, obwohl Cannabis im allgemeinen streßabbauend wirkt, die Arterien erweitert und den diastolischen Blutdruck senkt. Vereinzelt können durch die Anwendung von Cannabis ein beschleunigter Herzrhythmus und Angstzustände auftreten; unter diesen Umständen ist unbedingt von der Verwendung abzusehen. PatientInnen mit Bronchialasthma bringt Cannabis gewöhnlich eine spürbare Erleichterung; bei wenigen kann es jedoch eine zusätzliche Reizung auslösen. Für die überwiegende Mehrzahl der Menschen hat sich Cannabis allerdings in vielen hundert therapeutischen Anwendungen als hilfreich erwiesen. Zu diesen Anwendungen zählen:

1. Asthma

Über 15 Millionen AmerikanerInnen leiden unter Asthma. Das Rauchen von Cannabis (also der »unverarbeiteten Droge«, wie es die AMA nennt) könnte über 80 Prozent der Betroffenen helfen und über die Wirkung der gängigen, legalen toxischen Antiasthmatika (darunter das bei Kindern angewandte Theophyline) hinaus die statistische Lebenserwartung aller AstmathikerInnen um insgesamt 30 bis 60 Millionen Jahre verlängern.

»Es ist bekannt, daß ein guter Zug Marihuana einen typischen Asthmaanfall stoppen kann.«1 Die Anwendung von Cannabis gegen Asthma läßt sich über Jahrtausende in der Literatur zurückverfolgen. Im vergangenen Jahrhundert wagten es amerikanische Ärzte, in medizinischen Fachzeitschriften zu behaupten, daß unter Asthma leidende Menschen in aller Welt ihr Leben lang den Indischen Hanf »für seine Wohltaten« segnen würden.

Heutzutage wird keinem Menschen in den USA der Erwerb von Cannabis zur Bekämpfung von Asthma gestattet.2

2. Grüner Star

In den USA entstehen 14 Prozent aller Fälle von Erblindung durch den grünen Star – einen fortschreitenden Verlust des Sehvermögens durch erhöhten Augeninnendruck. 90 Prozent von den 2 500 000 US-amerikanischen Opfern des grünen Stars wäre mit Cannabis zu helfen; es hat verglichen mit den herkömmlichen Medikamenten zur Reduzierung des Augeninnendrucks die doppelte bis dreifache Effektivität. Außerdem hat Cannabis keine schädlichen Nebenwirkungen auf Leber und Nieren, und es besteht nicht die Gefahr plötzlicher Todesfälle, wie sie bei den legalen Präparaten der Pharmaindustrie wiederholt aufgetreten sind. Die meisten kalifornischen AugenärztInnen geben den diskreten Rat, sich doch zusätzlich zu den toxischen legalen Medikamenten »auf der Straße« illegales Marihuana zu beschaffen – zumal sich damit die Gefahren der Behandlung erheblich herabsetzen lassen.3

3. Tumore

Ein Tumor ist eine Wucherung des Gewebes. Studien am Medical College of Virginia kamen zu dem Ergebnis, daß sich mit Cannabis ungeahnte Erfolge bei der Eindämmung vieler gutartiger Tumore und bösartiger Krebsgeschwülste erzielen lassen.

Das DEA hatte diese Studien im Einvernehmen mit anderen Bundesbehörden in Auftrag gegeben, nachdem Gerüchte über möglicherweise durch Marihuanakonsum hervorgerufene Schädigungen des Immunsystems laut wurden. Im Jahr 1975 erwiesen sich diese Gerüchte schließlich als gegenstandslos; die Forschungen führten sogar zu einem ganz offenkundigen medizinischen Durchbruch bei der Tumorbehandlung. Daraufhin ordneten das DEA und das National Institute of Health umgehend an, daß allen weitergehenden Forschungsansätzen über die Tumorbehandlung mit Cannabis sowie der Veröffentlichung diesbezüglicher Forschungsberichte unverzüglich die finanziellen Mittel zu entziehen seien.4

4. Antibrechmittel (bei Seekrankheit und bei der Chemotherapie von Aids- und Krebskranken)

Mit einer Chemotherapie läßt sich der Krankheitsverlauf bei Krebs und Aids günstig beeinflussen; die dabei leider regelmäßig auftretende Übelkeit zählt zu den unangenehmen Nebenwirkungen dieser Behandlungsmethode. »Mit Marihuana läßt sich die Übelkeit während einer Krebs-Chemotherapie unzweifelhaft am besten in den Griff bekommen.« Dieser Ansicht ist jedenfalls Dr. Thomas Ungerlieder, der von 1979 bis 1984 die kalifornischen Studien über die Anwendung von Marihuana bei Krebserkrankungen leitete. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für die AIDS-Chemotherapie; selbst bei See- bzw. Luft- oder Fliegerkrankheit läßt sich der nervöse Magen mit Cannabis beruhigen. Die herkömmlichen Antibrechmittel werden von der Pharmaindustrie in der Regel in Tablettenform auf den Markt gebracht; bei dieser Art der Verabreichung werden sie nicht selten unmittelbar nach der Einnahme wieder erbrochen. Cannabis hingegen wird üblicherweise in Zigaretten gedreht und geraucht; die mit dem Rauch inhalierten Wirkstoffe verbleiben im Körper und können ihre Wirkung selbst dann noch entfalten, wenn das Erbrechen zunächst andauert.

Während der zehn Jahre, in denen in Kalifornien das gesetzlich abgesicherte Compassionate-Marijuana-Programm lief, verhinderte George Deukmejian sowohl als Generalstaatsanwalt wie auch später als Gouverneur praktisch jede Vergabe von Cannabis an sterbende KrebspatientInnen – ohne Rücksicht auf deren Leiden.

John van DeKamp, sein Nachfolger im Amt des Generalstaatsanwaltes, fuhr damit fort, die PatientInnen, die aus medizinischen Gründen Cannabis brauchten, zu quälen und den Marihuanaanbau zu bestrafen. Er sperrte sich dagegen, sich mit der Geschichte medizinischer Cannabis-anwendungen auch nur zu beschäftigen und lehnte es während einer Talk-Show im August 1983 sogar ab, ein Exemplar der Studie Marijuana as Medicine entgegenzunehmen.

5. Epilepsie, multiple Sklerose, Rückenschmerzen und Muskelkrämpfe

Bei 60 Prozent aller Epilepsien zeigt Cannabis eine positive Wirkung. Man kann mit Bestimmtheit sagen, daß es bei sehr vielen (wenn auch nicht allen) Formen der Epilepsie das beste Heilmittel ist; außerdem vermag Cannabis die nach einem Anfall auftretenden mentalen Traumata zu mildern. Cannabisextrakt wirkt besser als das gemeinhin als Antiepileptikum verschriebene Dilantin, das überdies zu gefährlichen Nebenwirkungen führen kann. Die Medical World News berichteten 1971: »Marihuana (...) ist vermutlich das wirkungsvollste, der Medizin gegenwärtig bekannte Antiepileptikum.«5

Die bei CannabisraucherInnen beobachteten epileptischen Anfälle waren längst nicht so heftig wie die der PatientInnen, die mit herkömmlichen Medikamenten behandelt wurden. Auch bei Menschen, die an multipler Sklerose erkrankt waren, ließ sich nach der Einnahme von Cannabis eine erhebliche Minderung der typischen nervösen Symptome (Muskelschwäche, Zittern) feststellen.

Schließlich ist Cannabis das denkbar beste morphinfreie Antispasmodikum: Als Zigaretten geraucht oder als Kräuterpackung angewandt, zeigt es – etwa bei Schmerzen durch Verspannungen der Rückenmuskulatur – eine hervorragende entkrampfende Wirkung.6

6. Antibiotische/antibakterielle Wirkung von CBD

Aus jungen, noch nicht erblühten Pflanzen lassen sich Cannabidiolsäuren (CBD) gewinnen. Diese Stoffe können als Antibiotika – etwa zur Behandlung von Tripper – eingesetzt werden; bei einer 1990 in Florida durchgeführten Studie wurden mit CBDs auch Erfolge bei der Behandlung von Herpes erzielt.

Cannabidiole sind die Säure-Pendants des Tetrahydrocannabinol; der CBD-Gehalt einer Pflanze ist umgekehrt proportional zu ihrem Gehalt an THC. Es dürfte auf diesen Umstand zurückzuführen sein, daß CBD den Prohibitionsaposteln vergleichsweise genehm ist: Schließlich macht es nicht »high«. Bei nahezu allen Erkrankungen und Infektionen, die sich auch mit Teramycin behandeln ließen, zeigten Cannabisderivate in tschechischen Studien der Jahre 1952 bis 1955 wesentlich bessere Ergebnisse.7 In der ehemaligen ČSSR wurden noch 1989 Forschungsberichte über landwirtschaftliche Anbauverfahren von cannabidiolreichem Hanf veröffentlicht.8

7. Arthritis, Herpes, zystische Fibrose und Rheumatismus

Cannabis ist ein lokales Analgetikum.9 Bis zum Jahr 1937 bestanden nahezu sämtliche Hühneraugenpflaster, Senfpflaster, Muskelsalben und Rheumapackungen in erster Linie aus Cannabisauszügen. In Südamerika war es bis in die 60er Jahre üblich, Rheumatismus mit den Blättern und/oder Blütenspitzen des Hanfs zu behandeln, die in Wasser oder Alkohol erhitzt und anschließend auf die schmerzenden Gelenke gelegt wurden. Diese Art der Kräutermedizin wird in den ländlichen Gebieten von Mexiko, Mittel- und Südamerika sowie bei den südamerikanischen Bewohnern Kaliforniens bis auf den heutigen Tag bei schmerzhaften Gelenkentzündungen gern angewandt.

In einer Studie der University of South Florida konnte 1990 nachgewiesen werden, daß Herpesviren abgetötet werden, wenn sie mit THC in Berührung kommen. Dr. Gerald Lancz, der diese Testreihe durchführte, machte allerdings darauf aufmerksam, daß sich Herpes nicht durch das Rauchen von Marihuana heilen lasse. Immerhin gibt es eine Reihe (unbestätigter) Berichte, nach denen die örtliche Anwendung einer Paste aus alkoholgetränkten THC-reichen jungen Blattspitzen nach dem Ausbruch von Herpes eine schnellere Austrocknung und Abheilung der befallenen Hautpartien bewirken soll.

8. Reinigung der Lungen und Sekretlösung

Cannabis ist der beste natürliche Schleimlöser, mit dem sich die Lungen von den durch Smog, Staub und Tabak aufgenommenen Schadstoffen befreien lassen.

Marihuana bewirkt eine deutliche Erweiterung der Bronchien und ermöglicht so eine erhöhte Aufnahme von Sauerstoff. Den gleichen Effekt hat es auf die Bronchiolen, den feinsten Verzweigungen der Bronchien, in denen die Atemluft unmittelbar zu den Lungenbläschen geleitet wird. Damit ist es für 80 Prozent aller betroffenen Menschen das beste bronchialerweiternde Medikament (bei 20 Prozent kommt es mitunter zu geringfügigen Nebenwirkungen).10

Vergleichende Statistiken belegen, daß TabakraucherInnen für gewöhnlich einen besseren Gesundheitszustand aufweisen und eine höhere Lebenserwartung haben, wenn sie gelegentlich und in Maßen Cannabis rauchen.11

Millionen AmerikanerInnen haben mittlerweile das Rauchen aufgegeben und ziehen Cannabis dem Tabak vor – keine gute Nachricht für die mächtige Tabaklobby um Senator Jesse Helms und seine Gefolgsleute. Einer Klausel der amerikanischen Tabakgesetze der Jahrhundertwende zufolge darf industriell hergestellter Rauchtabak mit 400 bis 6 000 chemischen Zusatzstoffen versetzt werden. Welche dieser Zusatzstoffe sich in einer gewöhnlichen Zigarette befinden, wird seither geflissentlich verschwiegen; die Öffentlichkeit scheint kein Recht darauf zu haben, dies zu erfahren.

Nicht wenige SportlerInnen nutzen beim Waldlauf und beim Marathon den lungenreinigenden Effekt von Cannabis: Eine freie Lunge bedeutet bessere Kondition und größere Ausdauer.

Es ist ganz offensichtlich, daß Cannabis den zu Outlaws gemachten amerikanischen MarihuanaraucherInnen ein oder zwei zusätzliche Lebensjahre schenkt. Sie gehen dafür nur ein paar geringfügige Risiken ein: den Verlust ihrer Freiheit, ihrer Rechte, ihres Eigentums oder ihrer Kinder. Und all das, weil sie sich der sichersten aller Substanzen bedienen: des Cannabis.

9. Schlaf und Entspannung

Cannabis erweitert die Arterien, dadurch wird der Blutdruck gesenkt und die Körpertemperatur um durchschnittlich 0,5 Grad verringert; auf diese Weise wirkt es streßabbauend. Wer abends Cannabis raucht, erfreut sich in der Regel eines erholsamen Schlafes.

Die meisten Menschen können sich unter dem Einfluß von Cannabis wesentlich tiefer entspannen; verglichen mit den Wirkungen der verschreibungspflichtigen Ein- und Durchschlafmittel läßt sich bei Cannabis die im Schlaf höchstmögliche Aktivität der für Entspannungszustände typischen Alpha-Wellen feststellen.

Bei den verschreibungspflichtigen Schlafmitteln, den sogenannten »legalen, sicheren und nützlichen« Drogen, handelt es sich meist um synthetisch hergestellte Wirkstoffe wahrhaft gefährlicher Pflanzen – etwa Mandragorawurzel (Alraune), Bilsenkraut und Tollkirsche. Und wie wir neuerdings der Presse entnehmen können, bekämpfen Ärzte, Apotheker und die Pharmaindustrie energisch neue Gesetze, durch die die Verwendung dieser oft mißbrauchten Substanzen eingeschränkt werden soll.12

Im Gegensatz zu Valium verstärkt Cannabis nicht die Wirkung von Alkohol. Man vermutet, daß Cannabis mehr als die Hälfte der Beruhigungsmittel wie Valium, Librium, Thorazine, Stelazine usw. und die meisten Schlafmittel ersetzen könnte.

Daß sich zigtausend Eltern in den vergangenen beiden Jahrzehnten an ihren 11- bis 17jährigen Kindern schuldig gemacht haben, dürfen wir nicht einfach mit Schweigen übergehen: Auf Empfehlung von Elterngruppen, der Regierung und der vom Staat finanzkräftig unterstützten Rehabilitationszentren wurden den Kindern starke Dosen solcher Beruhigungsmittel verabreicht, bloß um sie vom Marihuanakonsum abzubringen.

Keine Frage, daß die Beruhigungsmittel oft den erwünschten Erfolg zeigten. Die Kinder interessierten sich nicht mehr für Cannabis. Aber sie interessierten sich anschließend genausowenig für ihre Lieblingstiere, – und die Chance, daß sie nach einem solchen »Entzug« für den Rest ihres Lebens unter unkontrollierbaren Zitteranfällen leiden, steht eins zu vier.13

Hunderte privater Rehabilitationszentren und deren Vorstände setzen trotzdem weiter auf diese Praxis und führen den Medien gegenüber gern die unglaubwürdigen Forschungsberichte des NIDA und des DEA an (vgl. auch Kapitel 16). Aus der Vermarktung ihrer unsinnigen und obendrein gefährlichen »Marihuanatherapie« für Kinder ziehen sie saftige Profite.

Damit nicht genug: Wer sich nach solchen »behördlich genehmigten Trips« wieder dem Marihuana zuwendet, gilt als »rückfällig«. Dies ist nichts anderes als Gesinnungsschnüffelei und der Versuch, den freien Willen eines Individuums zu unterdrücken.

10. Behandlung von Lungenemphysemen

Die medizinische Forschung belegt, daß schon sehr maßvolles Cannabisrauchen den meisten PatientInnen mit Lungenemphysemen – dies sind überdehnte und abgestorbene Partien der Lunge, zu denen es etwa nach langjähriger chronischer Bronchitis kommt – Linderung bringen würde. Die Lebensqualität von Millionen Betroffener könnte so verbessert, ihre Lebenserwartung erhöht werden.

Die US-Regierung und das DEA hatten auch dazu (seit 1976) eine andere Meinung. Ihrer Ansicht nach spricht der Umstand, daß die Anwendung von Cannabis normalerweise mit einem »High« verbunden ist, für ein Verbot dieser Behandlungsmethode. Die Frage, wieviele Lebensjahre gewonnen und Menschenleben gerettet werden könnten, spielt bei ihrer Entscheidung offenbar keine Rolle. Ebenfalls keine Rolle spielt die Tatsache, daß über 60 Millionen AmerikanerInnen bereits Erfahrungen mit Marihuana gemacht haben und daß 25 bis 30 Millionen es regelmäßig zur Entspannung rauchen oder sich damit täglich auf höchst verantwortungsvolle Weise selbst therapieren, ohne daß je auch nur ein einziger Mensch durch eine Überdosis zu Tode gekommen wäre.

Alle Untersuchungen des Sauerstofftransportes im Blutkreislauf weisen darauf hin, daß sich Symptome wie Brust-, Lungen-, Glieder- und Kopfschmerzen und die bei stärkerem Smog häufig auftretende Kurzatmigkeit nach dem Genuß von ein wenig Cannabis für einen ganzen Tag deutlich bessern. (Durch stärkeren Marihuanakonsum wird die Wirkung übrigens nicht gesteigert.)

Dr. Donald Tashkin, der führende Experte der amerikanischen Regierung auf dem Gebiet der Lungenmedizin, teilte uns im Dezember 1989 mit, daß Cannabisrauchen keinesfalls zu Emphysemen oder der Vergrößerung bereits vorhandener Emphyseme führen kann.14

11. Erleichterung bei Streß und Migräne

Das Wichtigste zuerst: Cannabis hilft vorzüglich gegen die Todesursache Nummer eins – den Streß. Für Millionen von AmerikanerInnen wäre es ein sicherer Ersatz für Valium, Librium oder für Alkohol.

Die Wirkung von Cannabis hängt zwar stark von den psychischen und sozialen Voraussetzungen der Konsumentinnen ab; »die häufigste Reaktion« ist allerdings »ein ruhiger, leicht euphorischer Zustand, in dem die Zeit langsamer zu vergehen scheint und die Empfindung für Licht, Geräusche und Berührungen gesteigert ist«.15

Zwischen der sicheren, heilsamen Wirkung von Marihuana und den Effekten der Benzodiazepine (Valium usw.) ist ein himmelweiter Unterschied. Der Mißbrauch dieser Medikamente bildet mit Abstand das größte Drogenproblem Amerikas; diese Beruhigungsmittel führen in den USA häufiger zu Einlieferungen in die Intensivstationen als der gesamte Komplex des Kokain-, Morphium- und Heroinmißbrauchs.16

Während Tabak die Arterien verengt, werden sie von Cannabis erweitert. Und weil Migräne aus krampfhaften Verengungen der Arterien bei gleichzeitiger übermäßiger Entspannung der Venen entsteht, lassen die gefäßerweiternden Effekte, mit denen Cannabis auch auf die Hirnhaut einwirkt, einen Migräneanfall für gewöhnlich abklingen.

Eine deutlich sichtbare Nebenwirkung dieser Effekte sind übrigens die sprichwörtlichen roten Augen der CannabisraucherInnen – die Augen sind, funktionell betrachtet, in der Tat »Ausstülpungen« des Gehirns. Darüber hinaus lassen sich bei Cannabis im Gegensatz zu den meisten anderen Drogen und Medikamenten keine weitergehenden Auswirkungen auf das Gefäßsystem nachweisen – abgesehen vielleicht von einer leichten Beschleunigung des Herzrhythmus zu Beginn des Rausches.

12. Appetitanreger

Den meisten MarihuanakonsumentInnen dürfte der »Freßtrip« bekannt sein. Diese freilich nicht immer auftretende Stimulation des Appetits macht Cannabis in vielen Fällen zu einem hervorragenden Mittel gegen Anorexie – eine Appetitlosigkeit, die zu lebensbedrohlichen Mangelerscheinungen führen kann.

Hunderttausende AmerikanerInnen leiden unter Anorexie; vornehmlich sind es ältere Menschen oder die PatientInnen von Sanatorien und Krankenhäusern. Der Mehrzahl dieser Menschen könnte mit Cannabis geholfen werden. Und doch verweigert die Regierung ihnen ein gesünderes Leben und zieht es vor, ihre Anti-Cannabispolitik mit Polizeigewalt durchzusetzen.

Der appetitstimulierende Effekt von Cannabis könnte auch das Leben derer verlängern helfen, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs leiden; um länger zu leben, müssen sie besonders viel essen. Das DEA und die Bundesregierung haben allerdings seit 1976 untersagt, Cannabis zur Behandlung dieser Krankheit zu verabreichen. Die Forschungen zu dieser Frage sind ebenfalls blockiert worden.

Zehntausenden Menschen wird so das Recht verweigert, ihr Leben trotz schwerer Krankheit etwas zu normalisieren. Nach dem Buchstaben des Gesetzes bleibt ihnen nur ein Siechtum bis zum Tod.

13. Verringerung des Speichelflusses

Wer jemals Marihuana geraucht hat, kennt die eher unangenehme Begleiterscheinung, nämlich den trockenen Mund. Sogar dieser Effekt ließe sich in der zahnmedizinischen Praxis nutzbar machen.

Die kanadische Zahnärztekammer berichtet über Studien aus den 70er Jahren, wonach Cannabis die speichelreduzierenden Medikamente von Searle & Co. mit dem hochgiftigen Wirkstoff Probathine ersetzen könnte. Die speichelflußhemmende Wirkung von Cannabis könnte möglicherweise auch Verwendung bei der Behandlung von Magen-Darm-Geschwüren finden.

Aids, Depressionen und Hunderte weiterer grundsätzlicher medizinischer Anwendungsmöglichkeiten

Der bekannteste Effekt von Cannabis dürfte freilich dessen stimmungsaufhellende Wirkung, sein: das »High«. Die jamaikanischen CannabisraucherInnen preisen ihr Ganja für verschiedene Wohltaten: Sie können sich tiefer ihrer Meditation hingeben und sich besser konzentrieren, sie erleben ein gesteigertes Wohlgefühl und gewinnen eine positive Lebenseinstellung.17 Würde Cannabis bei der Behandlung von Aids-Kranken eingesetzt, könnte die stimmungsaufhellende, appetitanregende und schlaffördernde Wirkung dieses Naturheilmittels hervorragend den Unterschied zwischen zwei entgegengesetzten Formen des Umgangs mit dieser Krankheit anschaulich machen: »an Aids zu sterben« oder »mit Aids zu leben«.

Daneben kann Cannabis auch zur Linderung leichter (und mitunter auch schwerer) Schmerzen dienen. Ältere Menschen, die häufig unter Arthritis, Schlaflosigkeit und anderen typischen Alterserkrankungen leiden, könnten mit Cannabis würdevoller und besser leben. Es heißt – und das ist von der medizinischen Forschung zu einem guten Teil belegt –, daß Cannabis in diesem Bereich die beste umfassende Wirkung zeigt: bei der Behandlung von mentalen Verfallserscheinungen alter Menschen, von Senilität und möglicherweise sogar der Alzheimerschen Krankheit; es wirkt dem Nachlassen des Langzeitgedächtnisses entgegen und kann bei einer Vielzahl weiterer Alterssymptome eingesetzt werden.

US-amerikanischen Statistiken zufolge können Menschen, die keinen Alkohol trinken und statt Tabak täglich Marihuana rauchen, ihre Lebenserwartung um 8 bis 25 Jahre steigern. Diese Statistiken sind freilich nicht auf dem neuesten Stand; zur Zeit wäre die Durchführung solcher Studien schlicht illegal.

Annehmbare Risiken

Sämtliche US-Ausschüsse und BundesrichterInnen, die sich eingehend mit dem betreffenden Material beschäftigt hatten, kamen einhellig zu der Überzeugung, daß es sich bei Cannabis um das sicherste aller bekannten Arzneimittel handelt. Bei all seinem therapeutischen Nutzen hat es lediglich eine Nebenwirkung, die allgemein Besorgnis erregte: es macht »high«. Und weil das DEA das unter gar keinen Umständen zulassen will, wird Cannabis ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse von ÄrztInnen und PatientInnen verteufelt.

Niemand erwartet von unseren Ärztekammern, daß sie Gewaltverbrechen verfolgen. Warum also fühlen sich Polizei und Strafverfolgungsbehörden dazu verpflichtet, gegen die Anwendung eines Naturheilmittels vorzugehen, mit dessen Hilfe viele Menschen ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen könnten?