Ein weiteres wichtiges Element in der kommunistischen Propaganda ist wirtschaftliche Sabotage, um den »Kapitalismus« in Misskredit zu bringen. So behauptet der frühere US-Agent Vincent Cannistraro, der Sandoz-Chemieunfall in Schweizerhalle bei Basel am 1. November 1986 sei von der Stasi auf Befehl des KGB durchgeführt worden.572 Auffällig auch hier: in der deutschen Presse kein Sterbenswörtchen. Eine Untersuchung in der Schweiz ergab keine Anhaltspunkte für Fremdeinwirkung – was natürlich nichts heißt, wenn man geschickt vorgeht –, aber warum wird so etwas nicht berichtet? Warum wird Cannistraro nicht interviewt? Der Fall ging damals um die Welt und galt als Sinnbild für den »zerstörerischen Kapitalismus«. Schauen Sie sich einfach an, über welche Lächerlichkeiten die Zeitungen sonst berichten. Und da ist diese These eines US-Agenten keine Zeile wert?
Ganz im Gegenteil nahmen westliche Journalisten diesen und andere Fälle zum Anlass, über den Kapitalismus herzuziehen. In orwellscher Weise werden dabei wieder die Dinge in ihr Gegenteil verkehrt. Kein Unternehmen hat ein Interesse an solchen Unfällen. Es schadet dem Image und kostet eine Menge Geld. Natürlich können Unfälle nie vermieden werden. Sie passieren jeden Tag, zum Beispiel auf unseren Straßen. Unfälle sind kein Kennzeichen des Kapitalismus, sondern der Tatsache geschuldet, dass das Leben nicht ohne Risiko ist. Die beste Methode, Risiken zu minimieren, ist die Haftung. Weil es diese im Kommunismus (und der Politik) nicht gibt, war dort die Umwelt viel stärker belastet. Die verseuchten Böden in der DDR und anderen Ostblockstaaten sind ein Zeugnis davon.
Tausende von Einflussagenten oder nützliche Idioten, viele davon in den Redaktionsstuben, nutzten und nutzen also jede Wendung des Schicksals, um sie auf den Kapitalismus zu schieben. Zur Meisterschaft darin hat es ein gewisser Günter Wallraff gebracht. Einer seiner Mitarbeiter, Frank Berger, wurde als »IM Fischer« bei der Stasi geführt.573 Laut den Rosenholz-Dateien wurde Wallraff selbst bei der Stasi als »IM Wagner« geführt. Er bestreitet, dass er wissentlich für die Stasi gearbeitet hat, aber er wurde als »A-Quelle« bezeichnet. Eine A-Quelle bedeutet, dass sie andere abschöpfte und nicht umgekehrt.574 Selbst wenn »nur« sein Mitarbeiter Stasi-Agent gewesen wäre, warum sollte die Stasi denn einen Kapitalismuskritiker bespitzeln?
Ein anderer (ehemaliger) Mitarbeiter, Uwe Herzog, deutet gar an, nicht Wallraff, sondern er und »IM Fischer« hätten sein berühmtestes Buch Ganz unten geschrieben.575 Das wäre die typische Vorgehensweise von Geheimdiensten, Journalisten aufzubauen und dann für ihre Zwecke zu nutzen. Immer wieder gibt es Vorwürfe, dass Wallraff bei seinen Berichten manipuliert, was dieser natürlich regelmäßig bestreitet.576 Da Wallraff sehr gute Anwälte hat, belasse ich es dabei. Recherchieren Sie es selbst, wenn es Sie interessiert.
Doch schon die Logik sagt einem: Wenn die Arbeitsverhältnisse, die er kritisiert, so schrecklich wären, warum kündigen die Mitarbeiter nicht einfach? Natürlich, da der Staat eine enorme Arbeitslosigkeit produziert, sind viele Menschen dazu gezwungen, auch schlechte Jobs anzunehmen, aber auch dafür gibt es eine Grenze. In jedem Fall ist es unsinnig, solche Einzelfälle auf den Kapitalismus zu schieben. Es gibt immer böse Menschen. Im Kommunismus und unserem Halbsozialismus regieren sie und niemand kann ihnen entfliehen. Einen miesen Arbeitgeber kann ich wenigstens verlassen, wenn es mir zu viel wird.
Aber nein, statt den Kapitalismus genau dafür zu loben, dass man die freie Wahl hat, einen schlechten Arbeitgeber zu verlassen oder Produkte zu boykottieren, wird das Gegenteil gefordert. Immer mehr Staat, was wie geschildert unausweichlich in das schlimmste System von allen führt, in dem man gar keine Freiheit mehr hat: Sozialismus.
Tausende von Leuten, darunter etliche Journalisten, sind angeworben worden, um diese Arbeit zu verrichten. Wallraff ist ja nur ein besonders prominentes Beispiel für zersetzende Tätigkeit.
Unter dem Freedom of Information Act freigegebene Dokumente zeigen, dass der KGB selbst relativ harmlose Gegner des Kommunismus umbrachte oder entführte, wie den deutschen Juristen Walter Linse. Dabei wurden wie auch in anderen Ländern jeweils Landsleute eingesetzt, damit das Opfer keinen Verdacht schöpft. In diesem Fall entführten ostdeutsche Agenten 1952 den Leiter der Wirtschaftsabteilung des antikommunistischen »Untersuchungsausschusses Freiheitlicher Juristen« und steckten ihn in ein Lager in Russland, wo er 1953 hingerichtet wurde.577
Natürlich werden solche Fälle erst Jahrzehnte später aufgedeckt, aber es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass die Russen ihre Praxis geändert haben. Wer im Weg ist, wird weggeräumt, wer mitspielt, wird unterstützt.