7.2 Psychopathen in einer freien Marktwirtschaft

Betrachten wir zunächst die Möglichkeiten eines Psychopathen in einer Privatrechtsgesellschaft, also einer absolut freien Marktwirtschaft.

Da eine Privatrechtsgesellschaft wesentlich effizienter in der Verfolgung von Straftaten ist, werden die weniger intelligenten Psychopathen schneller gefasst und überdies zur Wiedergutmachung des Schadens herangezogen. Das schränkt ihre Möglichkeiten deutlich ein.

Aber auch die Psychopathen in Nadelstreifen haben einen wesentlich schwereren Stand. Unstreitig werden sich auch in einer freien Marktwirtschaft an der Spitze von Unternehmen Psychopathen tummeln. Je größer das Unternehmen, also je mehr Hierarchiestufen, desto mehr von ihnen – tendenziell. Aus vier Gründen ist dies in einer Privatrechtsgesellschaft jedoch weniger problematisch.

  1. In einer freien Marktwirtschaft gibt es mehr Arbeitsplätze. Mitarbeiter, die unter einem psychopathischen Vorgesetzten oder Kollegen leiden, finden schneller einen neuen Arbeitsplatz. Das wird im Übrigen dazu führen, dass die Eigentümer tendenziell mehr darauf achten, keine Psychopathen zu beschäftigen, weil ihnen sonst die besten Mitarbeiter abhandenkommen.
  2. Ein Unternehmen ist nur erfolgreich, wenn es die Wünsche seiner Kunden bestmöglich befriedigt. Die egoistischen Ziele des Psychopathen sind also identisch mit denen der Kunden. Zwar wird der Psychopath beispielsweise skrupellos die Ideen eines Kollegen klauen, volkswirtschaftlich richtet dies aber keinen Schaden an. Es leidet zwar der bestohlene Mitarbeiter (der leichter einen neuen Arbeitsplatz findet), aber der Kunde bekommt trotzdem das neue innovative Produkt in die Hand.
  3. Individuelle Rechte sind besser geschützt. Der vom Psychopathen geschädigte Mitarbeiter kann sich besser wehren. Der Konsument kann sich ebenfalls besser dagegen wehren, falls ein Psychopath absichtlich ein Produkt verbreitet, das ihn schädigt.
  4. Zwar sind Unternehmen hierarchisch aufgebaut, der Markt selbst aber ist anarchisch, also dezentral organisiert. In einer freien Marktwirtschaft existiert mehr Konkurrenz. Es wird tendenziell mehr kleine Unternehmen mit flacheren Hierarchien geben. Große Unternehmen nutzen heute das Gewaltmonopol, um ihre Märkte schützen. In einer freien Marktwirtschaft entfällt diese Möglichkeit. Auch große Unternehmen müssen sich flexibler und mit flacheren Hierarchien aufstellen, sonst verschwinden sie schnell vom Markt.

Entscheidend: Unternehmen können niemanden zu etwas zwingen – egal wie viele Psychopathen dort arbeiten. Ganz anders verhält es sich in der Politik.