1.6 Die große Täuschung – der scheinbare Zusammenbruch

Ich habe bereits anhand von Originalzitaten nachgewiesen, dass das Ziel der Perestroika die weltweite Verbreitung des Kommunismus ist. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der scheinbare Zusammenbruch des Kommunismus im Osten. Ich bin darauf schon ausführlich in Das Kapitalismus-Komplott eingegangen.601 Wir wissen über diesen Plan aufgrund der Aussagen der Überläufer, allen voran Anatoli Golizyn, den der KGB laut Mitrochin-Archiv ermorden wollte, sehr gut Bescheid. Ich referiere deshalb den Plan nur in aller Kürze. Ich empfehle aber dringend, seine Schriften im Original zu lesen beziehungsweise die Bücher Weltoktober und Rote Lügen in grünem Gewand von Torsten Mann, der die Thesen der Überläufer durch unzählige zusätzliche Quellen belegt. Mann ist der Experte für die kommunistische Strategie in Deutschland.

Der Experte in England war Thatcher-Berater Christopher Story, dessen Bücher ebenfalls Pflichtlektüre sind. Immer wieder berichtete er von Todesdrohungen und wie gefährlich seine Arbeit ist, so auf einem seiner letzten Vorträge.602 Sein letztes Memorandum vom 10. Juli 2010 soll darüber berichten, dass er Beweise habe, dass CIA und MI6 (nicht der FSB!) in Auftrag gegeben haben, ihn zu ermorden und er wahrscheinlich schon vergiftet wurde. Er stirbt am 14. Juli 2010.603 Die Weblinks, die ich noch 2010 in Das Kapitalismus-Komplott angegeben habe, sind inzwischen alle entfernt. Ein Dokument von ihm nach dem anderen verschwindet aus dem Netz. Daher sollten Sie sich seine Bücher, Artikel und Videos sichern, wo immer Sie auf welche treffen.

Ein englischsprachiger Experte für die kommunistische Strategie, der Storys Arbeit fortsetzt, ist der libertäre politische Analyst und Journalist Jeffrey Nyquist, der auf unterschiedlichen Plattformen publiziert.604 Hier die Zusammenfassung der kommunistischen Langfriststrategie:

Nach Stalins Tod 1953 wurden die alten Konzepte Lenins wieder aufgenommen. Gleichzeitig »entdeckte« das Militär die uralten Werke des chinesischen Strategen Sun Tsu (Sunzi), dessen Buch Die Kunst des Krieges Oberstleutnant J. I. Sidorenko ins Russische übersetzen ließ. Sein Motto:605

Die größte Kunst besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne Kampf zu brechen. Zersetzt alles, was im Lande des Gegners gut ist.

Die Umsetzung dieser Strategie durch Tausende von Einflussagenten haben wir bereits kennengelernt. Kernstück der neuen Strategie war es, dem Westen vorzugaukeln, man kehre von den alten Zielen ab. In den Fünfzigerjahren kam es zunächst zur Periode der »friedlichen Koexistenz«. Dazu wurden Uneinigkeit in den Ostblockstaaten inszeniert, während der KGB die Kontrolle behielt. Man wandte sich öffentlich von Stalins Methoden ab. Das Ziel war es, Militär- und Wirtschaftshilfen aus dem Westen zu erhalten und über die scheinbar abtrünnigen Staaten nach Russland zu schleusen, was in den Sechzigerjahren dann auch gelang. Gleichzeitig wurden die Zersetzungsmaßnahmen im Westen verstärkt, die westlichen Parteien unterwandert und in allen sowjetischen Staaten vom KGB kontrollierte Oppositionsbewegungen aufgebaut. Diese kamen in der dritten Phase ab den Siebzigerjahren zum Einsatz. Die künstliche Opposition forderte liberale Wirtschaftsreformen in Anlehnung an Lenins Neue Ökonomische Politik (NEP). Aus der kontrollierten Opposition entstanden später die scheinbar verschiedenen politischen Parteien.606 Um diese Reformen glaubhaft erscheinen zu lassen, wäre in dieser Periode sogar mit dem Fall der Berliner Mauer zu rechnen gewesen, schreibt Anatoli Golizyn 1984 in seinem Buch New Lies for Old.607

Während der ganzen Zeit wurden die westlichen Parteien so unterwandert, dass dort Befürworter für den Plan einer EUdSSR saßen. Andere überzeugte man ganz einfach, dass man von den alten Zielen abgekehrt wäre und »ein gemeinsames Haus Europa« bauen wolle. Zuerst sollten die ehemaligen Ostblockstaaten der EU beitreten und dann Russland selbst. Die Kommunisten hatten genug Zeit, sich auf einen Fall der Mauer vorzubereiten.

Laut Christopher Story erfolgte nach dem Krieg eine Vereinbarung (agreement) zwischen den Allierten, Deutschland für 40 Jahre lang besetzt zu halten, die US-Außenminister James Byrnes noch in seiner Amtszeit (bis 1947) angestoßen haben soll.608 Story liefert dafür keinen Beleg und kann leider nicht mehr befragt werden. Aber in einer Rede vom 6. September 1946 sagte Byrnes in Stuttgart:609

Aber die Frage für uns wird sein: Welcher Zwang wird nötig sein, um sicherzugehen, dass sich Deutschland nach dem Krieg nicht wiederbewaffnet? Unser Vorschlag, einen Vertrag mit den Siegermächten durchzusetzen, der einen Demilitarisierungsplan für 25 oder sogar 40 Jahre im Rahmen einer Friedensvereinbarung vorsieht, würde eine wesentlich kleinere Besatzungsarmee ermöglichen.

In einer Analyse des US-Außenministeriums von 1959 heißt es:610

Noch bevor das Potsdamer Protokoll unterzeichnet wurde, hielten es die Vereinigten Staaten für wünschenswert, mit Großbritannien, Frankreich und der UdSSR über einen 25-jährigen Vertrag zu verhandeln, der garantieren würde, dass es kein Wiederaufleben des Militarismus in Deutschland gäbe. Außenminister James F. Byrnes übernahm die Initiative, solch einen Vertrag Molotow und später Stalin vorzuschlagen. Ermutigt durch deren Reaktion erstellten die USA einen Vertragsentwurf zur Kommentierung und möglichen Korrektur. Die drei westlichen Mächte unterstützten diese Idee eines solchen Entmilitarisierungsvertrages auf der Pariser Sitzung des Rates der Außenminister 1946 und der Moskauer Sitzung von 1947. Die USA stimmten einer 40-jährigen Periode zu, da Molotow entgegnete, die 25-jährige Periode sei nicht lang genug. Tatsächlich jedoch ließ die Sowjetunion die Verhandlungen für einen solchen Vertrag scheitern, indem sie versuchte, zahlreiche belanglose und kontroverse Themen damit zu verbinden.

Nun schreibt Story von einer Vereinbarung (agreement) und keinem formellen Vertrag. Existierte vielleicht eine Geheimvereinbarung? Wir wissen heute, dass es trotz entgegengesetzter Beteuerungen solche geheimen Vereinbarungen gibt.611 Hatten die Russen damals nur gezögert, weil man Ostdeutschland selber den Aufbau einer kleinen Armee erlauben wollte? Bezog sich eine endgültige Vereinbarung vielleicht nur auf den Besatzungsstatus und nicht auf die Entmilitarisierung? Finanzminister Schäuble gab 2011 in Frankfurt vor seinen Banker-Kumpels zu, Deutschland sei seit 1945 zu keinem Zeitpunkt souverän gewesen.612

Unabhängig davon, ob es eine formelle Vereinbarung gab, ist es äußerst interessant, zu sehen, was tatsächlich passierte. Exakt 40 Jahre nach diesen Verhandlungen versucht Michail Gorbatschow 1987, Erick Honecker loszuwerden, der den Plänen einer Wiedervereinigung im Wege stand.613

Am 12. Juni 1987 erhebt US-Präsident Ronald Reagan am Brandenburger Tor seine berühmte »Forderung« an Gorbatschow:614

Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer ein!

Was für ein Auftritt des gelernten Schauspielers!

Für die jüngeren Leser: Niemand rechnete 1987 mit dem Mauerfall, er kam 1989 für die Öffentlichkeit völlig überraschend. Konnte Reagan diese wagemutige Forderung stellen, weil er wusste, dass die Vereinbarung ohnehin auslief? Inzwischen konnte man sich auch sicher sein, dass Deutschland keine Gefahr mehr darstellt. Die Bundeswehr taugte kaum zur Verteidigung geschweige denn zum Angriff, das Volk war umerzogen und die Parteien fest im Griff der Bankierseliten, Atlantik-Brücke, Council on Foreign Relations, Trilaterale Kommission und so weiter. Der in Deutschland viel geschmähte Ex-Schauspieler Reagan hatte allerdings durchaus ein Näschen dafür, welches Spiel Gorbatschow spielte. Der gab 2011 in seiner Münchner Dankesrede zu Protokoll:615

Später sollte ich erfahren, dass auch an Reagan die gleiche Frage gestellt wurde. Seine Antwort lautete: »Gorbatschow ist ein Starrkopf von einem Bolschewiken.«

Helmut Kohl dagegen war – entgegen der Geschichtsklitterung von heute – viel zögerlicher als Gorbatschow und Reagan und ergriff erst am 28. November 1989 die Initiative mit seinem »Zehn-Punkte-Programm«, nachdem er zusammen mit Karsten Voigt, dem außenpolitischen Sprecher der oppositionellen SPD im Juni 1988 auf der Bilderberg-Konferenz der Banker in Tirol gewesen war. Dort auf der Tagesordnung: »Die deutsche Frage neu untersucht«. Voigt eilt nach Kohls Zehn-Punkte-Rede im Bundestag ans Rednerpult und stimmt »überraschend« dem Plan von Kohl begeistert zu.616 Der Verdacht liegt also nahe, dass die Machtelite den beiden auf der Konferenz gesteckt hat, dass sowieso längst alles entschieden ist.

Möglicherweise erfuhren sie dort oder im Umfeld auch von einer Vereinbarung, die BRD »nur« 40 Jahre besetzt zu halten. Nochmal: Auch 1988 ahnte in der Öffentlichkeit noch niemand, dass es zur Wiedervereinigung kommen würde. Gehen Sie dazu in die Archive, wenn Sie damals noch nicht alt genug waren. Ältere Semester werden sich ohnehin daran erinnern.

Wirklich frei scheint Deutschland aber noch nicht zu sein. In seinem 2007 in Österreich erschienenen Buch Die deutsche Karte – Das verdeckte Spiel der geheimen Dienste schreibt Gerd-Helmut Komossa, der ehemalige Amtschef des Militärischen Abschirmdienstes (MAD):617

Der Geheime Staatsvertrag vom 21. Mai 1949 wurde vom Bundesnachrichtendienst unter »Strengste Vertraulichkeit« eingestuft. In ihm wurden die grundlegenden Vorbehalte der Sieger für die Souveränität der Bundesrepublik bis zum Jahre 2099 festgeschrieben, was heute wohl kaum jemandem bewusst sein dürfte.

Danach wurde einmal »der Medienvorbehalt der alliierten Mächte über deutsche Zeitungs- und Rundfunkmedien« bis zum Jahr 2099 fixiert. Zum anderen wurde geregelt, dass jeder Bundeskanzler Deutschlands auf Anordnung der Alliierten vor Ablegung des Amtseides die sogenannte »Kanzlerakte« zu unterzeichnen hatte. Darüber hinaus blieben die Goldreserven der Bundesrepublik durch die Alliierten gepfändet.

Ein Wort noch zu Anatoli Golizyn, dem vermutlich wichtigsten Überläufer in der Geschichte der Menschheit – ich übertreibe hier nicht. Golizyn ist bereits 1961 übergelaufen. Er konnte zahlreiche Spione, darunter Kim Philby618 und Anthony Blunt619, Donald Duart Maclean, Guy Burgess von den »Cambridge Five«620, John Vassall sowie Alexander Kopazky (alias Franz Koischwitz von der Organisation Gehlen!)621 enttarnen. Damit ist bewiesen, dass Golizyn ein absoluter Insider war. Und obwohl er nur den Stand der Planungen bis 1961 kannte, hat er die Strategie so genau verstanden, dass er praktisch jeden Schritt der Kommunisten voraussagen konnte. Der amerikanische Journalist und Historiker Mark Riebling untersuchte in seinem 1994 erschienenen Buch Wedge: The Secret War between the FBI and CIA alle 148 Einzelvorhersagen, die Golizyn bis dahin gemacht hatte. Bis Ende 1993 waren 139, also 94 Prozent davon, eingetreten.622 In Rieblings Buch geht es hauptsächlich um die Rivalität von FBI und CIA. Das FBI glaubte – offensichtlich zu Recht –, dass die CIA (bankiers-)kommunistisch unterwandert war. Wie wir deutlich erkennen können, ist das heute beim FBI offenbar auch gelungen, sonst würden die Überläufer ja zumindest beim FBI Gehör finden. Sie müssen sich aber nicht auf den Historiker verlassen, sondern können alles selbst anhand von Golizyns Büchern überprüfen, die inzwischen kostenlos im Netz erhältlich sind.623

Golizyn verfasste ein Memorandum nach dem anderen an die CIA, in denen er warnte und die nächsten Schritte der Kommunisten darlegte. Da er kein Gehör fand, hat er diese Denkschriften später in seinen Büchern veröffentlicht. Der damalige Leiter der US-Spionageabwehr, James Angleton (der später von CIA-Chef William Colby entfernt wurde), arbeitete eng mit Golizyn zusammen. Er und der britische General John Hackett hielten ihn für den wertvollsten Überläufer, der jemals den Westen erreicht hat.624

Und nun sehen Sie sich an, was in der deutschen Wikipedia über Golizyn steht:625

Aufgrund seiner komplexen Persönlichkeit und seiner gesteigerten Neigung zur Selbstdarstellung versorgte Golizyn Angleton mit einer Reihe von Informationen, die sich aus Wissen, Halbwissen und Nichtwissen zusammensetzte. Dass viele seiner Informationen reine Erfindungen waren, ist dadurch erklärbar, dass er sicherstellen wollte, dass ihm und seiner Familie der Schutz durch den amerikanischen Geheimdienst und die US-Staatsbürgerschaft gewährt wurde.

Natürlich wird für diese Einschätzung des anonymen Schreiberlings keine Quelle angegeben. Zur Erinnerung: Wikipedia soll eine Enzyklopädie sein und kein Meinungsportal. Die Behauptung ist natürlich absurd, schließlich hatte Golizyn ja zahlreiche Überläufer korrekt enttarnt und bekam sofort die US- Staatsbürgerschaft und eine neue Identität. Und aus gesteigerter Neigung zur Selbstdarstellung (er ist nie öffentlich aufgetreten) hätte er also 30 Jahre lang erwiesenermaßen korrekte Informationen an die CIA weitergegeben! Meine Güte! Brauchen Sie noch einen Beweis dafür, dass bei sensiblen politischen Themen bei Wikipedia Agenten oder absolute Vollidioten die Texte schreiben? Golizyn ist einer der größten Helden unserer Zeit. Dieser Mann hat sein Leben riskiert, um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren – und euch fällt nichts Besseres ein, als diesen Mann mit lächerlichen Argumenten zu diskreditieren? Wie könnt ihr noch in den Spiegel schauen? Wie könnt ihr nachts schlafen?

In ihrer grenzenlosen Dummheit bringen die Wikipedia-Autoren dann noch gegen Golizyn vor, dass er Henry Kissinger angeblich für einen KGB-Spion hielt. Davon ist in seinen Büchern aber gar nicht die Rede. Kissinger wurde bereits in seiner Zeit als unbekannter Harvard-Professor Anfang der Sechzigerjahre von Überläufer Michael Goleniewski als Agent »Bor« der sowjetischen Geheimdienstorganisation ODRA identifiziert. Goleniewski hat mehr als hundert Spione enttarnt und sich dabei laut der Aussage von John Norpel – einem Mitarbeiter von FBI und Außenministerium – vor dem Kongress kein einziges Mal geirrt.626 Warum Kissinger nicht sofort verhaftet wurde, dazu kommen wir noch.