Zu sagen, wir würden eine Eine-Welt-Regierung anstreben, ist übertrieben, aber auch nicht völlig ungerechtfertigt. Wir bei Bilderberg meinten, dass es nicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen könnte, wegen nichts gegeneinander zu kämpfen, wodurch Menschen getötet und Millionen obdachlos werden. Daher hatten wir das Gefühl, eine einzige weltweite Gemeinschaft wäre eine gute Sache.
Das sagte Denis Healey, einer der Bilderberg-Gründer, dem englischen Journalisten und Buchautoren Jon Ronson.440 Das Wort Verschwörung weist Healey, prominenter Politiker der Labour Party und ehemaliger britischer Verteidigungsminister, natürlich weit von sich, erklärt dann aber freundlicherweise, wie das Ganze funktioniert:
Bilderberg ist ein Weg, Politiker, Industrielle und Journalisten zusammenzubringen. Politik sollte Menschen involvieren, die keine Politiker sind. Wir setzen Ansichten durch, indem wir uns mit jungen Politikern gut stellen, die offensichtlich im Aufstieg begriffen sind, und bringen sie mit Finanziers und Industriellen zusammen, die ihnen kluge Ratschläge bieten. Es erhöht die Chance auf eine vernünftige, weltweite Politik.
Wagen Sie es nicht, das eine Verschwörung zu nennen! Natürlich bilden die Bilderberger keine Weltregierung, die Beschlüsse fassen schließlich die Parlamente. Aber genau so, wie Healey es beschreibt, funktioniert es. In einem Artikel für Kopp Online habe ich das so ausgedrückt:441
Auf der Konferenz wird die Agenda herumgereicht und ansonsten ist es eine Casting Show für neue Polit-Talente. Wer als Nachwuchspolitiker (alle unter 70) die Agenda im Schlaf herunterbeten kann und rechtzeitig vor Abschluss der Konferenz den Darmausgang einer der einflussreicheren Persönlichkeiten findet (um hineinzukriechen natürlich. Wo denken Sie hin!), für den heißt es: Hier werden Sie geholfen!
Natürlich offerieren die Bilderberger nicht nur kluge Ratschläge, sondern vor allem Unterstützung durch Geld und ihre Kontakte, vor allem zu den Medien. Die sitzen ja mit am Tisch. Entsprechend berichteten Bilderberger – anonym – Ronson, wie Politiker wie Bill Clinton durch diese Medien aufgebaut wurden. Dafür braucht es allerdings keinen namentlichen Zeugen, ein Blick in die Zeitung reicht. Das Ziel formuliert Healey schon recht eindeutig. Auch einer der wichtigsten Figuren der Bilderberger, David Rockefeller, gesteht in seiner Autobiografie ganz offen:442
Einige glauben sogar, wir seien Teil einer geheimen Verschwörung, die gegen die Interessen der USA opponiere, charakterisieren mich und meine Familie als »Internationalisten« und werfen uns vor, wir konspirierten mit anderen auf der ganzen Welt, um eine neue ganzheitlichere globale politische und wirtschaftliche Struktur aufzubauen – eine neue Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das die Anklage ist, dann bin ich schuldig, und ich bin stolz darauf.
Eine ganzheitlichere globale politische, gegen die Interessen der USA gerichtete Struktur ist natürlich eine kaum verbrämte Forderung nach einer Weltregierung. Zur Erinnerung: Freihandel benötigt keine Strukturen, es reicht, wenn sich die Regierungen heraushalten.
Was von vielen Beobachtern übersehen wird, ist die Rolle der CIA beim Aufbau der Bilderberger. Die CIA finanzierte mindestens das erste Treffen im Hotel Bilderberg.443 Zu den Gründungsmitgliedern gehörte General Walter Bedell Smith. Er stellte zusammen mit dem US-Spezialisten für psychologische Kriegsführung, Charles Douglas Jackson,444 die Teilnehmerliste für die erste Konferenz im Mai 1954 zusammen.445 Smith war bis 1953 CIA-Direktor. Sein Nachfolger wurde Allen Dulles, den er selbst als Berater zur CIA geholt hatte. Der ehemalige OSS-Mitarbeiter Dulles hatte immer darauf beharrt, dass die CIA verdeckte Operationen durchführen müsse.446
Dulles war zusammen mit Smith im »American Committee for a United Europe« (ACUE). Wie der Telegraph im Jahre 2000 aufgrund freigegebener Geheimdienstdokumente berichtet, bestand dessen Ziel in der Schaffung der Europäischen Union. Der Journalist Ambrose Evans-Pritchard schreibt unter der Überschrift »Euro-Föderalisten von US-Spionen finanziert«:447
Amerikanische Regierungsdokumente zeigen, dass die US-Geheimdienste in den fünfziger und Sechzigerjahren eine Kampagne fuhren, um ein vereinigtes Europa voranzutreiben. Sie finanzierten und leiteten die Bewegung für eine europäische Föderation (»European Federalist Movement«).
Vizevorsitzender des ACUE war Allen Dulles. Vorsitzender war William »Wild Bill« Donovan, 1942 bis 1945 Leiter des CIA-Vorgängers OSS.
Im Vorstand war außerdem Walter Bedell Smith, der erste CIA-Direktor, und eine Reihe ehemaliger OSS-Figuren und Mitarbeiter, die bei der CIA ein- und austraten.
Das ACUE finanzierte die »Europäische Bewegung«, eine Dachorganisation verschiedenster Organisationen, die das Ziel verfolgten, eine Europäische Union zu gründen.448 Ehrenpräsidenten waren unter anderem Winston Churchill und Konrad Adenauer. Beispielsweise stammten im Jahr 1958 53,5 Prozent der Mittel für die Europäische Bewegung vom ACUE. Zitat Pritchard:
Die Finanzierung der ACUE erfolgte durch die Ford-Stiftung und die Rockefeller-Stiftung sowie durch Konzerne mit engen Verbindungen zur US-Regierung. Der Präsident der Ford-Stiftung, der ehemalige OSS-Offizier Paul Hoffman, war in den Fünfzigerjahren gleichzeitig Chef des ACUE.
Aktueller Präsident der Europäischen Bewegung International ist der SPD-Politiker Jo Leinen, auch Mitglied in der Europa-Union Deutschland. Mittlerweile müssen die Stiftungen der Superreichen nicht mehr viel Geld investieren, weil die Steuersklaven inzwischen selbst diese Organisationen finanzieren. Die Europa-Union ist Teil der Union Europäischer Föderalisten, die von der Europäischen Union finanziert wird.449 Die Europa-Union Deutschland wird direkt vom deutschen Steuerzahler finanziert, wie der Bund der Steuerzahler kritisiert.450 Es existiert also ein schier unüberschaubares Geflecht von Hunderten von Organisationen, die rund um die Uhr Propaganda für die EU machen. Die Mitglieder dieser Organisationen werden in den willfährigen Medien dann als »Experten« für dies und das zitiert.
Den Gipfel des Hohnes bildet die Beschreibung der Europa-Union bei Wikipedia:451
Die Europa-Union Deutschland ist eine auf ehrenamtlichen Strukturen basierende Bürgerinitiative für Europa.
Klar, so stellen wir uns eine Bürgerinitiative vor!
Auch das Außenministerium der USA war direkt involviert. In einem Memo vom 11. Juni 1965 empfiehlt es dem französischen Sozialisten Robert Marjolin, eine Währungsunion heimlich anzustreben.452 Marjolin war der Vizepräsident der ersten Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unter Hallstein und für Wirtschaft und Finanzen zuständig.453
Eine weitere wichtige Organisation, deren Gründung vom US-Geheimdienstarm ACUE betrieben wurde, war der Europarat.454 Er gilt als älteste originär politische Organisation Europas und besteht seit 1949. Winston Churchill, der bereits zwei Jahre zuvor in einer Rede die »Vereinigten Staaten von Europa« gefordert hatte, gilt der Europäischen Union als einer ihrer »Gründungsväter«.455
Der Telegraph-Artikel enthält noch einen weiteren interessanten Hinweis:
Die Führer der Europäischen Bewegung – Retinger, der visionäre Robert Schuman und der frühere belgische Premierminister Paul-Henri Spaak – wurden alle als Handlanger (»hired hands«) ihrer amerikanischen Sponsoren behandelt.
Da hat der Autor die Principal-Agent-Theorie verstanden! Mit Retinger ist Józef Retinger gemeint.456 Er war nicht nur Mitbegründer der Bilderberg-Gruppe, sondern auch des Europarates und der Europäischen Bewegung, als deren erster Generalsekretär er fungierte. Der in Krakau geborene Retinger besuchte zunächst ein von Jesuiten geführtes Priesterseminar, ohne jedoch die Weihen zu empfangen. 1917 beriet er in Mexiko den Gewerkschaftsführer Luis Morones und den Politiker Plutarco Elías Calles, der die Enteignung von Landbesitzern propagierte und später Staatspräsident wurde.457 Während des Zweiten Weltkrieges fungierte Retinger als Berater von Władysław Sikorski, Ministerpräsident der polnischen Exilregierung, der 1943 bei einem Flugzeugabsturz starb.458
Am 15. April 1948 beruhigt Retinger seine sozialistischen Freunde, die fürchteten, dass auf dem Europa-Kongress in Den Haag die Sozialisten unterrepräsentiert sein würden. Er schreibt an Guy Mollet, den Generalsekretär der französischen sozialistischen Partei, dass alleine im Organisationskomitee 8 von 22 Mitglieder Sozialisten seien.459 Der Haager Europa-Kongress 1948 unter der Schirmherrschaft von Winston Churchill mündete in der Gründung der »Europäischen Bewegung« und des Europarates.460
Die European Youth Campaign (»Europäische Jugendbewegung«), eine Tochter der Europäischen Bewegung wurde komplett von Washington finanziert und kontrolliert.461 Wer damals jung war, ist heute in Amt und Würden in der EU und den Regierungen in den angeschlossenen Ländern. »Nachwuchsförderung« nennt man das.
Aufgedeckt wurden die CIA-Wurzeln der Europäischen Union bereits 1997 von Prof. Richard Aldrich aufgrund von freigegebenen Dokumenten. Er wird weder in dem Telegraph-Artikel erwähnt, noch hat er einen Wikipedia-Eintrag. Er war ordentlicher Professor an der Universität Nottingham, wo er die Studie »OSS, CIA and European Unity: The American Committee on United Europe, 1948–60« verfasste.462 Sein Hauptaugenmerk liegt auf der heimlichen Zusammenarbeit der Geheimdienste verschiedener Länder. Derzeit forscht er als Professor an der Universität Warwick an dem Projekt »Landscapes of Secrecy«, das sich mit den Verbindungen der »CIA und der Welt des Journalismus« beschäftigt.463 Er arbeitet mit dem britischen Historiker Christopher Andrews zusammen, der sogar Zutritt zum MI6-Archiv hat.464 Unnötig zu erwähnen, dass die Presse nicht über das Projekt berichtet.
Aldrich schreibt, die verdeckte Unterstützung der Europäischen Föderalisten könne auf Graf Richard Coudenhove-Kalergi zurückgeführt werden.465 Der österreichische Schriftsteller gilt als einer der Väter der paneuropäischen Bewegung und benutzte als einer der Ersten den Begriff »Vereinigte Staaten von Europa«. Er war seit 1922 Mitglied in der Freimaurerloge »Humanitas«.466 Er emigrierte 1943 in die USA und überzeugte die Senatoren J. W. Albright und E. D. Thomas, Gesetzesinitiativen zugunsten der »Vereinigten Staaten von Europa« zu ergreifen. Allen Dulles und William Donovan unterstützten Coudenhove-Kalergis Kampagne. Coudenhove-Kalergi wurde Ehrenpräsident der Europäischen Bewegung; er schlug Beethovens »Ode an die Freude« als Europahymne vor.
Seit dem Jahr 2002 verleiht die Europa-Union in Münster die Coudenhove-Kalergi-Plakette.467 Preisträger 2007: Jean Claude Juncker. Der hat in einem Spiegel-Interview die Strategie der EU-Fanatiker freimütig ausgeplaudert:468
Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.
Die Strategie wurde von Jean Monnet entwickelt und nutzt den sogenannten Spill-over-Effekt, wonach »sektorale Integration zu einer Verflechtung immer weiterer Sektoren und schließlich zum Endstadium einer allgemeinpolitischen Föderation« führt.469 Diese Methode wird von Wissenschaftlern als neofunktionales Integrationskonzept »der Dynamik in kleinen Schritten von nachhaltiger Bedeutung« bezeichnet. Neueren Forschungen zufolge zeigen Monnets Konzepte klare Parallelen zur Entwicklung von Kartellen auf.470 Wir wissen bereits, welches Kartell das ist: das der Finanz-, Öl-, Chemie- und Pharmaindustrie, also der alten und neuen I.G. Farben.
Monnet gilt heute als einer der Gründungsväter der Europäischen Gemeinschaft. Die unter seinem Vorsitz abgehaltene Pariser Schuman-Plan-Konferenz führte zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, auch als Montanunion bekannt). Von 1952 bis 1955 war er der erste Präsident der Hohen Behörde der EGKS, die 1965 mit den Kommissionen von EWG und EURATOM zur Europäischen Kommission verschmolzen wurde.
Monnet war damit nicht nur der erste Chef des Vorläufers der Europäischen Kommission. Er war auch Gründer und Vorsitzender des »Aktionskomitees für die Vereinigten Staaten von Europa«. 1975 wurde die zwanzig Jahre zuvor gegründete Lobbygruppe aufgelöst, weil der Europarat laut Monnet ohnehin schon dieselbe Aufgabe erfüllte.471 Auch Monnet erfreute sich der freundlichen Unterstützung des amerikanischen Geheimdienstes. Im Oktober 1952 erklärte der spätere Bilderberger gegenüber William Donovan:472
Ihre kontinuierliche Unterstützung, jetzt entscheidender denn je, wird uns außerordentlich bei der vollen Umsetzung unserer Pläne helfen.
Richard Aldrich schreibt:473
Es ist auffällig, dass die drei wichtigen transnationalen Elite-Gruppen in den 1950ern aufkommen: Die »Europäische Bewegung«, die Bilderberg-Gruppe und Jean Monnets »Aktionskomitee für die Vereinigten Staaten von Europa« haben alle dieselben Ursprünge und bekommen aus den selben Gruppen ihre Unterstützung. Obwohl Bilderberg und die Europäische Bewegung im Allgemeinen dieselben Gründer, Mitglieder und Ziele teilten, stellte Bilderberg wohl den effektiveren Mechanismus des transatlantischen Dialogs dar und entwickelte sich zu etwas, was manche als das signifikanteste diskrete Forum für westliche Eliten ansehen … Die Themen, um die sich die jährlichen Treffen – selbst in den formalen Sitzungen – drehten, waren zu weit gespannt, um hier eine detaillierte Analyse liefern zu können, aber es ist klar, dass die Römischen Verträge (unterzeichnet am 25. März 1957; Anm. OJ) ihren Ursprung in den Diskussionen bei Bilderberg im Jahr zuvor hatten.
Ebenfalls äußerst interessant ist, dass den Bilderbergern Kommunistenjäger McCarthy ein Dorn im Auge war:
1954 gab sich C. D. Jackson (der OSS-Spezialist für psychologische Kriegsführung; Anm. OJ) große Mühe, den europäischen Delegierten zu versichern, dass McCarthy weg sein würde bis zum nächsten Treffen – und so war es … Die Wirkung von Bilderberg ist unmöglich zu messen, aber über drei Jahrzehnte (die Studie ist von 1997; Anm. OJ) bestand eine durchgehende Teilnahme von Top-Level-Leuten inklusive aller britischen Premierminister (und fast aller deutschen Bundeskanzler; Anm. OJ). Das, zusammen mit ihrer schließlichen Entwicklung in den 1970ern zur Trilateralen Kommission unter Miteinbeziehung von Japan, legt nahe, dass die Teilnehmer die Veranstaltung für lohnenswert hielten.
Es ist eine interessante Bemerkung, dass sich die Bilderberger Richtung Trilateraler Kommission (TK) entwickelt hätten. Tatsächlich wurde die Trilaterale Kommission im Juli 1973 von David Rockefeller geründet. Er ist heute noch Ehrenvorsitzender und Bevollmächtigter (trustee) auf Lebenszeit. Laut TK-Webseite spielte auch Zbigniew Brzezinski eine wichtige Rolle, der von 1973 bis 1976 der erste Vorsitzende der TK war.474 Brzezinski war unter anderem Sicherheitsberater von Jimmy Carter und berät heute Barack Obama. Rockefeller ist neben Henry Kissinger natürlich auch die wichtigste Figur bei den Bilderbergern. Er saß dort lange im Präsidium (Steering Committee) und genießt heute als einziges Mitglied des Beirates (Advisory Board) immer noch eine herausragende Rolle.475 Manche Autoren schreiben, die Gründung der TK sei direkt auf dem Bilderberg-Meeting 1973 beschlossen worden, aber es ist letztendlich irrelevant, ob das korrekt ist oder nicht.
Relevanter dagegen ist, dass die TK inzwischen vermutlich die wichtigere Organisation ist. Die Bilderberger wurden inzwischen ohnehin durch unnachgiebige Aktivisten so ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt, dass 2013 sogar der Spiegel und der Focus über sie berichten mussten, um im Internetzeitalter nicht völlig die noch verbliebene Glaubwürdigkeit zu verlieren. Natürlich wird dort das Treffen als harmloses Kaffeekränzchen dargestellt und »Verschwörungstheoretiker« verspottet. Warum sie dann knapp sechzig Jahre lang geschwiegen haben, erklären die Herren Journalisten natürlich nicht. Aber das durchschnittliche deutsche Schlafschaf weckt auch das nicht auf.476
Über die Trilaterale Kommission wird noch seltener berichtet als über die Bilderberger. Diese Gruppe trifft sich aber wesentlich häufiger. Zu zahlreichen Regionaltreffen kommen fünfmal im Jahr dreitägige Meetings.477 Der offizielle Zweck klingt natürlich wie immer harmlos: Man will die internationale Kooperation fördern. Aber schon in der offiziellen Erklärung findet sich der uralte Trick zur Beherrschung der Menschen. Es wird mit Angst regiert:478
Obwohl die Risiken einer nuklearen Konfrontation geringer geworden sind, muss der Weltfrieden und die Sicherheit auf eine dauerhafte Basis gestellt werden. Neue Probleme sind aufgekommen, die die Verletzlichkeit des Planeten erhöhen. Die Menschheit sieht sich ernsthaften Risiken für die globale Umwelt gegenüber. Zur selben Zeit könnten Knappheiten bei den Ressourcen der Erde neue Rivalitäten aufkommen lassen, und die Ungleichheiten der ökonomischen Bedingungen stellen eine Bedrohung der globalen Stabilität und einen Affront gegenüber der sozialen Gerechtigkeit dar.
Ich bin bereits in meinem Buch Das Kapitalismus-Komplott ausführlich auf diese Mythen eingegangen. Es gibt weder ein globales Ressourcenproblem noch ein globales Umweltproblem. Damit ist natürlich auch der erfundene, menschengemachte Klimawandel479 gemeint, den die Rockefeller-Stiftung ausweislich ihrer Webseite480 propagiert. Regional und zeitlich können natürlich immer Knappheiten auftreten. Aber der einzige Mechanismus, der Ressourcen effizient verteilt und dabei bestmöglich schont, ist der freie Markt. Je knapper eine Ressource ist, desto teurer ist sie. Teure Güter werden in einer Marktwirtschaft automatisch durch billigere, also weniger knappe ersetzt. Hohe Preise sorgen für Forschungsinvestitionen in exakt jenen Bereichen, in denen Ressourcen knapp werden. Das ist ein Naturgesetz, weil es aus der Natur des Menschen folgt, von zwei Möglichkeiten der Zielerreichung diejenige mit dem geringeren Aufwand zu wählen.481
Umweltprobleme gibt es in einer Privatrechtsgesellschaft nicht. Jeder Eigentümer könnte auf Verletzung seiner Rechte klagen. Selbst in einem Staatswesen reicht die Umsetzung des Verursacherprinzips, um die Umwelt zu schonen. Wer den Schaden anrichtet, haftet. Dazu sind keinerlei bürokratische Vorschriften oder Steuern nötig und schon gar keine globale Umweltbehörde. Und wie eingangs erklärt, ist die freie Marktwirtschaft auch der einzige Weg, Armut effektiv zu bekämpfen. Aber all das wollen diese Bankiers und Großindustriellen natürlich nicht. Weiter heißt es auf der Webseite:482
Trilaterale Kooperation (zwischen Nordamerika, Europa und Japan) wird ermöglicht, wenn größere Einheit in Europa durch den Fortschritt der Europäischen Gemeinschaft erreicht wird und wenn Japan und Europa engere Verbindungen entwickeln.
Wir wissen bereits, dass das angestrebte Ziel »Vereinigte Staaten von Europa« heißt. Sie sind folglich die Vorstufe zu den »Vereinigten Staaten der Welt.«
Lassen wir TK-Mitbegründer Zbigniew Brzezinski selbst zu Wort kommen. In seinem Buch Between Two Ages erläuterte er 1970 aus seiner Sicht die »vier Phasen der Menschheit«. Die erste Phase wäre die religiöse, die zweite die nationalstaatliche gewesen, die wir beide zum Glück überwunden hätten. Die dritte, die marxistische wäre äußerst wichtig und die vierte, die ideale, in der wir uns befinden, ist die Phase des »rationalen Humanismus«.
Über die marxistische Phase schreibt er:483
Nationalismus erhöhte die Selbstwahrnehmung der Menschen (im Vergleich zur religiösen Phase; Anm. OJ) nur teilweise. Er mobilisiert sie aktiv, aber versagte dabei, ihre kritischen Fähigkeiten herauszufordern; es war mehr ein Massenvehikel für menschliche Leidenschaften und Fantasien als ein konzeptueller Handlungsrahmen, der es möglich machte zu analysieren und dann ganz bewusst die Realität neu zusammenzustellen.
Das ist der Grund, warum der Marxismus eine weitere vitale und kreative Phase in der Reifung der universellen Vision des Menschen war. Marxismus ist der gleichzeitige Sieg des externen aktiven Menschen über den inneren passiven Menschen und der Sieg der Vernunft über den Glauben: Er betont die Möglichkeit des Menschen, sein materielles Schicksal zu bestimmen – begrenzt und definiert als die einzige Realität des Menschen –, und er postuliert die absolute Kapazität des Menschen, seine Realität als Ausgangspunkt für sein aktives Bemühen sie zu ändern, zu verstehen. Zu einem größeren Ausmaß als jede andere Methode politischen Denkens setzt der Marxismus eine Prämie auf die systematische und rigorose Untersuchung der materiellen Realität und auf eine von dieser Untersuchung abgeleiteten Handlungsanweisung aus … Mehr als das, der Marxismus repräsentierte in seiner Zeit die fortschrittlichste und systematische Methode, um die Dynamik sozialer Entwicklung zu analysieren, sie zu kategorisieren und um bestimmte Prinzipien sozialer Verhaltensweisen zu extrapolieren.
Ich verschone Sie hier mit weiterem marxistischen Geschwurbel, aber lesen Sie es ruhig nach (das Buch gibt es im Internet als Download). Brzezinski ist also ein Hardcore-Materialist und ein Hardcore-Marxist. Ihn stört auch nicht, dass der real existierende Marxismus ein wenig aus dem Ruder gelaufen ist:
In diesem Sinn hat der Marxismus als ein Mechanismus für den menschlichen »Fortschritt« gedient, auch wenn er in der Praxis oft seinen Idealen nicht gerecht geworden ist. Teilhard de Chardin484 bemerkt an diesem Punkt, »so monströs es ist, ist nicht der moderne Totalitarismus in Wirklichkeit ein Zerrbild von etwas Großartigem und damit der Wahrheit sehr nahe?«.
Tja, was interessieren einen da schon hundert Millionen Tote? Die letzte Phase, in der wir uns laut Brzezinski befinden, soll nun die kleinen Fehlerchen des Marxismus ausmerzen. Der »rationale Humanismus« soll eine amerikanische Version des Kommunismus darstellen, in der Technologie es ermöglicht, mehr »Gleichheit« zu erreichen.485 Das ist ebenfalls die uralte kommunistische Argumentation: Durch technischen Fortschritt müssten wir alle nicht mehr arbeiten und man müsste den Reichtum nur noch gerecht verteilen. Allerdings gibt es im Kommunismus keinen technischen Fortschritt. Der Nationalstaat hat ausgedient und Banker und Großkonzerne übernehmen das Zepter:486
Der Nationalstaat als fundamentale Einheit des organisierten Lebens eines Menschen hat aufgehört, die prinzipielle kreative Kraft zu sein: »Internationale Banken und multinationale Unternehmen agieren und planen in Zeiträumen, die den politischen Konzepten des Nationalstaates weit voraus sind.«
Zu diesem Zweck ist eine politische Zentralisierung von Vorteil, denn dann können sich die Banken und Konzerne riesige Märkte per Lobbyismus sichern. Zunächst umschreibt Brzezinski das nur. Er spricht ausgiebig darüber, dass sich Nationalstaaten überlebt hätten, über Globalismus und stärkere Zusammenarbeit, aber in einer Bemerkung gegen Schluss lässt er endlich aus dem Sack, was sein eigentliches Ziel ist:487
Obwohl das Ziel, eine Gemeinschaft der entwickelten Ländern zu formen, weniger ambitioniert ist als das Ziel einer Weltregierung, so ist es eher erreichbar.
Er strebt also eine Weltregierung an, versucht aber, bis es so weit ist, eben so viele Schritte wie möglich in diese Richtung zu gehen – ganz nach der Monnet/Juncker-Methode der kleinen Schritte –, bis es kein Zurück mehr gibt. Die Begeisterungsstürme über den Marxismus werden Sie übrigens kaum im Netz finden, weil Linke bei Bilderbergern und Co. unsinnigerweise eine »kapitalistische Verschwörung« wittern. Da würden diese Zitate nur stören. Und libertäre Autoren – in Deutschland von meiner Wenigkeit abgesehen – beschäftigen sich leider kaum mit der Machtelite. Das ist ein sehr schwerer Fehler, denn damit überlassen Libertäre wieder einmal den Linken die Deutungshoheit.
Dass die Machtelite hauptsächlich aus Bankierssozialisten besteht, ist nicht schwer nachzuweisen. Auch Brzezinskis Prinzipal, David Rockefeller, hat sich im Time Magazine höchst lobend über den Schlächter Mao geäußert:488
Was auch immer der Preis der chinesischen Revolution gewesen sein mag, so war sie doch offensichtlich erfolgreich, nicht nur bei der Schaffung einer effizienteren und motivierteren Verwaltung, sondern auch darin, eine höhere Moral und einen besseren Gemeinschaftsgeist zu schaffen. Das Sozialexperiment in China unter der Führung des Vorsitzenden Mao ist eines der wichtigsten und erfolgreichsten in der Menschheitsgeschichte.
Die von der Linken so verhassten »Neokonservativen« sind in Wirklichkeit so etwas wie Neomarxisten oder Ex-Trotzkisten, wie es Burton Blumert, der ehemalige Präsident des Institutes für Libertarian Studies und ehemalige Chairman des Mises Institute einmal formulierte.489 Neocon-Vordenker Stephen Schwartz schreibt in der National Review:490
Das zweite aktuelle Thema involviert Ex-Trotzkisten, die sich mit dem Irak-krieg auseinandersetzten (und dafür plädierten, Anm. OJ). Ich nenne diese Gruppe, zu der ich gehöre, die »dreieinhalbte Internationale« (»three-and-a-half international«), eine obskure (»obscure«, auch: »dunkel«) Anspielung, die ich hier nicht vollständig erläutern werde.
So obskur ist die Anspielung aber gar nicht, denn Leo Trotzki plädierte für eine sogenannte »Vierte Internationale«, die eine weltweite Verbreitung des Kommunismus – den »Weltoktober« – zum Ziel hatte.491
Als Begründer und Spiritus Rector der Neokonservativen gilt der Sozialwissenschaftler Irving Kristol. Er gründete Foreign Affairs, das Magazin des Council on Foreign Relations, dessen Mitglied er seit 1972 war. 2002 wurde er von George W. Bush mit der »Presidential Medal of Freedom« geehrt. Kristols Sohn William war Stabschef von Dan Quayle, Vizepräsident unter George Bush Sr.
In seinem autobiografischen Artikel »Memoirs of a Trotskyist« schrieb Irving Kristol 1977:492
Ich machte meinen Abschluss am City College im Frühjahr 1940, und die höchste Ehre war für mich, dass ich ein angesehenes Mitglied in der Sozialistischen Jugendliga (Vierte Internationale) war. Diese Organisation wurde allgemein und vollkommen richtig als trotzkistisch bezeichnet.
Selbstverständlich erklärt Kristol, er wäre nun kein Trotzkist mehr. Wir wir bereits wissen, war das exakt das, was Trotzkis Leute auch unter Stalin machten. Sie schwörten einfach ab, verfolgten aber ihre Ziele weiter. Natürlich kann jeder seine Meinung ändern, aber im Falle des Neokonservatismus ist die Sache klar: Die Neocons befürworten Staatseingriffe, Überwachung à la Orwell (Patriot Act, NSA) und wollen ihr Modell mit Gewalt auf der ganzen Welt verbreiten. Das ist trotzkistisch. Mit unseren Informationen könnte man die Neokonservativen auch mit Fug und Recht als Internationalsozialisten bezeichnen.
Die Trilaterale Kommission agiert weltumspannender als die Bilderberger, trifft sich öfter und ist gleichzeitig auch exklusiver. Sie besteht aus etwa 400 Mitgliedern aus Europa, Nordamerika und Asien, die drei Wirtschaftsräume, die zusammengeführt werden sollen. In George Orwells Roman 1984 wird die Bevölkerung damit kontrolliert, dass drei Supermächte Ozeanien (Amerika, die Britischen Inseln, Australien, Afrika), Eurasien (Europa und Russland) und Ostasien (China, Mongolei, Japan) angeblich ständig miteinander Krieg führen. Die Strategie der Spannung, angeheizt durch von der Regierungsseite inszenierten Terror, bietet »Big Brother« die Möglichkeit, die totale Überwachung quasi zu »legitimieren«. In Wirklichkeit arbeiten alle drei Wirtschaftsblöcke zusammen. Haben Sie gerade ein Déjà-vu?
Das Symbol der Trilateralen Kommission besteht aus drei Pfeilen, die eine Weltkugel bilden. Der aktuelle Vorsitzende ist der ehemalige EZB-Chef Jean-Claude Trichet, der gleichzeitig auch Vorsitzender der ebenfalls von David Rockefeller gegründeten »Group of Thirty«493 ist, ein noch exklusiverer Club, bestehend aus hochrangigsten Mitgliedern der G30-Länder. Auch Mario Draghi, aktueller EZB-Chef und BIZ-Vorstand ist Mitglied. Ehrenvorsitzender ist Paul Volcker, ehemaliger Fed-Chef, ehemaliger Vorsitzender des CFR und ehemaliger Vorsitzender des American Council Germany, das von Hochkommissar John McCloy und Eric Warburg gegründet wurde.494
Die deutsche Gruppe der Trilateralen Kommission wurde von Otto Graf Lambsdorff (FDP) und Otto Wolff von Amerongen gegründet. Letzterer gilt als »Wegbereiter des Osthandels« und war als langjähriges Präsidiumsmitglied der Bilderberger einer der wichtigsten Kontaktmänner der Bankiers in den Osten. Er war der Sohn des Industriellen Otto Wolff, der die NSDAP mit Spenden unterstützt hatte.495 Otto Wolff saß auch im Vorstand der A.E.G., die in den zwanziger Jahren mit Geldern der Wall-Street-Banken finanziert wurde.496
Die TK Deutschland residiert im Allianzforum des deutschen Finanzriesen Allianz in Berlin am Pariser Platz. Aktueller Vorsitzender ist CDU-Bundesvorstand Michael Fuchs, Stellvertreterin die ehemalige SPD-Ministerin Edelgard Buhlmann, die gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende der Atlantik-Brücke ist.497 Im März 2013 machte Angela Merkel der einflussreichen Organisation ihre Aufwartung und hielt eine Rede. Man hat es ja nicht weit. Zumindest eine Lokalzeitung berichtete darüber.498
Zurück zu den Bilderbergern, die von amerikanischer Seite zum größten Teil aus CFR-Mitgliedern von Rechts und Links und Neokonservativen bestehen. Bereits 1955, also nur ein Jahr nach ihrer Gründung fand die Konferenz bereits in Deutschland statt, in Garmisch-Partenkirchen. Zu dieser Konferenz gibt es einen Report, der durch Wikileaks ans Tageslicht gekommen ist, eines der wenigen aussagekräftigen Dokumente, die Assange veröffentlicht hat.499 Deutsche Teilnehmer waren unter anderem der spätere Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) und Carlo Schmid (SPD), einer der Väter des Grundgesetzes, und Walter Hallstein.500 Auch Jean Monnet, der Schöpfer der Montanunion, durfte nicht fehlen.501
Unter Punkt III.IV wird die Wiedervereinigung Deutschlands thematisiert! Unter Punkt III.V die europäische Einheit! Zur Erinnerung: 1955 dachte kaum jemand an die Wiedervereinigung und erst recht nicht an eine Europäische Union. Dieses Dokument enthält sogar eine Zusammenfassung des Konsens (Summary of Consensus of Opinion at the Conference), wohl weil es nie zur Veröffentlichung gedacht war.502
Zur Wiedervereinigung unter Punkt D heißt es:
Es gab eine generelle Übereinstimmung innerhalb der Gruppe über die Dringlichkeit dieser Frage, wie sie von vielen Sprechern ausgedrückt wurde. Es könnte keine echte Sicherheit in Europa geben, bis die Wiedervereinigung Deutschlands auf der Basis echter Freiheit erreicht worden ist.
Nun, bis zur Wiedervereinigung dauerte es noch 35 Jahre, was zeigt, dass die Bilderberger auch nicht allmächtig sind. Natürlich kann man das Statement auch in dem Kontext sehen, dass man damals einfach noch optimistischer bezüglich der Entwicklung war, immerhin stand die Mauer ja noch nicht.
Erstaunlicher sind unter Punkt E die Ausführungen zur europäischen Einheit.503
Die Diskussion über dieses Thema zeigte eine generelle Unterstützung für die Idee europäischer Integration und Einheit unter den Teilnehmern der sechs Länder der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und eine Anerkennung der Dringlichkeit des Problems.
Während Mitglieder der Gruppe unterschiedliche Ansichten darüber hatten, mit welchen Methoden der gemeinsame Markt aufgesetzt werden könnte, wurde generell anerkannt, dass es inhärente Gefahren in der gegenwärtigen Teilung der Märkte gibt und dass ein dringender Bedarf besteht, das deutsche Volk und die anderen Völker Europas in einen gemeinsamen Markt zu bringen. Dass die sechs Länder der Gemeinschaft für Kohle und Stahl definitiv entschieden hatten, einen gemeinsamen Markt zu etablieren, und dass die Experten sich nun an die weitere Ausarbeitung machten, wurde als höchst ermutigender Schritt nach vorne empfunden und man hoffte, dass andere Länder schnell folgen würden. Der Bedarf, schnell voranzukommen bei der funktionalen Integration im wirtschaftlichen Feld, insbesondere bei der industriellen Nutzung der Kernenergie, wurde allgemein akzeptiert.
Es wurde allgemein anerkannt, dass es unsere gemeinsame Verantwortung ist, in kürzestmöglicher Zeit den höchsten Grad an Integration zu erreichen, beginnend mit einem gemeinsamen Markt.504
Auch hier wird deutlich, dass der gemeinsame Markt nur eine Vorstufe zum »höchsten Grad an Integration« sein soll. Der höchste Grad an Integration ist natürlich eine gemeinsame Regierung. Ebenfalls interessant ist, dass die Herren Banker hier also schon erfuhren, welche definitiven Entscheidungen getroffen wurden, während die Bevölkerung noch im Dunkeln tappte. Gefragt wurde sie ohnehin nicht.