4. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und der Euro

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) war vorgeblich zur Abwicklung der Reparationszahlungen gedacht, entwickelte sich aber schnell zur »Zentralbank der Zentralbanken«. Die Notenbanken aller Länder – bis auf ein paar »Schurkenstaaten« – sind mittlerweile angeschlossen.

Zur Rolle der BIZ wird CFR-Professor Quigley gern aus seinem Buch Tragedy and Hope410 zitiert, wobei aber meist ein entscheidender Teil unterschlagen wird. Zunächst der berühmt-berüchtigte Auszug:

Zusätzlich zu diesen pragmatischen Zielen hatten die Mächte des Finanzkapitalismus ein anderes, weitreichendes Ziel, nichts weniger als ein Weltsystem der finanziellen Kontrolle in privaten Händen zu schaffen, um das politische System in jedem Land und die Wirtschaft in der Welt als Ganzes zu beherrschen. Dieses System sollte auf feudalistische Art von den gemeinsam handelnden Zentralbanken der Welt durch geheime Vereinbarungen auf regelmäßigen Sitzungen und Konferenzen, kontrolliert werden. Der Schlussstein (»apex«, auch »Spitze«) des Systems sollte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im schweizerischen Basel sein, eine private Bank, die von den ebenfalls privaten Zentralbanken der Welt kontrolliert und besessen wird.

Jetzt der Teil, der meist weggelassen wird:

Jede Zentralbank, in den Händen von Männern wie Montagu Norman von der Bank of England, Benjamin Strong von der New Yorker Federal Reserve Bank, Charles Rist von der Bank of France und Hjalmar Schacht von der Reichsbank, versuchte, ihre Regierung durch die Möglichkeit, Schatzanleihen herauszugeben, die Wechselkurse zu manipulieren, die Höhe der wirtschaftlichen Aktivitäten zu beeinflussen und kooperative Politiker zu beeinflussen, indem ihnen später wirtschaftliche Belohnungen in der Geschäftswelt verschafft wurden, zu beherrschen.

Eben diese Männer inklusive Schacht erscheinen auch auf dem Titelbild einer Denkschrift, welche die BIZ herausgegeben hat.411 In der Einleitung heißt es:412

Die BIZ wurde durch einen internationalen Vertrag geschaffen, der von Regierungen unterzeichnet wurde (Den Haag 20. Januar 1930), aber sie wurde von Zentralbanken aufgebaut und wird exklusiv durch sie kontrolliert.

An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass es Staaten waren, welche die BIZ geschaffen haben, und jede vom Staat geschaffene Notenbank ist dort angeschlossen. Niemand bekommt eine Banklizenz, ohne an das eigene Zentralbanksystem und damit an die BIZ angeschlossen zu sein. In einem freien Markt benötigte man keine Lizenz. Auch hier sehen wir wieder, dass private Banken den Staat nutzen, um sich selbst Sonderrechte zu verschaffen. Das eigentliche Problem – man kann es nicht oft genug betonen – ist auch hier das Gewaltmonopol.

Im selben Dokument heißt es, die BIZ war maßgeblich beteiligt (closely involved) bei der Schaffung des Europäischen Währungssystem (EWS) und der Etablierung der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Euro.413 Im Basler Ausschuss der BIZ werden die Basler Verträge (Basel I bis III) zur Bankenregulierung beschlossen, die so heißen, weil die BIZ in Basel ihren Sitz hat. Das heißt, das größte Bankenkartell in der Geschichte der Menschheit beschließt seine eigene Regulierung – durchgesetzt von den Regierungen!

Die Bank wurde aber nicht nur auf Vorschlag von Schacht gegründet, sie wurde von den Nazis dominiert. Zu diesem Zweck kann man ausnahmsweise sogar Wikipedia konsultieren, weil es dazu genügend Dokumente gibt. Ich übernehme hier den Wikipedia-Eintrag – mit den Quellen – fast wörtlich, auch wenn Sie viele Akteure schon kennen.414

Emil Puhl, geschäftsführender Vizepräsident der Reichsbank, war einer der BIZ-Präsidenten. Die BIZ übernahm 1938 nach dem »Anschluss« Österreichs das österreichische Gold und war 1939 nach der NS-Besetzung der sogenannten Rest-Tschechei auch bei der Überweisung eines Teils des tschechischen Goldes zugunsten der NS-Seite behilflich. Lord Montagu Norman, einer der Präsidenten der BIZ und gleichzeitig Leiter der Bank of England, verhinderte die Überweisung nicht. Ab April 1939 wurde der amerikanische Wall-Street-Anwalt Thomas McKittrick, der in erster Linie die Interessen Rockefellers wahrnahm, als Präsident in die BIZ berufen. Während der Kriegszeit 1939 bis 1945 wickelte die BIZ alle notwendigen Devisengeschäfte für das Deutsche Reich ab.

Zur gleichen Zeit diente die Bank als Treffpunkt führender deutscher Vertreter wie Hjalmar Schacht mit Bankiers und dem Chef des amerikanischen Geheimdienstes in der Schweiz, Allen W. Dulles, der zugleich als Direktor der Schroders Bank415 in New York und als Präsident des Council on Foreign Relations fungierte. Allen W. Dulles’ Bruder, der spätere US-Außenminister John Foster Dulles, war zu dieser Zeit amerikanischer Anwalt der BIZ.416 Bundeskanzler Konrad Adenauer war ein enger Freund von John Foster Dulles.417 Erst im März 1945 wurden die Devisengeschäfte mit dem Deutschen Reich eingestellt, weil der amerikanische Druck auf die Schweiz nicht mehr abzuwenden war. Diese Nazi-Vergangenheit der BIZ versuchte man bis in die 1990er-Jahre zu verschweigen, obwohl bereits 1952 ein Buch des dänischen Kommunisten Kai Moltke mit dem Titel »Krämer des Krieges« erschien, das auf die enge BIZ-Zusammenarbeit deutscher und US-amerikanischer Kartelle während des Krieges und auf die Geheimverhandlungen von Schacht und Allen Dulles hinwies.418

Deutsche Vertreter in Leitungsgremien der BIZ zwischen 1933 und 1945: – Hjalmar Schacht; Bankier und Reichsbankpräsident, Verwaltungsrat – Kurt Freiherr von Schröder, Bankier und Teilhaber des Kölner Bankhauses J. H. Stein, einer der wichtigsten Geldgeber für Hitlers NSDAP – Hermann Schmitz, von 1935–1945 Vorstandsvorsitzender der I.G. Farben – Walther Funk, Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsident – Emil Puhl, Präsident der BIZ, Vizepräsident der Reichsbank, »Hitlers wichtigster Staatsbankier und Devisenbeschaffer« während des Zweiten Weltkriegs.419

Internationale Vertreter in Leitungsgremien der BIZ zwischen 1933 und 1945: – Leon Fraser, 1930–1933 Vize-Präsident der BIZ, 1933–35 Vorsitzender und Präsident der BIZ, Präsident von Rockefellers First National City Bank of New York (Gründungsbank der BIZ), 1941–43 Director der Fed New York – Montagu Norman, Gouverneur der Bank of England, mit Hjalmar Schacht Mitglied der Anglo-German Fellowship – Otto Ernst Niemeyer, Direktor des Verwaltungsrates der BIZ, von 1937–1940 Vorsitzender des Verwaltungsrats der BIZ, ab April 1938 Vorsitz der Bank of England – Thomas McKittrick, Präsident der BIZ von 1940–1946, Rockefeller-Vertrauter, Mitglied des Council on Foreign Relations.

Quigley schreibt, dass in diesem System die Zentralbanker in der Lage gewesen seien, »Ressourcen zu mobilisieren, um sich gegenseitig durch die BIZ zu helfen, wo Zahlungen anhand von buchhalterischen Anpassungen zwischen den Konten, die die Zentralbanken der Welt dort unterhielten, vorgenommen werden konnten«.420 Weiter schreibt er:421

Der Oberbefehlshaber des Weltsystems der Bankenkontrolle war Montagu Norman, der Governour der Bank of England, der von den privaten Bankern zu einer Position aufgebaut worden war, in der er als Orakel für alle Fragen der Regierung und der Wirtschaft galt … Am 2. November 1927 nannte das Wall Street Journal Mr. Norman den Währungsdiktator der Welt.

Nun wissen wir bereits, dass Norman Schacht zu seinen persönlichen Freunden zählte. Beide saßen in der Anglo-German Fellowship, deren deutsche Schwestergesellschaft Deutsch-Englische Gesellschaft hieß. Mitglieder waren neben Schacht und Norman auch:422  – Ernest Tennant, Bankier, Gründer der Anglo-German Fellowship und Freund von Ribbentrop – Francis Cooper, Präsident des Unilever-Konzerns – Lord McGowan, Präsident der Imperial Chemical Industries (ICI) – Lord William Richard Morris, 1st Viscount Nuffield, Präsident der Morris Motor Company – Sir Andrew Agnew, Generaldirektor der Shell-Mex and British Petroleum Company (BP) – Sir Alexander Shaw, Präsident der P&O Steam Navigation Company und Direktionsmitglied der Bank von England – Lord Londonderry (Charles Vane-Tempest-Stewart, 7. Marquess of Londonderry), 1935 Lord Privy Seal (Lordsiegelbewahrer) und damit gleichzeitig Leader of the House of Lords; Beherrscher des britischen Kohlebergbaus sowie Teilhaber der Großbanken J. Henry Schröder & Co., Lazard Brothers & Co. und von Guinness, Mahon & Co. – Frank Cyril Tiarks, ein Direktor der Bank von England, Mitglied der British Union of Fascists – Otto Fürst von Bismarck.

Die Organisation trat für ein Bündnis Englands mit Deutschland gegen Russland ein. So schrieb Lord Londonderry am 25. Februar 1936 an Hermann Göring:423

Großbritannien müsse gemeinsam mit Deutschland dem Bolschewismus entgegentreten, denn diese Lehre werde, »wenn sie Erfolg hat, eine weltweite Katastrophe von einem Ausmaß herbeiführen … das sich keiner vorstellen kann«.

Montagu Norman bezeichnete Hitler und Schacht sogar als »Bollwerke der Zivilisation in Deutschland.«424

Auf der berühmt-berüchtigten Bretton-Woods-Konferenz im Juli 1944 sollte die BIZ aufgelöst werden, weil die norwegische Delegation Beweise vorbrachte, dass sie an Kriegsverbrechen der Nazis beteiligt war, indem sie half, Vermögen aus besetzten Ländern zu stehlen.425 Verhindert wurde die Auflösung von Fabier-Sozialist John Maynard Keynes und Dean Acheson, dem Vertreter von Rockefellers Chase Manhattan Bank!426

Als CFR-Insider ist Professor Quigley sicherlich eine gute Quelle, aber nun wollen wir anhand der Satzung der BIZ überprüfen, ob sie tatsächlich so viel Macht hat, wie er behauptet. Machen Sie sich auf einige Überraschungen gefasst.

Die Satzung der BIZ heißt Grundgesetz. Ein Grundgesetz ist die Rechtsordnung eines besetzten Landes.427 Da die BIZ die ganze Welt besetzt, ist die Bezeichnung durchaus passend:428

Grundgesetz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (vom 20. Januar 1930):

… nachdem die genannten Zentralbanken und eine Bankgruppe, gebildet aus der Firma J.P. Morgan & Co., New York, der First National Bank of New York, New York, und der First National Bank of Chicago, Chicago, beschlossen haben, vorgenannte Bank ins Leben zu rufen und die Zeichnung ihres genehmigten Kapitals in Höhe von fünfhundert Millionen Schweizerfranken = 145 161 290,32 g Feingold, aufgeteilt in zweihunderttausend Aktien, selbst zu garantieren …429

Das heißt, an der BIZ waren nicht nur die Zentralbanken, sondern exklusiv auch drei Privatbanken beteiligt. In Artikel 6 wird erklärt, dass die Bank von fast allen Steuern befreit ist. Artikel 10 schützt vor Enteignung:

10. Die Bank, ihr Eigentum, ihre Aktiven sowie alle Einlagen und andere ihr anvertrauten Werte sind in Friedens- und Kriegszeiten ausgenommen von allen Maßnahmen, wie Enteignung, Requirierung, Beschlagnahme oder Einziehung, Verbot oder Beschränkung der Ausfuhr oder Einfuhr von Gold oder Devisen, und von allen anderen ähnlichen Eingriffen.

Artikel 55 aus den Statuten:430

1. Die Bank genießt Befreiung von jeglicher Gerichtsbarkeit, ausgenommen:

a) insoweit diese Befreiung vom Vorsitzenden des Verwaltungsrats, vom Generaldirektor, vom Stellvertretenden Generaldirektor oder von ihren gehörig ermächtigten Stellvertretern für bestimmte Fälle formell aufgehoben worden ist;

b) im Falle von in Zivil- und Handelssachen von Vertragspartnern der Bank im Zusammenhang mit Bank- und Finanzgeschäften erhobenen Klagen; vorbehalten bleiben die Fälle, die durch Schiedsvereinbarungen gedeckt sind oder gedeckt werden.

2. Das Eigentum und die Vermögenswerte der Bank, gleichgültig wo und in wessen Händen sie sich befinden, sind von jeder Zwangsvollstreckungsmaßnahme befreit (insbesondere können sie nicht gepfändet, mit Arrest belegt, gesperrt oder mit anderen Zwangsvollstreckungs- oder Sicherungsmaßnahmen belegt werden); ausgenommen ist nur der Fall, dass die Vollstreckung aufgrund eines rechtskräftigen Urteils verlangt wird, das von einem gemäß dem vorstehenden Absatz 1 a) oder b) zuständigen Gericht gegen die Bank ausgesprochen wurde.

Das kennen wir auch vom Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).431

Artikel 3 der Statuten:

Zweck der Bank ist: die Zusammenarbeit der Zentralbanken zu fördern, neue Möglichkeiten für internationale Finanzgeschäfte zu schaffen und als Treuhänder (Trustee) oder Agent bei den ihr aufgrund von Verträgen mit den beteiligten Parteien übertragenen internationalen Zahlungsgeschäften zu wirken.

Die BIZ tritt also als Agent der Zentralbanken auf, das ist noch harmlos. Aber der Artikel 21 hat es in sich:

Artikel 21:

Der Verwaltungsrat bestimmt die Art der Geschäfte, welche von der Bank gemacht werden können.

Im besonderen ist die Bank befugt:

a) gemünztes und ungemünztes Gold für eigene Rechnung oder für Rechnung von Zentralbanken zu kaufen und zu verkaufen;

b) Gold für eigene Rechnung in Sonderdepots bei Zentralbanken zu halten;

c) Gold für Rechnung der Zentralbanken in Verwahrung zu nehmen;

d) gegen Gold, Wechsel und sonstige kurzfristige erstklassige Schuldtitel oder gegen erstklassige Sicherheiten den Zentralbanken Darlehen zu gewähren oder solche bei ihnen aufzunehmen;

Ist das nicht interessant? Die ersten vier Abschnitte, welche die Befugnisse der Bank beschreiben, beschäftigen sich mit Gold. Gold wird als erstes als erstklassige Sicherheit bezeichnet – von der Zentralbank der Zentralbanken! Gleichzeitig wird uns von Zentralbankern, Bankern, staatlich subventionierten Ökonomen, an Schulen, Universitäten und in den Medien eingetrichtert, Gold wäre ein »barbarisches Relikt«, das keine Zinsen einbrächte. Für die BIZ selber ist es aber eine erstklassige Sicherheit! Für Ihr Privatvermögen kann ich nur sagen, Sie sollten auf die BIZ-Gründer hören!

So richtig spannend wird es aber jetzt:432

e) Wechsel, Schecks und sonstige kurzfristige Schuldtitel von erstklassiger Liquidität einschließlich Staatsschatzwechsel und anderer kurzfristiger, jederzeit marktgängiger Staatsschuldverschreibungen zu diskontieren, zu rediskontieren, zu kaufen oder zu verkaufen, und zwar mit oder ohne ihr Giro;

f) für eigene Rechnung oder für Rechnung von Zentralbanken Devisen zu kaufen und zu verkaufen;

g) für eigene Rechnung oder für Rechnung von Zentralbanken börsengängige Wertpapiere, jedoch keine Aktien, zu kaufen und zu verkaufen;

Abschnitt g bedeutet nichts weniger, als dass die BIZ jedes Land und jedes Unternehmen – durch den Kauf von Unternehmensanleihen – retten oder pleitegehen lassen kann! Sie darf im Gegensatz zur EZB Anleihen aller Art aufkaufen, was die EZB freilich entgegen den eigenen Statuten ignoriert.433

Es kommt noch dicker:

Artikel 22: Alle Geschäfte, die der Bank auf Grund der im vorhergehenden Artikel ausgesprochenen Ermächtigung mit den Zentralbanken erlaubt sind, darf sie auch mit Banken, Bankiers, Gesellschaften oder Privatpersonen jedes Landes eingehen, vorausgesetzt, dass die Zentralbank des betreffenden Landes keinen Einspruch erhebt.

Das heißt, die BIZ darf diese Geschäfte auch mit Privatpersonen machen – wenn die nationale Zentralbank, also das Bankenkartell, nichts dagegen hat! Mit Privatpersonen sind bestimmt nicht Sie oder ich gemeint!

Nun schauen wir uns an, wer die Entscheidungen über Wohl und Wehe jedes Landes, jedes Unternehmens und jeder Privatperson trifft:

Artikel 26:

Der Verwaltungsrat legt die strategische Ausrichtung der Bank und die Grundsätze ihrer Geschäftspolitik fest, überwacht die Geschäftsleitung und erfüllt die besonderen Aufgaben, die ihm durch diese Statuten zugewiesen werden; er fasst die zur Wahrnehmung dieser Befugnisse notwendigen Entschließungen.

Artikel 27

Der Verwaltungsrat setzt sich zusammen aus:

1. Den jeweiligen Präsidenten der Zentralbanken Belgiens, Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens, Italiens und der Vereinigten Staaten von Amerika (nachstehend als ex officio Mitglieder bezeichnet). Jedes ex officio Mitglied des Verwaltungsrates kann einen Stellvertreter ernennen. Dieser ist, wenn der Präsident selbst nicht zugegen sein kann, berechtigt, an den Sitzungen des Verwaltungsrates teilzunehmen und die Rechte eines Verwaltungsratsmitgliedes auszuüben.

2. Sechs Vertretern der Finanz, der Industrie oder des Handels, von denen jeder von je einem Präsidenten der in Ziffer 1 genannten Zentralbanken berufen wird. Jeder dieser Vertreter muss derselben Nation angehören wie der ihn berufende Präsident.

3. Höchstens neun Personen, die vom Verwaltungsrat mit Zweidrittelmehrheit aus dem Kreis der Präsidenten der Zentralbanken der Länder zu wählen sind, in denen Kapital gezeichnet worden ist, aber deren Zentralbank kein ex officio Mitglied in den Verwaltungsrat entsendet.

Das bedeutet, über das finanzielle Schicksal jedes Landes, jedes Unternehmens und jeder Privatperson, in der fast die ganze Welt umfassenden Einflusssphäre der BIZ entscheiden sechs Personen – die »ex officio-Mitglieder«. Die anderen Mitglieder werden nur nach deren Gnaden ausgesucht. Wo kann ich mich da bewerben? Mein Bewerbungsschreiben halten Sie in den Händen.

Weiter geht’s:

Artikel 30:

Mitglieder einer Regierung und Staatsbeamte dürfen nicht zu Mitgliedern des Verwaltungsrates ernannt werden noch das Amt eines solchen bekleiden, sofern sie nicht Präsidenten einer Zentralbank sind; Mitglieder einer gesetzgebenden Körperschaft dürfen nicht zu Mitgliedern des Verwaltungsrates ernannt werden noch das Amt eines solchen bekleiden, sofern sie nicht Präsidenten oder ehemalige Präsidenten einer Zentralbank sind.

Dieser Artikel ist doppelt interessant. Erstens heißt es, dass dort kein Staatsbediensteter sein darf. Es ist also sichergestellt, dass kein vom Volk gewählter Politiker diese Entscheidungen trifft. Nun teilen wir als Libertäre diese Skepsis gegenüber dem Staat. Aber dann darf der Staat diese Institution auch nicht mit solchen ungeheuerlichen Vollmachten ausstatten. Die Ausnahme im zweiten Teil ist aber fast genauso spannend. Wenn jemand vorher Zentralbankchef war, ist er offensichtlich vertrauenswürdig genug! Das deutet ganz klar darauf hin, dass man davon ausgeht, dass die Zentralbanker von den Bankenkreisen so vorselektiert wurden, dass sie auch noch dann die Interessen der Banker vertreten, wenn sie für den Staat arbeiten. Man denke hier nur an Hjalmar Schacht. Wir haben hier – neben seinem Lebenslauf – ein weiteres erstklassiges Indiz dafür, dass er ein Vertreter der internationalen Finanzindustrie war. Vermutlich wurde dieser Passus genau deshalb eingeführt, damit, falls solche Koryphäen wie Schacht oder Montagu Norman sich nach ihrer Notenbankzeit zu Regierungsgeschäften herablassen würden, sie immer noch über die Weltfinanzen herrschen dürfen.

Artikel 31:

1. Sitzungen des Verwaltungsrats finden wenigstens sechsmal im Jahr statt, davon wenigstens vier am eingetragenen Sitz der Bank.

2. Außerdem kann der Verwaltungsrat Entschließungen per Tele- oder Videokonferenz oder per Korrespondenz fassen, es sei denn, fünf Mitglieder verlangen, dass diese Entschliessungen in einer Sitzung des Verwaltungsrats vorgelegt werden.

Satz 2 wurde später eingeführt. Man ist ja modern und kann jetzt auch über Internetkonferenzen mal eben den Daumen über die eine oder andere Nation senken. Also mindestens alle zwei Monate setzen sich die Meister des Geldes zu ultrageheimen Sitzungen zusammen und beratschlagen über das Schicksal der Welt. Entscheidend sind nicht unbedingt die Vermögenswerte, welche die BIZ direkt unter Kontrolle hat, sondern dass alle Aktionen der Notenbanken und der Großbanken hier abseits der Öffentlichkeit besprochen werden.434 Wir erinnern uns, niemand darf die Unterlagen der BIZ beschlagnahmen. Noch nicht einmal ein »Volksvertreter« darf teilnehmen. Geheimer geht’s also nicht.

Dagegen sind die Bilderberger tatsächlich ein öffentliches Kaffekränzchen. Selbstverständlich nehmen an den Bilderberg-Konferenzen auch immer Vertreter der Zentralbanken teil. Aber im Prinzip genügt ein einzelner Teilnehmer. Er kann sich ja in einer flugs einberufenen Telekonferenz mit den anderen besprechen und anschließend berichten, ob die Bilderberg-Teilnehmer die Botschaft der Herren des Geldes kapiert haben. Nun wird auch klar, warum die Bilderberger so ein exzellentes Gespür für Timing haben. Beispielsweise fand die Bilderberg-Konferenz 2009 im Mai in Griechenland statt – vor Ausbruch der Krise dort und obwohl Griechenland nicht das Land mit den größten Schuldenproblemen ist. Anwesende unter anderem:

Noch Zweifel, welche Industrie den Ton angibt? Den MI6-Mann und den Newsweek-Journalisten habe ich nur exemplarisch beigefügt. Es sind immer Vertreter der großen Medien und der Geheimdienste dabei.435

Wir wissen jetzt, dass die BIZ mit praktisch unbegrenzter Feuerkraft jedes Land retten könnte. Zwar kann die BIZ kein eigenes Geld schöpfen, aber nach Belieben über das Zentralbankgeld ihrer Teilnehmer verfügen. Wenn die Herren des Geldes also gewollt hätten, hätten sie das kleine Griechenland locker retten können. Wie praktisch, dass kurz zuvor vor Griechenlands Küsten gigantische Öl- und Gasreserven entdeckt wurden.436 Und wie überaus günstig, dass 2009 neben dem BP-Chef mit Jeroen van der Veer der Chef von Royal Dutch Shell und Großaktionärin Königin Beatrix vor Ort waren. Noch leichter wäre die winzige Insel Zypern zu retten gewesen. Vor deren Küste wurden Gasreserven im Wert von 600 Milliarden Euro entdeckt – ein Vielfaches des Staatshaushaltes und der gesamten Schulden des Landes.437

Möglicherweise wurde auf den Geheimtreffen der BIZ auch beschlossen, die Targetsalden, also die Schulden anderer Banken bei der deutschen Bundesbank, auf über eine halbe Billion Euro (!) anwachsen zu lassen.438 Niemand kann so recht sagen, wer für die Entscheidung verantwortlich war. Dazu muss man wissen, dass Deutschland das einzige Land war, das bis dahin nicht von der BIZ und den angeschlossenen Banken erpressbar war. Deutsche Anleihen gingen als (relativ) sicherer Hafen weg wie warme Semmeln – teilweise sogar zu negativen Zinsen. Jetzt sitzt Deutschland aber in der Target-Falle.439 Wenn die anderen Länder nicht zahlen, ist auch Deutschland bankrott. Zusätzlich wurde – von deutschen Volksvertretern und dem deutschen »Verfassungsgericht« abgesegnet – der »Europäische Stabilitätsmechanismus« (ESM) beschlossen, der deutsche Steuerzahler unbeschränkten Haftungsrisiken aussetzt. Wieder einmal ist das Land – neben den anderen – von den Herren des Geldes abhängig. Und wie wir sehen, ist es dafür nicht wichtig, welche Nationalität diejenigen haben, die so etwas beschließen.