2. Die bankierssozialistische Internationale in Deutschland

2.1 Kissinger, Putin, Merkel: Pate, Patensohn und Patenkind

Nirgends tritt die Verbindung von Finanzoligarchie und Kommunismus deutlicher zutage als bei Henry Kissinger, Wladimir Putin und Angela Merkel.

Kissinger und der KGB

Wie bereits erwähnt, tauchte Henry Kissinger bereits 1961/62 als sowjetischer Spion mit dem Decknamen »Bor« in den Dokumenten von Überläufer Oberstleutnant Michael Goleniewski auf. Ausführlich berichtet darüber Frank A. Capell 1974 in seinem Buch Henry Kissinger – Soviet Agent.733 Capell war Chefermittler des Sheriff-Büros in Westchester County, das wie die anderen Sheriff-Büros nicht vom FBI gesteuert wird. Capell baute dort das Büro für subversive Tätigkeiten auf und ermittelte gegen Nazis, Faschisten und Kommunisten.734 Er schreibt:735

Ein Antikommunist, der den polnischen kommunistischen Geheimdienst unterwandert hat und der bis zu dem Äquivalent eines Generals aufgestiegen ist, hat nun Henry Kissinger als sowjetischen Agenten bezeichnet, der für eine Spezialgruppe, bekannt als ODRA, rekrutiert wurde, während er Sergeant bei den US-Streitkräften in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs war. Die Informationen, die man von diesem General erhalten hat, waren in allen Fällen, die man geprüft hat, korrekt. Er war verantwortlich dafür, eine lange Reihe von Agenten und Offizieren des KGB (sowjetischer Geheimdienst) und des GRU (sowjetischer Militärgeheimdienst) zu enttarnen. …

Fest verwurzelte KGB- und GRU-Netzwerke in vielen Teilen der freien Welt wurden nicht nur enttarnt von diesem Informanten, sondern viele Individuen wurden verhaftet, vor Gericht gestellt und verurteilt. In den Vereinigten Staaten jedoch wurde auf diese Informationen hin nichts unternommen …

Es war 1961 und 1962, dass unsere Quelle die Central Intelligence Agency (CIA) über Kissinger informiert hat, der zu dieser Zeit noch ein unbedeutender Harvard-Professor zu sein schien. 1973 machte er den britischen Sicherheitsservice und den amerikanischen Geheimdienst erneut auf die Angelegenheit aufmerksam, da Kissinger nicht mehr »unwichtig« war, sondern Nixons Sicherheitsberater wurde. Da die kontrollierte Presse und die Kommunikationsmedien die Vorwürfe gegen Kissinger nicht publizierten, haben nur Personen mit Zugang zu kleinen unabhängigen Publikationen erfahren, dass Kissinger als sowjetischer Agent benannt wurde. Viele Leute jedoch kamen alleine aufgrund seiner Aktivitäten zu diesem Schluss. …

Die »Review of the news«736 publizierte die Story als Erste am 20. März 1974, welche ebenfalls in dem vertraulichen Geheimdienstreport »The Herald of Freedom« im April 1974 nacherzählt wurde.

Die Quelle war laut Capell Oberstleutnant Michael Goleniewski.737 Auch hier gilt: Selbst wenn die Story falsch wäre, warum berichtet niemand darüber? Capells Aufgabe war es ja, solche Fälle aufzudecken. Spätestens über sein Buch von 1974 hätte man ja berichten können. Dass Goleniewski ein wichtiger Überläufer war, bestätigt sogar ein Report der Gegenspionage, den Sie auf der Webseite der Behörde herunterladen können. Dort taucht zwar Kissinger nicht auf, aber immerhin steht dort, dass Goleniewski jahrelang westliche Geheimdienste mit Informationen versorgt hat und bei seinem Überlaufen 1000 Seiten mit geheimen Dokumenten und 750 Minox-Filme mit Details über 1500 (!) östliche Geheimdienstagenten im Gepäck hatte. Der Report nennt auch einige Namen, die enttarnt wurden.738 Weiter mit Capell:739

Unter dem Codenamen »Bor« und beschrieben als ein Agent von ODRA, war US Sergeant (und später Captain) Kissinger, Vernehmungsoffizier der Spionageabwehr und Ausbilder an der Geheimdienstakademie des Militärs … Die Informationen bezüglich Henry Kissinger konnten von unabhängigen Quellen verifiziert und bestätigt werden und es gab keinen Zweifel, dass er mit dem kommunistischen Geheimdienst während seines Militärdienstes in Verbindung stand.

Laut Capell wurde die Fehlerfreiheit von Goleniewskis Informationen während eines internen Hearings des Senats bestätigt. Der Vorsitzende fragte den Zeugen John Norpel Jr. vom Verteidigungsministerium:740

Wissen Sie von irgendeiner Information, mit der Goleniewski die US-Regierung versorgt hat, die sich als falsch herausgestellt hat?

Norpel antwortet:741

Tue ich nicht. Nein, Sir.

Kissinger arbeitete von 1956 bis 1958 für den Rockefeller Brothers Fund und danach noch für viele weitere Rockefeller-Organisationen, darunter das Council on Foreign Relations und das Aspen-Institut. Und er ist natürlich regelmäßiger Teilnehmer der Bilderberg-Gruppe und des Bohemian Grove.742 Dem biografischen Abriss anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an ihn ist auch zu entnehmen, dass er 1943 bis 1946 für die Gegenspionage der USA arbeitete, was die Ausführungen von Capell und anderer Autoren bestätigt.743

Laut Jeffrey Nyquist, dem libertären Journalisten und Experten für die kommunistische Langfriststrategie, wurde Kissinger am 14. August 1975 auf einer Pressekonferenz nach den Vorwürfen von Goleniewski befragt, worauf er antwortete:744

Ich weiß nicht, wer Colonel Goleniewski ist, aber ich denke, man sollte ihn mit dem Pulitzer-Preis für Fiktion auszeichnen.

Es ist natürlich gänzlich unglaubwürdig, dass Kissinger diesen Top-Überläufer nicht kannte. Kissinger war der nationale Sicherheitsberater, zuständig für sämtliche Geheimdienste und das Geheimdienst-Briefing für den Präsidenten. Nyquist urteilt über Kissinger:

Er bereitete den Weg für die sowjetische nuklearische Überlegenheit 745 durch die ABM und SALT II-Verträge. Er lobbyierte für das nachteilige Waffenstillstandsabkommen mit Vietnam. Er manipulierte den Kollaps von Rhodesien, das sich danach selbst zum marxistisch-leninistischen Staat erklärte. Dann beriet er Präsident Ford falsch, als die Kommunisten einmal mehr den Frieden in Vietnam brachen, sodass ganz Indochina fiel, mit der Folge, dass mehrere Millionen starben. Und schließlich, um noch mehr Verwirrung in der US-Politik zu schaffen, war es Kissinger, der Nixons Chinapolitik die intellektuelle Legitimität und das Prestige verschaffte.

Im Juli und Oktober 1971 unternahm Kissinger zwei geheime Reisen nach China, um in Gesprächen mit dem damaligen Premierminister Zhou Enlai den Weg für Nixons Besuch und eine »Normalisierung« der Beziehungen zwischen der Volksrepublik und den USA zu bereiten. Diese Verhandlungen führten dazu, dass Kissinger heutzutage von chinesischen Politikern häufig als »der alte Freund des chinesischen Volkes« bezeichnet wird. Im selben Jahr hatte er höchstpersönlich mit Besuchen in Moskau die Abrüstungsverträge mit der Sowjetunion vorbereitet.746

Nyquist schreibt auch, dass Kissinger laut Nixons Stabschef H. R. Haldeman immer besorgt war, dass seine Telefongespräche abgehört würden. Nicht ohne Grund, denn bei Kommunistenjäger James Angleton war Kissinger offenbar schon aufgefallen. Nyquist schreibt:

1971 wollten CIA-Leute Kissinger überprüfen. James Angleton, der Chef der CIA-Gegenspionage, hat sich bereits an Kissingers Verhalten gestört. Er weigerte sich, an CIA-Debriefings (Nachbesprechungen) teilzunehmen, sagte Angleton in einem späteren Interview. »Wir waren besorgt, dass er irrtümlich etwas ausplaudern könnte. Später begann ich das Schlimmste zu glauben.«

Im Februar 1973 übergab Angleton dem neuen CIA-Chef Joseph Schlesinger eine Liste mit 30 prominenten Personen, die Angleton für sowjetische Agenten hielt, darunter Willy Brandt und Henry Kissinger. Schlesinger aber hielt Angleton für paranoid. Angleton beschuldigte nach seinem Rauswurf Präsident Gerald Ford des Verrats und CIA-Chef William Colby, ein sowjetischer Agent zu sein.747 Colby feuerte Angleton Weihnachten 1974. In der Woche darauf mussten seine engsten Mitarbeiter gehen.748 Seine Spionageabwehr-Abteilung wurde von 300 auf 80 Leute reduziert. Ab diesem Zeitpunkt waren sowohl FBI als auch die CIA von Kommunistenjägern gesäubert. Gerald Ford hatte zuvor in der Warren-Kommission die wahren Umstände von JFKs Ermordung vertuscht. Man könnte auch formulieren: Weihnachten 1974 begann die Machtübernahme der Kommunisten.

Auch CIA-Experte Joseph Trento schreibt:749

Soweit es die Abteilung für Operationen betraf, hatte sich Henry Kissinger, Richard Nixons Sicherheitsberater, zu einem Albtraum ausgewachsen. Kissinger hat die Agency angewiesen, sachliche Einschätzungen über die sowjetische Stärke abzuändern, weigerte sich, sich nach wichtigen Treffen mit sowjetischen Offiziellen Nachbesprechungen (»debriefings«) mit der CIA zu unterziehen, und hat ständig die Agency bei Nixon angeschwärzt.

Bei Trento steht im englischen Original:

… had refused to undergo debriefings from CIA Experts.

Undergo – »sich unterziehen« – weist eventuell darauf hin, dass dabei auch Lügendetektortests verwendet wurden, was bei wichtigen Debriefings durchaus vorkommt. Zumindest könnte Kissinger das befürchtet haben. Dass er das ausgerechnet nach Treffen mit den Sowjets verweigerte, ist durchaus verdächtig. Kissinger musste sich nach verschiedenen Quellen nie einem Lügendetektortest stellen. Zumindest ist nie einer bekannt geworden. Er bekam seine Sicherheitsfreigabe von Präsident Nixon persönlich. Im Januar 1990 trat Kissinger aus dem »Foreign Intelligence Advisory Board«, also dem Beratungsgremium für Auslandsspionage des Präsidenten, zurück. Zu diesem Zeitpunkt führte das Außenministerium gerade Lügendetektortests durch, um Felix Bloch, einen ihrer Direktoren, zu überprüfen, der im Februar tatsächlich als sowjetischer Agent enttarnt wurde.750 Bloch war ein Protegé von Hal (Helmut) Sonnenfeldt, ein alter, ebenfalls in Deutschland geborener Kollege von Henry Kissinger in der Gegenspionage während des Zweiten Weltkrieges. Kissinger selbst holte Sonnenfeldt ausgerechnet als Sowjetexperte in die Administration, der in der Folge »Kissingers Kissinger« genannt wurde.751 Sonnenfeldt selbst wurde wiederum der Sowjetspionage verdächtigt, wie unter anderem Nyquist schreibt:752

Diese Vielfalt an Fakten und wie die Stücke zusammenpassen, lassen Kissingers massives Programm einseitiger Abrüstung und den Truppenabbau in neuem Licht erscheinen. Die alten Armee-Geheimdienstverbindungen bieten hochwertiges Material (»rich ore«) – wie zu Hal Sonnenfeldt, einer von Kissingers Spitzenbeamten, der inzwischen beschuldigt wurde, geheime Informationen an »Agenten fremder Mächte« weiterzugeben. Ein anderer Kissinger-Gehilfe war Jesse MacKnight, ein Mann, der für die Sicherheitschecks des Weißen Hauses verantwortlich war und beschuldigt wurde, für die Kommunisten zu spionieren. MacKnight war Kissinger behilflich dabei, William O. Hall als Generaldirektor des US Foreign Service zu bestätigen, obwohl Hall als Sicherheitsrisiko mit langjährigen Verbindungen zu Kommunisten galt. Nach Hall kam James S. Sutterlin, ein anderes Sicherheitsrisiko … Und warum hielt Kissinger fünf Geheimdienstberichte über sowjetische Vertragsverletzungen zurück?

Frank Capell schrieb bereits 1974, dass drei Mitarbeiter des Auswärtigen Dienstes unter Eid bezeugten, dass Sonnenfeldt 1950 geheime Informationen an »Agenten fremder Mächte« gegeben hatte. Doch Sonnenfeldt, ebenfalls Mitglied im Council on Foreign Relations, bekam trotzdem die Sicherheitsfreigabe von Jesse MacKnight, der von Kissinger in diese Position berufen worden war. Der enttarnte Kissinger/Sonnenfeldt-Schützling Felix Bloch war übrigens ein Kommilitone des österreichischen Außenministers Alois Mock,753 wie aus einem Interview mit Botschafter Jay Moffat von 1989 hervorgeht, das für das »Foreign Affairs Oral History Project« durchgeführt und auf einer Webseite der Kongressbibliothek veröffentlicht wurde. Hier können Sie sich selbst ein Bild von Kissingers und Sonnenfeldts Aktivitäten machen.754

Kissinger wiederum besaß das volle Vertrauen von Präsident Nixon. Nyquist schreibt:755

Später verdächtigte ein führender CIA-Offizier von der US-Gegenspionage, Leonard V. McCoy, Kissinger, in einen Vorfall verwickelt zu sein, der zur Verhaftung und Exekution eines amerikanischen Spions mit dem Codenamen Trigon in Russland führte. Das belastende Beweisstück gegen Kissinger wurde von der NSA aus der sowjetischen Botschaft in Washington abgefangen. Es war ein Telegramm, das von Botschafter Anatoli Dobrynin nach Moskau gesendet wurde, das sich auf einen »Hinweis« von Professor Kissinger bezog. Aufgrund dieses Vorfalls fragte sich McCoy, ob Kissinger ein sowjetischer Agent war. Er ging zu seinem Kollegen David Sullivan und fragte: »Bin ich verrückt, wenn ich das über Kissinger denke?« Sullivan dachte überhaupt nicht, dass McCoy verrückt wäre. Später sagte Sullivan, dass McCoy »mit mir … seine Schadensabschätzung hinsichtlich TRIGON 756 teilte. Er teilte mit mir seine Schlussfolgerung (»punch line«, wörtlich: »Pointe«). Seine Schlussfolgerung lautete, die einzige Art, Kissingers Verhalten zu beschreiben, sei … Verrat.«

Ein weiteres interessantes Puzzlestück steuert die Whistleblowerin Charlotte Iserbyt bei. Bei einem Dinner für den sowjetischen Überläufer Igor Glagolev Mitte der Siebzigerjahre, auf welchem dieser eine Rede gegen die Abrüstungsvereinbarungen plädiert hätte, sei Folgendes passiert:757

Auf diesem Dinner informierte mich Glagolev, dass er, bevor er übergelaufen sei, als er sehr hohe Positionen im Kreml innehatte, in Meetings saß, auf welchen oft David Rockefeller und Henry Kissinger anwesend waren. Auf einem dieser Meetings schockierte Kissinger seine sowjetischen Zuhörer damit, dass die USA planten, sich aus Vietnam zurückzuziehen. Diese Information wurde natürlich an die Nordvietnamesen weitergeleitet und brachte für die US- Streitkräfte einen großen Nachteil.

Abgesehen davon, dass dies natürlich Verrat war, haben wir hier einen Beleg dafür, dass der nicht gewählte Herr Rockefeller auch schon in den Siebzigerjahren regelmäßig an Treffen in Moskau teilgenommen hat. In den Notizen zu dem 1989er-Treffen mit der Trilateralen Kommission nennt Gorbatschow-Berater Anatoli Tschernjajew Kissinger »Kisa«. Das ist entweder ein Code- oder ein Kosename, auf jeden Fall klingt das sehr vertraut. Ausgerechnet Nelson Rockefeller, der eng mit Kissinger (1968 Rockefellers Wahlkampfberater) zusammenarbeitete, leitete 1975 eine Kommission zur Untersuchung illegaler Aktivitäten der CIA und sowjetischer Geheimdienste auf dem Boden der USA.758

1968 lief nach Golizyn auch noch der tschechoslowakische Generalmajor Jan Šejna über, der ebenfalls berichtete, dass die angebliche Liberalisierung des Ostens Teil eines riesigen Täuschungsmanövers des Westens mit dem Ziel der weltweiten Verbreitung des Kommunismus sei. Im Januar 1969 erging, wie schon bei Golizyn, Order vom Weißen Haus, die Befragungen einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt wurde Kissinger der Sicherheitsberater von Nixon. Noch im selben Jahr legte Kissinger Nixon eine von ihm verfasste Analyse vor, der zufolge die Sowjetunion keine großangelegte Strategie verfolgte.759

Laut Capell waren Kissingers wahre Ziele schon 1971 bekannt:760

Professor Henry Paolucci von der St. John’s Universität verfasste eine Studie über Kissinger, welche im Kongress-Archiv (»congressional record«) vom 4. August 1971 erschien. In einem Abschnitt heißt es: Auch Henry Kissinger drückte erst kürzlich 1965 die Überzeugung aus, dass es an der Zeit wäre, die nationale Unabhängigkeit (»nationhood«) aufzugeben, denn »Institutionen basierend auf den gegenwärtigen Konzepten von nationaler Souveränität, sind nicht genug«. Das ultimative Ziel einer supranationalen Weltgemeinschaft, schrieb er, »wird nicht schnell kommen; viele Zwischenstufen müssen beschritten werden, bevor sie erreicht werden kann. Es ist jedoch nicht zu früh, sich auf diesen Schritt jenseits des Nationalstaates vorzubereiten.«

Diese Passage von Capell wird auch von Paolucci bestätigt, der in einem Buch aus dem Jahre 1980 Kissinger und seine Gang wiederholt als »Supranationalisten« bezeichnet.761

Kissinger ist ein Meister der Täuschung, das Wort »Weltregierung« vermeidet er peinlichst. Die New York Times schreibt beispielsweise in einer Besprechung des Buches Der Preis der Macht des preisgekrönten Ex-NY Times-Journalisten Seymour Hersh über Kissinger:762

Mr. Hersh beschuldigt ihn in den Worten eines Informanten, »im Präsidentschaftswahlkampf 1968 für beide Seiten gearbeitet zu haben … Mr. Hersh betont Mr. Kissingers rücksichtslosen Antrieb zur totalen Kontrolle des nationalen Sicherheitsapparates und des Apparates für die Außenpolitik der Regierung.…

In einer anderen Buchbesprechung der New York Times heißt es:763

Insoweit es Kissingers Verhandlungsstil betrifft, waren seine grundsätzlichen Fehler übertriebene Geheimhaltung, Doppelzüngigkeit, Egozentrik und Hybris.

Bei dieser Beschreibung wundert es nicht, dass ihn einige Beobachter als Psychopathen bezeichnen. Nun wollen wir den guten Henry aber selbst zu Wort kommen lassen. Seine Angst, abgehört zu werden, war durchaus berechtigt. Am 1. März 1973 wurde eine Unterhaltung von ihm mit Nixon nach dessen Gespräch mit Israels Premierministerin Golda Meir aufgezeichnet, die den US-Präsidenten gebeten hatte, die Sowjetunion dazu zu bewegen, Juden nach Israel ausreisen zu lassen. Nixon weigerte sich und Kissinger bestätigte seinen Chef mit folgenden Worten:764

Die Emigration von Juden aus der Sowjetunion ist kein Ziel amerikanischer Außenpolitik. Und wenn sie Juden in der Sowjetunion in Gaskammern schicken, ist das keine amerikanische Angelegenheit. Möglicherweise eine humanitäre Angelegenheit.

Kommentar überflüssig.

Kissinger soll laut einem Artikel der Zeitschrift US News & World Report vom 5. Mai 1975 in einer privaten Konversation gesagt haben:765

Innerhalb von zehn Jahren wird ganz Europa marxistisch sein.

In der Zeitspanne hätte er sich vertan, aber offensichtlich kannte er dann die kommunistische Langfriststrategie, was kein Wunder wäre.

Laut einem Telegraph-Artikel vom 3. Juni 2011 nannte Kissinger den Menschen-
schlächter Mao »einen Philosophen«. In dem Artikel kritisiert der Autor Jon Halliday, dass Kissinger in seinem soeben erschienenen Buch On China behauptet, die chinesische Partei sei nur »lose mit der kommunistischen Weltbewegung (world communist movement) verbunden«, denn, so Halliday:766

Die Partei wurde von Moskau aufgebaut und finanziert und Mao nahm für sich in Anspruch, ein Stalinist zu sein. Die chinesische Verfassung bewahrt ausdrücklich beides, Marxismus-Leninismus und die Gedanken Mao Zedongs.

Es ist kaum anzunehmen, dass Kissinger das nicht wusste. Er scheint hier vertuschen zu wollen, dass die Chinesen immer noch im gleichen Team spielen wie die Russen.

Am 10. März 1975 sagte er auf einem Geheimtreffen zum türkischen Außenminister:767

Vor dem Informationsfreiheitsgesetz pflegte ich zu sagen: Das Illegale tun wir sofort, das Verfassungswidrige dauert ein bisschen länger.

Ironischerweise kam das durch das Informationsfreiheitsgesetz heraus. Obwohl sich Kissinger in seinen offiziellen Reden meist recht sibyllinisch – sprich äsopisch – ausdrückt, ist nicht allzu viel Verständnis von Neusprech nötig, um ihn zu verstehen. Dazu kann man die Reden und Artikel auf seiner eigenen Webseite konsultieren.

So erklärte er am 10. September 2010:768

In Abwesenheit eines globalen Regel-Aufsehers (»global rule-keeper«) wird die Welt religiösen Streitigkeiten, lokalen internen Konflikten und nichtstaatlichen, schurkischen Akteuren wie al-Qaida zum Nießbrauch dienen.

Übersetzung nötig?

Man sagt, die Natur hasst Vakuum; so tut es das internationale System. Chaos, wenn es auftritt, wird früher oder später in einer neuen Ordnung (»new order«) münden. …

Der Hegel’sche Dialektiker zitiert hier das freimaurerische Motto »Ordnung aus dem Chaos«.769

Es mag an der Zeit sein, auf einen funktionalen Ansatz zu Themen der Weltordnung (»world order«) zu schauen. Die Europäische Union entstand schließlich, weil – in Abwesenheit einer politischen Konstruktion – funktionale Einheiten geschaffen wurden, um Länder mit vergleichbaren Interessen in eine gemeinsame Unternehmung einzubringen.

Hier wieder die EU als Vorbild und der Versuch, den Vorgang als natürlich darzustellen, ohne darauf einzugehen, dass er, Rockefeller und die anderen Banker hinter den Kulissen beständig an diesem Konstrukt arbeiteten, ohne die Völker davon zu informieren oder sie gar zu fragen. Und jetzt meine Lieblingsstelle:

Steigende Beteiligung des Volkes ist nicht der unvermeidbare Weg zu internationalem Ausgleich, wie oft angenommen wird. Vor einem Jahrhundert erlaubte Deutschland schrittweise mehr Freiheit der Rede und der Presse. Aber die neu gefundene Freiheit im öffentlichen Bereich beförderte ein breitgefächertes Meinungsspektrum, inklusive einer chauvinistischen Richtung, die auf einer immer bestimmender werdenden Außenpolitik bestand. Westliche Führer sollten das beachten, wenn sie China wegen seiner internen Politik einschüchtern.

Kissinger plädiert hier offen für Zensur und gegen die Beteiligung der Bevölkerung an diesen Prozessen! Natürlich mit dem ewigen deutschen Schreckgespenst im Gepäck. Als Dank dafür wurde er im November 2011 für sein Lebenswerk vom Verband deutscher Zeitschriftenverlage geehrt. Hier Ausschnitte aus einem Artikel, basierend auf seiner Dankesrede. Er beschwert sich mal wieder über nationale Grenzen:770

Das internationale ökonomische System wurde global, aber die politische Struktur blieb in der Essenz national … Das internationale politische System basiert immer noch hauptsächlich auf dem Nationalstaat. Die Globalisierung erleichtert und ermutigt Entscheidungen, basierend auf dem komparativen Vorteil; in seiner Essenz ignoriert sie nationale Grenzen … Die Gewinner haben natürlich wenige Vorbehalte. Aber die Verlierer werden Abhilfe innerhalb des nationalen Systems durch Lösungen suchen, welche die Funktion des globalen Systems zunichtemachen oder zumindest blockieren.

Hier sehen wir die alte Erkenntnis Lenins, dass der Sozialismus weltweit eingeführt werden muss, weil das Kapital (und damit die Investitionen und Arbeitsplätze) sonst einfach dort hingeht, wo es die besten Bedingungen vorfindet. Dass er das aus der Sicht eines Sozialisten sieht, macht er hier deutlich:

Sie (die Regierungen) stehen der Realität gegenüber, dass erhöhte Produktivität das Wohlergehen erhöht, aber auch handwerkliche Tätigkeit durch Technik ersetzt. Das kann zum Zustand von Geburt an bestehender Arbeitslosigkeit führen oder zur Verlagerung von Jobs, die handwerkliche Tätigkeiten umfassen, in Gesellschaften, die es gewöhnt sind, für niedrigere Löhne zu arbeiten – was zu einem Zusammenstoß der Kulturen oder einer nationalistischen Reaktion einlädt.

Dass das Unsinn ist, habe ich bereits gezeigt. Hier sehen wir wieder die alte marxistisch-leninistische Argumentation. Ohne das von seinen Bankerfreunden installierte Geldsystem könnte jeder auskömmlich leben. Kissinger beklagt sich, dass seine Pläne in Gefahr sind:

Die Erosion nationaler Souveränität stellt die größte Herausforderung für europäische Demokratien dar. Der Wille, für den gemeinsamen Zweck etwas zu opfern, hat sich inmitten des Blutbades zweier Weltkriege und dem stufenweisen Wachsen europäischer Institutionen zu einem bestimmten Ausmaß verbraucht. Die Europäische Union wurde zur Lagerstätte technischer Funktionen, aber noch nicht zum emotionalen Engagement der historischen europäischen Nationen.

Die Medien sieht er dabei in der Pflicht und das Internet als Bedrohung, denn für seine Pläne wäre eine einheitliche (»coherent«) Vision nötig, doch leider:

Die Versuchung, die das Internet darstellt, ist, mithilfe von Bruchstücken zu lernen.

Er beklagt also, dass die Medien die Deutungshoheit verlieren, was natürlich äsopisch für Zensur ist.

Zum Schluss der etwas verbrämte Ruf nach einer Weltregierung:

Aber die Themen, wie ich sie skizziert habe, können nicht von individuellen Nationen gelöst werden.

Angesprochen auf die vielen Krisenherde, die bei Obamas Amtseinführung bestanden, sagte Kissinger vor laufender Kamera zu einem CNBC-Reporter:771

Ich denke, seine Aufgabe wird sein, eine Gesamtstrategie für Amerika in dieser Periode zu entwickeln, wenn wirklich eine Neue Weltordnung erschaffen werden kann. Es ist eine große Chance. Es ist nicht so eine große Krise.

Auch hier wieder die Krise als Chance, eine »Neue Weltordnung« zu schaffen.

Ähnliches schrieb Michail Gorbatschow 1993 im Magazin der New York Times über Bill Clinton:772

Bill Clinton kann die Probleme der Welt nicht alleine lösen. Ich bin sicher, er denkt nicht, dass er das kann. Er wird ein großer Präsident sein – wenn er Amerika zum Schöpfer (»creator«) einer Neuen Weltordnung, basierend auf Konsens, macht.

Konsens ist ein Neusprech-Ausdruck für Kommunismus, den Gorbatschow und die Bankierssozialisten um Kissinger und Rockefeller gerne verwenden, aber das nachzuweisen würde hier zu weit führen und ist auch nicht entscheidend. Aber per Definition ist ein Konsens kollektivistisch, im Gegensatz zu einem Vertrag zwischen zwei Parteien. Wieder das gleiche Muster: Krise (Probleme) – Chance – Neue Weltordnung.

Welchen Einfluss Kissinger heute noch hat, kommt in einer Rede des nationalen Sicherheitsberaters James Jones auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2009 zum Ausdruck:773

Danke für Ihre wundervolle Ehrung Henry Kissingers gestern. Gratulation. Als aktueller (seit Januar 2009; Anm. OJ) nationaler Sicherheitsberater der USA nehme ich meine täglichen Befehle von Dr. Kissinger, gefiltert durch General Brent Scowcroft und Sandy Berger, der auch hier ist, entgegen. Wir haben eine Kommandokette im nationalen Sicherheitsrat, die heute noch existiert.

Von manchem Truther wird das Zitat als Beweis angeführt, dass Kissinger heute noch formal Befehle erteilt. Aber offensichtlich handelt es sich hier um einen Scherz (obwohl das CFR auf seiner Webseite hier kein Gelächter notiert), aber eben ein Scherz mit ernstem Hintergrund. Denn auch als Scherz funktioniert diese Bemerkung nur, wenn den Zuhörern (auf der Münchner Sicherheitskonferenz!) klar ist, dass Kissinger immer noch großen Einfluss hat. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass alle aufgeführten Personen, Jones selbst, Scowcroft, Berger und Kissinger Mitglieder im Council on Foreign Relations und somit definitionsgemäß Agenten (Auftragnehmer) Rockefellers sind.

Einen ähnlichen Hinweis gibt uns die Washington Post am 29. September 2006. Unter der Überschrift »Woodward: Kissinger Advising Bush« heißt es:774

Henry Kissinger hat Präsident Bush und Vizepräsident Cheney bezüglich des Irak beraten und teilte ihnen mit, »Sieg ist die einzig sinnvolle Ausstiegsstrategie«, sagte Autor und Journalist Woodward.775

To advise kann »beraten« oder »ermahnen« heißen. In diesem Fall macht eine Überschrift »Kissinger berät Bush« wenig Sinn, eher ist »Kissinger ermahnt Bush« oder »weist Bush an« gemeint, so wie ein Lehrer seinen Schüler ermahnt.

Kissinger, Putin und der KGB

Wichtiger noch: Henry »Bor« Kissinger ist immer noch ein wichtiger Verbindungsmann der Finanzelite zu Russland. Laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Novosti vom 13. Juli 2007 trafen sich Kissinger und weitere ehemalige US-Offizielle mit dem sowjetischen Ex-Geheimdienst-Chef Primakow und Wladimir Putin in dessen Präsidentenresidenz. Ebenfalls bei diesem Treffen anwesend waren Ex-Außenminister George Shultz, Ex-Finanzminister Robert Rubin, Rüstungskontrolleur Thomas Graham und Ex-Senator Sam Nunn – alles CFR-Mitglieder – und zusätzlich noch David O’Reilly, Vorstandschef von Chevron. Also offenbar eine Art CFR-Klassentreffen mit den sowjetischen Geheimdienstagenten Putin und Primakow! Primakow wird in dieser Meldung allerdings als Präsident der russischen Industrie- und Handelskammer vorgestellt. Er und Kissinger sind die Ko-Präsidenten der Arbeitsgruppe »Russland-USA: Blick in die Zukunft«.776

Die Idee zur Bildung dieser Gruppe kam im April dieses Jahres bei einem Treffen Putins mit Primakow und Kissinger zur Sprache.

Gorbatschow höchstpersönlich berief Primakow ins Zentralkomitee und machte ihn 1991 zum Vorsitzenden der Föderationssowjets. Im September des gleichen Jahres ernannte er ihn zum stellvertretenden Leiter des KGB und zum Leiter der ersten Hauptverwaltung des KGB. Bis 1996 war er Leiter des Auslandsnachrichtendienstes SWR.777 Von September 1998 bis Mai 1999 fungierte Primakow sogar als russischer Ministerpräsident. Wir erinnern uns, dass uns die Überläufer vor dem Fall der Mauer (!) berichteten, dass die KGB-Leute Top-Positionen in Politik und Wirtschaft besetzen und so eine Oligarchie aus KGB-kontrollierten Unternehmen – die heutigen Oligarchen – errichten sollten. Und jetzt ist Primakow Chef der Handelskammer und sicherlich an dem einen oder anderen Unternehmen beteiligt. Beispielsweise saß er laut Spiegel vom 26. Mai 2003 zusammen mit Ex-Telekom-Chef Ron Sommer (Vorsitz), Coca-Cola-Chef Douglas Daft und dem früheren RWE-Chef Dietmar Kuhnt im Beirat der russischen Holding AFK Sistema, die an mehr als hundert Unternehmen beteiligt ist und derzeit zu den zehn größten Unternehmen in Russland gehört.778 »Entnazifizierung« auf Russisch.

Selbst die BBC berichtet am 13. Dezember 2006, dass der Einfluss des KGB-FSB unter Putin massiv gestiegen ist:779

Von den Angehörigen der Präsidialverwaltung, den Regierungsmitgliedern, den Delegierten der beiden Kammern des Parlaments, den Bezirksleitern und den Vorständen von Russlands Top-Staatsunternehmen haben vier von fünf Offiziellen für den KGB gearbeitet oder arbeiten immer noch für eine oder mehrere seiner Nachfolgeorganisationen.

Haben Sie das gelesen? Am liebsten würde ich den ganzen Absatz fetten. 80 Prozent dieser Positionen sind mit KGB-Leuten besetzt, exakt wie von Golizyn vor mehr als zwanzig Jahren vorausgesagt! Laut Thatcher-Berater Story war Primakow einer der wichtigsten Männer bei der Umsetzung der Perestroika-Täuschung und ein Meister der Hegel’schen Dialektik.780

Aber es kommt noch besser: Laut dem politischen Analysten und Buchautor Alexander Martin soll das Department of Homeland Security (Ministerium für Innere Sicherheit oder Heimatschutzministerium) ihn und Markus Wolf, den Chef des DDR-Auslandsgeheimdienstes, 2004 als Berater engagiert haben. Zum Teil datieren ähnliche Meldungen sogar bis 2001 zurück, was bedeuten würde, dass diese beiden das Ministerium mit aufgebaut hätten.781 Thatcher-Berater Story berichtet ebenfalls vom Engagement Primakows.782 Das würde insofern passen wie die Faust aufs Auge, als man Homeland Security nicht nur mit »Innere Sicherheit«, sondern auch mit »Staatssicherheit« übersetzen kann. Die Befugnisse sind ohnehin ähnlich, nur dass das DHS mithilfe der NSA an einem Tag mehr Daten sammelt als die Stasi während ihrer gesamten Existenz.783

Sowohl Putin als auch Interimspräsident Medwedew treffen sich laut Novosti regelmäßig mit Kissinger.784 So ist es auch kein Wunder, dass Putin in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung am 25. November 2010 für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von »Lissabon bis Wladiwostok« wirbt:785

Das Modell, wonach das eine regionale Zentrum zügellos Anleihen aufhäuft und Güter konsumiert, während das andere Billigware produziert und Schulden aufkauft, hat versagt. Darüber hinaus vollzog sich die Verteilung des geschaffenen Wohlstands äußerst ungleichmäßig, und zwar sowohl zwischen verschiedenen Ländern als auch unter einzelnen Bevölkerungsschichten, was die Erosion der Beständigkeit der Weltwirtschaft bewirkte, das Aufflammen der lokalen Konflikte schürte und die Konsensfähigkeit der Weltgemeinschaft bei der Erörterung von akuten Problemen hemmte. Die Krise machte es vielfach notwendig, Neubewertungen vorzunehmen, Risiken zu erwägen und die weitere Entwicklung durchzudenken, deren Grundlage nicht von virtuellen, sondern von realen Werten gebildet werden soll.

Das alte Lied von Marx, Lenin und Kissinger.

Was schlagen wir also vor?

Erstens: die Gestaltung einer harmonischen Wirtschaftsgemeinschaft von Lissabon bis Wladiwostok …

Zweitens: eine gemeinsame Industriepolitik, welche sich auf die Zusammenballung der Technologie- und Ressourcenpotenziale Russlands und der EU stützen soll, aber auch die Implementierung von gemeinsamen Förderungsprogrammen für die in der realen Wirtschaft aktiven kleinen und mittelständischen Unternehmer zu beinhalten hat.

Drittens: Die Idee eines gemeinsamen Energiekomplexes in Europa pocht buchstäblich an die Tür. In den jüngsten Jahren war die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Energie zwischen Russland und der EU ein Thema, das größere Aufmerksamkeit auf sich lenkte und – offen gesagt – zu sehr politisiert wurde. Es ging so weit, dass man Russland unterstellte, seine Erdöl- und Erdgaslieferungen für die Lösung irgendwelcher politischen Aufgaben einsetzen zu wollen, was freilich gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte.…

Freilich!

Erinnert sei daran, dass es die schlecht durchdachte Liberalisierung der Finanzmärkte war, die zum maßgeblichen Mitauslöser der Finanzkrise wurde. Es mag wohl niemandem daran gelegen sein, dass das Scheitern der Regulierungen in der Erdgasbranche eine neue Krise, nun aber im Energiebereich, entfacht.

Natürlich nicht!

Viertens: Ohne eine entwickelte Industrie ist kein Fortschritt in der europäischen Bildung und Forschung möglich. …Europäische Wissenschaft und Bildung müssen sich ihre Führungsplätze sichern.

In Sachen Bildung müssen wir nicht mehr viel harmonisieren …

Fünftens: Echte Partnerschaft wird auf unserem Kontinent unmöglich bleiben, solange menschliche und geschäftliche Kontakte behindert werden. Der größte Störfaktor dabei ist der bestehende Visumzwang zwischen Russland und der EU.

Zum Schluss darf ich in Erinnerung rufen: 1990 traf der deutsche Kanzler Helmut Kohl eine sehr mutige Entscheidung: nicht abzuwarten, bis die DDR bereit sein würde, Teil eines vereinigten Deutschlands zu werden, sondern sich unverzüglich zu vereinen, damit Ost und West in Deutschland beim folgenden Prozess der beiderseitigen Eingewöhnung auf das Miteinander und der Lösung von gemeinsamen Aufgaben das Zusammenleben wieder erlernen könnten.

Die Geschichte bekräftigte die Richtigkeit solch eines entschlossenen Schrittes. Heute, unter neuen geschichtlichen Umständen, bietet sich uns die Chance, ein einheitliches und prosperierendes Europa aufzubauen. Setzen wir uns dieses Ziel, wird die Kompromissgestaltung in konkreten Fragen viel einfacher gelingen.

Und fertig ist die EUdSSR von Lissabon nach Wladiwostok oder vom Atlantik bis zum Ural. Wladiwostok liegt allerdings noch weit östlich vom Ural (über 70 Längengrade!) und ist praktisch die letzte größere Stadt auf diesem Längengrad, bevor auf der Luftlinie Nordamerika kommt (dazwischen liegt noch Japan). Ich bin sicher, Kisa ist behilflich, die paar Kilometer auch noch zu überbrücken. Unsere Atlanten zeigen die Weltkarte immer mit Europa in der Mitte. Wenn Sie sich aber einen Globus nehmen und weiterdrehen, erkennen Sie, dass Nordamerika und Russland eigentlich direkt nebeneinanderliegen. Alaska und die Tschuktschen-Halbinsel sind nur durch die schmale Beringstraße voneinander getrennt. Hierüber würde auch ein militärischer Angriff erfolgen, den die Überläufer als militärische Option nicht ausschließen, wenn der Zusammenschluss nicht zustande kommt.

Die Fokussierung auf Europa während des Kalten Krieges erscheint mir fast wie die größte Gehirnwäsche-Operation aller Zeiten. Sicher ist es auch nur ein Zufall, dass China überall auf der Welt Häfen ankauft oder baut, die man auch gut als Landeplatz für einen Angriff nutzen könnte.

Putin befand sich exakt zur Zeit der Wende als sowjetischer Agent in der DDR. Laut manchen Berichten war er beim KGB, nach anderen bei der GRU. Die GRU (etwa: Hauptverwaltung für Aufklärung) ist das leitende Zentralorgan des Militärnachrichtendienstes786 und spielt laut Überläufer Golizyn eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Perestroika-Täuschung, also der kommunistischen Langfriststrategie zur Welteroberung.787 Letztendlich ist es aber nicht wichtig, welchem Geheimdienst Putin angehörte, da der innere Zirkel des KGB die Zügel in der Hand hielt. Im Folgenden präsentiere ich Ihnen einige Puzzlestücke aus der Mainstream-Presse, die Sie mit unserem Hintergrundwissen auch selbst zusammensetzen können. Wir wissen ja bereits von den Überläufern, dass die Perestroika ein Täuschungsmanöver ist, um den Kommunismus weltweit zu verbreiten:

Süddeutsche Zeitung vom 19. Mai 2010:788

Als KGB-Hauptmann war er 1985 gekommen, im Rang eines Oberstleutnants zog er im Februar 1990 wieder ab. Was er in der Zwischenzeit in Dresden tat, ist Gegenstand von allerlei Spekulationen gewesen, Putin selbst hat sich nur spärlich dazu geäußert: Ob er etwa den angesehenen DDR-Wissenschaftler Manfred von Ardenne ausspionierte oder gar die Operation »Lutsch« (»Strahl«) leitete, innerhalb der die KGB-Männer ihre ostdeutschen Stasi-Genossen überprüften – nichts Genaues ist bekannt.

Cicero vom 28. Oktober 2004:789

Viel ist seitdem über Putins fünf Dresdener Jahre spekuliert worden. Hat Wolodja (Putin) dort den Grundstein für seinen steilen Aufstieg im postsozialistischen Russland gelegt? Hat er in Dresden sein Netzwerk geschmiedet? War er gar Teil der Operation Lutsch, mit der der KGB die SED ausspionierte?

Ausführlicher wird der Autor des Cicero-Artikels, Christoph Seils, auf seiner Webseite:790

Seinen Freunden verkündet er sogar: »Honecker muss weg.«

War das seine Überzeugung oder auch sein Auftrag? War Wladimir Putin Teil der Operation »Lutsch«, jener streng geheimen Gruppe des KGB, die es zum Ziel gehabt haben soll, Informationen über die SED zu sammeln und die Reformer in der Partei zu stärken, und von der Verschwörungstheoretiker sogar glauben, sie habe den Sturz Honeckers und die Wende in der DDR gesteuert. Es gibt keine zugänglichen Akten über Lutsch. Niemand weiß, wie groß die Gruppe war, ob diese Operation die Reformprozesse in der DDR tatsächlich beeinflusst hat.

Natürlich, die Verschwörungstheoretiker! Schade, dass er diese nicht nennt, dann könnte sich ja der Leser selbst ein Bild davon machen, ob beispielsweise die Überläufer Anatoli Golizyn, Generalmajor Jan Šejna oder der Thatcher-Berater Christopher Story »Verschwörungstheoretiker« sind.

Wesentlich deutlicher war die Berliner Zeitung schon am 8. Januar 2000:791

Als Vierter, so weist es das Stasi-Protokoll jenes Novemberabends von 1987 aus, wurde der »Genosse Putin, Wladimir« aufgerufen. Er erhielt die »Ehrennadel der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft« in Gold … In den Stasi-Archiven gibt es neben dem Fest-Protokoll bislang lediglich ein weiteres, allerdings aufschlussreiches Papier, in dem der Name Putins auftaucht. Es ist ein Brief aus dem Jahre 1989, in dem Putin den damaligen Dresdner Stasi-Chef Böhm darum bittet, einen Telefonanschluss für einen Deutschen zu besorgen. Bei dem Deutschen handele es sich laut Putin um einen »Führungs-IM« des KGB, mit dem er eng zusammenarbeite. Der Brief ist deshalb ungewöhnlich, weil Putin 1989, so viel steht fest, nicht der offizielle KGB-Verbindungsoffizier für die Dresdner Stasi gewesen ist. Dass sich Putin dennoch direkt an Böhm wenden durfte, lässt den Schluss zu, dass er eine herausgehobene Position hatte, die offiziell nicht bekannt war. Den alliierten Geheimdiensten ist Putin während seiner Zeit als DDR-Resident auch aufgefallen: In den Achtzigerjahren soll ein Foto Putins entstanden sein, das den KGB-Mitarbeiter vor dem Westberliner KaDeWe zeigt. Es heißt, Putin sei damals observiert worden, weil er allein den Checkpoint Charlie passiert hatte und man daher in ihm einen Agentenführer vermutete, der zum Treff reist. In der DDR soll Putin offiziell als Diplomat angemeldet gewesen sein, eine übliche Tarnung für Geheimdienstmitarbeiter. Im »Diplomatischen Protokoll Fremde Missionen« des DDR-Außenministeriums findet sich tatsächlich das Foto eines sowjetischen Diplomaten, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Putin aufweist. Nach diesem Protokoll handelt es sich bei dem Betreffenden um einen Aleksandr Rybin, geboren am 9. Februar 1947. Seine Akkreditierung in der DDR dauerte von 1982 bis 1986. Ein falscher Name und Angaben über die Zeitdauer der Akkreditierung, die von den bekannten Daten abweichen – es wird davon ausgegangen, dass Putin von 1984 bis 1989/90 in der DDR arbeitete –, sind für Geheimdienstler, die als Diplomaten getarnt sind, nicht ungewöhnlich. In Dresden, so erinnerte sich ein früherer Hochschullehrer der Technischen Universität, sei Putin unter dem Namen Oberstleutnant Adamow aufgetreten.

Den Ausschnitt bringe ich nur, damit klar wird, dass Putin nicht so unwichtig gewesen sein kann, wie er später von den großen Blättern dargestellt wurde. Die Berliner Zeitung ist natürlich an den entsprechenden Archiven und Kontakten richtig nahe dran. Sie macht nur keine bundesweiten Schlagzeilen. Richtig spannend wird es jetzt:

Putins Sonderrolle belegt die Tatsache, dass er jederzeit berechtigt war, die Daten von DDR-Bürgern zu erhalten, die ein Visum für eine UdSSR-Reise beantragt hatten. Rekrutierte Putin unter ihnen Agenten für das KGB? Das Bundesamt für Verfassungsschutz ließ 1998, als Putin neuer Chef des russischen Geheimdienstes FSB wurde, verlauten, er habe früher ausreisewillige DDR-Wissenschaftler angeworben, um sie im Westen für die Russen spionieren zu lassen. Wahrscheinlicher ist, dass Putin während seines DDR-Aufenthalts in die Tätigkeit der streng geheimen KGB-Gruppe »Lutsch« eingebunden war. In den 70er-Jahren ging der Geheimdienst davon aus, dass »500.000 Bürger dem existierenden System feindlich gegenüberstehen und der Gegner für lange Zeit eine Unterstützerbasis in der DDR« haben werde. Deshalb erforschte und registrierte der KGB im Rahmen einer Operation mit dem Codenamen »Lutsch« fast zwei Jahrzehnte lang die Meinung der DDR-Bürger und besonders der SED-Mitglieder. Mit Beginn der Gorbatschow-Ära und der einsetzenden Perestroika erhielt die Gruppe »Lutsch« eine zusätzliche Aufgabe. Da sich Honecker einer Umgestaltung in der DDR verschloss, rekrutierte »Lutsch« unter reformwilligen Kräften in Ostdeutschland eine große Zahl von Einflussagenten, die nach einem Putsch gegen das Politbüro verantwortliche Positionen übernehmen sollten.

Ob nun Putin damals schon eine wichtige Position innehatte, ist nicht so entscheidend. Spätestens ab 1998 als FSB-Chef war er wichtig. Aber wir haben hier jetzt mehrere Belege dafür, dass der KGB zusätzlich zu der Kontrolle, die er natürlich ohnehin schon über Geheimdienste des Warschauer Paktes ausübte, Agenten rekrutierte, die die Perestroika-Strategie umsetzen sollten und nach der Wende im gesamten Ostblock politische Positionen übernehmen sollten. Wir wissen ja bereits, dass damit die Positionen in den neu entstehenden »Demokratien« gemeint waren.

Putin, Merkel und der KGB

In ihrem Buch Das Komplott von 1993 schreiben der FAZ-Journalist Ralf Georg Reuth und der ARD-Redakteur Andreas Bönte (Report München):792

Im Frühjahr 1992 – inzwischen war nicht nur die DDR, sondern auch die Sowjetunion untergegangen – informierte das Bundesamt für Verfassungsschutz eine kleine Zahl ausgewählter Verantwortungsträger der Bundesrepublik über eine geheime KGB-Struktur in Deutschland. In dem streng geheimen Papier heißt es, dass außerhalb der bekannten KGB-Residentur in Karlshorst, dem für die Aufklärung der Bundesrepublik zuständigen »Führungskopf«, dem sogenannten »Berliner Apparat«, eine weitere geheime KGB-Residentur existiere, die sogenannte Gruppe »Luch« (russisch für Strahl).

Die Formulierung »außerhalb der bekannten KGB-Residentur« deutet auf den nicht sichtbaren inneren Zirkel des KGB hin, der die kommunistische Langfriststrategie umsetzen sollte. Weiter:

Während die »normalen« Vertretungen des KGB wegen der historischen Entwicklung und wegen der überwiegend identischen Aufklärungsschwerpunkte eng mit dem MfS zusammengearbeitet hätten, sei die Gruppe »Luch« ein völlig abgeschotteter Bereich gewesen, der keinerlei Arbeitskontakte zum MfS der ehemaligen DDR unterhalten habe. Auch innerhalb des KGB sei die Gruppe »Luch« einer besonderen Geheimhaltung unterworfen. Es heißt dazu: »Luch« war aus dem regulären Hierarchiegefüge der offiziellen Residentur herausgelöst und nur den direkt befassten Mitarbeitern der 4. Abteilung (der sogenannten Deutschlandabteilung im Moskauer Hauptquartier, d.Verf.) sowie der Leitungsebene der 1. H(aupt)V(erwaltung) des ehemaligen KGB insgesamt bekannt und entsprechend unterstellt.«

Natürlich stand die Stasi schon immer unter der Kontrolle des KGB, die Satellitenstaaten führten ja kein wirkliches Eigenleben. Aber da man natürlich immer mit Opposition aus den Bruderländern rechnen muss, baute man eine zweite Struktur auf, jene, die im Sinne der Perestroika arbeitete:

»Die Einrichtung dieser Gruppe war im Zuge der wachsenden Emanzipationsbestrebungen des MfS gegenüber dem »Ziehvater KGB« und den damit auch verbundenen Zweifeln an der unbedingten Loyalität der DDR-Führungskader als notwendig erachtet worden. … Seit Mitte der 80er-Jahre hatte die Gruppe »Luch« den Auftrag, Bürger der ehemaligen DDR in Leitungsfunktionen von Wissenschaft, Technik und Politik zur Zusammenarbeit mit dem KGB zu verpflichten, um auf diese Weise gesellschaftlich relevante Prozesse beeinflussen zu können.« Mit anderen Worten: Die Gruppe hatte die Aufgabe, in der DDR die Umgestaltung nach sowjetischem Vorbild zu betreiben beziehungsweise zu unterstützen. Ihre Stoßrichtung musste demnach auf die orthodox-kommunistische Führung um Honecker zielen.

Und jetzt wird es richtig spannend:

Bei den von »Luch« rekrutierten Personenkreisen soll es sich, der Analyse des Verfassungsschutzes zufolge, neben Kadern aus der Staatsführung um Entscheidungsträger der FDJ, aus Bildungseinrichtungen und Handelsorganisationen, aber auch aus den Reihen der Kirche gehandelt haben. In den Jahren 1988/1989 sei die Arbeitsweise von »Luch« modifiziert worden. »Fortan waren nicht mehr Verpflichtungen von hochrangigen DDR-Führungskadern vorrangig, sondern vielmehr die Suche nach Fachleuten der mittleren Managementebene.« Man habe sich »auf Mitglieder der Blockparteien der ehemaligen DDR, solcher neu gegründeter Parteien im Zuge der Wende, und Angehörige von Jugendorganisationen konzentriert«.

Diesen »effektvollen Wandel in der Arbeitsmethodik« führten die Kölner Verfassungsschützer auf das Wirken von General Anatoliy G. Novikov zurück. Dieser habe in den Jahren 1988/1989 als Leiter der Deutschlandabteilung in der Ersten Hauptverwaltung der Moskauer KGB-Zentrale fungiert und sei auch für das Vorgehen der in der Ost-Berliner Sowjet-Botschaft, aber auch in den sowjetischen Generalkonsulaten in der DDR residierenden Gruppe »Luch« verantwortlich gewesen.

Anlässlich von Nowikows Tod meldet die Berliner Zeitung unter der Überschrift »Letzter KGB-Chef in der DDR ist tot« am 12. Juni 2004:793

Nowikow war in der Hoch-Zeit von Glasnost und Perestroika nach Ost-Berlin kommandiert worden, wo er in Karlshorst die größte Auslandsdienststelle des KGB übernahm. Eine seiner wichtigsten Operationen trug den Codenamen »Ljutsch« (russisch für Strahl).

»Ljutsch«, »Lutsch« und »Luch« sind identisch, die Autoren verwenden lediglich unterschiedliche Umschriften. Nowikow (Novikov in englischer Schreibweise) geht laut Berliner Zeitung einen entlarvenden Deal ein:

Nowikow konzentrierte sich nun darauf, der Bonner Regierung einen störungsfreien Rückzug seiner KGB-Truppen aus Ostdeutschland abzuhandeln. Als Gegenleistung sicherte er Verschwiegenheit über die vom MfS erlangten Informationen über westdeutsche Politiker zu. 1992 kehrte Nowikow nach Moskau zurück und leitete dort bis zu seiner Pensionierung die Abteilung für Gegenspionage im Auslandsaufklärungsdienst SWR.

Sein Chef dort war der uns schon bekannte Spezialist für die Perestroika-Täuschung Jewgeni Primakow! Noch brisanter ist natürlich die Information, dass Luch vor allem Leute aus den Jugendorganisationen, namentlich genannt der FDJ, anwarb. Das musste natürlich Teil der Langfriststrategie sein, da hier die Führungsleute für die neuen demokratischen Parteien saßen. Und wer war laut Zeitzeugen zu dieser Zeit FDJ-Sekretärin für Propaganda und Agitation?794 Angela Merkel!

Bevor wir zu ihr kommen, noch ein sehr spannender Aspekt aus dem Komplott, über den Henryk M. Broder am 1. Mai 1993 im Spiegel berichtet:795

In dieser Situation mobilisierte die Sowjetunion ihre Freunde in der DDR. Markus Wolf, »seit jeher ein Mann Moskaus«, quittierte seinen Job als Chef der Hauptverwaltung Aufklärung im Ministerium für Staatssicherheit – und wurde Systemkritiker. Er gab westlichen Zeitungen Interviews, veröffentlichte gleichzeitig im Ost-Berliner Aufbau-Verlag und bei Claassen in Düsseldorf ein Buch (»Die Troika«), in dem er sich kritisch mit dem Stalinismus und dessen Folgen in Nachkriegs-Deutschland auseinandersetzte. Unter den Unterstützern eines Reformkurses nach Moskauer Art waren neben kritischen Nomenklatura-Mitgliedern wie Hans Modrow auch viele Kirchenleute, die für eine »Umgestaltung des Sozialismus« plädierten und damit einen Konflikt mit der SED-Führung riskierten, die ihren Anti-Reform-Kurs stur fortsetzte.

Das ist exakt die Strategie, die uns die Überläufer berichteten, dass Scheindissidenten im Westen Stimmung für die Perestroika machen sollten. Einer dieser Scheindissidenten war laut Torsten Mann zum Beispiel Andrei Sacharow, der, statt im Gulag zu landen, nur Hausarrest bekam, während seine Frau im Westen herumreiste und Interviews gab. Er propagierte seit Ende der Sechzigerjahre in im Westen erschienenen Büchern (!) den menschengemachten Klimawandel und eine grüne Neue Weltordnung inklusive CO2-Planwirtschaft.796

Reuth/Bönte schreiben:

Fast zur gleichen Zeit trat ein »guter Freund« Modrows als lautstärkster Verfechter von Glasnost und auch für ein »Europäisches Haus« an die Öffentlichkeit: Markus Wolf, der einstige Chef der Hauptabteilung Aufklärung, der Spionage-Abteilung in Mielkes Staatssicherheitsministerium. In einem viel beachteten Moskauer Spiegel-Interview von 2. Januar 1989 bekannte er sich vorbehaltlos zu den Reformen.

Hans Modrow war der vorletzte Ministerpräsident der DDR und ordnete fünf Tage vor dem Mauerfall die Vernichtung belastender Stasi-Akten an.797 Jetzt bitte anschnallen. Das sagt Wolf 1989 dem Spiegel:798

Glasnost und Perestroika sind keine Losungen. Das sind sehr wohl auch wissenschaftlich begründete Orientierungen der Kommunistischen Partei in der Sowjetunion, die anknüpfen an die Idee der Oktoberrevolution, getragen von den Ideen des Begründers dieses Staates, von Lenin, die von weitreichender Bedeutung sind für die Entwicklung dieses Landes … Es geht, glaube ich, nicht um die Worte Glasnost und Perestroika in der DDR. Glasnost und Perestroika gehen ja auf die Ideen, die Ideale der ersten siegreichen sozialistischen Revolution, die hier in diesem Lande stattgefunden hat, zurück und genau auf denselben Ideen beruhen auch die Grundlagen unseres Staates, der DDR.

Wir haben hier also den glasklaren Beweis, dass Wolf ganz genau weiß, worum es bei der Perestroika geht. Gleichzeitig propagiert er laut Reuth/Bönte das »Gemeinsame Europäische Haus«. Und natürlich weiß auch er, dass der Kommunismus nicht im Wettbewerb durchzusetzen ist, sondern nur, wenn alle Länder dasselbe »innovative System« einführen. Das Komplott handelt davon, dass der Regimewechsel von Moskau aus gesteuert wurde. Ein Szenario, von dem sogar Broder schreibt, es sei »99 Prozent schlüssig«. Doch weder Reuth/Bönte noch Broder schreiben, dass das Teil der kommunistischen Langfriststrategie ist, obwohl man es unschwer aus Wolfs Worten herauslesen kann und die Überläufer es – öffentlich einsehbar – seit vielen Jahren prophezeiten. Seit 1989 arbeitete Wolf also offensichtlich direkt als Agent für den KGB. Natürlich wusste er auch, welche seiner Stasi-Mitarbeiter er direkt für die Arbeit an der Perestroika einsetzen konnte. Er könnte also durchaus die Akten für diese Schlüsselagenten geändert oder entfernt haben, was uns direkt zu Angela Merkel führt.

Selbst wenn also die Gerüchte, dass Merkel »IM Erika« war, nicht stimmen, könnte sie von der Gruppe Luch oder auch gleich von Meisterspion Wolf direkt geführt worden sein. Wolf dürfte nicht erst 1989 angefangen haben, im Sinne des KGB zu arbeiten. Aber »könnte« heißt nichts. Gibt es auch aussagekräftige Hinweise? Zunächst die Indizien für eine Stasi-Tätigkeit.

Pfarrer Horst Kasner, Angela Merkels Vater, war in der DDR als »der rote Kasner« bekannt, weil er eine besondere Nähe zum DDR-Regime besaß. Er gehörte zusammen mit Albrecht Schönherr, so die Welt am Sonntag, »zu jenem Kreis von Theologen, mit denen die sowjetisch kontrollierte DDR-Führung ihre kirchenpolitische Konzeption umsetzen wollte«.799

Unter Wolfgang Schnur wurde Merkel Pressesprecherin des Demokratischen Aufbruchs und unter Lothar de Maizière kam sie zur Ost-CDU, die später mit der West-CDU vereinigt wurde. Sowohl Schnur als auch de Maizière wurden später als informelle Mitarbeiter der Stasi enttarnt. Merkel selbst gibt an, nie eine Verpflichtungserklärung der Stasi unterschrieben zu haben. Das hat ihr gleichgestellter Kollege an der Akademie für Wissenschaften, Michael Schindhelm, auch immer behauptet, bis er 2001 als informeller Mitarbeiter enttarnt wurde.800 Die Bild-Zeitung berichtet am 11. Juli 2013, dass auch Merkels damaliger Chef, Hans-Jörg Osten, bei der Stasi als »IM Einstein« geführt wurde. Er war als Wissenschaftler 1983 für ein Jahr nach Chicago entsandt worden und musste dabei selbstverständlich wie jeder Westreisende eine solche Erklärung unterschreiben, auch wenn er erklärt, er musste vieles unterschreiben und könne sich nicht konkret an eine Verpflichtungserklärung der Stasi erinnern. Um es mit Putin zu sagen: Freilich!801

Auch Merkel durfte in den Westen reisen. Und ausgerechnet sie, die laut Zeitzeugen auch noch FDJ-Sekretärin für Propaganda und Agitation war, soll keine Verpflichtungserklärung unterschrieben haben? Das ist schlicht und ergreifend lächerlich. Entscheidend: Selbst wenn sie nicht unterschrieben hätte, müsste zwingend ein Aktenvermerk über den Vorgang existieren. Vor allem müsste es einen Vermerk darüber geben, warum sie trotzdem an der Elite-Uni bleiben und in den Westen ausreisen durfte. Aber ihre Akten werden nicht freigegeben.

FAZ-Journalist und Das Komplott-Autor Ralf Georg Reuth, der auch den Bild-Artikel über Merkels Chef Osten verfasste, schrieb 2013 zusammen mit Welt-Journalist Günther Lachmann das Buch Das erste Leben der Angela M. Lachmann hebt sich im Übrigen auch mit seinen Artikeln zu Euro-Krise und ESM deutlich positiv von seinen Mainstream-Kollegen ab. In dem Buch wird Merkel sozusagen von allen Seiten eingekreist, obwohl nicht direkt über eine Stasi-Tätigkeit als »IM Erika« spekuliert wird. Mit unserem Hintergrundwissen enthält das Buch hochbrisante Details, die in den Mainstream-Rezensionen gar nicht auftauchen. Nur Welt am Sonntag-Kollege Richard Herzinger führt den Leser – womöglich nicht ohne Hintergedanken – auf die richtige Spur:802

Was wenige wissen: Mitarbeiter der geheimen KGB-Einheit Gruppe Luch räumten später ein, maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der neuen DDR-Parteien genommen zu haben.…

Wir wissen bereits, dass es Teil der Perestroika war, die westlichen Parteien zu unterwandern, die Linke auf die neue Linie einzuschwören und im Ostblock die neuen Reformparteien zu kontrollieren. Das geteilte Deutschland war natürlich ein Sonderfall. Hier war nicht zu erwarten, dass im vereinigten Deutschland irgendeine neue Reformpartei plötzlich an die Regierung kommen würde. SPD, Grüne und FDP hatte man bereits fest im Griff. Die SPD-Führung war von der Perestroika begeistert, wie wir aus den Protokollen des Politbüros wissen. Die Grünen wurden bereits in ihrer Gründungsphase von den kommunistischen K-Gruppen unterwandert. Der Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2013 und Ex-Fraktionsvorsitzende Trittin kam vom Kommunistischen Bund und war Teilnehmer an der 2012er-Bilderberg-Konferenz.803 Die FDP wurde von Walter Scheel – Bilderberger-Vorsitzender von 1980 bis 1985 – und Hans-Dietrich Genscher bereits in den Siebzigerjahren auf die Linie der grünen Neuen Weltordnung getrimmt.804 Die Aufgabe für die KGB-Truppe Luch musste also lauten, eine(n) der ihren an die Spitze der CDU zu bringen. Außerdem wissen wir, dass Markus Wolf aufseiten der Perestroika stand. Mit diesem Wissen sehen wir uns an, was passiert ist. In der DDR gab es zur Wendezeit zwei große Reformgruppen: das Neue Forum und der Demokratische Aufbruch. Reuth/Lachmann schreiben, nachdem sie zunächst von einer Steuerung des Neuen Forums durch die Gruppe Luch berichten:

Von dieser Sondereinheit des KGB (Luch; Anm. OJ) wurde auch der Demokratische Aufbruch bearbeitet.

Der sollte am 1. Oktober 1989 ins Leben gerufen werden. Doch die Stasi sorgte dafür, dass von 80 Leuten, die an der Gründungsveranstaltung teilnehmen wollten, am Ende nur 17 dabei waren:805

Vor der Tür standen noch einige DA-Aktivisten, denen die MfS-Männer den Zutritt verwehrten. Der Einzige, der durchgelassen wurde, war der von seinem Freund Rainer Eppelmann im Demkratischen Aufbruch eingeführte Wolfgang Schnur. Die Reformer staunten nicht schlecht, als er plötzlich eintrat. Auf ihre Frage, wie ihm dies gelungen sei, soll er eine ganz einfache Antwort gehabt haben. Er sei Rechtsanwalt, habe er den Stasi-Leuten gesagt.

Da wir heute wissen, dass Schnur als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) gearbeitet hatte, verwundert das natürlich nicht. Doch Schnur war nicht nur Stasi-Mann, er war Perestroikist. Im August/September 1989 hatte er – wohl auch, um sich eine weiße Weste zu verschaffen – versucht, von der Stasi loszukommem, was natürlich sinnlos war:806

Doch vom MfS kam man nicht so einfach los. Schnur blieb und besorgte, gleichzeitig mit seiner Arbeit im Demokratischen Aufbruch, die Sache der Perestroikisten. Mit deren Anführer Modrow verband ihn ein Vertrauensverhältnis, was nahelegt, dass er von den Wendemachern gezielt in die Reformgruppierung eingeschleust wurde. Der Kreml setzte jedenfalls auf den vom KGB betreuten Demokratischen Aufbruch. So empfahl Viktor Rykin, der Gorbatschow-Mitstreiter aus der internationalen Abteilung der KPdSU, einer zu dieser Zeit in Moskau weilenden Delegation der bundesdeutschen FDP (!), »in Zukunft in der DDR nicht mehr mit den Blockparteien, sondern mit dem Neuen Forum und dem Demokratischen Aufbruch zusammenzuarbeiten«.

SED-Mitglied Modrow, letzter Ministerratsvorsitzender der DDR, war nicht nur ein Kreml-Mann und Perestroikist, sondern auch ein persönlicher Freund von Moskaus Superspion Markus Wolf.807

Interessanter Nebenaspekt für uns: Als Honecker sich weigerte zurückzutreten, drohte Erich Mielke mit peinlichen Enthüllungen über ihn aus nationalsozialistischer Zeit. Er soll in seiner Zeit im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit den Nationalsozialisten kooperiert haben.808 1954 waren 27 Prozent aller SED-Mitglieder zuvor in der NSDAP und deren Gliederungen gewesen. 32 Prozent aller Angestellten im öffentlichen Dienst hatten vorher nationalsozialistischen Organisationen angehört. Auch hier konnte der Nazi-Untergrund also leicht seine Leute einschleusen. Für sie hat sich dann auch nicht allzu viel geändert.809

Zurück zu Schnur: Er wurde Vorsitzender des Demokratischen Aufbruchs (DA). Am 1. Februar 1990 stellte er Angela Merkel als hauptamtliche Mitarbeiterin des DA an und machte sie noch im gleichen Monat zu seiner Pressesprecherin. Ein ständiger Gesprächspartner von Schnur und Merkels Vater Horst Kasner in Sachen SED-Kirchenpolitik war der als Stasi-Mitarbeiter geführte Clemens de Maizière, der Vater des späteren DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière, der selbst später als »IM Cerny« enttarnt wurde. Clemens de Maizière war ebenfalls Rechtsanwalt in der DDR. Er war daneben Synodaler der Berlin-Brandenburgischen Kirche und führendes Mitglied der CDU in der DDR. Der Verhandlungspartner von Clemens de Maizière, Wolfgang Schnur und Horst Kasner in der DDR-Regierung war von 1979 bis 1988 der damalige Staatssekretär für Kirchenfragen Klaus Gysi, der Vater von Gregor Gysi.810 Gregor Gysi wiederum ersetzte Markus Wolf als Führer der Perestroika-Bewegung innerhalb der SED, weil Wolf bei einem Auftritt am Berliner Alexanderplatz gnadenlos ausgepfiffen wurde. Gorbatschow-Berater Valentin Falin sagte, Gysi sei »der Ersatzmann für Wolf«. Wolf selbst wirkte weiter im Hintergrund.811

Spätestens ab dem 14. November 1989 gehört Merkel zum Demokratischen Aufbruch. Zuvor hatte sie Schnur schon seit Oktober 1989 zugearbeitet, also noch bevor dieser Vorsitzender des DA wurde.812 Anfang Dezember 1989 spricht Perestroika-Mann Schnur plötzlich überraschend von der deutschen Einheit als konkrete Perspektive.813 Am 16./17. Dezember wird aus dem Demokratischen Aufbruch auf dem ersten Parteitag in Leipzig formell eine Partei.814

Dort verabschiedete der DA schließlich ein Programm, das sich am Ende kaum von Schnurs »Fahrplan« (veröffentlicht in der Bild am Sonntag; Anm. OJ) unterschied. Darin kam die »Vision von einer sozialistischen Gesellschaftsordnung« im Gegensatz zur »vorläufigen Grundsatzerklärung« vom Ende Oktober 1989 nicht mehr vor. Von Marktwirtschaft mit »hohem ökologischem Anspruch« war jetzt die Rede, zur Freude der zahlreich angereisten Politgäste aus dem Westen.

Zur Information: Niemand sprach in der DDR jemals von Umweltschutz. Hier wird also schon 1989 die Grüne Neue Weltordnung vorgeschlagen, die später zu Merkels Credo im Namen des »Klimaschutzes« wird.815 Es wird noch besser:

Zur deutschen Frage hieß es, diese »kann nicht alleine unter innen- und wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten behandelt werden, sondern kann nur als Element einer umfassenden kooperativen Politik in Europa (»europäisches Haus«) verstanden werden. Der Prozess der staatlichen Einigung steht nicht im Gegensatz zum europäischen Einigungsprozess. Beide Prozesse begünstigen einander.

Da ist es also wieder, das europäische Haus – direkt von Gorbatschow in das Programm diktiert.

Der Demokratische Aufbruch ging für die Volkskammerwahl ein Wahlbündnis mit der Deutschen Sozialen Union und der Ost-CDU ein, Name des Ganzen: »Allianz für Deutschland«. (Wenn Sie jetzt unwillkürlich an eine andere Partei denken müssen, liegen Sie nicht ganz falsch: Der Vorsitzende der »Alternative für Deutschland« und Weltbank-Berater Bernd Lucke war 1990 als wissenschaftlicher Referent beim »Sachverständigenrat zur Einführung der sozialen Markwirtschaft in der DDR« am Einigungsprozess beteiligt.) Zu Merkels Pech wurde aber kurz zuvor Wolfgang Schnur als Stasi-Mitarbeiter enttarnt und der Demokratische Aufbruch kam nur auf 0,9 Prozent der Stimmen, während die Ost-CDU mit Kohl als Wahlkampfhelfer satte 40,8 Prozent holte.

Aber kein Problem für Angie. Wahlsieger Lothar de Maizière holte sie nach einem zehnminütigen Gespräch im April 1990 als stellvertretende Pressesprecherin zur CDU Ost.816

Lothar de Maizière wiederum wurde erst im November 1989 Vorsitzender der CDU, als deren Chef Götting abgesetzt wurde. Reuth/Lachmann schreiben: 817

Seine Absetzung erfolgte unter Federführung seines langjährigen Stellvertreters Wolfgang Heyl, dem die Mitarbeit in Wolfs HVA unter dem Decknamen »Herold« nachgesagt wurde. Heyl schlug nun neben zwei anderen »Unionsfreunden«, wie die CDU-Angehörigen genannt wurden, den Kollegiums-Anwalt und Vizepräses der BEK-Bundesssynode Lothar de Maizière vor. In der CDU-Führung war der Sohn des 1980 verstorbenen CDU-Funktionärs und Kasner-Mitstreiters Clemens de Maizière ein völlig unbeschriebenes Blatt … Dass der Kandidat der Perestroikisten, dessen »wichtigster Vertrauter« Manfred Stolpe818 war, tatsächlich zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde, dafür sorgten dann dieselben Leute, die schon Göttings Sturz eingefädelt hatten.

Es kommt noch besser:

Kurz nach seiner Ernennung rennt Lothar de Maizière ausgerechnet zu Gregor Gysi und fragt ihn um Rat. Gysi wehrt sich bis heute erfolgreich juristisch dagegen, als Stasi-Mitarbeiter »IM Notar« bezeichnet zu werden, weshalb ich ihn an dieser Stelle nicht weiter diskutiere.819 Allerdings spricht alleine der Vermerk der Stasi vom 6. November 1989, der auf einer Tonbandaufzeichnung beruht, über das Gespräch Bände. Gysi riet laut Vermerk nach mehrstündigem Gespräch seinem Besucher, den Posten anzunehmen. De Maizière wiederum sicherte zu, dass er die Ratschläge »seines bisherigen Vorsitzenden des Rechtsanwaltskollegiums (gemeint ist Gysi) beachten wird. Er wolle sich durchaus mit ihm beraten, wenn er glaube, politisch schwierige Entscheidungen treffen zu müssen.« Reuth/Lachmann hierzu:820

Mit anderen Worten: Der künftige Vorsitzende der Ost-CDU hatte seinem Freund, dem Wolf-Ersatzmann Gysi, wie es der Gorbatschow-Berater Falin ausdrückte, die Rolle seines Politikberaters angetragen.

Und dieser wiederum stellte Angela Merkel ein. Kohl wiederum holte Merkel 1991 ins Kabinett, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon von den Stasi-Vorwürfen gegen de Maizière wusste. Wohlgemerkt: Entscheidend ist hier nicht, dass de Maizière ein Stasi-Mann war, sondern offensichtlich genau wie Schnur ein Perestroikist, ergo mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt vom KGB geführt. Am 15./16. Dezember 1989 auf dem Parteitag der Ost-CDU erklärt er, er sehe »realpolitische Chancen«, dass dieser Wunsch nach staatlicher Einigung in Erfüllung gehen könne, und zwar in einem vereinten Europa.821

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gruppe Luch, Markus Wolf oder der Kreml alle wichtigen Personen um Merkel herum und die, die sie förderten, geführt haben und sie selber nicht, tendiert gegen null. Sie war schließlich laut Zeugen FDJ-Sekretärin für Propaganda und Agitation und arbeitete am Elite-Institut der DDR. Dazu vielleicht an dieser Stelle eine Klarstellung: Sekretär war in der SED die Bezeichnung für einen leitenden Funktionär. Dass es sich um eine Jugendorganisation gehandelt hat, heißt auch nicht, dass sie selber Jugendliche war. Sie war zu dieser Zeit Mitte zwanzig.

Kommen wir nun zu Merkels Westreisen. Wie bereits erwähnt durfte natürlich nur derjenige ausreisen, bei dem man sich sicher war, dass er (oder sie) dem Regime treu ergeben war – zumindest der Führung in Moskau. Laut Tagesspiegel sagte Merkel der Super-Illu am 1. Februar 2009:822

Ich hatte mich weitestgehend damit abgefunden, dass sich mein Reise-Radius im Wesentlichen auf das sozialistische Ausland beschränken würde.

Beachten Sie meine Fettung: Merkel hält sich hier also ein Hintertürchen offen, wie oft sie im Ausland war. In einem Interview mit ihrem Biografen Gerd Langguth gibt sie erst auf Nachfrage eine zweite Reise zu:

Gerd Langguth: Wie viele Westreisen haben Sie gemacht?

Angela Merkel: Ich habe zur Zeit der DDR nur eine gemacht.

Gerd Langguth: Zwei nach meiner Kenntnis.

Angela Merkel: Wenn Sie es ganz genau nehmen, haben Sie recht, wobei die zweite Reise schon ganz am Ende der DDR war, und zwar meiner Erinnerung nach am 4. November 1989, also fünf Tage vor der Öffnung der Mauer und Wochen nach der Öffnung der Grenzen in Ungarn und Prag. Meine Tante Emmi, eine Großtante, feierte ihren 75. Geburtstag in Hamburg.

Damit hat Langguth sie gleich zweimal auf dem falschen Fuß erwischt. In ihrem Bestreben, den Termin zu verharmlosen, gibt sie zu, ausgerechnet kurz vor der Maueröffnung nochmals im Westen gewesen zu sein. Erstens ist das ein pikanter Termin und zweitens relativiert das nicht ihre erste Westreise, zu der wir gleich kommen. Doch Langguth hat sie doppelt erwischt:823

Gerd Langguth: Ich hörte, dass Sie bei der zweiten Reise in Karlsruhe waren.

Angela Merkel: Richtig, ich war auch in Karlsruhe und nicht nur in Hamburg. In Karlsruhe war mein jetziger Mann, der seine erste Westreise an die Uni in Karlsruhe machen konnte, den ich auch schon bei meiner ersten Reise in Karlsruhe besucht hatte.

Sie gibt also erst auf Nachfragen den zweiten Ort zu. Abgesehen davon, dass es ein ziemliches Kunststück ist, an einem einzigen Tag (nach ihrer Aussage am 4. November) in Hamburg Geburtstag zu feiern und gleichzeitig im 600 Kilometer entfernten Karlsruhe aufzuschlagen, ist die Aussage von Bedeutung. Sie war nämlich laut einem Focus-Bericht 1986 schon einmal im Westen, nämlich in Konstanz zur Hochzeit einer »Cousine«.824 Zusammen mit der »ersten Reise nach Karlsruhe« wären das also schon drei. Die Festivitäten sind natürlich höchstwahrscheinlich vorgeschobene Gründe. Da hätte ich gerne volle Namen und Geburts- oder Hochzeitsurkunden. Selbst wenn die Daten stimmen, sucht man sich eben so einen Anlass. Oder glauben Sie, Merkel ruft bei Honi an und fragt: »Du, Erich, meine Cousine heiratet, meine Tante hat Geburtstag. Darf ich mal rübermachen?«, und Honecker sagt: »Fahr nur, mein Kind, aber vorsichtig!« Dann hätte ja jeder ausreisen dürfen. Ausgerechnet fünf Tage vor dem Mauerfall mal eben einen Besuch im Westen zu machen ist ebenfalls ein äußerst interessantes Timing. Laut Merkel war das 1989 Joachim Sauers erste Westreise. Reuth/Lachmann aber schreiben:825

Sauer hatte sich seit 1988 aber schon mehrmals – insgesamt sechs Monate lang – am Institut von Professor Reinhart Ahlrichs aufgehalten. Am Anfang sei der Ost-Berliner Wissenschaftler für diesen ein »Phantom« gewesen.

Was hat Sauer dort getan, wenn es nicht einmal der Institutsleiter weiß? Einige Autoren behaupten, Sauer wäre auf seinen Westreisen mit dem Aspen-Institut in Kontakt gekommen. Merkel soll sich auf die »Ratschläge« von Georgetown-Absolvent Jeffrey Gedmin stützen, der von 2001 bis 2007 Direktor des Aspen-Institutes von Deutschland war. Dafür gibt es keinen direkten Beleg. Aber in einem äußerst schmeichelhaften Porträt vom 28. März 2013, das Gedmin für Newsday verfasst hat, schreibt er, dass er in seiner Zeit beim Aspen-Instititut von Merkel zu Gesprächen mit anderen außenpolitischen Experten über »Deutschland, Europa und die Welt« eingeladen wurde. Außerdem hätte er ein Gespräch mit Benjamin Netanjahu (Gedmin nennt ihn in dem Artikel »Bibi«) vermittelt. Es ist einigermaßen erstaunlich, dass Merkel Gedmin braucht, um ein Gespräch mit »Bibi« zu vermitteln.826

Noch spannender ist aber ein Artikel von Daniel Hamilton, der auf der Webseite der US-Botschaft veröffentlicht wurde. Hamilton war stellvertretender Direktor des Aspen-Institutes und stellvertretender Direktor im Planungsstab von US-Außenministerin Madeleine Albright. Hamilton schreibt: 827

lm Aspen-Institut, wo ich unter Shep Stone stellvertretender Direktor war, hatten wir auch die ersten vorläufigen Kontakte zwischen Amerikanern und Ostdeutschen hergestellt, eine unbekannte und für viele fragwürdige Art des deutsch-amerikanischen Kontaktes, der seinen Wert jedoch schnell unter Beweis stellen konnte, als sich im November 1989 die Mauer plötzlich und unerwartet öffnete und ich mich in einer ungewöhnlichen Position befand, in der ich westdeutschen und amerikanischen Führungskräften, die plötzlich ein dringendes lnteresse an dem Leben östlich der Elbe hatten, »exotische« ostdeutsche Aktivisten vorstellen musste.

Er hatte also schon vor der Maueröffnung Kontakte zu ostdeutschen Aktivisten hergestellt. Da das Aspen-Institut keine Dependance in der DDR unterhielt, können diese Kontakte nur im Westen hergestellt worden sein. Und dafür konnten nur Aktivisten infrage kommen, die ausreisen durften. Ausreisen durften wiederum nur diejenigen mit Segnung von oben, Markus Wolf, KGB und/oder Stasi. Die einzige Aktivistin, die später einen relevanten Posten erlangte und zu der Zeit ausreisen durfte, war Angela Merkel! Überhaupt ist mir nichts von anderen Aktivisten (außer Perestroikist Manfred Stolpe) bekannt, die aus- und wieder einreisen durften, aber ich könnte jemanden übersehen haben. Außerdem heißt es bei Hamilton:

Aspen Berlin, der American Council on Germany und die Atlantik-Brücke widmeten den Austauschprogrammen für junge Führungskräfte beider Länder viel Aufmerksamkeit.

Und jetzt raten Sie mal, wer 1989 ein Young-Leader-Programm beim American Council on Germany (wie das Aspen-Institut und das CFR eine Rockefeller-Organisation mit zahlreichen personellen Überschneidungen) absolviert hat und Lothar de Maizière Angela Merkel als Pressesprecherin vorschlug? Thomas de Maizière, Lothars im Westen aufgewachsener Cousin!828 Thomas de Maizière nahm 1989 am Young Leaders-Programm teil – genauso wie 2001 zum Beispiel Cem Özdemir von den Grünen.829 Später war Thomas de Maizière Merkels Innenminister und für die Geheimdienste zuständig!

Sehen Sie so langsam ein Muster? Auch hier erkennen wir die Verquickung von Organisationen der Finanzoligarchie, namentlich den Rockefellers, mit den Geheimdiensten von Ost und West. Glauben Sie wirklich, es ist Zufall, dass Lothar de Maizière im Osten für die Stasi arbeitet und sein Cousin im Westen ein Young-Leader-Programm bei den Rockefellers absolviert und beide in Top-Positionen aufsteigen? Der eine schlägt dem anderen die spätere Bilderbergerin als Pressesprecherin vor. Kohl holt sie dann ins Kabinett. Sowohl Kohl als auch Merkel waren vor ihrer Kanzlerschaft bei den Bilderbergern. Kohl war dort 1982 mit Otto Graf Lambsdorff, der kurz darauf mit dem Lambsdorff-Papier die Wende – den Bruch der FDP mit Helmut Schmidts SPD – einleitete. Genscher war zu der Zeit Außenminister und FDP-Vorsitzender. Merkel war dort 2005 zusammen mit Gerhard Schröder, der kurz darauf ohne Not Neuwahlen einleitete.830 Die deutsche Homepage des Aspen-Institutes ziert übrigens folgendes Zitat:831

»Immer wenn radikale Veränderungen – wie das Ende des Kalten Krieges – eintreten, wenn Krisen – wie der Golfkrieg – heraufziehen, wenn unerwartete Ereignisse – wie der Mauerfall – Schlagzeilen machen, ist das Aspen Institut Berlin zur Stelle.« Marion Gräfin Dönhoff, ehemalige Herausgeberin »Die Zeit«.

Angela Merkel könnte Gerüchten über eine mögliche Stasi-Tätigkeit leicht entgegentreten, indem sie ihre Akte freigibt. Doch selbst dann würde das nicht viel besagen. Selbst wenn sie nicht direkt von Markus Wolf geführt worden wäre, so ist eines klar: Wolf wird mit Sicherheit von der Gruppe Luch oder dem KGB direkt die Aufgabe bekommen haben, die Akten derer zu säubern, die als künftige Führungskräfte der Reformparteien oder der schon im Westen etablierten Parteien vorgesehen wurden. Merkel war dafür ein Top-Kandidat. Am Buch von Reuth/Lachmann fällt auf, dass sich Merkel immer sehr zurückgehalten hat. Sie saß in den Versammlungen meist nur still dabei. Doch immer wenn es um die Verteilung von Posten ging, wurde sie aktiv. Ganz so, als wäre sie angewiesen worden, sich in den entscheidenden Momenten nach vorne zu drängen. Wenn man darüber hinaus die Besessenheit der Machtelite auf Blutlinien kennt, erscheint es unwahrscheinlich, dass hier irgendein Nobody gefördert wurde.

Ebenfalls auffällig ist das Verhalten der Mainstream-Presse, die ja regelmäßig auf den Bilderberg-Konfernzen vertreten ist. Von Anfang an wurde Merkel nach oben geschrieben, vor allem von der Springer-Presse. Jedes Verhalten wurde und wird ihr als geschickte Taktik ausgelegt. Man kann aber beim besten Willen nicht behaupten, sie verdankte ihren Aufstieg ihren rhetorischen Fähigkeiten oder ihrem Charisma. Sie hat beides nicht. Natürlich gewöhnt sich die Bevölkerung an eine Person, die jeden Tag von den Medien in den Himmel gelobt wird, sodass sie jetzt zu den beliebtesten Politkern zählt. Aber wer Film- und Fotoaufnahmen von früher sieht, wäre nie auf die Idee gekommen, dass dieses Mädel einmal Kanzlerin wird. Selbst heute noch würde man ihr keinen Gebrauchtwagen abkaufen, wenn sie nicht bekannt wäre. Natürlich, manchmal mag es solche erstaunlichen Karrieren geben. Wer aber die Geschichte studiert, weiß, dass die Machtelite nichts dem Zufall überlässt. Sie macht eher den Eindruck einer »Manchurian-Kandidatin«832 als den einer Selfmade-Aufsteigerin.

Hinzu kommt, dass sie exakt die Agenda der Grünen Neuen Weltordnung vertritt. Sie hat die CDU so weit nach links gerückt, dass selbst Sahra Wagenknecht sie im Bundestag an die Grundsätze der Marktwirtschaft erinnern muss. Sie hat die Kernkraftwerke abgeschaltet, was seit jeher das Interesse von Moskau, aber auch der Bankierssozialisten war. Ein unabhängiges und souveränes Deutschland lag noch nie im Interesse der Globalisten.833 Dazu gehört natürlich auch die Unabhängigkeit in der Energieversorgung, die durch den Energiewende-Irrsinn im Prinzip schon zerstört wurde.