Vorwort

Erinnern Sie sich an dieses Gefühl, als Sie das erste Mal verliebt waren? Das Herz schlägt schneller, es kribbelt im Bauch und eine Hitzewelle breitet sich im ganzen Körper aus? So erging es mir, als ich in einer Münchner Studentenkneipe zum ersten Mal von einer verrückten Idee hörte. Dort, wo sich ansonsten BWLer trafen, die schon während der Studentenzeit einen innerlichen Anzug trugen, fragte mich ein Bursche, den man vom Äußeren her eher beim Kommunistischen Bund vermutet hätte: »Kennst du Murray Rothbard?« Da ich schon von ihm gehört hatte, bejahte ich, ohne seine Philosophie genau studiert zu haben. Der Che-Guevara-Klon klärte mich auf.

»Stell dir einmal eine Welt ohne Staat vor«, schlug er vor. Das war nun wirklich ungeheuerlich! Wie sollte das gehen? Den Rest des Abends verbrachten wir damit, uns Szenarien auszudenken, die diese Vorstellung auf den Prüfstand stellten, während die BWLer über die nächste Klausur in Kosten- und Leistungsrechnung redeten. Wer baut die Straßen, wer jagt die Verbrecher, was ist mit dem wilden Axtmörder, der sich an keine Regeln hält – und so weiter. Manchmal senkten wir die Stimme, wie sonst nur, wenn man über den schrecklichsten Teil der deutschen Geschichte spricht. Einige Stunden und Bierchen später verließen wir die Kneipe. Mein Bild von der Welt hatte sich für immer verändert. Auf welche Art und Weise, das wurde mir erst später bewusst, aber was ich sofort spürte, war: Hier bin ich auf etwas Revolutionäres gestoßen. Ich werde diesen Abend nie vergessen.

Warum erzähle ich Ihnen das? Dieses Buch wird von einigen Libertären gelesen werden, für die es inzwischen selbstverständlich ist, dass der Staat das Problem und nicht die Lösung ist. Sie vergessen aber häufig, dass dieser Gedanke für die meisten Menschen bisher völlig fremd ist. Auch ich vernachlässige das oft. Daher tut es vielleicht ganz gut, sich daran zu erinnern, wie man selbst überhaupt auf diese Idee gekommen ist und was das in einem auslöst. Ich habe also durchaus Verständnis dafür, dass viele Menschen diese Idee rundweg ablehnen.

Dennoch wird dieses Buch gleich zu Anfang genau diese Idee aufgreifen, obwohl Sie das bei dem Titel Die Vereinigten Staaten von Europa vermutlich gar nicht erwarten würden. Aber Sie können die EU und die Pläne für die »Vereinigten Staaten von Europa« nicht verstehen, wenn Sie das grundsätzliche Wesen eines Staates nicht begreifen. Die Europäische Union ist nur die logische Konsequenz einer sich immer weiter ausdehnenden Staatskrake. Die Ursünde war die Entstehung des ersten Staates auf europäischem Boden, genauer gesagt die erste Entstehung des ersten Staates überhaupt. Mit diesem ersten Akt der Gewalt manifestierte sich das Böse in der Gesellschaft. Der Teufel betrat sozusagen die Weltbühne und regiert sie bis heute.

Eine staatenlose Gesellschaft dagegen basiert auf dem universellen Gebot der Nächstenliebe. »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« ist deshalb ein universell gültiges Gesetz, weil es auf jeden normalen Menschen anwendbar ist. Niemand möchte beraubt oder verletzt werden. Das bedarf nicht einmal einer Erläuterung, es ist unmittelbar einleuchtend. Die meisten Menschen wissen nur nicht, dass der Staat dieses Gebot ganz grundsätzlich verletzt, schon indem er Steuern erhebt, obwohl er dafür gar keine Zustimmung von den Besteuerten vorweisen kann.

Dabei ist es nicht so, wie manche argwöhnen, dass eine staatenlose Gesellschaft nur funktioniert, wenn sich jeder Mensch an das Gebot der Nächstenliebe hält. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Eine libertäre Gesellschaft funktioniert deshalb besser, weil es böse Menschen gibt, denen der Staat – eben im Gegensatz zur Privatrechtsgesellschaft – entsprechende Möglichkeiten bietet: Sie bemächtigen sich des staatlichen Gewaltmonopols, der Banken und der Medien. Sie verkleiden ihre bösartigen Konzepte in wohlklingende Worte und betreiben im wahrsten Sinne eine gigantische Gehirnwäsche, damit das Gros der Menschen nicht wahrnimmt, dass sie nur als Sklaven für die wahren Herrscher dieser Welt arbeiten. Von dieser Herrscherklasse handelt dieses Buch.

Die Herrscherklasse will die Vereinigten Staaten von Europa, die, wie ich anhand von Originalquellen nachweisen werde, für sie nur eine Vorstufe zu einem Weltstaat mit einer einzigen Zentralregierung sein sollen. Wenn Sie jetzt erwarten, in diesem Buch Verschwörungstheorien präsentiert zu bekommen, muss ich Sie leider enttäuschen. Ich werde die Frage nach den Vereinigten Staaten von Europa anhand einer Methode untersuchen, die jeden Zweifel ausschließt. Sie müssen dafür lediglich die Prämisse akzeptieren, dass ein Auftraggeber nur dann einen Auftrag vergibt, wenn er davon ausgeht, dass sein Auftragnehmer in seinem Sinne handelt. Die Methode, auf die ich zurückgreife, heißt Principal-Agent- oder Auftraggeber-Auftragnehmer-Theorie und ist, wie die Bezeichnung schon sagt, eine Theorie. Die Schlussfolgerungen daraus sind es allerdings nicht.

Beispiel: Wenn die Theorie über die Schwerkraft bewiesen ist, folgt aus dem Umstand, dass sich ein Apfel vom Ast löst, dass er nach unten und Isaac Newton auf den Kopf fällt. Dies ist dann keine Theorie mehr, sondern eine in der Zukunft liegende Tatsache. Sie müssten die Theorie über die Schwerkraft selbst angreifen, um zu einer anderen Schlussfolgerung zu kommen. Um die Thesen dieses Buches zu widerlegen, müssten Sie die Natur des Menschen leugnen, von zwei Zuständen denjenigen zu bevorzugen, der seine subjektiven Bedürfnisse besser befriedigt. Das gilt sowohl für meine Ausführungen zur Privatrechtsordnung, mit denen ich beginnen werde, als auch für meine Analyse der Machtelite.

Unsere heutige Gesellschaftsform ist inhärent bösartig. Das heißt, das Böse wohnt ihr inne. Wir leben in einer pathologischen Plutokratie, der Herrschaft einiger weniger Psychopathen. Das werde ich im ersten Teil des Buches erläutern. Im zweiten Teil schauen wir den Psychopathen bei der Arbeit über die Schulter. Sie werden dabei das Gefühl haben, unversehens in einem Agententhriller gelandet zu sein, nur dass es sich hier um keine Fiktion, sondern um die Realität handelt. Eines ist mir beim Schreiben bewusst geworden: Die Geschichte ist die Geschichte der Geheimdienste. Das gilt im dreifachen Sinn. Erstens kann man die Geschichte nicht verstehen, wenn man sich nicht mit der Geschichte der Geheimdienste auseinandersetzt. Zweitens gestalten die Geheimdienste die Geschichte. Und schließlich schreiben die Geheimdienste ihre Version der Geschichte auf und präsentieren sie der ahnungslosen Öffentlichkeit. Die Geheimhaltung, verbunden mit dem Gewaltmonopol, ermöglicht es ihnen. Das einzige Gegenmittel ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Methoden und Akteure schonungslos bloßzustellen. Zum Schluss werde ich das größte Geheimnis dieser materiellen Welt entschlüsseln: Warum es so viele Kriege gibt und wer sie warum startet.

Wissen ist Macht. Indem wir uns das Wissen der Herrschenden aneignen, nehmen wir ihnen die Macht über uns. Sie werden in der Lage sein, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Anhand der Nachrichten, die in den Massenmedien verbreitet werden, können Sie das Spiel der Machtelite künftig durchschauen. Sie werden mehr wissen als 99 Prozent der Bevölkerung. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Wenn Sie ein Mann sind, kann das auch beim anderen Geschlecht nicht schaden. Für Frauen hingegen ist das irrelevant. Ihnen genügen ein Augenaufschlag und ein Lächeln. Ach, wenn es doch nur noch darum ginge …