1.2 Subversion – die Unterwanderung aller gesellschaftlichen Bereiche

Was viele Menschen nicht sehen können oder wollen, ist, wie einfach es ist, demokratische Gesellschaften zu unterwandern. Der KGB (heute FSB, nur der Name wurde geändert, nicht das Ziel) hat und hatte praktisch unbegrenzte Möglichkeiten dazu. Verglichen mit einem Militärhaushalt von mehreren Milliarden sind die Kosten, die für den Kauf von Einflussagenten anfallen, Peanuts. Man kann auch ohne jedes Problem selbst direkt Agenten in den Westen schicken. Diese müssen lediglich vorgeben, vor dem Kommunismus und dem jeweiligen Regime geflohen zu sein, und genießen dann allerhöchste Glaubwürdigkeit. Wenn sie öffentliche Positionen eingenommen haben, kritisieren sie das gewalttätige System im Osten und plädieren im Westen für einen »Dritten Weg« (den es nicht gibt, wie ich zu Beginn dieses Buches dargelegt habe), beispielsweise eine »soziale Marktwirtschaft«. Niemand wird Verdacht schöpfen, da dies die Mainstream-Meinung im Westen ist. Umgekehrt ist es sehr viel schwieriger, Agenten in ein totalitäres Land zu schicken. Wer hätte einem Amerikaner (vor dem Mauerfall) schon geglaubt, dass er aus seinem Heimatland in die Sowjetunion flieht, weil es sich dort viel besser leben lässt? Die Einreise wurde streng kontrolliert, sodass es auch schwer war, Agenten zu kaufen. Auf westlichem Gebiet konnte man keine Kontakte anbahnen, da in den Ostblockstaaten ein Ausreiseverbot galt. Es liegt auf der Hand, dass nur die eigenen Einflussagenten, bei denen man sich hinsichtlich ihrer Linientreue besonders sicher sein musste, ausreisen durften. Der Vater von Angela Merkel, der »rote Kasner«515, tourte regelmäßig im Westen, seine Tochter durfte ebenfalls die DDR-Grenzen überschreiten516, und die erwachsenen Söhne von Bundespräsident Joachim »IM Larve« Gauck517 dessen Eltern übrigens in der NSDAP waren,518 durften ausreisen. Tatsächlich haben zahlreiche Überläufer519 von östlichen Geheimdiensten detailliert berichtet, wie die westlichen Parteien, Unternehmen und vor allem die Presse unterwandert wurden. Die Medien berichten darüber aber nicht. Warum wohl?

Über die Unterwanderung aller westlichen Institutionen inklusive der Presse wissen wir sehr gut durch Wassili Mitrochin Bescheid. Von 1948 bis 1984 gehörte Mitrochin dem KGB an, nach der Wende 1992 lief er zum britischen Geheimdienst SIS über. Der britische Historiker Christopher Andrew hat zusammen mit dem Ex-KGB-Oberst unter dem Obertitel The Mitrokhin Archive mehrere Bücher verfasst, von denen zwei als Schwarzbuch des KGB (Band 1 und 2) auf Deutsch erschienen sind.520 Das erste Buch beschäftigt sich mit der Unterwanderung Europas, das zweite mit dem Westen insgesamt. Speziell über Westdeutschland schreiben die Autoren, dass alle politischen Parteien, die Polizei und die Justiz unterwandert worden seien. Mögliche Kandidaten als Einflussagenten werden wir noch kennenlernen.521

Eine Untersuchung des britischen Parlaments kommt 1999 zu dem Schluss, dass eine BBC-Serie des Journalisten David Rose und weitere Presseartikel zahlreiche Spione korrekt identifiziert hätten, ihnen aber nicht der Prozess gemacht wurde, obwohl die Befunde durch Akten der deutschen Stasi bestätigt worden wären.522 Das FBI bezeichnete das Mitrochin-Archiv »als das kompletteste und umfangreichste Geheimdienstmaterial, das je von irgendeiner Quelle erhalten worden war«.523 Mitrochin ließ zahlreiche prominente Spione auffliegen. Nicht allen wurde allerdings der Prozess gemacht, so zum Beispiel Romano Prodi, der laut Mitrochin ein KGB-Agent war. Obwohl später auch der 2006 ermordete russische Ex-KGB- und Ex-FSB-Spion Alexander Litwinenko dem britischen Independent gegenüber erklärte, dass ihm General Anatoli Trofimow mitgeteilt habe, »Prodi ist einer von uns«, gab es nie eine Untersuchung.524 Trofimow wurde 2005 in Moskau erschossen.525 Nur ein Jahr später starb Litwinenko an einer radioaktiven Verstrahlung, vermutlich verursacht durch eine hohe Dosis Polonium, mit der sein Tee vergiftet worden war. Sein Fall ging um die Welt, aber um die Details dessen, was er enthüllte, kümmerte sich kaum jemand.526 Romano Prodi war von 1999 bis 2004 Präsident der Europäischen Kommission. Seine Partei Partito Democratico entstand aus dem Zusammenschluss der Partei La Margherita und der Partei Democratici di Sinistra, die 1991 aus der Kommunistischen Partei Italiens hervorgegangen war. Die Tatsache, dass Prodi nicht der Prozess gemacht wurde, beweist, wie sehr Politik, Justiz und Medien (die, mit Ausnahme des Independent, nicht einmal den Verdacht thematisierten) unterwandert sind. Abgelöst wurde Prodi von José Manuel Barroso, der einer der Führer der portugiesischen kommunistischen Partei PCTP-MRPP527 gewesen war, bevor er 1980 in die Partido Social Democrata528 eintrat, die trotz ihres Namens als konservativ gilt. Selbstverständlich wurden und werden alle kommunistischen Parteien von Moskau aus geführt. Das sagen nicht nur die Überläufer, sondern auch der gesunde Menschenverstand. Doch die offen kommunistischen Parteien waren wenig erfolgreich, sodass die Order aus Moskau erging, sich auf andere Parteien zu verteilen. Die deutschen Kommunisten wurden angewiesen, die grüne Partei zu gründen beziehungsweise ihr beizutreten.529 Die anderen deutschen Parteien waren laut Mitrochin ja bereits unterwandert.

Äußerst interessant ist am Mitrochin-Archiv auch, dass KGB-Chef Wladimir Semitschastny die Ermordung von Anatoli Golizyn und weiteren Überläufern in Auftrag gegeben hat.530 Golizyn ist zwar nicht der einzige, aber der wichtigste Zeuge für die kommunistischen Pläne für die Errichtung einer EUdSSR, die die Auflösung des Warschauer Paktes und den Fall der Mauer beinhalteten.

Der Berliner Historiker und Mitarbeiter der Gauck-Behörde, Hubertus Knabe, wertete für sein Buch Die unterwanderte Republik Stasi-Akten aus. Obwohl, wie er schreibt, zahlreiche Akten vernichtet wurden, kommt er zu dem Schluss, dass alle gesellschaftlichen Bereiche unterwandert waren:531

Mehr als 20.000 Westdeutsche lieferten regelmäßig Informationen aus Parteien, Verbänden, Unternehmen, Kirchen, Medien, Universitäten, Geheimdiensten.

Wundert es Sie, dass die Medien auch dieses Buch weitgehend links liegen ließen? Natürlich lieferten die 20.000 Westdeutschen nicht nur Informationen:532

Doch der Stasi ging es nicht um bloße Informationsbeschaffung. Ihre Agenten »übten politischen Einfluss aus, lancierten Desinformationen und bereiteten für den Kriegs- und Spannungsfall Sabotage- oder Mordaktionen vor«. Eine bislang noch unbekannte Zahl von Bundesbürgern, die vom MfS als »feindlich« eingestuft wurden, darunter Schriftsteller, Journalisten und Politiker, wurden systematisch mit sogenannten »Zersetzungsmaßnahmen« überzogen.

Die Beeinflussung von Politik und Medien war zunächst der wichtigste Teil der kommunistischen Strategie, die wir im nächsten Kapitel kennenlernen.