7.3 Psychopathen in der Politik

Gib niemals einem Psychopathen eine Waffe in die Hand! Das ist aber genau das, was wir tun. Nicht nur, dass die Psychopathen in der Politik die Waffen haben – das große Heer der normalen Bürger verfügt über keine. Diese Ungleichverteilung ist sogar dann gefährlich, wenn es unter Politikern keinen größeren Anteil an Psychopathen gäbe als in der Normalbevölkerung. Ein einziger Psychopath an einem Schalthebel der Macht reicht ja.

Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass sich in der Politik wesentlich mehr Psychopathen bewegen als in anderen gesellschaftlichen Bereichen.

  1. Parteien sind hierarchisch aufgebaut. Die FDP, eine relativ kleine Partei, hat beispielsweise 2200 Ortsverbände, 465 Kreisverbände, 61 Bezirksvorstände, 16 Landesverbände und schließlich den Bundesvorstand.95 Das sind fünf Hierarchiestufen. Von einer zur nächsten werden immer mehr normale Mitglieder aussortiert. Das gilt insbesondere, wenn man Folgendes bedenkt:
  2. In Parteien werden die jeweiligen Führungspersönlichkeiten von den Mitgliedern gewählt. Jemand, der von einer Gruppe von Menschen gewählt werden will, benötigt besondere Eigenschaften: charismatisch, manipulativ, skrupellos, sowohl bei der Beseitigung der Gegner als auch beim Lügen. Das sind exakt die Eigenschaften eines Psychopathen! In einem Unternehmen hingegen bestimmt der jeweilige Chef, wen er einstellt. In der Regel entscheidet er allein. Er muss sich nur wiederum vor seinem Chef rechtfertigen, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Er unterliegt also nicht dem Phänomen der Massenpsychologie. In einer freien Marktwirtschaft kann der Chef des Unternehmens jeden seiner Angestellten entlassen. In einer politischen Partei ist es sehr schwer, jemanden wieder loszuwerden, wenn er nicht eklatant gegen die Satzung verstößt. Ein Psychopath kann also immer versuchen, die Masse der Mitglieder auf seine Seite zu bringen.
  3. In der Politik geht es darum, Macht auszuüben. Macht über andere zu haben ist genau das, was Psychopathen wollen. Sie werden also von der Politik geradezu magisch angezogen und haben noch einen Wettbewerbsvorteil denen gegenüber, die aus idealistischen Gründen in die Politik gegangen sind.

Nicht nur innerhalb einer Partei, sondern generell gilt, dass der Wettbewerb in der Politik ein gänzlich anderer ist als der in der freien Wirtschaft. Hans-Hermann Hoppe erklärt das in seinem Buch Der Wettbewerb der Gauner:96

Viele Personen, die die Vorteile des Wettbewerbs im Marktsystem kennen und schätzen gelernt haben, glauben, dass Wettbewerb alle Dinge heilen kann. Dem ist jedoch nicht so. So wie Wettbewerb bei der Herstellung guter Dinge die Dinge noch besser macht, so macht Wettbewerb bei der Herstellung schlechter Dinge die Dinge noch schlechter … Denn tatsächlich handelt es sich beim »demokratischen Wettbewerb« um einen Wettbewerb der Gauner, der keinerlei Gutes bewirkt, sondern ganz im Gegenteil zur Heranbildung von sowohl in wirtschaftlicher wie in moralischer Hinsicht üblen Charakteren führt – kurz: zu zunehmend schlechten Menschen …

Freier Zugang (zur Regierung, weil sich theoretisch jeder zur Wahl stellen kann; Anm. OJ) ist nicht immer gut. Freier Zugang und Wettbewerb in der Produktion von Gütern (»goods«) ist gut, aber freier Wettbewerb in der Produktion schlechter Sachen (»bads«) ist es nicht. Freier Zugang in das Geschäft von Folter und Genozid oder freier Wettbewerb bei der Geldfälschung oder beim Betrug sind zum Beispiel nicht gut. Er ist sogar schlechter als schlecht.

Welche Art von »Geschäft« betreibt also eine Regierung? Antwort: Der Staat ist kein gewöhnlicher Produzent von Gütern, der um beliebige, freiwillig zahlende Konsumenten buhlen muss. Der Staat ist stattdessen im »Geschäft« von Diebstahl und Ausbeutung engagiert – durch die Mittel der Besteuerung und Geldfälschung – sowie in der Hehlerei gestohlener Güter. Folglich verbessert freier Zugang in Regierungsgeschäfte nicht irgendetwas Gutes. Er macht Dinge stattdessen noch schlechter, als sie ohnehin schon sind; d. h., es verstärkt das Schlechte …

Jede Forderung wird legitim, wenn sie nur unter dem besonderen Schutz der »Meinungsfreiheit« öffentlich geäußert wird. Alles kann proklamiert und beansprucht werden und alles ist zu haben. Nicht einmal das scheinbar allersicherste private Eigentumsrecht ist davon ausgenommen. Noch schlimmer: Unter Massenwahlen herrscht die Tendenz vor, dass jene Mitglieder der Gesellschaft Eingang in die Staatsgeschäfte finden und in die besten Posten aufsteigen, die kaum oder keine Hemmungen haben, das Eigentum anderer Menschen zu entwenden, also gewohnheitsmäßige Amoralisten, die besonders talentiert sind, aus den vielfältigen, moralisch hemmungslosen und sich gegenseitig ausschließenden Forderungen Mehrheiten zu bilden (effiziente Demagogen). Daher wird eine schlechte Situation auf Grund des Wettbewerbs der Demagogen sogar noch schlechter.

In einem Wettbewerb um Ungüter hat der Gauner, der Demagoge, also in seiner extremsten Ausprägung der Psychopath, sogar Vorteile gegenüber dem ehrlichen Menschen. Der größte Halunke gewinnt.

Es ist also zu erwarten, dass sich in der Politik mehr Psychopathen tummeln als in jedem anderen gesellschaftlichen Bereich. Natürlich lassen sich Politiker nur sehr ungern von Psychologen testen, aber einige Hinweise gibt es. So berichtet Jim Kouri, der Vizepräsident des amerikanischen Nationalverbands der Polizeipräsidenten, über zahlreiche Untersuchungen von Psychopathen, die von Psychologen und Profilern angestellt wurden:97

Was man nicht übersehen kann, ist, dass einige der Eigenschaften von Serienkillern und Kriminellen in der politischen Arena beobachtet werden können. Obwohl sie keine direkte physische Gewalt ausüben, zeigen sie doch verschiedene Grade von Wut, geheuchelter Empörung und anderer Verhaltensweisen. Ihnen fehlt ebenfalls etwas, was als Scham-Mechanismus bezeichnet werden kann. Die meisten Serienkiller und viele professionelle Politiker müssen ganz einfach Verhaltensweisen vorspielen, von denen sie glauben, dass es angemessene Reaktionen auf Situationen sind, denen sie ausgesetzt sind, so wie Trauer, Empathie, Sympathie oder andere menschliche Reaktionen auf äußere Reize … Obwohl viele hochrangige Politiker leugnen werden, dass einige ihrer Persönlichkeitsmerkmale mit denen von Serienkillern oder anderen Berufsverbrechern übereinstimmen, sind solche Untersuchungen trotzdem Teil einer psychologischen Profilerstellung, die verwendet werden kann, um das Verhalten vieler Beamter und Abgeordneter auf allen Ebenen der Regierung zu beurteilen.

Aber benötigen wir wirklich einen Experten oder eine Studie, um die These zu belegen, dass Politiker tendenziell psychopathisch veranlagt sind? Egal, in welchem Land Sie leben und zu welcher Zeit Sie dieses Buch lesen: Sehen Sie sich die Gestalten auf ihrer Regierungsbank an. Sehen Sie da einen Einzigen, der nicht lügen würde, ohne mit der Wimper zu zucken? Erkennen Sie einen Einzigen, der seinen Auftrag erfüllt und die Interessen seiner Wähler wahrnimmt? Bemerken Sie in einem Einzigen einen Ansatz von Scham, wenn er dabei ist, die Bürger auszurauben und zu manipulieren? Ist da nur ein Einziger, der den Eid, den jeder Amtsinhaber schwören muss, ernst nimmt? In Deutschland lautet er:98

»Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.«

Selten so gelacht. So wahr uns Gott helfe, müsste es heißen.

Psychopathen in der Machtelite

Eine gesonderte Betrachtung verdient die staatskapitalistische Herrscherklasse. Sie muss nicht gewählt werden, sondern nutzt das Gewaltmonopol des Staates für eigene Ziele. Auch hier gilt, dass Psychopathen von der Macht angezogen werden und schon einiges an Skrupellosigkeit besitzen müssen. Erstens, um in die Machtposition zu gelangen, und zweitens, um ihre Ziele mit (Staats-)Gewalt durchzusetzen. Dabei sind sie darauf angewiesen, Leute einzusetzen, die wiederum in der Lage sind, die Massen zu manipulieren. Psychopathen engagieren Psychopathen.