Im Folgenden taucht wie schon öfter zuvor der Begriff »Neue Weltordnung« auf. H. G. Wells beschrieb sie 1940 in seinem gleichnamigen Buch The New World Order. Der Begriff bezeichnet eine sozialistische Weltregierung, wobei Wells schon damals Neusprech benutzt. Für ihn ist die NWO etwas Positives, in dem der Mensch das »Recht« auf Essen, Medizin, Bildung, Arbeitsplätze und so weiter hat. Aber natürlich – und das ist der springende Punkt – gibt es nur das Recht auf Selbsteigentum. Die anderen »Rechte« sind eigentlich Ansprüche, die das Recht auf Selbsteigentum des Individuums verletzen, weil ja irgendjemand für diese Ansprüche bezahlen muss. Wells ist allerdings durchaus bewusst, dass die NWO gegen die Interessen der Menschen ist, denn er schreibt:874
Unzählige Menschen, von den Maharadschas zu den Millionären, von den pukka sahibs bis zu den schönen Frauen, werden die Neue Weltordnung hassen, unglücklich geworden, weil ihr Beginn die Enttäuschung ihrer Leidenschaften und Ambitionen bedeutet, und sie werden sterben bei ihrem Versuch, dagegen zu protestieren.
Das Zitat wird verkürzt oft so wiedergegeben:
Viele Menschen werden die Neue Weltordnung hassen und werden sterben bei dem Versuch, dagegen zu protestieren.
Pukka sahibs ist ein Begriff aus dem Hindi. So wurden in den Kolonien des Empire die Europäer bezeichnet, die der Herrscherklasse angehörten. Es kann »wahrer Gentleman« oder »Meister« heißen. Wells meinte also offensichtlich, dass nur die »Privilegierten« leiden würden. Da natürlich alle leiden, ist das Zitat inhaltlich richtig wiedergegeben, aber eigentlich unzulässig verkürzt. Wells gibt also mit dem Buch zugleich die Propagandaformeln mit dazu. Möglicherweise hat er auch selbst daran geglaubt.
Das Problem mit dem Begriff »Neue Weltordnung« ist natürlich, dass man nie weiß, ob diejenigen, die ihn benutzen, auch dasselbe meinen. Doch wenn man die Handlungen von Leuten wie George Bush oder Henry Kissinger, die ihn oft gebrauchen, analysiert, sieht man natürlich, dass sie genau das meinen, was Wells beschrieben hat.
Schon die Logik sagt einem: Es muss sich um eine neue Ordnung handeln. Das kann nur bedeuten: mehr Nationalstaaten oder weniger, mehr Zentralismus oder weniger. Diejenigen, die den Begriff benutzen, fordern aber unablässig mehr Zentralismus und »neue Institutionen«, was natürlich in der letzten Konsequenz immer Regierung bedeutet. Freiheit braucht keine Institution. Am bekanntesten ist das Zitat von George Bush Sr. aus einer Rede, die er anlässlich des Ersten Golfkrieges am 11. September 1991, also exakt zehn Jahre vor den Terroranschlägen, gehalten hat:875
Was auf dem Spiel steht, ist mehr als ein kleines Land (Kuwait), es ist eine große Idee – eine neue Weltordnung, in der verschiedene Nationen für eine gemeinsame Sache zusammenwirken, um die universellen Ziele der Menschheit zu erreichen: Frieden und Sicherheit, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit.
Für sich genommen ist das Zitat natürlich harmlos. Wer die Besessenheit der Elite mit okkulten Daten und Zahlenspielereien kennt, für den ist das Datum fast schon interessanter als die Aussage, aber das ist natürlich nie zu beweisen.
Ein anderer Begriff ist »Global Governance«. Auch dieser Begriff ist eigentlich klar, denn »Governance« bedeutet laut Wörterbuch: Herrschaft, Regierung, Staatsführung. Auf Wikipedia876 und anderswo wird ausgiebig diskutiert, was »Global Governance« nun wirklich heißt, weil der Begriff eben absichtlich unschärfer gehalten wurde als »Weltregierung«. Das ist der klassische Lenin-Trick mit der äsopischen Sprache. Alle Insider wissen, was gemeint ist. Jacques Attali, Berater von Mitterrand, stellt das klar:
»Global Governance« ist nur ein Euphemismus für die globale Regierung.
Auch hier gilt: Alle, die diesen Begriff gebrauchen, fordern neue Institutionen. Das Zitat stammt aus einem Financial Times-Artikel mit dem Titel: »Und jetzt geht’s um eine Weltregierung«.877
Nun eine lose Auswahl von Zitaten. Wenn Sie die entsprechenden Begriffe googeln und natürlich bis zur Originalquelle verfolgen, finden Sie Hunderte davon:
Bundespräsident Herzog am 17. September 1996:878
Wir sind am Ende dieses Jahrhunderts dabei, die nationalstaatliche Form zu überwinden, die in ihrer ideologischen Übersteigerung den Kontinent in den Abgrund gezogen hat … Der »Nationalstaat« mit den dazugehörigen Souveränitätsvorstellungen hat sich jedoch überlebt … Kein Staat kann heute mehr seine Bevölkerung oder sein Gebiet aus eigener Kraft schützen, ob militärisch oder umweltpolitisch. Und autonome Wirtschaftspolitik kann er auch nicht mehr betreiben. Als impermeables Gebilde im Stil des letzten Jahrhunderts gibt es den »Nationalstaat« also nicht mehr, und um ganz deutlich zu werden, es sollte ihn auch nicht mehr geben. Er ist dabei, zu klein zu werden für die großen Probleme des Lebens und zu groß für die kleinen. Das sehen wir doch täglich: Der Weg in die Zukunft kann für uns nur lauten: Europa.
Bundespräsident Herzog am 24. Oktober 1998:879
Müssen wir, müssen nicht auch die Völkerrecht setzenden Organisationen, wie die Vereinten Nationen, hier neue Wege gehen? Erleben wir in diesen Tagen nicht vielleicht die Entstehung neuen Völkerrechts?
Vor allem aber ist Europa gefordert: Europa muss auch nach außen handlungsfähig werden, das heißt: nicht nur mit Worten, sondern auch mit gemeinsamen Taten; nicht nur reagierend, sondern auch vorbeugend; nicht erst in Krisen, aber gerade auch dann!
Nicht nur in Europa, überall auf unserem Globus ist eine Zeit des Wandels angebrochen, in der Altes abstirbt und das Neue noch nicht endgültig gefunden ist. Aber eine neue Ordnung zeichnet sich ab und sie beruht auf Ideen, die niemals in der Geschichte bessere Chancen der Verwirklichung hatten.
Johannes Rau am 5. Januar 2001:880
Die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes hatten einen weiten Horizont. Sie haben die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Bundesrepublik Deutschland einige klassische Aufgaben und Rechte des Nationalstaats auf europäische oder internationale Ebenen überträgt. Darauf hat Konrad Adenauer schon in seiner Regierungserklärung vom 20. September 1949 aufmerksam gemacht. »Ich weise darauf hin«, so sagte er, »dass wir in unserer Bonner Verfassung in Artikel 24 für den Bund die Möglichkeit vorgesehen haben, Hoheitsrechte auf zwischenstaatliche Einrichtungen zu übertragen und sich zur Wahrung des Friedens im System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einzurichten.«
Ein interessanter Hinweis von Johannes Rau: Die Europäische Union wurde also schon 1949 von Konrad Adenauer im Grundgesetz angelegt! An dieser Stelle sei daran erinnert, dass auch in Adenauers Kabinett zahlreiche ehemalige NSDAP-Mitglieder waren.881 Adenauer verfolgte von Anfang an das Ziel der Vereinigten Staaten von Europa, wie er in seinen Erinnerungen schreibt:882
Ich beschäftigte mich sehr mit dem Problem der Vereinigten Staaten von Europa, denen Deutschland angehören musste. Ich sah in den künftigen Vereinigten Staaten von Europa die beste und dauerhafteste Sicherung der westlichen Nachbarn Deutschlands.
Horst Köhler malt am 7. November 2008 zwei Szenarien für eine neue Weltordnung an die Wand. Das erste lehnt er ab:883
Szenario 1:
Der Klimawandel interessiert nicht mehr. Die neue Weltordnung heißt Chaos.
Szenario 2:
Die Industriestaaten erkennen ihren Anteil der Verantwortung für den Klimawandel und die Folgen für die armen Länder; der Norden lässt den Süden nicht im Stich. Eine Entwicklungspolitik für den ganzen Planeten wird erarbeitet. Es entsteht eine neue Weltordnung im Geiste der Kooperation …
Deshalb sage ich: In der gegenwärtigen Krise liegt auch eine große Chance.
Es geht um einen neuen Ordnungsrahmen für die Weltwirtschaft, der Kapital zum Diener und nicht zum Herrscher über die Menschen macht und in dem die Bekämpfung der Armut und des Klimawandels als strategische Aufgabe für alle definiert ist.
Das ist die alte Unterscheidung von Hitler zwischen dienendem und raffendem Kapital. Die übliche Masche: Ohne ein globales »Klimaregime« – die grüne Weltregierung – droht Chaos. Die Krise als Chance. Als ehemaliger IWF-Chef und Mitglied der Trilateralen Kommission beherrscht er das bankierssozialistische Neusprech natürlich perfekt. Bei ihm vermute ich, er glaubt sogar daran. Ihm hat man nur die eine Seite der Vokabeln beigebracht, nicht deren Übersetzung.884 Freundlicherweise erklärt Köhler im November 2008 auch gleich, wo man diese Gehirnwäsche verabreicht bekommt:
In Accra, im Jahr drauf, haben wir Jung und Alt zusammengebracht. Es entstand die Erklärung der Young Leaders »Zwei Generationen – Eine Zukunft.« … Ich freue mich auf das 4. Afrika Forum, auf die Einführungs-Statements von Botschafter Kiplagat, von Professor Lahnstein von der ZEIT-Stiftung, die die Partnerschafts-Initiative gemeinsam mit mir gegründet hat, und nicht zuletzt von den Young Leaders.
Die Zeit ist natürlich Dauergast bei den Bilderberg-Konferenzen und die Young Leaders kennen wir bereits. Bundespräsident Christian Wulff am 29. August 2011:885
Wir brauchen in Europa mehr Einigkeit nach innen durch eine Weiterentwicklung zur politischen Union … Ich bin deswegen für eine Reform der Vereinten Nationen. Aber wir haben noch nicht ausreichend viele Mitstreiter, bei denen der Leidensdruck hoch genug ist … Es ist eine neue Weltordnung entstanden, aber andere klammern sich an die alte Weltordnung und das sind auch generative Prozesse.
Wie er sich die Neue Weltordnung vorstellt, schildert Wulff am 10. September (knapp daneben!) 2011:886
Zu einer gerechten Weltordnung gehören auch die entsprechenden Institutionen. Ich höre immer wieder, dass die derzeitigen globalen Institutionen als zu westlich ausgerichtet wahrgenommen werden. Solange dies der Fall sei, könnten sie dem Anspruch einer gerechten Weltordnung nicht gerecht werden. Ich finde es wichtig, Asien auch in den Institutionen den ihm zustehenden Platz einzuräumen.
Er bezieht ganz im Sinne der Trilateralen Kommission Asien mit ein. Globale Institutionen sind natürlich die Vorstufe zu einer Weltregierung. Wir sehen ja, was jetzt schon aus der Institution der EU-Kommission geworden ist. Wulff war auch im Young-Leader-Programm der Atlantik-Brücke887, ebenso wie Springer-Chef Mathias Döpfner.888 Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, der Wulff schließlich abschoss, war im Vorstand der Atlantik-Brücke.889 Vermutlich musste Wulff weg, weil er andeutete, er könnte die verfassungswidrigen ESM-Verträge nicht unterschreiben. In einem Zeit-Interview kritisierte er im Juni 2011 deutlich die Europolitik und die Entmachtung der Parlamente.890 Kurz darauf begann die Kampagne gegen ihn wegen vergleichsweise geringer Vorwürfe, die Kennern schon vor seiner Präsidentschaft bekannt waren. So einen Joker hat die Elite gerne in der Hand und zieht ihn zur rechten Zeit. Die Unterzeichnung der ESM-Verträge wird von Mitte September auf das erste Quartal 2012 verschoben. Wulff tritt vor der Ratifizierung zurück und »IM Larve« unterschreibt.
Wolfgang Schäuble am 18. Juni 2011 in Frankfurt auf dem European Banking Kongress:891
Die Kritiker, die meinen, man müsse eine Konkurrenz zwischen allen Politikbereichen haben, die gehen ja in Wahrheit von dem Regelungsmonopol des Nationalstaates aus. Das war die alte Ordnung, die dem Völkerrecht noch zugrunde liegt, mit dem Begriff der Souveränität, die in Europa längst ad absurdum geführt worden ist, spätestens in den zwei Weltkriegen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Und wir in Deutschland sind seit dem 8. Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt mehr voll souverän gewesen.
Und deswegen ist der Versuch, in der europäischen Einigung eine neue Form von Governance zu schaffen, wo eben es nicht eine Ebene, die dann nicht für alles zuständig ist und dann im Zweifel durch völkerrechtliche Verträge bestimmte Dinge auf andere überträgt, nach meiner festen Überzeugung für das 21. Jahrhundert ein sehr viel zukunftsweisenderer Ansatz als der Rückfall in die Regelungsmonopol-Stellung des klassischen Nationalstaates vergangener Jahrhunderte.
Ich möchte Ihnen ganz klar sagen, dass ich ziemlich überzeugt bin, dass wir in einer Zeit von weniger als 24 Monaten in der Lage sind und in der Lage sein werden, das europäische Regelwerk so zu verändern. Wir brauchen nur das Protokoll Numero 14, wer’s nachlesen möchte, im Allgemeinen, im Lissabon-Vertrag, so aufzubauen, dass wir daraus die Grundzüge einer Fiskalunion für die Eurozone schaffen.
Und die nächsten Ausführungen sehen Sie sich am besten auf YouTube an:892
Und in der Globalisierung brauchen wir übrigens andere Formen von internationaler Governance als der Nationalstaat. Der ist vor hundert Jahren in seinem Regelungsmonopol an seine Grenzen gestoßen. Und heute schaffen wir was Neues – ziemlich mühsam, aber nicht so hoffnungslos. Lernen können wir aus unseren Fehlern und Irrtümern. Und deswegen ich bin bei aller krisenhaften Zuspitzung im Grunde entspannt.
Moderator: Warum?
Weil, wenn die Krise größer wird, dann werden die Fähigkeiten, Veränderungen durchzusetzen, größer.
Schäuble ist natürlich entspannt, weil er sieht, wie seine Pläne vorankommen. Er scheint sich regelrecht auf die Krise zu freuen. Wen juckt die Bevölkerung? Getroffen wurden die Aussagen auf dem »Zeit-Forum« der Bilderberg-Postille. Moderator war der Bilderberger Josef Joffe. Neben Bilderberger Schäuble893 saß der Bilderberger Helmut Schmidt – wie Schäuble im Rollstuhl. Allerdings sollten uns nicht ihre körperliche Gebrechen Sorgen machen, für die sie nichts können, sondern ihre geistigen.
Joschka Fischer, grüner Ex-Außenminister und Mitgründer des European Council on Foreign Relations, beschreibt am 5. Mai 2008 in der Zeit unter der Überschrift »Die neue Weltordnung« sein grünes Weltbeglückungsmodell:894
Die Folgen der Globalisierung werden immer mehr auch in Europa zur konkreten, mit Angst vor dem drohenden Abstieg besetzten Alltagserfahrung. Aber anstatt sich zu fürchten und abzuschotten oder sich gar in eine nicht wiederkehrende Vergangenheit vor 1989 zurückzusehnen, gilt es, diese Herausforderungen entschlossen anzunehmen und zu handeln. Denn darin liegt auch eine große wirtschaftliche und soziale Chance.
Wieder die Krise als Chance. Und jetzt halten Sie sich fest, wie er die planwirtschaftliche Rettung des Weltklimas und den Umgang mit der Ressourcenknappheit umschreibt:895
Auf diese drei Stärken – Produktivität, Effizienz und Innovation – gilt es sich angesichts der gewaltigen Herausforderungen der Globalisierung erneut zu besinnen.
Wenn er damit Marktwirtschaft meinte, hätte er natürlich recht. Meint er aber nicht, wie wir wissen. Windmühlen sind für die Grünen ja Hightech.
Auf der anderen Seite des Ozeans soll inzwischen eine Nordamerikanische Union geschmiedet werden, die dann mit der EU verschmolzen werden soll. Ähnlich wie in Europa fängt es langsam mit einem Freihandelsabkommen (NAFTA) an. Henry Kissinger schreibt im Juli 1993 in der Los Angeles Times über das Abkommen:896
Es repräsentiert den kreativsten Schritt hin zu einer neuen Weltordnung, der seit Ende des Kalten Krieges von einer Gruppe von Ländern unternommen wurde und der erste Schritt zu einer noch größeren Vision von einer Freihandels-
zone in der ganzen westlichen Hemisphäre. NAFTA ist kein konventionelles Handelsabkommen, sondern die Architektur eines neuen internationalen Systems.
Haben Sie jetzt noch irgendeinen Zweifel, dass die alle gleichgeschaltet sind? Überall dieselbe Wortwahl, überall dieselben Argumente, überall dieselben Ziele. Wagen Sie es nicht, das eine Verschwörung zu nennen!