Als klar wurde, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war, gaben die Nazis ihre Pläne aber keineswegs auf. Sie gingen einfach in den Untergrund. Von den zahlreichen Hinweisen dafür zähle ich hier nur einige auf und empfehle zur Vertiefung die im Folgenden genannte Literatur. Sie stammt durchweg von glaubwürdigen Zeugen und fußt auf zuverlässigen Quellen. Ein Grund für die gute Quellenlage ist, dass die Dokumente und Aussagen aus einer Zeit stammen, in der die Nazis zunächst die Geheimdienste und dann die Presse offensichtlich noch nicht infiltriert hatten, wozu wir später noch kommen. Niemand konnte ahnen, dass heute viele Originaldokumente in Online-Archiven jedem zugänglich sind. Die Entwicklung war damals so offensichtlich, dass Curt Riess,210 ein bekannter jüdisch-deutscher Schriftsteller, der 1933 ins Exil ging, schon 1944 in seinem Buch The Nazis go Underground211 vor ihr warnte.
Noch während des Krieges und in den Jahren danach widmete sich T. H. Tetens in drei Büchern diesem Thema, wobei zwei davon heute online abrufbar sind: Know your enemy von 1944, mit einem Vorwort des seinerzeit populären Schriftstellers Emil Ludwig, Germany Plots with the Kremlin von 1953212, in dem er auf die Zusammenarbeit der Nazis mit dem Kreml eingeht (siehe Teil III), und The New Germany and the Old Nazis von 1961 über das Wirken der alten Nazis in der jungen Bundesrepublik. Tetens war Ökonom und Zeitungsredakteur, der ins Konzentrationslager gesperrt wurde, aus dem er 1934 in die Schweiz fliehen konnte. 1938 emigrierte er in die USA und war dort von 1946 bis 1947 Mitglied der Kriegsverbrecherkommission.213
Wie wir noch sehen werden, müssen wir uns allerdings noch nicht einmal nur auf die Quellen dieser Autoren verlassen. Es liegt alles offen da, wenn man nur hinschaut.
Warnungen in den westlichen Medien gab es damals zuhauf. So sagte der niederländische Botschafter in Washington, Alexander Loudon, 1943 im Radio:214
Die Deutschen werden genau das tun, was sie 1918 gemacht haben. Im Falle einer Niederlage werden sie in den Untergrund gehen, um sich auf den nächsten Krieg vorzubereiten.
Allerdings ging es diesmal nicht darum, das Ziel kriegerisch zu erreichen, wie wir noch sehen werden.
In einer Depesche vom 25. Januar 1943 schrieb Burnet Hershey, Auslandskorrespondent der Hearst Press, aus Lissabon, er beobachte »ein Hineinströmen von Nazi-Offiziellen nach Spanien und Portugal«:215
Jedes Gespräch, das ich mit einem Deutschen in Lissabon hatte, erhärtet die Fakten. Sie mögen auf dem Schlachtfeld besiegt sein, wie 1918, aber sie erwarten, am Friedenstisch zu gewinnen, wie sie es 1919 getan haben … Natürlich werden sie Hitler opfern, so wie sie den Kaiser geopfert haben, aber die alte Bande, die Generäle, die großen Industriellen, die Pseudo-Professoren der Fehlerziehung (»phoney professors of miseducation«, er meint wohl Professoren, die nur Propaganda betreiben; Anm. OJ) … werden wieder in den Untergrund gehen und die Eier für einen weiteren Eroberungskrieg ins Nest legen.216
Eine interessante Darstellung des deutschen Vormachtstrebens liefert die FDJ (ja, die ehemalige DDR-Organisation Freie Deutsche Jugend gibt es noch!) auf ihren Webseiten. In ihrem »Info-Portal Deutscher Imperialismus« wird versucht, eine Kontinuität von 1864 bis 2006 nachzuweisen.217 Die FDJ ist natürlich eine denkbar fragwürdige Adresse und sieht das Ganze aus ideologischer Sicht. Aber im Wesentlichen werden dort nur geschichtliche Ereignisse nachgezeichnet und Zitate geliefert. Diejenigen, die ich stichprobenartig geprüft habe, waren jedenfalls korrekt. Die Zusammenstellung ist durchaus interessant, vor allem wenn wir später dazu kommen, wie sich die »Pangermanen« mit den Kommunisten aus dem Osten eingelassen haben (darauf geht die FDJ natürlich nicht ein). Im Moment haben Letztere eindeutig die Nase vorn.
Christopher Story zitiert einige Journalisten und Zeitungsberichte aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, die ich hier stichpunktartig wiedergebe:218
An dieser Stelle: Es gibt eine Menge an »Untergrund-Literatur« darüber, welche Nazis gar nicht gestorben wären, sondern unter falschen Namen weiterlebten, darunter der Gröfaz selbst. Darauf will und kann ich hier – mit einer Ausnahme – nicht eingehen, aber hier haben wir zumindest eine offizielle Bestätigung dafür, dass es so etwas gab. Abgesehen davon sagt einem das schon der gesunde Menschenverstand. Was hätten Nazis angesichts der offensichtlich drohenden Niederlage auch sonst tun sollen? Nichts ist leichter, als sich im Kriegschaos in Deutschland für tot erklären zu lassen und mit falschem Pass auszureisen, erst recht, wenn das staatlich organisiert wird. Wie sollte man das je überprüfen können? Die »falschen« Dokumente sind ja insofern echte, weil sie von einer Behörde ausgestellt wurden.219
Laut Tetens, Mitglied der amerikanischen Kriegsverbrecherkommission, stellten im Juni 1945 die Alliierten bei der Übergangsregierung von Großadmiral Dönitz in Flensburg diverse Dokumente sicher – zusammengefasst als »Generalplan 1945« –, die mit den Initialen von Dönitz und Generalfeldmarschall Keitel abgezeichnet waren. Ich zitiere hier den englischen Text von 1953, sie werden gleich sehen, warum:220
Under the title »Generalplan 1945«, several documents had been drawn up in the closing days of the Third Reich which, in June 1945, were captured by the Allies together with the files of the short-lived Doenitz Government in Flensburg. The documents were initialed by Grand Admiral Doenitz and Field Marshal Keitel. The first document outlines a new political movement destined to preserve the German racial principles. Document #2 sketches a new European Order (»Europaeische Friedensordnung«) which shows a great resemblance with Dr. Adenauer’s idea of a United Europe. In Document #3, entitled »The Overcoming of the Catastrophe«, the German High-Command emphasizes the mutual advantages of a Russo-German alliance against the West.
Ich habe auch die Schreibweise beibehalten. Den Anfang habe ich bereits übersetzt, aber dann wird es spannend. Tetens benennt den deutschen Titel des zweiten Dokuments (offensichtlich auf einer englischen Maschine getippt, da das »ä« fehlt). Übersetzung:
Das erste Dokument skizziert eine neue politische Bewegung die den Zweck hat, die deutschen Rasseprinzipien zu erhalten. Dokument 2 entwirft eine neue Europäische Ordnung (»Europäische Friedensordnung«) welches eine große Ähnlichkeit mit Dr. Adenauers Idee eines vereinigten Europa zeigt. In Dokument Nummer drei mit dem Titel »Die Überwindung der Katastrophe« betont das deutsche Oberkommando die gegenseitigen Vorteile einer russisch-deutschen Allianz gegen den Westen.
Das Seltsame: Ich konnte diese Dokumente in keinem Archiv finden. Die Suche ist nicht sehr schwer, da fast alle Bibliotheken inzwischen über ein Online-Archiv verfügen. Bei Dokument eins und drei wäre es noch möglich, es zu übersehen, da hier der deutsche Originaltitel nicht angegeben ist. Alle drei Dokumente sind interessant, aber die spannendsten sind Nummer zwei und drei, daher nur kurz zum ersten.221
In dem Dokument »Die Deutsche Freiheitsbewegung« heißt es unter anderem, dass man nicht mehr in das kapitalistische System zurückfallen wolle. Außerdem wolle man für »unsere Kinder« einen dauerhaften Frieden sichern, während einer Periode des Wiederaufbaus, in der Deutschland seine entscheidende Stärke ausbilden könne.
In dem Dokument »Europäische Friedensordnung« haben es besonders drei Punkte in sich:222
5. Europäische Union auf föderalistischer Basis
8. Europäischer Gerichtshof
12. Ökonomische Integration Europas
Tetens zitiert hier ganz offensichtlich aus einem deutschen Dokument. Denn wie im ersten ergänzt er in Klammern deutsche Originalbegriffe. Das mache ich, das macht jeder Autor so, wenn es keine eindeutige Entsprechung in der anderen Sprache gibt, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, selbst zu interpretieren. In diesem Fall waren es »Heimholung der Verschleppten« (2.), »Gemeinnutz« (7.) und »Volksgruppenrecht« (11.). Natürlich könnte man behaupten, Tetens hätte das gemacht, damit seine Zitate echt wirken, aber das ist ein wenig weit hergeholt. Wir erinnern uns: Tetens war Mitglied der Kriegsverbrecherkommission. In der Funktion hatte er natürlich Zugang zu solchen Dokumenten. Eine Quelle konnte er nicht angeben, da die Dokumente ja in keinem Archiv lagen (liegen), aber offensichtlich hatte er sie vor sich. Zumal wir ohnehin weitere Bestätigungen für diese Pläne haben.
Außerdem muss man bedenken, dass 1953 niemand von einer Europäischen Union gesprochen hat. Offiziell sind diese Pläne erst viel später entstanden. Wie hätte sich Tetens das also ausdenken sollen? Das dritte Dokument »Überwindung der Katastrophe« konnte ich ausfindig machen. Es ist aber nicht frei im Internet zu finden, sondern nur auf meiner Homepage www.oliverjanich.de. Es bestätigt die Existenz des gesamten Dokuments, denn es ist überschrieben mit »Anhang zum Generalplan 1945«. Darüber das Datum: Berlin, den 5.4. 1945. Als einzige Lösung wird zu diesem Zeitpunkt ein Sonderfriede mit dem Osten angesehen:223
Während Jalta Russland nur einen beschränkten und noch dazu bestrittenen Einfluss in Ost- und Südeuropa zugesteht, kann der Sowjetunion durch ein Zusammengehen mit Deutschland ein Einfluss in ganz Europa ermöglicht werden …
Während das Verbleiben in der Koalition des Feindes für die Sowjetunion ständige Reibungen mit England und Amerika im östlichen Mittelmeer und im Nahen Osten bedeutet, wird durch das Zusammengehen mit Deutschland der Sowjetunion der Weg vom Persischen Golf zu den Ölfeldern von Kirkutsk und zum Mittelmeer frei.
Bedingungen für einen Separatfrieden seien unter anderem:
a) Deutschland und die bisherige Sowjetunion bilden gemeinsam die »Sozialistische Union«. Anknüpfend an die Verselbstständigung der sechzehn sowjetischen Teilrepubliken im Jahr 1943 bilden auch die europäischen Völker national abgegrenzte, selbstgeführte Staatskörper, die verbunden werden durch eine Wehr- und Wirtschaftsunion. Die Gestaltung im Inneren bleibt in jeder Hinsicht den einzelnen Völkern freigestellt …224
Aus dieser Entwicklung ergeben sich folgende Zukunftsperspektiven:
Es entstünde ein Kontinentalblock von Ozean zu Ozean von weltbeherrschender Größe, Wirtschaftskraft, Energie und Bevölkerungszahl. Damit würde nicht nur die Gefahr zukünftiger Kriege aus Europa, sondern aus dem Doppelkontinent Eurasien verdammt; und zwar auf Generationen hinaus.
Die beiden Großvölker Russen wie Deutsche haben außerordentliche Entwicklungsmöglichkeiten, ohne dass sich ihre Interessen überschneiden. Der Schwerpunkt in diesem Block wird sich von selbst mehr und mehr nach den rassisch Überlegenen, geistig Regsameren und Energischeren, d. h. nach Europa, verlagern.
Es entsteht ein Bündnis der jungen sozialistischen Kräfte gegen die alten verrotteten Beharrungsmächte des Westens.
Natürlich kam es nicht direkt dazu, aber wie wir noch sehen werden, verloren die Nazis dieses Ziel nie aus den Augen. Dass viele Nazis ins Ausland flohen, ist mittlerweile bekannt. Die wichtigere Frage ist natürlich, ob sie ein geheimes Netzwerk aufrechterhielten, um ihre Ziele doch noch zu verwirklichen. Diesbezüglich ist die Quellenlage glücklicherweise sehr gut.
Die nach Madrid geflohenen Nazis gründeten unter dem Schutz von Spaniens faschistischem Diktator Franco das »deutsche geopolitische Zentrum«, das einen Rundbrief an die Mitglieder des Untergrundnetzwerkes, den »Madrid Circular« verfasste, in dem die Strategie offengelegt wurde.225 Tetens schreibt:
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass dieses Madrider Dokument eine Art Blaupause für die Außenpolitik Bonns darstellt.
Der Plan der Nazis bestand laut Tetens und Riess darin, die Amerikaner davon zu überzeugen, dass ein ökonomisch starkes und wiederbewaffnetes Deutschland als Bollwerk gegen die Kommunisten dienen müsse, während sie gleichzeitig mit den Kommunisten an der Bildung einer sozialistischen paneuropäischen Union inklusive Russlands arbeiteten, wie schon aus dem »Generalplan 1945« ersichtlich.
Im Madrider Rundbrief von 1950 heißt es unter der Überschrift »Hat Deutschland eine Verpflichtung gegenüber den Vereinigten Staaten?«:226
Deutschland ist als Hauptprofiteur aus dem kalten Krieg hervorgegangen. Dies ist unser größtes Kapital im Kassenbuch der Fünf-Jahres-Periode seit Potsdam.227 Zum ersten Mal in der Geschichte der Nationen wurde der Beweis erbracht, dass kluge Propaganda, speziell wenn sie durch andere Kanäle geschickt und getarnt wird, weit mehr erreicht als die mächtigste Armee oder der beste diplomatische Dienst eines gut funktionierenden Staates.
Gemeint ist hier also offensichtlich die Arbeit des Untergrundnetzwerkes. Der Brief erklärt, worin der Plan bestand:
Es ist ein großer Fehler, anzunehmen, dass sich Westdeutschland dank der mitfühlenden Sorge Amerikas um uns so schnell erholen konnte … Für uns war der Krieg nie beendet und, wie wohl bekannt, im Krieg ist jede List erlaubt. Wir können nicht oft genug wiederholen, dass Deutschland nie aufgehört hat, den Krieg mit politischen Waffen und Propaganda, mit wirtschaftlicher Sabotage und anderen Mitteln fortzuführen … Um Deutschland gegen die vollständige Zerstörung seines militärischen und ökonomischen Potenzials, wie in Jalta228 geplant, zu schützen, entwarfen wir einen kühnen Plan und schufen eine flexibel und reibungslos arbeitende Organisation, welche während der ersten Monate des Krieges die Vorbedingungen für den ganzen Nutzen, der notwendigerweise aus dem Chaos nach dem Krieg entstehen würde, schuf.
Wenn Sie dabei an die Stay-behind-Armee Gladio denken, liegen Sie gar nicht so falsch. Die Autoren rühmen sich, dass zwar nicht alles nach Plan lief, aber man doch mit Stolz auf das Erreichte zurückschauen könne:
Zukünftige Historiker werden eines Tages enthüllen, mit welch großartiger Voraussicht die verantwortungsvollen Führer des Dritten Reiches mit selbstsicherer Entschlossenheit jene Maßnahmen schufen, die anschließend die vereinigte Front des Gegners zerstörten und Deutschland zu einem viel gewünschten Partner in einer neuen politisch strategischen Allianz machten … in keinster Weise schlitterte die politische und militärische Führung des Dritten Reichs in einer irrationalen Weise in die Katastrophe, wie uns viele Dummköpfe und Ignoranten sagen. Die verschiedenen Phasen und Konsequenzen des sogenannten Zusammenbruchs wurden gründlich studiert und von den »fähigsten Köpfen« (hier gibt Tetens die Originalworte wieder; Anm. OJ) geplant. Nichts geschah zufällig; alles war sorgfältig geplant.
Die Autoren führen aus, dass im Rahmen der »Realpolitik« nur von einflussreichen Kreisen in Amerika Hilfe zu erwarten gewesen wäre, um den Morgenthau-Plan, Deutschland zum Agrarstaat zu machen, zu verhindern:
Die Maschinerie, die wir so sorgfältig im Voraus aufstellten, hat bewusst Bedingungen und Situationen herbeigeführt, die nach dem Zusammenbruch die amerikanischen Führer mit der Wahl konfrontierte, Chaos und Bolschewismus in ganz Deutschland zu akzeptieren oder ein Programm zu verabschieden, das Deutschland und ganz Europa retten würde. So ein Plan und solch kühnes Programm konnte nur durch eine politische Schulung erfolgreich durchgesetzt werden, das nun seine überragende Bedeutung bewiesen hat … Um Amerika wieder zur Vernunft zu bringen und weg von Potsdam, »haben wir mit gründlicher Systematik das Chaos organisiert« (das zitiert Tetens wieder im Original; Anm. OJ).
Ich werde später noch auf diese Methoden eingehen, die heute noch überall auf der Welt das Mittel zur Erreichung von politischen Zielen sind. Viel gelernt haben die Nationalsozialisten dabei von den Internationalsozialisten, sprich Kommunisten, deren Vorgehensweisen Himmler genau studiert hatte. Die Autoren beschreiben, wie bewusst die Lieferung von Nahrung, Industriegütern und Kohle sabotiert wurde, um die Amerikaner zum Einlenken zu bewegen. Und dann folgt eine interessante Passage, auf die ich gleich zurückkommen werde:
Gerade so wie Clausewitz erklärt hatte, dass Krieg die Fortsetzung von Taten (»Action«; Clausewitz sagte eigentlich Politik; Anm. OJ) mit anderen Mitteln ist, führten die Deutschen den Krieg nach dem Zusammenbruch mit Propaganda und anderen Mitteln fort.
Da Sie sich nach diesen erstaunlichen Ausführungen vermutlich händeringend fragen, ob es noch eine weitere Quelle gibt als »nur« ein Mitglied des Kriegsverbrecherkommission, will ich Sie an dieser Stelle nicht auf die Folter spannen – es wird ohnehin noch spannend genug. Tatsächlich existiert auch eine Mainstream-Quelle über ein lange geheim gehaltenes Militärdokument, den Red House Report, der die Pläne der Nazis für die Europäische Union enthüllt.
In der Daily Mail schreibt Adam LeBor am 9. Mai 2009 über das Dokument unter der Überschrift »Enthüllt: Der geheime Bericht, der zeigt, wie die Nazis ein Viertes Reich planten … in der EU«.229 Adam LeBor ist ein britischer Auslandskorrespondent, der von Budapest aus unter anderem auch für das Time Magazine und die New York Times arbeitet. Auf Grundlage des Red House Report hat er seinen ersten Thriller The Budapest Protocol230 geschrieben, der 2009 erschien. Während der Recherchen zu seinem Roman, so LeBor, habe er festgestellt, dass die Nazis tatsächlich erfolgreich bei der Umsetzung ihrer Pläne gewesen seien.
Der Red House Report ist der Bericht eines französischen Spions vom November 1944 über ein geheimes Treffen von Nazis im besetzten Frankreich. Am 10. August 1944 gaben Top-Nazis deutschen Industriellen im Hotel Maison Rouge ihren Plan für die Errichtung eines Vierten Reiches nach dem Krieg weiter. Die Daily Mail zeigt einen Ausschnitt aus dem maschinengeschriebenen Report, der zu englischen Offiziellen und US-Verteidigungsminister Cordell Hull gesendet wurde. Laut dem Bericht sollten die Gelder für diesen Plan über die Schweiz geschleust werden.
LeBor schreibt:
Sie wollten ein geheimes Netzwerk von Firmen im Ausland aufbauen. Sie wollten warten, bis die Bedingungen richtig sein würden. Und dann wollten sie Deutschland wieder übernehmen. Unter den Industriellen waren Vertreter von Volkswagen, Krupp und Messerschmitt. Vertreter der Luftwaffe und des Ministeriums für Bewaffnung und Munition nahmen ebenfalls am Treffen teil und mit einer unglaublichen Voraussicht entschieden sie, dass das vierte deutsche Reich anders als seine Vorgänger ein ökonomisches und kein militärisches Reich sein würde – aber nicht nur ein deutsches.
Obergruppenführer Dr. Scheid leitete das Treffen. Er erklärte den Industriellen, dass der Krieg verloren sei. Normalerweise war das Hochverrat, aber Scheid bekam eine spezielle Erlaubnis, frei zu sprechen, weil es um den Fortbestand des Reiches ging. Die Industriellen wurden angewiesen, Kontakte anzubahnen und Allianzen zu schmieden mit ausländischen Firmen, aber das musste auf individueller Basis passieren, um keinen Verdacht zu erregen.
LeBor weiter:
Das Dritte Reich war militärisch geschlagen, aber mächtige Banker aus der Nazi-Ära, Industrielle und Beamte, als Demokraten wiedergeboren, blühten im neuen Westdeutschland schnell wieder auf. Sie arbeiteten an einer neuen Sache (cause): die ökonomische und politische Integration Europas.
Der Weg führte dabei über schon bestehende Kontakte:
Die Industriellen sollten sich nach dem Krieg beträchtliche Gelder im Ausland leihen. Sie sollten dabei insbesondere die finanziellen Ressourcen der Firmen, die ohnehin schon als Fassade für das ökonomische Eindringen (penetration) im Ausland dienten, nutzen, sagte Scheid und führte dabei die amerikanischen Partner des Stahlgiganten Krupp sowie Zeiss, Leica und die Hamburg-Amerika-Schiffslinie an.
Dann, nachdem die meisten das Treffen verließen, nahm Dr. Bosse vom Rüstungsministerium eine Handvoll Top-Industrieller zur Seite und weihte sie in Geheimnisse ein, die nur für die Top-Elite bestimmt waren. Er führte aus, dass der Widerstand gegen die Alliierten so lange anhalten würde, bis sie eine Garantie zur Wiedervereinigung erhalten würden (die unter George Bush Sr. vollendet wurde, dessen Großvater Prescott Bush die Nazis finanzierte231). Dann stellte Bosse einen Drei-Phasen-Plan vor:
Erste Phase: Die Industriellen finanzieren die Nazi-Partei weiter, sodass sie im Untergrund weiterarbeiten kann.
Zweite Phase: Die Regierung lässt den Industriellen große Summen zukommen, um eine »sichere Nachkriegsbasis« im Ausland zu etablieren, während bereits existierende Gelder für die Partei reserviert werden.
Dritte Phase: Deutsche Firmen bauen im Ausland ein »Schläfer-Netzwerk« von Agenten in ihren Unternehmen auf, die als Tarnung für militärische und geheimdienstliche Aktivitäten dienen.
LeBor zitiert Bosse aus dem Report:
Die Existenz dessen wird nur wenigen Menschen in jeder Industrie und den Chefs der Nazi-Partei bekannt sein. Jedes Büro wird einen Verbindungsagenten zur Partei haben. Sobald die Partei wieder stark genug ist, ihre Kontrolle über Deutschland auszuüben, werden die Industriellen für ihre Mühen und ihre Kooperation mit Konzessionen und Aufträgen bezahlt werden.
Bereits an dieser Stelle sollten Sie sich fragen, welche Partei es war, die diese Konzessionen und Aufträge vergab. Die NSDAP kam ja nie mehr an die Macht, aber dazu später mehr. An dieser Stelle sei nur gesagt, dass Bosse hier nicht davon spricht, dass die Partei wieder an der Regierung sein werde, sondern dass sie die Kontrolle wiedererlangt.
Die Gelder sollten, wie schon während des Krieges, über die Schweiz transferiert werden. LeBor schreibt:
Schweizer Banken, im Besonderen die Schweizer Nationalbank, akzeptierten Gold, das aus den Kassen der von den Nazis besetzten Länder geraubt wurde. Sie akzeptierten Vermögens- und Eigentumstitel, die von jüdischen Geschäftsleuten in Deutschland und den besetzten Ländern gestohlen wurden, und lieferten dafür die Fremdwährung, die von den Nazis benötigt wurde, um wichtige Kriegsmaterialien zu kaufen.
Vor diesem Hintergrund erscheinen der Skandal um das Nazi-Gold in der Schweiz232 und der Spendenskandal in Hessen, über den Bilderberger Roland Koch beinahe stürzte, in einem etwas anderem Licht. In den Achtzigerjahren wurden illegale Parteispenden, die von Schweizer Konten stammten, von CDU-Granden als »jüdische Vermächtnisse« ausgegeben. War das möglicherweise gar keine Tarnbezeichnung, sondern blanker Zynismus? Auf jeden Fall ist ein solcher Deckname, nun ja, ziemlich seltsam für illegale Parteispenden.233
Und jetzt wird es fast schon bizarr. Schnallen Sie sich an!
Ende 1943 wird SS-Gruppenführer Otto Ohlendorf, der 1951 wegen Kriegsverbrechen hingerichtet wurde, stellvertretender Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium.234 Dabei arbeitet er eng mit Ludwig Erhard zusammen, der das von der Reichsgruppe Industrie finanzierte Institut für Industrieforschung leitet.235
LeBor schreibt dazu in der Daily Mail:
Ohlendorfs angeblicher Job (im Reichswirtschaftsministerium) konzentrierte sich auf den Exporthandel, aber seine wirkliche Priorität war, das gewaltige paneuropäische ökonomische Imperium der SS nach Deutschlands Niederlage zu bewahren. Ohlendorf, der später in Nürnberg236 gehängt wurde, interessierte sich besonders für die Arbeiten eines deutschen Ökonomen namens Ludwig Erhard. Erhard hatte ein ausführliches Manuskript über die Transformation zu einer Nachkriegswirtschaft nach Deutschlands Niederlage (»Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung«237) geschrieben. Das war gefährlich, insbesondere, da Erhard mit Widerstandsgruppen238 in Verbindung gebracht wurde. Aber Ohlendorf, der auch Chef des SD, Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS, war, schützte Erhard, da er mit seinen Ansichten über die Stabilisierung der Wirtschaft im Nachkriegsdeutschland übereinstimmte. Ohlendorf selbst wiederum wurde von Heinrich Himmler, dem Chef der SS, geschützt …
Ohlendorf und Erhard stimmten darin überein, dass die Priorität nach dem Krieg eine schnelle Geldwertstabilisierung durch eine stabile Währung sein müsse, aber ihnen war klar, dass diese durch eine freundliche Besatzungsmacht durchgesetzt werden müsse, weil kein deutscher Staat nach dem Krieg genug Legitimation besäße, eine Währung einzuführen, die irgendeinen Wert besaß.
Tatsächlich ist es Ludwig Erhard, der unmittelbar nach dem Krieg durch Einführung einer relativ freien Marktwirtschaft (für Libertäre noch nicht frei genug, aber die freieste Marktwirtschaft in der Geschichte der Bundesrepublik) und einer stabilen D-Mark am 20. Juni 1948 die Wirtschaftskraft Deutschlands wiederherstellt.239 Später wird Erhard für die CDU Wirtschaftsminister und Kanzler.
LeBor weiter:
Erhard dachte darüber nach, wie die deutsche Industrie sich über den zerstörten europäischen Kontinent ausdehnen könnte. Die Antwort war: durch Supranationalismus – die freiwillige Aufgabe nationaler Souveränität an eine internationale Organisation. Deutschland und Frankreich waren die Triebkräfte hinter der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion 240), dem Vorgänger der Europäischen Union.
Um den gemeinsamen Markt schaffen zu können, schreibt LeBor, mussten die Nazi-Industriellen begnadigt werden. Tatsächlich verkürzte der amerikanische Hochkommissar John McCloy am 31. Mai die Haftstrafen für wegen Kriegsverbrechen verurteilte Industrielle drastisch.
Nach Beratungen mit dem Advisory Board on Clemency, dem sogenannten »Peck Panel«, entschied sich McCloy in mehreren Fällen für eine drastische Verkürzung der Haftstrafen der Kriegsverbrecher, was sogar Eleanor Roosevelt veranlasste, ihn zu fragen, »wieso wir so viele Nazis befreien«. Die bekanntesten Begnadigungen sind die von Friedrich Flick, einem der größten finanziellen Unterstützer der NSDAP, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und dem I.G.-Farben-Vorstand und Mitverantwortlichen für die Errichtung des KZ Ausschwitz III, Fritz ter Meer. Darüber hinaus erhielten Flick, Krupp und von Bohlen und Halbach auf McCloys Betreiben hin das gesamte 1945 konfiszierte Vermögen ihrer Firmen zurück.
Wikipedia, ausnahmsweise mal unstrittig, fasst John McCloys diverse Verflechtungen zusammen. Er »fungierte unter anderem als Offizier im Ersten Weltkrieg, als Rechtsberater der I.G. Farben, als Staatssekretär im US-Kriegsministerium während des Zweiten Weltkrieges, war, wie erwähnt, als Hoher Kommissar höchster Vertreter der alliierten Siegermächte in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland, war nach Eugene Meyer der zweite Präsident der neu gegründeten Weltbank, Vorstandsvorsitzender von Rockefellers Chase Manhattan Bank, Vorstand bei Mercedes-Benz Nordamerika, Gulf Oil, United Fruit Company, AT&T, Westinghouse Electric, dem Pharmakonzern E. R. Squibb & Sons, dem heutigen Mischkonzern Honeywell sowie Vorstandsvorsitzender der Ford Foundation und Ehrenvorsitzender des Council on Foreign Relations. McCloy gründete 1952 mit dem deutsch-amerikanischen Bankier Eric M. Warburg den American Council on Germany und die Atlantik-Brücke.«241
Ich habe McCloys Netzwerk hier einmal exemplarisch aufgezeigt, weil wir einigen dieser Organisationen im Laufe dieses Buches bereits begegnet sind beziehungsweise sie wieder treffen werden. Dass ausgerechnet dieser Mann für die Begnadigungen verantwortlich war, sagt eigentlich schon alles.
Aber wir sind mit LeBors Recherchen noch nicht fertig. Ich zitiere ihn hier nur so ausführlich, weil er ein Mainstream-Autor, ergo schwer zu diskreditieren ist. Die Vorarbeit für ihn (und für mich) haben natürlich andere geleistet. Weitere Auszüge, auf die wir später noch zurückkommen werden:
Wie Krupp und Flick war Hermann (Josef) Abs242, Deutschlands mächtigster Banker nach dem Krieg, schon im Dritten Reich erfolgreich. Adrett, elegant und diplomatisch trat Abs schon 1937 dem Vorstand der Deutschen Bank bei. Als das Nazi-Imperium expandierte, »arisierte« die Deutsche Bank begeistert österreichische und tschecheslowakische Banken, die Juden gehörten.
Abs hielt laut LeBor 1942 über 40 Aufsichtsratsmandate und Direktorenposten. Am wichtigsten war aber der Sitz im Aufsichtsrat von I.G. Farben, auf die wir später noch kommen.
LeBor schreibt:
Während des Krieges finanzierte I.G. Farben das Research von Ludwig Erhard … Abs wurde eingesetzt, um die Mittel aus dem Marshall-Plan zum Wiederaufbau an die deutsche Industrie zu verteilen.243 1948 war er es, der tatsächlich die Erholung der deutschen Wirtschaft steuerte. Entscheidend: Abs war auch Mitglied der »Liga für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit«, eine Elite-Lobbygruppe von Intellektuellen, die 1946 gegründet wurde (von Bilderberg-Gründer Joseph Retinger; Anm. OJ).244 Die Liga hatte den Zweck, einen gemeinsamen Markt, den Vorläufer der Europäischen Union, zu etablieren. Ihre Mitglieder waren Industrielle und Finanziers und sie entwickelten politische Ideen, die uns heute auffallend vertraut vorkommen – gemeinsame Geldpolitik (monetary integration), gemeinsame Transport-, Energie- und Wohlfahrtssysteme. Als Adenauer, der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, 1949 ins Amt kam, war Abs sein wichtigster Berater … Joseph Goebbels, Hitlers Propagandaminister, sagte einst: In fünfzig Jahren wird niemand mehr an Nationalstaaten denken.245
Zur Rolle Ludwig Erhards: Es mutet auf den ersten Blick seltsam an, dass die Nazis einerseits ein sozialistisches Europa (im Verbund mit der Sowjetunion) schaffen wollten, andererseits dabei aber auf die freie Marktwirtschaft setzten. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen von Linken, die glauben, die EU wäre eine »neoliberale« Verschwörung, weshalb man Hinweise auf Erhard und I.G. Farben auch vornehmlich auf linken Blogs findet. Natürlich wissen Libertäre, dass eine zentralistische EU-Regierung einer freien Marktwirtschaft im Wege steht. Dazu muss man zwei Dinge bedenken: Auch viele Liberale waren von einem gemeinsamen Binnenmarkt begeistert und arbeiteten an der Verwirklichung desselben mit. Sie ahnten aber nicht, dass dies auch zu einer gemeinsamen Regierung mit entsprechender Bürokratie und damit zwingend zu immer weniger Markt, also immer mehr Sozialismus, führen würde.
Freihandel benötigt weder eine »Zone« noch irgendwelche Institutionen. Man lässt Bürger und Unternehmen der verschiedenen Länder einfach zufrieden, während sie miteinander handeln. Sobald eine Institution entsteht, die irgendwelche Befugnisse hat, wird sie diese ausweiten. Auch das kann als ein Naturgesetz gelten, da bei diesen Institutionen Menschen arbeiten, die ihren Vorteil suchen. Und dieser liegt in der Ausweitung von Kompetenzen und damit der Mehrung von Macht.
Erhard selbst wurde offensichtlich von Ohlendorf geschützt. Dass die beiden zusammenarbeiteten, ist historisch erwiesen. Auch LeBors Aussage, Himmler hätte dabei wiederum die schützende Hand über Ohlendorf gehalten, ist äußerst plausibel. Der Chef des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS hätte sicherlich nicht ohne Rückendeckung seines Vorgesetzten gehandelt.
Macht das Erhard zu einem Nazi? Natürlich nicht. Er war einfach ein ordoliberaler Ökonom246, der die Chance ergriff, seine Vorstellungen von einer freien Marktwirtschaft durchzusetzen. Möglicherweise half ihm sogar das Untergrundnetzwerk der Nazis auch später noch, ohne oder mit seinem Wissen. Letztendlich dürfte es ihm aber egal gewesen sein, wer ihm dabei half, endlich eine freie Marktwirtschaft in Deutschland einzuführen.
Aber wie erklärt sich das aus der Sicht der Nazis? Dabei muss man bedenken, dass sowohl Sozialisten als auch Kommunisten die Vorzüge der Marktwirtschaft wohl bekannt waren. Wir sahen zum Beispiel, dass sowohl Keynes als auch Lenin wussten, wie wichtig eine stabile Währung ist. Es ist daher durchaus rational für einen Sozialisten, zeitweilig auf die Vorzüge einer freien Marktwirtschaft mit stabiler Währung zu setzen, um das Land aufzubauen. Ähnliches wollten die Kommunisten auch mit dem Fall der Mauer bewirken, wie wir noch sehen werden.
Es ist wichtig, zu begreifen, dass der Kommunismus/Sozialismus keine ökonomische Theorie ist. Es ist eine Ideologie, eine Wahnidee, die den Menschen vorgehalten wird, um eine totalitäre Herrschaft errichten zu können. Es ging nie um das Wohl der Menschen. Natürlich verstehen das die Anhänger dieser Ideologie nicht, ebenso wenig viele Mitläufer und nützliche Idioten. Aber diejenigen ganz an der Spitze der Pyramide, die intelligenten Psychopathen, die verstehen es natürlich schon. Sie verhalten sich entsprechend opportunistisch, um ihre Ziele zu erreichen. Und wenn das heißt, dass man zunächst ein Land mithilfe der Marktwirtschaft wieder aufbauen muss, um ein langfristiges Ziel zu erreichen, dann macht man es eben. Ab welcher Ebene den Agenten das bewusst ist, lässt sich natürlich nicht sagen. Möglicherweise versteht es auch der eine oder andere Prinzipal der unteren Ebenen nicht. Aber streng genommen ist er dann gar kein Prinzipal, weil er nicht mehr Informationen besitzt als der Agent.
In diesem Fall treffen gleich zwei Wahnideen aufeinander: die des Kommunismus und die der »Herrenrasse«. Wenn Europa beispielsweise marktwirtschaftlich (also gar keine Staaten oder zumindest sehr viele kleine) organisiert wäre, dann gäbe es ja gar keine Herrscherklasse. Also gäbe es auch keine »Herrenrasse«, die andere beherrscht. Jeder besäße die gleiche Chance, sein Glück zu verwirklichen. Ein marktwirtschaftliches Europa wäre also niemals ein »deutsches« Europa, sondern eben ein Europa der Deutschen, Spanier, Griechen und so weiter. Das Endziel der Nazis kann also niemals eine freie Marktwirtschaft sein, sonst wären sie ja keine Nazis.
Aber selbst ein zentralistisches Europa wäre kein deutsches. Selbst wenn alle EU-Kommissionsmitglieder deutsch wären, was sollte das einem Bürger der Bundesrepublik bringen? Alle würden ja gleich unter der Planwirtschaft leiden. Wenn Hitler gewonnen hätte, sähe das natürlich anders aus. Dann hätten eben Deutsche bevorzugt Posten bekommen. Aber dass es in der heutigen EU zu solchen Rassegesetzen kommen könnte, ist ja zum Glück auszuschließen (wenigstens das). Ihren ursprünglichen Plan können die Nazis also nie verwirklichen, die Kommunisten, mit denen sie sich eingelassen haben, allerdings schon, wie wir noch sehen werden.
Halten wir als Zwischenfazit fest: Wir wissen aus einer Originalquelle (Funk), dass die Nazis schon während des Krieges die Pläne für eine Europäische Union entworfen haben. Aus einer weiteren Originalquelle, dem Red House Report – streng genommen ist das keine Originalquelle, weil uns der Report nicht vorliegt; aber er ist durch ein Mainstream-Organ bestätigt und wird von niemandem angezweifelt –, wissen wir, dass die Nazis planten, mithilfe von Finanziers und Industriellen ein Untergrundnetzwerk aufzubauen, um ihre Ziele zu verwirklichen. Aus einer guten Sekundärquelle (Tetens) wissen wir, dass zu diesem Plan gehörte, die Amerikaner davon zu überzeugen, dass ein starkes Westdeutschland ein Bollwerk gegen den Kommunismus sei, während man aber gleichzeitig mit Russland zusammenarbeiten wollte, um eine sozialistische Union vom Atlantik bis zum Ural zu errichten.
Nun wollen wir die Frage untersuchen, ob der Plan auch tatsächlich umgesetzt wurde. Dabei werden Sie sehen, dass die Tatsache, dass uns Originalquellen zur Untermauerung unserer These zur Verfügung stehen, angesichts der tatsächlichen Geschehnisse und einer überwältigenden Fülle an nachweisbaren Fakten zwar hilfreich ist, aber an sich gar nicht notwendig wäre.