2. Der größte Trick des Teufels

In der »Verschwörungsliteratur« wird eifrig darüber sinniert, wer denn nun eigentlich die Bösen sind. In den antiklerikalen Betrachtungen sind es der Jesuiten- und der Malteserorden, die die Freimaurer unterwandern. Andere Autoren mutmaßen wiederum, die Freimaurer hätten die Kirche unterwandert. All diese Theorien führen aber am Kern der Sache vorbei.

Unter der Annahme, dass es eine Gruppe gibt, die eine Weltregierung anstrebt, deren Vorstufe die Vereinigten Staaten von Europa sind, muss diese Gruppe versuchen, alle relevanten Einflussgruppen zu beherrschen, egal, ob es sich um religiöse, humanistische oder rein finanziell-industrielle Organisationen handelt.

In diesem Kapitel will ich versuchen, eine Antwort auf folgende Fragen zu finden:

  1. Warum unterstützen dieselben Kreise rechte und linke Gruppierungen?
  2. Warum streben verschiedene religiöse Gruppen dasselbe Ziel an, obwohl es ihrer religiösen Botschaft widerspricht?
  3. Warum unterstützen reiche Banker und Industrielle ein System, das letztendlich auch ihren Untergang bedeutet?
  4. Ist es überhaupt möglich, dass Verschwörungen den Gang der Geschichte beeinflussen und dies unbemerkt bleibt?

Eines vorweg: Die meisten Organisationen, die ich in diesem Buch besprochen habe, taugen gar nicht für eine Verschwörung. Eine Verschwörung muss im Geheimen ablaufen und kann nicht allzu viele Leute umfassen. Das heißt, das Council on Foreign Relations oder die Bilderberger scheiden schon einmal aus. Ihre Mitglieder sind bekannt und es sind viel zu viele.

Antony Sutton legt in seinem Buch America’s Secret Establishment940, das er als sein wichtigstes, sein Opus magnum betrachtete, ebenfalls Wert auf diese Feststellung. Er teilt die Machtelite daher in einen inneren Kreis und einen äußeren ein. Was viele gar nicht wissen: Ohne die Arbeit von Sutton wüssten wir gar nichts über die Verbindung Skull & Bones. Er hat sich dem Thema als Erster wissenschaftlich genähert und wurde bis heute nicht diskreditiert, nur ignoriert. Er konnte das auch nur, weil er von einer anonymen Quelle Originaldokumente übersandt bekommen hatte. Diese Dokumente haben ihm die Augen geöffnet und er konnte endlich die Fragen beantworten, die in seinen früheren Arbeiten offen geblieben sind und die ich oben skizziert habe.

Ohne Suttons Arbeit wüssten wir gar nicht, dass bei der US-Präsidentenwahl 2004 mit George W. Bush und John Kerry zwei Mitglieder der Geheimgesellschaft Skull & Bones gegeneinander angetreten sind, was von einem einzigen Journalisten, Tim Russert von NBC, sogar im Mainstream kurz thematisiert wurde. Beide Kandidaten erklärten, sie könnten nichts dazu sagen, weil es geheim sei – und schon war das Thema wieder aus den Medien verschwunden.941 Tim Russert war Gastgeber von Meet the Press, eine der bekanntesten Politshows in Amerika. Am 1. Juni 2008 eröffnet er eine Sendung mit der Vermutung, dass der Irakkrieg bereits vor dem 11.9.01 geplant worden war. Am 13. Juni 2008 stirbt er mit 58 Jahren in seinem Büro an einem Herzinfarkt, wobei die Todesumstände unklar sind.942

Es werden jährlich nur 15 Yale-Absolventen bei Skull & Bones aufgenommen. Seit 1990, also seit über zwanzig Jahren kennt man nur zwei Mitglieder: Jon Boulton, Chefökonom von Barack Obama, und Dana Milbank, Reporter der Washington Post.943 Es wird Sie nicht wundern, dass Milbank sich gerade am libertären Republikaner Rand Paul abarbeitet, über den er einen negativen Artikel nach dem anderen schreibt.944

Ansonsten weiß man nichts über die knapp 350 Absolventen der letzten 23 Jahre. Das heißt, diese Organisation qualifiziert sich tatsächlich als Geheimgesellschaft mit einem relativ kleinen Kreis. Selbst diesen Kreis teilt Sutton noch in einen inneren und äußeren Kern. Außen herum ist der äußere Kreis angeordnet. Darin befinden sich offene Organisationen, wie das Council on Foreign Relations, die Trilaterale Kommission oder die Bilderberger.945 Deren Mitglieder wissen aber nichts von einem inneren Kreis und dieser nichts von einem inneren Kern. Sie kriegen einfach nur die Propaganda geliefert und handeln dann im eigenen Interesse. Viele glauben vermutlich an die vorgefertigten Argumentationslinien. Doch unabhängig davon, ob sie diese glauben oder nicht: Wenn sie nicht danach handeln, fliegen sie eben raus, was in den meisten Fällen heißt, dass sie eben nicht mehr von Medien, die im Besitz oder unter dem Einfluss des inneren Kreises sind, gefördert werden. So schwer ist das nicht.

Sutton erklärt in dem Buch die Philosophie des Ordens, die auf die Arbeiten von Hegel und Johann Gottlieb Fichte zurückzuführen wären. Fichte war Freimaurer und nach Einschätzung von Sutton Mitglied des berühmt-berüchtigten Illuminaten-Ordens von Adam Weishaupt.946 Sutton liefert Indizien dafür, dass die 1833 gegründete Skull & Bones-Verbindung eine Nachfolgeorganisation des 1785 verbotenen Ordens der bayerischen Illuminaten ist, aber das soll uns an dieser Stelle nicht interessieren.947 Die meisten Menschen wissen ja gar nicht, dass dieser Orden nachweislich existierte und berühmte Leute wie Knigge oder Goethe Mitglieder waren.948 Goethe stand in engem Kontakt zu Fichte und sieben Briefwechsel sind überliefert. Die Originaldokumente des Ordens können inzwischen nicht nur in der Bibliothek eingesehen, sondern im Internet abgerufen werden.949

Zurück zur Philosophie. Sowohl Fichte als auch Hegel sahen den Staat als absolut an. Kurz gesagt: Nur durch ihn hätte das Individuum überhaupt Rechte – ganz wie FDP-Young Leader Christian Lindner es für den Markt postulierte.950 Die Bonesmen nutzen nun laut Sutton die Hegel’sche Dialektik, um Rechts und Links in einen Konflikt zu treiben, mit dem Resultat eines immer stärkeren Staates. Am deutlichsten wird das an der Person von Bonesman W. Averell Harriman. Er unterstützte die bolschewistische Revolution und war Direktor der Ruskombank, der ersten kommerziellen Bank in der Sowjetunion. Gleichzeitig unterstützten sein Bruder Roland Harriman und die Ordensbrüder E. S. James und Knight Woolley über die Union Bank, deren Hauptanteilseigner sie waren, Hitler.951

Jetzt zum Schlüssel des Ganzen, der uns wieder an den Beginn dieses Buches zurückführt: Die Philosophie Hegels und Fichtes und anderer Staatsverfechter, dass der Staat absolut sei, ist inhärent bösartig, da der Staat auf der Erstanwendung von Gewalt basiert.

Es verwundert daher nicht, dass Sutton zu dem Schluss kommt, dass der Skull & Bones-Orden ein satanistischer Kult ist. Er weist das anhand der Dokumente und Rituale nach.952 Es reicht aber ein Blick auf das Symbol des Ordens, ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Der Totenkopf war auch das Symbol der Totenkopf-Division der Waffen-SS. Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus sind ohnehin offensichtlich.953

Wie sieht es mit dem Kommunismus aus? Auch der ist offensichtlich inhärent böse. Gibt es Hinweise darauf, dass auch deren Schöpfer Satanisten waren? Der 2001 verstorbene rumänische lutherische Pfarrer Richard Wurmbrand hat sich diesem Thema gewidmet. Wurmbrand ist nicht irgendwer. 2006 wurde er von seinen Landsleuten zum fünftbekanntesten Rumänen gewählt.954 In seinem Buch Marx und Satan gelangt er zu dem Schluss, dass Marx ein Satanist war, was er anhand von Briefwechseln von Marx mit seinem Vater und seinen eigenen Werken nachweist.955 An dieser Stelle nur zwei Zitate von Marx:

In seinem Gedicht »Die blasse Maid« schreibt er:

So hab ich den Himmel verscherzt,

ich weiß es genau.

Meine Seele, die einst Gott gehörte,

ist nun für die Hölle bestimmt.

An anderer Stelle heißt es:

Ich möchte mich an dem Einen rächen, der dort oben herrscht.

Wurmbrand analysiert Marx’ Arbeiten im Detail und geht auch auf sein Umfeld ein. Sie sollten den Text in Gänze lesen. Interessant an Wurmbrands Ausführungen ist, dass Marx zuerst gläubiger Christ war und den Sozialismus ablehnte. Erst nach seiner Begegnung mit dem Satanismus wäre er Kommunist geworden. Er hätte demnach also in voller Absicht ein Werk geschrieben, das so viel Unglück über die Welt bringt. Wurmbrands Befund ist eindeutig:

Wir sind das, wovon wir leben. Marx lebte von satanischen Vorstellungen, daher verbreitete er auch eine satanische Lehre.

Nun gut, vielleicht war Marx ein verrückter Einzeltäter, mögen Sie jetzt denken. Weit gefehlt. Aus seinen eigenen Briefen geht hervor, dass er Mitglied einer Geheimgesellschaft war. Am 7. Dezember 1852 schreibt Marx an Adolf Cluss, einem prominenten Architekten in Washington:956

Die Orleanisten – ich kenne einen ihrer Agenten sehr genau – sind ungeheuer tätig. Thiers ist in diesem Augenblick hier. Sie haben viele Verbündete in der Armee und in der unmittelbaren Umgebung Bonapartes.957 Sie wollen ihn (im Januar) in seinem Bett morden. Nous verrons. Ich werde jedenfalls 14 Tage vor ihrem Attentat unterrichtet sein und durch die geheime Gesellschaft der »frères et amis«, der ich angehöre, die revolutionär-proletarische Partei in Paris unterrichten.

Über diese ominöse Geheimgesellschaft »frères et amis« werden Sie nirgendwo etwas finden. Das heißt, sie war wirklich geheim. Dass Mord an Staatsoberhäuptern ganz selbstverständlich zum Handwerk von Geheimgesellschaften gehört und sie sich gegenseitig von solchen Plänen unterrichten, erfahren Sie ganz nebenbei auch. Finden Sie es nicht seltsam, dass so etwas im Geschichtsunterricht nicht erwähnt wird, obwohl es Originaldokumente dazu gibt?

Nun wissen wir nicht, welche Art von Geheimgesellschaft das war, aber wir haben noch Beweise für eine äußerst spektakuläre Verbindung zur Freimaurerei. In der Jüdischen Enzyklopädie ist zu lesen:958

Die internationale Arbeiterassoziation wurde also gegründet. Mazzini und Marx wurden mit der Aufgabe betraut, die Grußadresse und die Verfassung vorzubereiten; und auf dem Kongress in Genf 1866 wurde der Bericht von Marx angenommen.

Das heißt, Marx und Mazzini bereiteten die Verfassung der Ersten Internationalen vor. Unabhängig von diesem Eintrag ist historisch verbürgt, dass Mazzini auch in der Internationalen engagiert war.959 Giuseppe Mazzini ist kein geringerer als der Altgroßmeister des Grande Oriente d’Italia, dem größten Dachverband von Freimaurerlogen in Italien, also der Chef aller Logen!960 Mazzini gilt als einer der Väter des Begriffs »Vereinigte Staaten von Europa«!961

In vielen Verschwörungstheorien (hier passt der Begriff, weil sie nicht auf beweisbaren Fakten beruhen) spielt ein angeblicher Briefwechsel von Mazzini und Albert Pike eine Rolle, der 1870 stattgefunden haben soll. Darin soll Pike drei Weltkriege vorausgesagt und den Plan geschmiedet haben, einen »Super-Ritus« zu schaffen, der alle Logen umfasst, aber nur den obersten Eingeweihten bekannt ist. Die Briefe basieren eindeutig auf einer Fälschung beziehungsweise unzulässiger Interpretationen, worauf auch auf offiziellen Freimaurer-Webseiten wie der der »Grand Lodge of British Columbia« hingewiesen wird.962

Aber auf derselben Webseite wird Albert Pike als prominenter Freimaurer und Autor sowie als Schöpfer (composer) des modernen Schottischen Ritus gewürdigt, nach dem weltweit die meisten Freimaurerlogen aufgebaut sind.963 Auch dass Pike generell versucht hat, möglichst viele Logen zu vereinen – er selber nahm in mindestens vier Logen eine hohe Stellung ein – und durch den gemeinsamen schottischen Ritus auch zu vereinheitlichen, wird nicht bestritten. Bis heute steht eine Statue von ihm in Washington D.C., was wohl nicht vielen Freimaurern gegönnt sein dürfte, die nie ein offizielles politisches Amt innehatten.964 Kurzum: Der Mann war ein wichtiger Freimaurer und glücklicherweise sind Originalwerke von ihm überliefert. Sein Hauptwerk ist Morals and Dogma of the Ancient and Accepted Scottish Rite of Freemasonry (1872), das auch auf vielen offiziellen Logenseiten erwähnt und zum Teil zum Download angeboten wird. Wobei vor dem Zeitalter des Internets dieses Werk nur den oberen »Adepten« zugänglich war.

Diese Schrift räumt zunächst einmal mit zwei Schutzbehauptungen von Freimaurern auf: dass Religion und Politik kein Thema wären. Im Gegenteil, das sind die zwei Hauptthemen. Das Wort »Regierung« taucht alleine 76-mal auf 53 Seiten auf.965 Das Wort »Religion« finden Sie auf 133 Seiten. Die zweite Schutzbehauptung stimmt nur insofern, dass dort keine Parteipolitik diskutiert wird, ganz einfach, weil links und rechts zwei Seiten derselben Medaille sind. Daher sind auch Politiker jeglicher Couleur in Freimaurerlogen vertreten. Es ist hier nicht der Platz für eine vollständige Inhaltsanalyse, daher nur so viel zur Politik: Pike lehnt sowohl Anarchie als auch eine absolutistische Herrschaft ab. Sein bevorzugtes Modell ist die Demokratie.966

Wir erinnern uns, dass auch Angehörige aller Religionen in Freimaurerlogen willkommen sind. Das heißt aber nicht, dass Religion dort kein Thema wäre. An einer Stelle heißt es beispielsweise:967

Obwohl die Maurerei weder den Platz der Religion einnehmen, noch sie nachäffen will, ist das Gebet ein wesentlicher Bestandteil unserer Zeremonien. Es ist das Streben unserer Seele zur Absoluten und Unendlichen Intelligenz, welche die eine Höchste Göttlichkeit ist, die höchst kläglich und missverständlich als ein ARCHITEKT charakterisiert wird.

Pike stellt sogar zehn Gebote für Freimaurer auf, die denen aus der Bibel ähneln, ergänzt durch das Gebot der Nächstenliebe.968

Dann enthält das Werk noch eine Passage, die häufig als Beweis dafür herhalten muss, dass die Freimaurer Luzifer anbeten:969

Luzifer, der Lichtbringer! Seltsamer und mysteriöser Name, um ihm den Geist der Dunkelheit zu geben! Luzifer, der Sohn des Morgens! Ist er es, der das Licht trägt und mit dessen Glanz er unerträglich die schwachen, genusssüchtigen und selbstsüchtigen Seelen blendet? Bezweifle es nicht!

Das klingt nun eher so, als ob Pike Luzifer kritisch als den Verführer ansieht. Zwar verweisen etliche Autoren auf Schriften, denen zufolge Pike den obersten Rängen der Freimaurerei die »luziferische Lehre« verordnet habe. Nach meinem Überblick beruht das aber auf Fälschungen.970 Trotzdem sollte es zu denken geben, wenn sich so ein wichtiger Freimaurer überhaupt mit Luzifer beschäftigt.

Nun kann es natürlich sein, dass tatsächlich irgendwo gut verborgen geheime Schriften oder Befehle existieren, in denen es um die Anbetung von Luzifer geht. Das will ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Stattdessen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, was meiner Meinung nach passiert sein könnte:

Wie ich anfangs erläutert habe, sind geheime Gesellschaften prädestiniert dazu, irgendwann von Psychopathen dominiert zu werden. Diese Psychopathen an der Spitze können sich also mit den Psychopathen der anderen Logen durchaus zusammengeschlossen haben. Sie präsentieren den obersten Eingeweihten tatsächlich irgendeine Art »Antireligion«, in der Satan oder Luzifer oder der Teufel angebetet wird. Alles, was man dazu tun muss, ist, einen geheimen »Super-Ritus« zu kreieren und die Top-Leute der Logen anzusprechen. Alle tatsächlich harmlosen Logen zieht man natürlich gar nicht erst in Betracht; interessant sind nur die einflussreichen. An deren Spitze stehen Personen, die ohnehin alle Dreck am Stecken haben, weil sie ihre Stellungen dazu missbraucht haben, unsaubere Geschäfte zu machen. Beispielsweise wie wir es beim Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem gesehen haben oder der P2-Loge.

Manche Logen wie Skull & Bones sind von Anfang an ersichtlich bösartig. Sie können sich in andere Logen einschleichen, weil bei den Bonesmen Religion ohnehin keine Rolle spielt und die eigene Mitgliedschaft geheim ist. Das ist möglich, völlig unabhängig davon, was Freimaurer- oder sonstige Logen tatsächlich lehren. Es reicht ja, wenn man sich die Bösewichter aus diesen Logen herauspickt und mit ihnen eine geheime Großloge gründet. Die jeweiligen Oberhäupter beeinflussen ihre eigenen Logen, und zwar ohne dass diese wissen, was vor sich geht. Sie schlucken entweder die Story oder haben sowieso gemeinsam Dreck am Stecken, sodass sie mitmachen. Zur Verschwiegenheit sind sie ohnehin verpflichtet. Da diese Taktik so simpel ist, dass sie jedes Schulkind versteht, wäre es mehr als verwunderlich, wenn hochintelligente Psychopathen nicht auf diese Idee kämen. Und natürlich würde man den Namen einer solchen Loge nicht im Internet nachlesen können.

Die bayerischen Illuminaten könnten auch ein Beispiel für eine solche Entwicklung sein, wie ein hochinteressanter Brief von Thomas Jefferson über den ehemaligen Jesuiten und Ordensgründer Adam Weishaupt an Reverend James Madison971 vom 31. Januar 1800 zeigt. Sie werden gleich Bauklötze staunen:972

Weishaupt scheint ein begeisterter Philantrop zu sein. Er zählt zu jenen, die an die unbegrenzte Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen glauben. Er meint, er (der Mensch) könnte irgendwann so vollkommen sein, dass er in der Lage ist, unter allen Umständen sich selbst zu regieren, sodass er niemanden verletzt, alles Gute tut, das er kann, um der Regierung keine Gelegenheit zu bieten, Macht über ihn auszuüben und natürlich eine politische Regierung überflüssig zu machen. Dies ist, wie Sie wissen, Godwins Doktrin und das ist es, was Robinson, Barruel und Morse eine Verschwörung gegen jede Regierung nennen. Weishaupt glaubt, diese Perfektion des Menschen zu befördern war das Ziel von Jesus Christus. Dass seine Absicht ganz einfach war, diese natürliche Religion wieder in Kraft zu setzen und indem man dieses Licht seiner Moral verbreitet, uns zu lehren, uns selbst zu regieren. Seine Gebote sind die Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten. Und indem er die Unschuldigkeit der Führung lehrt, erwartet er, die Menschen in ihren natürlichen Zustand von Freiheit und Gleichheit zu versetzen. Er sagt, niemand legt ein sichereres Fundament für Freiheit als unser Großmeister Jesus von Nazareth.

Sitzen Sie noch? Ich schwöre, dass ich diesen Brief noch nicht kannte, als ich mein erstes Kapitel schrieb! Ich habe die vollständige Fassung gerade erst entdeckt, als ich versucht habe, die wahren Ziele des Illuminaten-Ordens anhand von Originalquellen herauszufinden. Laut Jefferson wäre Weishaupt ein waschechter Libertärer gewesen! Das würde auch erklären, warum der Orden von der bayerischen Staatsregierung verboten wurde. Nun könnte es auch sein, dass Jefferson auf Weishaupt hereingefallen ist, und sollte Weishaupt meinen, dass der Mensch erst umerzogen werden muss, kann das allerdings nicht mehr als libertär bezeichnet werden. Ich habe noch nicht alle Weishaupt-Texte gelesen, aber sie sind schon sehr staatskritisch. Allerdings kann es auch sein, dass er im rousseauschen Sinne gleichzeitig das Privateigentum ablehnte, wie einige Autoren meinen. Das würde Weishaupt zu einem linken Anarchisten machen, was ein Widerspruch in sich ist. Dabei muss man aber bedenken, dass das kein böser Wille gewesen sein muss. Die Idee des Libertarismus ist noch relativ jung. Der libertäre Jurist und Unternehmer Lysander Spooner beispielsweise schrieb seine geniale Abhandlung No Treason erst 1867. Darin erläutert er unwiderlegbar, dass keine Verfassung ein gültiger Vertrag ist, weil Verträge nur für diejenigen gelten können, die sie unterschreiben.973

Und jetzt will ich Ihnen erklären, wie durch einen ganz kleinen Kniff die Botschaft von Weishaupt (laut Jefferson) ins Gegenteil verkehrt worden sein könnte: Aus der Idee der Abschaffung aller Regierungen könnte die Idee der Abschaffung aller Nationalstaaten geworden sein – womit für einen Kollektivisten natürlich nichts anderes als eine Weltregierung übrig bleibt. Zum einen könnten diesen Kniff die Gegner in den Regierungen angewandt haben, er könnte aber auch einfach durch schlampig arbeitende Autoren in die Welt gekommen sein. Wichtiger noch: Die Psychopathen innerhalb der Logen könnten diese Botschaft in ihr Gegenteil verkehrt haben. Unabhängig davon, ob sich eine Geheimgesellschaft wie Skull & Bones tatsächlich in der Nachfolge der Illuminaten sieht oder nicht: George Bush ist ganz sicher kein Libertärer. Ich will hier auch nicht zu einer abschließenden Beurteilung der historischen Illuminaten kommen. Schließlich passt die Einschätzung Jeffersons nicht dazu, dass Johann Gottlieb Fichte bei den Illuminaten eine Rolle gespielt haben soll.

Aber das Fallbeispiel – ob real oder nicht – kann dazu dienen, klarzumachen, was das eigentliche Problem ist: Die Geheimhaltung in den Logen bietet den Gaunern einen Vorteil und das real noch existierende Gewaltmonopol lädt geradezu zum Missbrauch ein. Auch das ist aus der Principal-Agent-Theorie erklärbar. Das Phänomen nennt sich »Moral Hazard«, zu Deutsch: moralische Gefährdung oder moralisches Risiko. Wenn es möglich ist, Umstände zu eigenen Gunsten zu nutzen, wird es jemanden geben, der das tut. Das heißt, wenn in einer Geheimgesellschaft wichtige Banker, Wirtschaftsbosse und Politiker sitzen, ist der Anreiz extrem groß, diese Tatsache zum persönlichen Vorteil zu nutzen, anstatt der vielleicht vormals existierenden reinen Lehre zu folgen. Allerdings dürften Logen wie die P2 sich von Anfang an kein idealistisches Ziel gesetzt haben.

Wie man es auch dreht und wendet: Es bleibt die unbestreitbare Tatsache, dass die Finanzoligarchie beide Seiten finanziert und in denselben Organisationen engagiert ist wie die Politiker und alle zusammen nachweislich dieselben Ziele verfolgen. Diese Ziele haben wiederum nichts mit den offiziellen Zielen der religiösen/humanistischen Logen zu tun, in denen sie engagiert sind oder von welchen sie Auszeichnungen erhalten. Dafür brauchen wir eine Erklärung. Und die einzig logische Erklärung ist, dass eine bösartige Ideologie oder zumindest konzertierte Skrupellosigkeit (Moral Hazard) dahinterstecken muss. Das betrifft nicht jede freimaurerische oder religiöse Loge, aber diejenigen, die einflussreich sind.

Die Schwierigkeit besteht eben darin, einer Organisation etwas nachzuweisen, deren Grundprinzip die Geheimhaltung ist. Aber ab und zu blitzt die Wahrheit eben durch. Als beispielsweise Berlusconi Franco Frattini ins Rennen als EU-Kommissar schicken wollte, kam das Thema Freimaurerei kurz auf, wie der Spiegel berichtete:974

Die britische Abgeordnete Sarah Ludford sagte der »FT«, sie wolle heute abend von Frattini wissen, ob es wahr sei, dass er Freimaurer ist. Wenn ja, solle er erklären, ob der Freimaurer-Eid der Bruderschaft nicht zu Fehlurteilen bei der Strafverfolgung führen könnte.

Aber es bleibt eben bei diesen kurzen Schlaglichtern (Frattini wurde 2004 EU-Kommissar). Niemand fragt nach dem Jesuitenorden bei Van Rompuy, Draghi und Co., niemand nach den Rittern von Malta oder den Grabesrittern von Jerusalem, von einem zwanzig Jahre alten Artikel in der Zeit abgesehen. Die Organisationen sind alle noch da und ihr Einfluss offensichtlich stärker denn je.

Kehren wir noch einmal zu den katholischen Orden zurück. Vielen ist gar nicht bewusst, warum sich eigentlich die protestantische Bewegung entwickelt hat. Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes (»Apokalypse«), heißt es, die Hure Babylon würde auf einem »scharlachroten Tier sitzen, bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei«. Kritiker der katholischen Kirche erinnert diese Beschreibung an deren Pomp und die scharlachroten Gewänder der Kardinäle.

Martin Luther schreibt 1520 in seinem Traktat Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche:975

Denn wenn ich gleich leugnete, daß das Papsttum göttlichen Ursprungs ist, so habe ich (bis dahin) doch zugegeben, daß es aus menschlichem Recht stammt. Als ich aber die überaus subtilen Subtilitäten dieser vornehmen Stutzer sah und hörte, mit denen sie ihren Abgott künstlich aufrichten (ich bin ja in diesen Dingen nicht so ganz ungelehrig), weiß ich jetzt und bin gewiß, daß das Papsttum das babylonische Reich und die Herrschaft Nimrods, des gewaltigen Jägers ist.

Luther war zu diesem Zeitpunkt bereits davon überzeugt, im Papsttum dem Herrn der Hure Babylon, dem Antichrist schlechthin gegenüberzustehen.976 Auch die Reformatoren Huldrych Zwingli, Heinrich Bullinger, Theodor Bibliander, Johannes Oekolampad, Martin Bucer und Johannes Calvin folgten Luthers Gleichsetzung. Als Merkmale für das antichristliche Wesen des Papsttums nannte Luther: Der Papst stelle seine Autorität über Gottes Wort, mache sich gegen und anstelle Jesu Christi zum Kirchenherrscher, beanspruche auch die Weltherrschaft gegenüber Kaisern und Königen, tyrannisiere die Gewissen der Gläubigen mit zahllosen willkürlichen, da schriftwidrigen Gesetzen: darunter Zölibat, Zwang zur Beichte, Entzug des Laienkelches beim Abendmahl, vor allem dessen Deutung als Opfer. Für Nichteinhaltung dieser Gesetze drohe er den Christen ewigen Heilsverlust an, regiere also durch Angst statt durch Liebe.977

Nun beobachten wir bei der katholischen Kirche dasselbe Phänomen wie beim Staat, dass Millionen von Gläubigen dieser offensichtliche Widerspruch nicht auffällt. Das begünstigt natürlich den Aufstieg von Psychopathen und Lügnern. Die Priester müssen ja schon grundsätzlich die christliche Botschaft leugnen, was sie dann natürlich dafür prädestiniert, heimlich einem luziferischen Glauben anzuhängen. Das bedeutet, auch die katholische Kirche ist inhärent böse, auch wenn ein Papst natürlich marketingtechnisch durchaus Vorteile hat. (Vermutlich bin ich jetzt bei allen katholischen Libertären unten durch. Wenn Sie die also bei den positiven Rezensenten vermissen, wissen Sie warum.)

Es ist dabei wichtig zu erkennen, dass es hier nicht um die Religionszugehörigkeit an sich geht. Beispielsweise werden in der Jüdischen Enzyklopädie von 1906 die Rothschilds als »Wächter des päpstlichen Schatzes« bezeichnet.978 Das bedeutet, dass zumindest zu dieser Zeit eine Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehung zwischen dem Vatikan und der Rothschild-Familie bestand. Es ist nun müßig, darüber zu spekulieren, welche der beiden Gruppen die einflussreichere ist. Ganz offensichtlich arbeiten sie am selben Ziel. So saß im Steering Committee der Bilderberger Edmond de Rothschild neben dem aus einer protestantischen Familie stammenden David Rockefeller und dem Jesuitenschüler Peter Sutherland.979 Bilderberger und EZB-Chef Mario Draghi wiederum war bei Goldman Sachs und ist ebenfalls Jesuitenschüler. Alle vier setzen sich für den »Klimaschutz« ein.980 Das ist wissenschaftlicher Unfug, wie wir wissen, und muss daher denknotwendig einem anderen Ziel dienen. Die Religion dieser drei spielt also keine Rolle, allenfalls eine übergeordnete und dann okkulte (= verborgene) Lehre.

Eine Variante einer solchen Ideologie, die auch in bestimmten Logen zirkuliert, ist übrigens die folgende. Sie ist selbsterklärend, deshalb muss ich ihnen keine diskreditierte Quelle angeben:

Es gibt Gut und Böse. Wenn es also Gott gibt, muss es nach deren Vorstellung auch den Teufel geben. Die Variante besagt nun, dass Gott in der geistlichen Welt
herrscht und Luzifer in der materiellen. Das erscheint auf den ersten Blick auch logisch, da ja offensichtlich in der Welt das Böse herrscht und kein allgütiger Gott. Also nehmen sich die Psychopathen heraus, alles zu tun, was sie wollen, denn hier auf Erden herrsche ja Luzifer.

Was diese Anschauung selbstverständlich übersieht ist, dass es nur die wenigen Psychopathen sind, die herrschen. Diese sind es auch, die diese Ideologie verbreiten, was so ähnlich ist wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. In Wirklichkeit sind die meisten Menschen aber keine Psychopathen. Ob gläubig oder nicht, die meisten Menschen empfinden Empathie und haben ein Gewissen. Sie wissen, dass Gewalt und Diebstahl schlecht sind. Sie wissen aber nicht, dass unser Staatswesen auf dieser Gewalt basiert. Das wiederum ist der Beweis für diejenigen, die dieser Ideologie anhängen, dass die Menschen eine Führung brauchen. Weil sie eben zu dumm wären, um das zu begreifen. Natürlich ist das ein Zirkelschluss, aber ich referiere nur, was die denken. So können sie auch verstehen, warum die Machtelite so handelt.

Ein Musterbeispiel für diese Denke ist einer, der im zwanzigsten Jahrhundert den Begriff der »Vereinigten Staaten von Europa« geprägt hat. Er wurde am Wiener Theresianum der Jesuiten ausgebildet und war Mitglied der Wiener Freimaurerloge »Humanitas«: Richard Graf von Coudenhove-Kalergi. Er ist der Gründer der Paneuropa-Union und Ehrenpräsident der Europäischen Bewegung. Mitbegründer der Paneuropa-Bewegung war übrigens Otto von Habsburg, Mitglied des Ordens vom Goldenen Vlies und Großkreuzträger des päpstlichen Gregoriusordens.981 Auf Coudenhove-Kalergis Zusammenarbeit mit CIA-Chef Allen Dulles bin ich schon eingegangen.982 Er wurde 1950 mit dem ersten Karlspreis ausgezeichnet, womit er in einer Reihe steht mit den anderen Preisträgern wie Konrad Adenauer, Helmut Kohl, Winston Churchill, Walter Hallstein, Walter Scheel, Henry Kissinger, François Mitterrand, Roman Herzog, Bill Clinton, Valéry Giscard d’Estaing, Johannes Paul II. (!), Jean-Claude Juncker, Angela Merkel, Jean-Claude Trichet und Wolfgang Schäuble.

Coudenhove-Kalergi soll mit Winston Churchill die Rede ausgearbeitet haben, in der Churchill, der den Vorsitz führte, auf dem Haager Kongress 1946 die »Vereinigten Staaten von Europa« vorschlug.983 Auf jeden Fall haben die beiden zusammengearbeitet, wie aus Coudenhove-Kalergis Buch An idea Conquers the World hervorgeht, für das Winston Churchill sogar das Vorwort geschrieben hat.984 In der Resolution zum Kongress heißt es unter anderem:985

1. STELLT FEST: die Völker Europas haben die dringende Pflicht, einen wirtschaftlichen und politischen Bund zu schaffen, um Sicherheit und sozialen Fortschritt zu gewährleisten.

5. WEIST dem Vereinigten Europa die vordringliche Aufgabe zu, eine soziale Demokratie stufenweise zu verwirklichen, um die Menschen von jeglicher Unterjochung sowie von aller wirtschaftlichen Unsicherheit zu befreien – genau so, wie die politische Demokratie die Menschen vor willkürlichem Machtgebrauch schützen soll.

6. BEKRAEFTIGT, dass die einzige Lösung des deutschen Problems, wirtschaftlich wie politisch, eine Eingliederung Deutschlands in den Europäischen Bund oder die Föderation ist.

9. EMPFIEHLT: der Eintritt in einen solchen Bund oder eine Föderation soll allen Nationen Europas offenstehen, die demokratisch regiert werden und sich verpflichten, eine Charter der Menschenrechte zu respektieren.

14. ERKLAERT: die Schaffung eines Geeinten Europas ist Grundbedingung für die Schaffung einer geeinten Welt.

Am Ende dieses Buches bedarf der Text wohl kaum noch einer Kommentierung. Dass es sich bei einem sozialen Bund, der die Menschen von jeglicher wirtschaftlicher Unsicherheit befreit, um keine Marktwirtschaft handeln kann, erkennen Sie sicherlich. Aber bemerkenswert ist, dass auch hier die Vereinigten Staaten von Europa als Vorbild, sogar als Grundbedingung für eine Weltregierung genannt werden. Da in beiden Fällen die Betonung auf dem Begriff »geeint« liegt (»geeintes Europa« – »geeinte Welt«), ist klar, dass in beiden Fällen eine gemeinsame Regierung gemeint ist.

Würde es Sie an dieser Stelle wundern, wenn ich Ihnen sage, dass auch Karlspreiskollege Winston Churchill Freimaurer war? Genau so ist es nämlich. Er war seit 1901 Mitglied in der Studholme Alliance Lodge No. 1591.986 Ob Karl der Große, nach dem der Karlspreis benannt ist, selbst Freimaurer war, ist umstritten – eine Primärquelle gibt es nicht –, aber die Freimaurerenzyklopädie von 1909 notiert, dass im Schloss von Karl dem Großen (Charlemagne) eine Freimaurerschule untergebracht war.987 Ein Blick von oben auf die nach ihm benannte Fächerstadt Karlsruhe, Sitz des »Verfassungsgerichts«, mag den einen oder anderen Geist erleuchten.988 Im Grunde sollte es einem schon zu denken geben, wenn ein Preis für die Verdienste um Europa nach einem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches benannt wird, was die offizielle Bezeichnung für den Herrschaftsbereich römisch-deutscher Kaiser vom Mittelalter bis 1806 war. Ab 1500 war sogar der Zusatz »deutscher Nation« zeitweise gebräuchlich. Es gibt offensichtlich eine starke Fraktion im Vatikan, die ein Heiliges Römisches Reich wieder auferstehen lassen will, und Bilderberger-Gründer Retinger ist eine wichtige Figur in diesem Spiel. Der investigative ehemalige WDR-Journalist Gerhard Wisnewski bezeichnet den Jesuitenschüler Retinger in seinem Buch Drahtzieher der Macht« als einen »Agenten des Vatikan«. Im Sinne dessen, dass er deren Zielen dient, muss man das wohl bejahen. Wisnewski verweist auch zu Recht darauf, dass Henry Kissinger in den Siebzigern an der jesuitischen Georgetown University gelehrt hat, ebenso wie Caroll Quigley, der Mentor von Karlspreisträger Bill Clinton, der dort studiert hat.989 Dass die Vereinbarungen, die den Grundstein für die EU gelegt haben, »Römische Verträge« heißen, ist vor diesem Hintergrund wohl auch kein Zufall.

Jetzt wollen wir einmal sehen, was der ebenfalls an einer jesuitischen Universität ausgebildete Coudenhove-Kalergi, der eng mit Freimaurerkollege Churchill zusammengearbeitet hat, so von sich gibt. Glücklicherweise sind Originalschriften verfügbar, zum Beispiel Praktischer Idealismus, erschienen 1925 im Paneuropa-Verlag (!).990 Und nun sehen Sie sich einfach mal an, welche Ansichten der Graf hier vertritt:

Seite 23:

In der Regel ist der Urbanmensch Mischling aus verschiedensten sozialen und nationalen Elementen. In ihm heben sich die entgegengesetzten Charaktereigenschaften, Vorurteile, Hemmungen, Willenstendenzen und Weltanschauungen seiner Eltern und Voreltern auf oder schwächen einander wenigstens ab. Die Folge ist, daß Mischlinge vielfach Charakterlosigkeit, Hemmungslosigkeit, Willensschwäche, Unbeständigkeit, Pietätlosigkeit und Treulosigkeit mit Objektivität, Vielseitigkeit, geistiger Regsamkeit, Freiheit von Vorurteilen und Weite des Horizonts verbinden.

Seite 50:

Dann wird die erotische Lebensform der Minderwertigen und Mittelmäßigen Freie Liebe sein, der Auserwählten: Freie Ehe. So wird der neue Zuchtadel der Zukunft nicht hervorgehen aus den künstlichen Normen menschlicher Kastenbildung, sondern aus den göttlichen Gesetzen erotischer Eugenik.

Die natürliche Rangordnung menschlicher Vollkommenheit wird an die Stelle der künstlichen Rangordnung: des Feudalismus und Kapitalismus treten. Der Sozialismus, der mit der Abschaffung des Adels, mit der Nivellierung der Menschheit begann, wird in der Züchtung des Adels, in der Differenzierung der Menschheit gipfeln. Hier, in der sozialen Eugenik, liegt seine höchste historische Mission, die er heute noch nicht erkennt: aus ungerechter Ungleichheit über Gleichheit zu gerechter Ungleichheit zu führen, über die Trümmer aller Pseudo-Aristokratie zu echtem neuem Adel.

Seite 56 f.:

Der Einfluß des Blutadels sinkt, der Einfluß des Geistesadels wächst. Diese Entwicklung, und damit das Chaos moderner Politik, wird erst dann ihr Ende finden, bis eine geistige Aristokratie die Machtmittel der Gesellschaft: Pulver, Gold und Druckerschwärze an sich reißt und zum Segen der Allgemeinheit verwendet.

Zuerst das Freimaurermotto »Ordnung aus dem Chaos«, und dann schildert er in fast schon poetischer Kürze den Plan zur Welteroberung: Die »geistige Aristokratie« reißt das Gewaltmonopol, das Geldmonopol und die Presse an sich. Anders ausgedrückt: Finanzoligarche und Medienmogule setzen das Gewaltmonopol ein – zum Segen der Menschheit, versteht sich. Wie diese Elite dann regiert, erklärt er sogleich:

Eine entscheidende Etappe zu diesem Ziel bildet der russische Bolschewismus, wo eine kleine Schar kommunistischer Geistesaristokraten das Land regiert und bewußt mit dem plutokratischen Demokratismus bricht, der heute die übrige Welt beherrscht.

Die Geistesaristokraten – die Banker und die Medienmogule – bilden also die kommunistische Herrscherklasse.

Seite 28:

Anfang 1924 erhielten wir einen Anruf von Baron Louis Rothschild: Einer seiner Freunde, Max Warburg aus Hamburg, hatte mein Buch gelesen und wollte uns kennenlernen. Zu meinem großen Erstaunen bot mir Warburg spontan sechzigtausend Goldmark an, zur Ankurbelung der Bewegung während der drei ersten Jahre.

Zur Erinnerung: James Paul Warburg erklärte vor dem US Senat: Wir werden eine Weltregierung haben, ob wir es wollen oder nicht. Die einzige Frage ist nur, ob die Weltregierung durch Eroberung oder durch Zustimmung erreicht werden kann.

Weitere Zitate aus dem Buch Paneuropa 1922 bis 1966:991

Seite 73:

Die nächsten fünf Jahre der Paneuropa-Bewegung waren zur Hauptsache diesem Ziel gewidmet: durch Mobilisierung der Parlamente die Regierungen zu zwingen, Paneuropa zu errichten.

Und zum Schluss die Krönung auf Seite 79:

Die Vision eines größeren Europas, eines wahren Paneuropas – von Wladiwostok nach San Francisco – ist das Vermächtnis der alten Paneuropabewegung an die junge Generation.

Atmen Sie noch? Das schreibt der erste Träger des Karlspreises und Empfänger des Großen Bundesverdienstkreuzes! Und bei ihm laufen alle Fäden zusammen: Jesuiten, Freimaurerei, Council on Foreign Relations, Finanzoligarchie, CIA (Allen Dulles), Kommunismus und die Vereinigten Staaten von Europa.

Und jetzt kommen wir zu einem Thema, dass ich Ihnen am liebsten ersparen würde. Ich selber beschäftige mich sehr ungern damit, weil ich den ganzen Tag heulen könnte, wenn ich nur daran denke. Ein Teil der Machtelite ist zutiefst in abartige, okkulte sexuelle Praktiken verwickelt. Die immer wieder auftauchenden Kinderschänder-Skandale sind der Beleg dafür. Das Thema wäre natürlich ein eigenes Buch wert und ich kann zur Abkürzung noch nicht einmal auf andere Literatur dazu verweisen, weil Journalisten, die in diesem Bereich recherchieren, sterben wie die Fliegen.

Zumindest über die US-Elite gibt es das Buch des Republikaners John DeCamp The Franklin Cover-up: Child Abuse, Satanism, and Murder in Nebraska. DeCamp arbeitete unter anderem für den CIA-Direktor William Colby. Er sollte für den Senat einen Kinderschänder-Skandal untersuchen, der aber dann massiv vertuscht wurde. Er kommt zu dem Schluss, dass höchste politische Kreise rund um den Bohemian Grove darin verwickelt sind. Am Grove versammeln sich jährlich die üblichen Verdächtigen von Bilderberg, Council on Foreign Relations und zahlreiche Staatsoberhäupter.992 Der Ex-FBI-Chef von Los Angeles, Ted Gunderson, hatte jahrelang in diese Richtung recherchiert und publiziert, bis er 2011 nach Aussagen seines Arztes Ed Lucidi vergiftet wurde.993 Gunderson hat auf vielen Vorträgen über die Verwicklung höchster politischer Kreise in diese Praktiken berichtet.994

Der Dutroux-Skandal in der EU-Hauptstadt Brüssel weist ebenfalls in höchste politische Kreise. Der Beleg: Dutroux gilt immer noch als Einzeltäter, obwohl offensichtlich ist, dass es sich um einen großen Kinderschänderring handelt. Ein ZDF-Film zeigt, dass nicht weniger als 27 Zeugen ums Leben gekommen sind.995 Der belgische Abgeordnete Laurent Louis forderte im Parlament Aufklärung und wurde dafür mit absurden Begründungen selbst angeklagt – wegen angeblicher Unterschlagung von Beweismitteln, die im Internet downloadbar waren! Ein Interview mit dem derzeit weltweit wohl mutigsten Abgeordneten finden Sie in der Compact-Ausgabe 8/2013.996

In der Ausgabe beschäftigt sich ein ganzes Spezial mit dem Thema »Netzwerk der Kinderschänder«. Dort finden wir auch eine entscheidende Aussage von einem Opfer des sogenannten Sachsensumpfes. Mandy Kopp wurde mit 13 Jahren entführt und musste als Sexsklavin Vergewaltigung und Folter über sich ergehen lassen. 1993 wurde sie aus der Gefangenschaft befreit, also vor über zwanzig Jahren. Seitdem wird sie juristisch daran gehindert, über die Täter öffentlich zu sprechen. Sie nannte der Staatsanwaltschaft Namen, auch von Richtern und Staatsanwälten. Über einen ihrer Peiniger sagt sie:997

Er ist Mitglied eines schottischen Geheimbundes, wie ich heute weiß; alleine aus diesem Grund wage ich tatsächlich nicht, seine Identität aufzudecken.

Kopp hat nicht das geringste Motiv zu lügen. Da es eher unwahrscheinlich ist, dass sich ein schottischer Geheimbund nach Sachsen verirrt, ist vermutlich der »schottische Ritus« der Freimaurerei gemeint. Natürlich heißt das nicht, dass alle Freimaurer nach dem schottischen Ritus darin verwickelt sind. Aber offensichtlich handelt es sich um eine kriminelle Loge wie die P2. Mandy Kopp berichtet, sie sei selbst von Vernehmungsbeamten unter Druck gesetzt worden. Einer der Zuhälter kam laut Kopp mit einer geringen Strafe davon, weil er versprach, andere Freier-Identitäten nicht preiszugeben. Er war sogar selbst Informant der Polizei. Ein anderer Täter war Polizist und erhielt nur eine Bewährungsstrafe. Diejenigen, die sie in die Falle gelockt hatten, wurden gar nicht bestraft. Kopp selbst ist wegen Verleumdung angeklagt, weil sie einige Namen genannt hat, aber der Verfassungsschutz gibt die geheime Gemag-Akte nicht heraus, mit der sie ihre Aussagen beweisen könnte.998

Aber jetzt kommt der entscheidende Punkt: Die Generalbundesanwaltschaft hat sich 2007 geweigert, in dem Fall zu ermitteln, obwohl sie 15.000 Seiten Verfassungsschutzakten aus Sachsen von der Abteilung für organisierte Kriminalität erhalten hat.999

Das ist der Beweis dafür, dass dieser Zwangsprostitutions- und Kinderschänderring politischen Schutz von ganz oben genießt. Am 28. Juni 2007 strahlt die ARD eine Kontraste-Reportage aus, in der über einen Anwalt berichtet wird, der Thomas de Maizière wegen Strafvereitelung im Amt angezeigt hat. De Maizière war 2004 bis 2005 sächsischer Innenminister.

In dem Film heißt es:

Er (de Maizière) gewann Erkenntnisse zum Rotlichtmilieu, zur Verstrickung von Justiz und Kriminellen, sogar zu Menschenhandel und Kindesmissbrauch.

Die ARD zitiert aus einem Bericht seines Nachfolgers als sächsischer Innenminister vom 12. August 2005:

Der Bezug zur freiheitlich demokratischen Grundordnung ist bei allen Fallkomplexen gegeben.

Damit hätte de Maizière laut dem Bericht nicht nur die Staatsanwaltschaft, sondern auch den parlamentarischen Kontrollausschuss informieren müssen.

Die Reportage präsentiert ein Geheimpapier des Verfassungsschutzes:

Ein zentraler Vorwurf darin: sexueller Missbrauch durch Leipziger Staatsanwälte und Richter. Sie sind namentlich bekannt.

De Maizière hätte nach Ansicht des sächsischen FDP-Landtagsabgeordneten und seit 2009 Justizministers Jürgen Martens die Erkenntnisse an die Staatsanwaltschaft weiterleiten müssen, was nicht geschah. Auch Strafrechtsexperte Prof. Peter Alexis Albrecht erklärt in dem Bericht, dass de Maizière die Erkenntnisse zwingend an die Staatsanwaltschaft hätte weiterleiten müssen. Zum Zeitpunkt der Anzeige gegen de Maizière wegen Strafvereitelung im Amt war dieser als Bundesminister Chef des Kanzleramts und damit Beauftragter der Regierung für die Nachrichtendienste. Von verschwundenen Akten ist in dem ARD-Beitrag ebenfalls die Rede. Für de Maizière hatten die Vorwürfe kein juristisches Nachspiel. Heute sind alle Straftaten verjährt.

Einiges zur Familie de Maizière ist Ihnen ja schon in Teil IV begegnet, hier eine kurze Zusammenfassung: Thomas de Maizière war Young Leader des American Council on Germany und später als Kanzleramtschef zuständig für die Geheimdienste. Er schlug Angela Merkel seinem Vetter, dem Stasi-Informanten Lothar de Maizière, als Pressesprecherin vor. Der war Vizepräses der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Lothars Vater Clemens de Maizière, in der Wendezeit als langjähriger Stasi-Mitarbeiter enttarnt, war Synodaler der Berlin-Brandenburgischen Kirche. Thomas de Maizières Vater Ulrich war Generalstabsoffizier der Reichswehr und später Generalinspekteur der Bundeswehr. Sein Bruder Andreas war Vorstandsmitglied der Commerzbank und trat im Juli 2005 »aus persönlichen Gründen« im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Geldwäsche zurück.1000 Die Addams sind die Waltons gegen diese Verwandtschaft – eine Art Bush-Familie für Arme also.

Wir haben hier wieder alle Elemente zusammen: Geheimdienst, Militär, eine ominöse Geheimgesellschaft, Kirche und Finanzoligarchie. Alles Zufall?

Als wichtigste Erkenntnis bleibt aber, dass die Generalbundesanwaltschaft, die an die Politik – letztendlich also Angela Merkel – weisungsgebunden ist, nicht aufklärt. Das zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, die Spitze zu besetzen. Je zentralistischer die Politik, desto leichter ist alles zu kontrollieren. Ich muss nur den Kopf an der Spitze in der Hand haben. Heißt das nun, dass alle Spitzenpolitiker in satanische Praktiken wie Kinderschändung verwickelt sind? Natürlich nicht. Aber es heißt, dass es mächtige Kreise gibt, die in der Lage sind, solche monumentalen Verbrechen zu vertuschen. Das bedeutet, das Spitzenpersonal ist mindestens erpressbar oder wird bedroht.

Im Übrigen halte ich es für durchaus denkbar, dass die Guttenberg-Affäre auch etwas mit diesem Themenkomplex zu tun hat. Guttenberg hat brav und höchst erfolgreich den Job der Finanzoligarchie erledigt.1001 Doch seine Frau ging im Fernsehen massiv gegen Kinderschänder vor. Womöglich wurden ihr aufgrund dieses öffentlichen Engagements Informationen über solche Fälle in der Politik gesteckt. Wahrscheinlich ist es in diesem Fall wirklich Zufall und Guttenberg hat einfach Pech gehabt, als Variante würde ich das aber nicht ausschließen.

Ein Wort noch zur katholischen Kirche. Wenn wir für bare Münze nehmen, was Papst Benedikt im Bundestag gesagt hat (»Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande«), so gehört er eher zu den Guten. Diesen libertären Gedanken hätte er sich sehr leicht sparen können. Auch seine lesenswerte und ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Atheisten Piergiorgio Odifreddi1002 und sein sicherlich nicht freiwilliger Rücktritt spricht ebenfalls für ihn, auch wenn er aussieht wie der Imperator aus Star Wars. Ratzinger wurde von einer großen Mehrheit der Kardinäle gewählt. Das bedeutet, dass auch innerhalb des Vatikans nur eine Minderheitenfraktion für die bösen Dinge verantwortlich ist. Auch im Vatikan gibt es mit Sicherheit einen inneren Zirkel, den keiner kennt. Immer wieder starben Päpste unter mysteriösen Umständen, die etwas verändern wollten. Da die Leiche nicht obduziert werden darf, haben Attentäter natürlich ein leichtes Spiel. Vielleicht ist Ratzinger dem nur zuvorgekommen.

Vor dem Hintergrund okkulter Praktiken erscheint der Skandal um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche in einem zusätzlich schlechten Licht. Alleine die Tatsache, dass Priester nicht heiraten dürfen, zieht logischerweise solche Leute an. Und der Zölibat ist durch nichts in der Bibel zu rechtfertigen. Im Gegenteil, der Apostel Paulus verlangt von einem Bischof sogar, dass er verheiratet ist, damit er seine Aufgabe ordentlich erfüllen kann.1003 Alleine diese Tatsache zeigt, dass da etwas nicht stimmen kann. Wieso installiert die katholische Kirche etwas, was gegen die Bibel verstößt und potenziell solche kranken Leute anzieht?

Es wird Sie nicht wundern, dass auch unter Putins Ministern Freimaurer und Malteserritter sein sollen. Im Geheimdienst soll es von Freimaurern nur so wimmeln. Aber das können wir an dieser Stelle nicht vertiefen. Die meiste Literatur dazu liegt nur auf Russisch vor.

Kommen wir zu den Eingangsfragen dieses Kapitels zurück. Das okkulte, satanistische Element beantwortet alle Fragen.

  1. Dieselben Kreise unterstützen die Rechten wie die Linken, weil es nicht nur ums Geschäft geht, sondern um Herrschaft durch Gewalt. Diese ist per Definition böse.
  2. Vorgeblich religiöse und humanistische Gruppen unterstützen das Ziel der Vereinigten Staaten von Europa als Vorstufe zur Weltregierung, weil sie übernommen wurden durch bösartige Elemente.
  3. Reiche Banker und Industrielle streben die Neue Weltordnung an, weil es nicht nur um Profit geht, sondern vor allem um Macht beziehungsweise um die Durchsetzung des teuflischen Prinzips. Es machen aber viele mit, die nur kurzfristigen Profit anstreben und gar nichts von den eigentlichen Zielen ahnen.
  4. Verschwörungen sind möglich, weil der eigentliche innere Kreis der Verschwörer klein ist. Die Helferorganisationen – die nützlichen Idioten – kennen nur die Propaganda. Um die Verbrechen zu vertuschen, reicht es in jedem Land die Spitze zu kontrollieren. Politiker kommen nur nach oben, wenn sie in diesen Kreisen verkehren. Je mehr man sie in abscheuliche Verbrechen verwickelt, desto leichter sind sie erpressbar. Im Zweifel reicht aber die Drohung. Diese Drohung wird aber nicht von einem anonymen Briefeschreiber ausgestoßen, sondern von den mächtigen Kreisen selbst. Das macht sie glaubhaft.

Das Problem liegt also in geheimen Gesellschaften, in denen Psychopathen ein leichtes Spiel haben, und im Gewaltmonopol des Staates. Kann man dieses kontrollieren, kommt man mit fast allem durch. Die Geheimdienste wiederum können den Nachrichtenfluss kontrollieren, wenn der Medienmogul nicht ohnehin Teil der Machtelite ist. Unliebsame Journalisten können beseitigt werden. Die Justiz deckt es. Der größte Trick des Teufels, heißt es, bestand darin, den Menschen glauben zu machen, dass es ihn nicht gibt. Ich würde es so formulieren: Die größte Schwäche des Menschen besteht darin, nicht zu erkennen, dass es das Böse gibt. Bösartige, psychopathische Menschen ziehen ihre Macht daraus, dass man ihnen glaubt. Gutgläubige Menschen können sich nicht vorstellen, zu was machtgeile Plutokraten in der Lage sind.

Besonders Deutsche scheint diese Naivität auszuzeichnen, wie schon Napoleon erkannt hat:1004

Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche … Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.

Ist das nicht eine erschreckende Vorausschau auf die Nazizeit? Jüdische Landsleute wurden verfolgt und ermordet, obwohl sie im Ersten Weltkrieg Seite an Seite mit nichtjüdischen Deutschen im Schützengraben gelegen haben. Deutsche Juden genossen als Repräsentanten von Kultur und Wissenschaft Weltruf wie Albert Einstein und viele andere. Obwohl es keine Kollektivschuld geben kann, sondern nur individuelle Verantwortung, muss man verstehen, dass Juden oder auch das Ausland Deutschland mit Skepsis betrachten. Deshalb muss man im Übrigen auch verstehen, dass Juden in aller Welt sich einen sicheren Rückzugsort in Israel gewünscht haben. Nur hat das meiner Ansicht nach tragischerweise dazu geführt, dass Juden in Israel derzeit gefährdeter sind als an jedem anderen Ort der Welt – vor allem weil die politische Elite dort genauso korrupt ist wie überall und ihre eigenen Machtspiele betreibt. Die israelische Regierung vertritt genauso wenig die Interessen der eigenen Bevölkerung wie jede andere Regierung der Welt. Dasselbe gilt natürlich für die palästinensische Regierung, und auch für deren Bevölkerung muss man Verständnis haben.

Leider spielt der deutsche Schuldkomplex jenen in die Hände, die die »Vereinigten Staaten von Europa« wollen. Jemand, der dieses größenwahnsinnige Konstrukt kritisiert, wird umgehend als »Nazi« bezeichnet – und schon ist er gebrandmarkt und zum Abschuss freigegeben. Auch hier wirkt das Zitat von Napoleon fast schon gespenstisch aktuell. In Wirklichkeit sollten wir keine Schuld empfinden, sondern Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder passiert. Diese Verantwortung hat aber jeder Mensch – gleich woher er kommt. Im Namen des Antifaschismus wird gerade ein neuer Faschismus errichtet. Besonders die Amerikaner sollten derzeit aufpassen. Die Parallelen zur Vorgeschichte des Dritten Reiches sind ja erschreckend. Die Überwachungsmöglichkeiten, über die die amerikanische Staatssicherheit (Homeland Security) verfügt, gehen weit über die von Gestapo und Stasi hinaus. Die rechtlichen Vollmachten sind praktisch dieselben, nur dass sie noch nicht flächendeckend angewendet werden.

Aufgrund dieser Naivität, die ich auch bei vielen Amerikanern sehe, können sich viele nicht vorstellen, dass es am 11. September 2001 das US-Pendant zum deutschen Reichstagsbrand gegeben haben könnte, denen 3000 »eigene Leute« zum Opfer fielen. Als Folge von 9/11 sind viel mehr Menschen gestorben als an jenem Tag – tausende amerikanischer Soldaten und hunderttausende unschuldiger
Zivilisten in Afghanistan und im Irak. Aber schon die reine Logik muss einem sagen, dass diese Täter kein Gewissen haben und also keine Skrupel kennen.
Diese Psychopathen fühlen sich keiner menschlichen Gemeinschaft zugehörig. Sie sind ganz alleine. Sie können nicht einmal ihren eigenen Mittätern trauen, weil sie alle Psychopathen sind. Genau das ist unsere Chance.