KOSMISCHE EINFLÜSSE

In der lebendigen Natur geschieht nichts,

das nicht in einer Verbindung mit dem Ganzen steht.

Johann Wolfgang von Goethe

Als Großvater noch zur Schule ging, lernte er, dass außer dem Gravitationsfeld nichts vom Weltall aus einen Einfluss auf die Erde ausüben kann. Wie sollte auch irgendetwas durch einen Leerraum, ein absolutes Vakuum, hindurchgehen können? Heutzutage, nachdem Einstein die Idee des gekrümmten Raumes formuliert und man mit Radioteleskopie, Spektralanalysen und sogar mit künstlichen Satelliten das Weltall erforscht hat, weiß man mehr über Gammastrahlen, Photonen, kosmischen Staub und andere Strahlungen, die mühelos den Raum durchqueren. Aber immer noch gilt ein materialistisches Weltbild. Man sieht die Erde entweder als ein Raumschiff, das ziellos durch das endlose All rast und dessen Life-Support-System sich in einem Krisenzustand befindet (Buckminster Fuller), oder man rechnet sich die mathematische Wahrscheinlichkeit aus, dass irgendwoanders im Weltall in irgendeiner der zahllosen Galaxien protoplasmisches Leben entstanden sein könnte. Bis jetzt konnte man noch keine höheren Lebensformen entdecken, ja nicht einmal das primitivste extraterrestrische Leben.25 Sporen und Pollenstaub, der in der Stratosphäre schwebt, stammen ausschließlich von der Erde selbst. In allen Fällen hat man das Verständnis dafür verloren, dass die Erde ein geistiger Mittelpunkt sein kann, dass Götter auf- und niedersteigen und ihre Werke verrichten, dass hier Avatare, Herabkünfte der göttlichen Persönlichkeit, wandeln oder dass sich der Schöpfergott sogar selbst als Mikrokosmos auf der Erde inkarniert hat.

Für die Naturvölker bestand da überhaupt keine Frage, denn Besucher von den Sternen erschienen ihnen in der Traumzeit, in Trance, und tanzten mit ihnen ihre Tänze. Hat denn noch niemand die Lemuren, die Vollmondstrahlen, heruntersteigen sehen? Ist nicht der Morgenstern Quetzalcoatl auf den Straßen Mexikos als Mensch gewandelt? Besuchen die Schamanen nicht die Häuser der Himmelsgötter?

Jedes ackerbauende Volk hat den Einfluss des himmlischen Firmaments auf Wetter, Jahreszeiten, Pflanzenwachstum sowie Tier- und Menschenverhalten feststellen können. In den alten Hochkulturen entband man deshalb auch die Begabtesten von den Aufgaben der Arbeit, des Krieges oder von Familienpflichten, damit sie ungehindert von bestimmten Warten oder Bergen aus die Sterne und Planeten beobachten konnten, damit sie ihre Bitten zu den Göttern emportragen und Kalender aufstellen konnten, die den Bauern sagten, wann die Äcker zu bestellen, die Jungbullen zu kastrieren oder die Kräuter zu sammeln sind. Wenn Sirius vor Sonnenaufgang über dem Horizont stand, wurde dieser der Isis gehörende Stern mit einem Volksfest begrüßt. Im alten Ägypten wusste man, dass nun bald die Sommerflut, die den fruchtbaren Nilschlamm bringt, einsetzen würde. Noch heute halten sich Wanderfeldbauern, wie die Tukanos Brasiliens, an solche kosmischen Fingerzeige. Sie wissen: Wenn das Siebengestirn (Plejaden) kurz nach Sonnenuntergang untergeht, dann müssen die Cassavawurzeln gesteckt werden, denn die Regenzeit ist nicht mehr fern.

Die Völkerkundler fassen die Mythen und Rituale, die den vielen Sonnen-, Mond- und Himmelsgöttern gewidmet sind, nicht mehr einfach als prälogische Wissenschaft oder als sozio-psychologische Projektion auf die gleichgültige Natur auf, sondern als funktionelle Anpassung an ganz bestimmte Umweltfaktoren. Auch Gruppentänze wie die alten Bauerntänze oder Sonnenerneuerungstänze der Indianer sind das Mitschwingen und Nachempfinden der Rhythmen der Himmelskörper und ihrer Signaturen auf der Erde. Im Gegensatz dazu sind unser individualisierten Formen des Disco-Dancing, Rock und Techno Ausdruck eines von Maschinen und Elektronik besessenen Bewusstseins.

Okkultisten und Astrologen, die gern den alltäglichen Realitäten entfliehen, um in weihrauchgeschwängerten Salons den Planetengöttern und astrologischen Einflüssen nachzugehen, kennen sich gewöhnlich am nächtlichen Sternenhimmel nicht aus. Von Dänikens Astronautengötter, die in supertechnologischen Raumschiffen unseren Planeten aufsuchen, wie die Schiffe der Handelsgesellschaften einst die Gewürzinseln, erweisen sich tatsächlich als in das All projizierte gesellschaftliche Wünsche und Ängste (Moser 1998); bestenfalls zeigen sich in dieser Aufmachung die verdrängten Elementarwesen dem modernen Menschen (Golowin 1980). Wenn der Gärtner nach dem Mond sät und pflanzt, ist das etwas völlig anderes. Das Gärtnern im Einklang mit dem Kosmos ist durch lange Erfahrung und konkrete Daten gesichert.

Geozentrische Astronomie

An dieser Stelle müssen wir den Unterschied zwischen Astrologie und Astronomie klar herausstellen. Wenn die Astrologen ihre Horoskope erstellen, dann tun sie es nach dem Stand der Himmelskörper, wie er vor zweitausend Jahren war, als die Sonne noch ihren Frühlingspunkt im Widder hatte. Die Astrologen blicken nicht in den Nachthimmel, sondern in alte, vergilbte Tabellen. Aber wir wollen es ihnen nicht nachtragen, denn zu der Zeit vor zweitausend Jahren wurde – so die Überzeugung christlicher Mystiker – die Verinnerlichung des Firmaments im Mikrokosmos mit der Inkarnation der Imago dei vollkommen. Seither geht der Mikroskosmos (Mensch) nicht mehr synchron mit dem Makrokosmos (Natur). Der wahre Astrologe, der kein Scharlatan ist, stellt die inneren Konstellationen im Mikrokosmos fest. Wir als Gärtner haben es aber mit Pflanzen, Tieren und Böden zu tun, die noch ganz im Makrokosmos stehen und vom äußeren Firmament ihre Impulse erhalten. Wir brauchen die Astronomie, die den tatsächlichen Stand der Himmelskörper ermittelt. Nur brauchen wir eine geozentrische Himmelskunde, die die Erde als Mittelpunkt hat, und nicht die heliozentrische, wie sie in der akademischen Wissenschaft gepflegt wird. Die heliozentrische Auffassung kann errechnet und in Gedanken nachvollzogen werden, aber die geozentrische steht in Einklang mit den Sinnen. Unsere Pflanzen mit ihren lichtempfindlichen grünen Blättern erleben die Sonnenstrahlen und Planeteneinwirkungen von der Erde, nicht von der Sonne aus.

Geozentrisch stehen wir fest auf dem Boden. Der Garten wird zum Mittelpunkt des Universums. Wenn wir dann in den Himmel schauen, nehmen wir den gewaltigen Tages- und Nachtrhythmus wahr, bei dem die Sonne im Osten aufgeht und im Westen versinkt. Wir nehmen an dem großen Jahreskreislauf teil, der von der Tagundnachtgleiche im Frühling zur Sommersonnenwende im Hochsommer zur herbstlichen Tagundnachtgleiche und dann zur Wintersonnenwende führt, ehe er von neuem beginnt. Die Jahreszeiten, die das pflanzliche Sprießen, Wachsen, Blühen und Fruchten sowie Vogelzug, Wildwanderung und Brunstzeiten bestimmen, wurden in allen indigenen Kulturen durch Ritual und Zeremonie gefeiert und geheiligt.

Am Nachthimmel sieht man Sterne und Planeten. Im Einklang mit der griechischen, geozentrischen Tradition behandeln wir die Sonne () und den Mond () als zu den sieben Planeten gehörig. Uranos, Neptun und Pluto sind den Sinnen nicht unmittelbar zugänglich. Sie stehen außerhalb von Midgard, und ihre Entdeckung markiert den Abstieg der Menschheit in die untersinnliche Dimension, in die Welt der Elektronik, der Kernkraft, der inneren Chirurgie, Psychoanalyse, Genmanipulierung und die virtuellen Welten des Cyberspace. Die Planeten (griech. planos = herumschweifend), auch Wandelsterne genannt, bewegen sich entlang der Sonnenbahn, der Ekliptik. Sie bewegen sich entgegen dem Uhrzeigersinn (direkt), können sich aber gelegentlich auch im Uhrzeigersinn (rückläufig) bewegen. Diese Bewegungen vollziehen sich mit den Fixsternen im Hintergrund. Der Fixsterngürtel, an dem die Wandelsterne vorbeiziehen, ist in zwölf Regionen eingeteilt, jede 30 Bogengrade umfassend. Dieser Gürtel ist der Tierkreis (Zodiakus), der zwölf kürzere oder längere Tierkreisbilder enthält. Das Himmelszelt als Ganzes dreht sich täglich von Osten nach Westen in Uhrzeigerrichtung völlig um seine Achse, den Nordstern (Polaris), so dass man vom täglichen Aufgang und Untergang der Sterne sprechen kann.

Das Zifferblatt der Uhr mit seinen zwölf Ziffern gibt eine gute Versinnbildlichung dieser Vorgänge. Die Uhr ist ursprünglich auch dem Tierkreissystem entlehnt worden. Die Ziffern stellen die zwölf Tierkreiszeichen dar; der große und der kleine Zeiger widerspiegeln das Umlaufverhältnis von Sonne und Mond. Das große kosmische Uhrwerk enthält außer Sonne und Mond noch Merkur () und Venus (), die sich immer in der Nähe der Sonne aufhalten und daher als Morgen- oder Abendstern auftreten. Mit dem Mond zusammen machen sie die untersonnigen Planeten aus. Die weiteren »Zeiger« sind die obersonnigen Planeten Mars (), Jupiter () und Saturn ().

Synthese einer heliozentrischen und einer geozentrischen Anschauungsweise.

Der geozentrische Standpunkt.

Ein jeder dieser »Zeiger« bewegt sich mit verschiedener Geschwindigkeit. Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn laufen zuweilen auch rückwärts. Die Sonne durchläuft den Tierkreis in 365 Tagen und kommt dann wieder am Frühlingspunkt in den Fischen an. Der Mond ist viel geschwinder: er macht die ganze Wanderung in 27,32 Tagen. Merkur hat eine siderische Umlaufzeit von 88 Tagen, Venus von 225 Tagen, Mars von fast zwei Jahren, Jupiter von zwölf Jahren26 und der greise Sensenmann Saturn braucht fast dreißig Jahre für einen Umlauf.

Aber das sind bei weitem noch nicht alle Bewegungen, die man am Himmelsgewölbe beobachten kann. Der Mond hat noch andere Bewegungsrhythmen als den siderischen Umlauf von 27,32166 Tagen (27 Tage, 7 Stunden, 4 Minuten) durch alle Tierkreiszeichen hindurch. Am augenfälligsten sind die Mondphasen (synodischer Mond), also die Zeit, die es braucht, um von einem Vollmond über abnehmenden Mond, Neumond und zunehmenden Mond wieder zum nächsten Vollmond zu gelangen. Dieser Kreis schließt sich in 29,531 Tagen. Wenn man die Mondsichel sieht und wissen will, ob man einen abnehmenden oder zunehmenden Mond vor sich hat, kann man sich die natürliche Krümmung der Hand vor Augen halten: Wenn die Sichel wie die linke Hand gebogen ist, hat man einen abnehmenden Mond, wenn sie wie die rechte Hand gekrümmt ist, hat man einen zunehmenden Mond vor sich.

Die Mondphasen.

Ein weiterer Mondrhythmus ist die Rückkehr der Höchst- und Tiefststellung des Mondes am nördlichen und südlichen Wendepunkt. Dieser Rhythmus, der so genannte tropische Mond, verläuft in 27,32158 Tagen und teilt sich in den aufsteigenden und den absteigenden Mond. Der Mond ist absteigend, wenn er vom höchsten Tierkreiszeichen, den Zwillingen, hinunter zu dem niedrigsten Zeichen, dem Schützen, steigt; vom Schützen bis zu den Zwillingen ist er aufsteigend. Die Sonne und die anderen Planeten haben auch ihre aufsteigende und absteigende Bewegung. Von der Sommersonnenwende bis zur Wintersonnenwende ist die Sonne absteigend, und dann bis zur Sommerwende in den Zwillingen ist sie aufsteigend.

Erdferne (Apogäum) und Erdnähe (Perigäum) stellen einen weiteren Mondrhythmus dar. Dieser anomalistische Mond ist durch die el liptische Bahn, die einen Unterschied von 40000 Kilometern in der Entfernung zur Erde ausmacht, verursacht und wiederholt sich alle 27,555 Tage. Schließlich gibt es noch den drakonitischen Mond, die Wiederkehr zum gleichen Mondknoten in 27,212 Tagen. Die Mondknoten werden durch ein Pendeln oberhalb und unterhalb der Sonnenbahn (Ekliptik) erzeugt. Wenn der Mond die Ekliptik nach oben hin überschreitet, spricht man vom Drachenkopf (), wenn er die Bahn nach unten überschreitet, vom Drachenschwanz ().

Diese Mondbewegungen sind gar nicht so einfach. Die einzelnen Rhythmen ähneln einander, sind aber nicht synchron. Es dauert achtzehn Jahre und siebeneinhalb Monate, bis der synodische und der siderische Mond, also dieselbe Mondphase mit demselben Mondzeichen, wieder übereinstimmen.27 Die anderen Planeten haben dazu auch ihre divergierenden Rhythmen. Der Kalender der Maya basierte auf den Phasen der Venus, welche die Indianer mit bloßem Auge von den Pyramiden Yucatans ausmachen konnten.

Wenn man nun alle Rhythmen und zyklischen Bewegungen im Zusammenhang betrachtet, dann errät man, dass die Umstände nie genau die gleichen sind, dass, obwohl die Bahnen, Kreisläufe und Rhythmen geordnete und wiederkehrende Phänomene darstellen, der Himmel sich immer anders darstellt. Ein Vergleich mit dem Mechanismus der Uhr, so verlockend er auch scheint, ist letzten Endes nicht gerechtfertigt. Wir haben es bei der Uhr mit einem endlichen, begrenzten System zu tun, das sich immer wiederholt. Beim beobachtbaren Himmel haben wir es mit einem unbegrenzten, unendlichen »System« zu tun, bei dem man nie wieder genau zum Anfangspunkt einer Bewegung zurückkommt; eine Tatsache, die sich darin bestätigt, dass es unmöglich ist, einen völlig exakten Kalender zu machen. Wir haben es eben mit einem sich entfaltenden Organismus zu tun, mit dem lebendigen Makrokosmos anstatt mit einem Mechanismus. Durch diese Tatsache entzieht sich der Sachverhalt der experimentellen Wissenschaft. Der Wissenschaftler kann in diesem Fall nie die »gleichen« Bedingungen wiederherstellen, kann nie den Mond und die Planeten an die genau gleiche Stelle zurückschieben, um ein bestimmtes Experiment zu wiederholen. Auch kann er nicht die wesentlichen von den unwesentlichen Faktoren trennen. Es ist daher kein Wunder, dass die heutige Wissenschaft, bis auf einzelne Ausnahmen, die Idee der kosmischen Einflüsse ablehnt. Wie viel leichter ist es, den gesamten Kosmos als »unwesentlichen Faktor« abzustempeln und von innewohnenden, genetisch programmierten Uhren in Pflanzen und Tieren zu reden. Diese endogenen Uhren, meint man, haben sich auf biochemischer Grundlage als Anpassungsmechanismen an die Umwelt entwickelt und scheinen nur zufällig mit den kosmischen Rhythmen übereinzustimmen. Die Bauern und Gärtner, die nach den kosmischen Rhythmen zu bestimmten Zeiten pflanzen und säen, sind jedoch anderer Überzeugung.

Der Monat.

Raum- und Zeiterscheinungen kosmischer Vorgänge

Alles Leben ist durch Rhythmus und Pulsschlag gekennzeichnet. Mit dem Tod hört dieser Rhythmus auf. Die Lebensrhythmen der Pflanzen und Tiere sind entweder synchron (gleichlaufend) oder Abwandlungen der Bewegungen der Himmelskörper. In der räumlichen und zeitlichen Gestaltung der Flora und Fauna kann man die in die Materie eingeprägten kosmischen Impulse ebenso ablesen, wie der Menschenkenner in einer Physiognomie lesen kann. Alle Rhythmen der belebten Welt – kurze Schwingungen, Tagesrhythmen, Monatsperiodizitäten, mehrjährige Zyklen – haben ihre kosmische Entsprechung, bei den primitiven, niederen Pflanzen direkt, bei den höher entwickelten Organismen, die als Mikrokosmen einen verinnerlichten Rhythmus aufweisen, indirekt.

Die kosmischen Impulse können unmittelbar nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung ihren Einfluss auf die Organismen nehmen. Man kann sich leicht vorstellen, dass das breite Spektrum der elektromagnetischen Wellen, die unsere Erde andauernd erreichen, in die Lebensfunktionen der Organismen eingreifen kann. Diese Energien bestehen aus extrem kurzen Wellen wie Gamma- und Röntgenstrahlen, aus den sichtbaren mittleren Wellenbereichen und gehen in die Langwellen, von Infrarot bis zu den Radiowellen, über. Es ist zum Beispiel nicht auszuschließen, dass die Sensilla der Insektenantennen die elektromagnetischen Wellen, die vom All hereinströmen, aufnehmen können (Callahan 1971: 30). Zu diesen direkten kosmischen Einflüssen zählt auch der Mondeinfluss auf Ebbe und Flut und der Einfluss des Lichtes auf das Blattgrün und auf unsere Netzhaut.

Der Zusammenklang kosmischer und organischer Rhythmen kann aber andererseits auch eine Gleichzeitigkeit der Erscheinungen (Synchronizität) bedeuten, wobei beide Ausdruck tiefer liegender archetypischer Faktoren sind, die gar nicht in den Bereich der Kausalität fallen. Es kann sich um nicht kausale Erscheinungszusammenhänge handeln, auf die man im magisch-primitiven Denken immer viel Aufmerksamkeit verwandte.

Am 28. Mai 1975 konnte ich in Oregon mit einem Gärtnerfreund eine totale Mondfinsternis im Skorpion beobachten. Nach den alten Bauernregeln sind weder die Mondfinsternis noch das Tierkreiszeichen Skorpion besonders freundlicher Natur. Wir beobachteten, wie der Mond blutrot und dann schwarz wurde, merkten aber dabei gar nicht, dass die Temperatur so stark fiel, dass sämtliche Tomaten und Bohnen erfroren. Natürlich besteht kein Kausalzusammenhang zwischen dem Frost und der Mondeklipse, denn etwas weiter unterhalb im Tal war kein Frost, aber doch stehen diese Phänomene irgendwie in Zusammenhang und bestätigen die Bauernregel.

Der Tagesrhythmus

Die einfachsten und bekanntesten Rhythmen sind die »zirkadianischen« Tagesrhythmen, die mit der Sonne und der Revolution des Himmelsgewölbes zusammenhängen und in alle Lebensbereiche eingreifen. In der Pflanzenwelt wird dieser Rhythmus durch das Öffnen und Schließen der Blüten, der Tages- und Nachtstellung der Blätter, durch die Assimilationshöhepunkte am frühen Nachmittag und die Stärkeakkumulationshöhepunkte nach Mitternacht bestätigt (Wachsmuth 1945: 243). Diese Rhythmen sind so genau, dass man, wie es im 18. und 19. Jahrhundert Mode war, eine Blumenuhr anpflanzen kann, auf der man am Öffnen und Schließen der Blütenkelche die genaue Tagesstunde ablesen kann.28 Der große Biologe Linné hatte sich als Erster so eine Blumenuhr in Uppsala angepflanzt (Troll 1959: 766).

Um ein durchgehend untersuchtes Beispiel der Tagesrhythmik zu geben, sei der Stoffwechsel-Atmungs-Rhythmus der Kartoffel erwähnt. In einer zehnjährigen Studie konnte Frank A. Brown (Northwestern University) zeigen, dass die Kartoffel drei metabolische Höhepunkte erreicht, einen bei Sonnenaufgang, einen am Mittagspunkt und einen zum Sonnenuntergang. Im Januar ist der Mittagsstoffwechsel am meisten ausgeprägt, in der Jahresmitte gibt es keine besonderen Ausprägungen, und im Herbst ist der Stoffwechsel am Morgen am stärksten. Außerdem konnte Brown zeigen, dass die Knollen genau »wissen«, welche Jahres- und Tageszeit es ist und wo Sonne und Mond stehen. Er nimmt an, dass geomagnetische und elektromagnetische (kosmische) Einflüsse vorliegen (Brown 1970: 32).

Blumenuhr nach Linné.

Es öffnen sich um 7 Uhr:

Einköpfiges Habichtskraut (Hieracium pilosella)

Mauerhabichtskraut (Hieracium murorum)

Gänsedistel (Sonchus arvensis)

Doldige Spurre (Holosteum umbellatum)

Gauchheil (Anagallis arvensis)

Es öffnen sich um 8 Uhr:

Steinnelke (Dianthus sp.)

Pfingstnelke (Dianthus caesius)

Herbst-Löwenzahn (Leontodon autumnalis)

Es öffnen sich um 9 Uhr:

Ringelblume (Calendula officinalis)

Öhrchen-Habichtskraut (Hieracium auricula)

Felsennelke (Tunica prolifera)

Es öffnen sich um 10 Uhr:

Gelbe Taglilie (Hemerocallis flava)

Eiskraut (Mesembrianthemum cristallinum)

Schuppenmiere (Spergularia)

Es öffnet sich um 11 Uhr:

Tigerblume oder Pfauenlilie (Tigridia pavonia)

Es schließt sich um 11 Uhr:

Der abgebissene Pippau (Crepis praemorsa)

Es schließen sich um 12 Uhr:

Doldige Spurre (Holosteum umbellatum)

Gänsedistel (Sonchus arvensis)

Wegwarte (Cichorium intybus)

Es schließen sich um 13 Uhr:

Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)

Pippau (Crepis aurea)

Es schließen sich um 14 Uhr:

Ringelblume (Calendula officinalis)

Sandkraut (Arenaria serpyllifolia)

Es schließen sich um 15 Uhr:

Mauerhabichtskraut (Hieracium murorum)

Ästige Graslilie (Anthericum ramosum)

Es schließen sich um 16 Uhr:

Öhrchen-Habichtskraut (Hieracium auricula)

Gauchheil (Anagallis arvensis)

Es schließt sich um 17 Uhr:

Zaunrübe (Bryonia dioica)

Es öffnet sich um 17 Uhr:

Rosa Wunderblume (Mirabilis jalapa)

Es schließen sich um 18 Uhr:

Seerose (Nymphaea alba)

Sauerklee (Oxalis acetosella)

Es öffnet sich um 18 Uhr:

Nachtkerze (Oenothera biennis)

Es schließt sich um 19 Uhr:

Gartenmohn (Papaver somniferum)

Mondrhythmen

Die Mondrhythmen wirken hauptsächlich über das Wasser und können in allen Lebewesen nachgewiesen werden. Da die meisten Lebewesen zum größten Teil aus Wasser bestehen und alle Organismen durch ein gallertiges Entwicklungsstadium gehen, erweisen sich die Mondkräfte beim Gärtnern als besonders wichtig in der Samenkeimung und beim Kompostieren. Man hat Instrumente entwickelt, die Ebbe und Flut in einer Teetasse feststellen können, und Labortechniker sagen, dass es schwieriger ist, bei Vollmond Wasser zu sterilisieren als sonst. Schon Plinius gab den römischen Bauern den Rat, ihre Früchte, die sie auf den Markt bringen, vor Vollmond zu pflücken, denn dann wiegen sie schwerer, die Früchte für den eigenen Vorrat aber bei Neumond zu pflücken, denn dann halten sie länger. Weiter schreibt er, Bäume sollen bei Neumond geschnitten und Tiere bei Neumond kastriert werden, denn dann bluten sie weniger. Diese Beobachtung findet in der modernen Chirurgie wieder Bestätigung.

Bei den niederen Tieren sind die Mondrhythmen besonders in der Fortpflanzung klar abzulesen. Die Genauigkeit dieses Zeitverhaltens kann echtes Staunen auslösen. So lassen sich die Stinte (Grunion) im September mit der letzten Flutwelle der Hochflut an die Strände Kaliforniens treiben, um ihre Eier und Samen in den nassen Sand abzulegen, ehe der Sog der ersten Welle der Ebbe sie wieder in das Meer spült. Genau vierzehn Tage später, bei der nächsten Hochflut, schlüpfen die Larven aus den Eiern und werden von der höchsten Welle ins Meer mitgenommen. Es handelt sich dabei zeitlich um Sekunden. Ähnlich dramatisch verläuft die Fortpflanzung der Palolowürmer im Südpazifik, wenn genau zum Zeitpunkt, an dem der Mond sein letztes Viertel im November erreicht, die Weibchen und Männchen an der Meeresoberfläche auftauchen und die Befruchtung stattfindet.

Solche Mondrhythmen sind auch beim Menschen bestätigt, wie jeder Pfleger in psychiatrischen Anstalten, jeder Zuhälter, Kneipenbesitzer und Großstadtpolizist weiß. Auch hängt die menschliche Fruchtbarkeit mit dem Mond zusammen; Eugen Jonas stellte fest, dass 98 Prozent der Befruchtungen stattfinden, wenn sich der Mond in derselben Phase befindet wie zur Zeit der Geburt der Mutter (Ostrander 1973).

Planetarische Rhythmen

Die Planeten geben starke Radiowellen ab und hinterlassen in ihren Bahnen einen Schweif elektromagnetischer Störungen. Schon deswegen kann man einen Einfluss auf die Erde nicht anzweifeln. Sir J. Herschel hatte bereits den elfjährigen Rhythmus der Sonnenflecken entdeckt. Sonnenflecken entstehen, wenn die Sonne mit mehreren Planeten in Konjunktion oder Opposition steht und sich dadurch eine Schwerkraftachse bildet, die die Sonnenkorona einseitig anzieht, wie etwa der Mond das Wasser auf der Erde anzieht. Wenn das geschieht, zeigt es sich auf der Erde in guten Weinjahren im Bordeaux, in einer Zunahme der Eisberge um Island, Trockenheit in Indien, mehr Erdbeben und Veränderung der Blütezeit einiger Blumenarten. Dieser elfjährige Rhythmus ist nicht eindeutig, da er mit anderen Rhythmen, einem fünfunddreißig- und einem fünfundachtzigjährigen, verflochten ist und von weiteren kosmischen Periodizitäten überspielt wird (Huntington 1962: 459). Planetarische Konstellationen äußern sich als Störungen in den sehr empfindlichen Forschungsverfahren wie der Kupferchloridkristallisation Pfeiffers oder in den Wassertropfenproben von Schwenk.

Buchen geben unregelmäßig alle 6 bis 8 Jahre einen guten Bucheckernertrag. Diese Bucheckerjahre scheinen nicht vom Wetter oder der Klimazone abzuhängen, denn in einem guten Jahr sind die Ernten überall gut. Im Elsass machten die Steuerbehörden seit 1799 Aufzeichnungen der Ernteerträge. In guten Jahren werden die Schweine durch die Eckernmast besonders fett, die Bauern verdienen mehr als sonst und müssen entsprechend zur Ader gelassen werden. Der Astronom Joachim Schulz studierte die Aufzeichnungen (1948, 1951) und konnte die Mastjahre mit der Trigonenbildung von Jupiter, Mars und Saturn in Verbindung bringen. Auf dieser Basis sagte er die guten Erntejahre bis 1985 voraus. Seine Angaben wurden 1971 von G. Wolber und S. Vetter überprüft und die Voraussagen bestätigt (Wolber/Vetter 1973). Eugen und Lilo Kolisko konnten zeigen, dass die Kristallisation von Metallsalzen ebenfalls von Planetenaspekten beeinflusst wird (Kolisko 1939: 74). Der schottische Mathematiker Lawrence Edwards konnte in den Winterknospen der Laubbäume ein pulsierendes Aufundabschwellen feststellen, das mit den Planetenkonstellationen übereinstimmt. Eichenknospen schwellen bei jeder Mond-Mars-Konjunktion und -Opposition leicht an und wieder ab; Buchenknospen reagieren auf die entsprechenden Mond-Saturn-Konstellationen (Hagneder 1998: 57).

Irdische Gestalten und ihre kosmischen Parameter

Der Rhythmus des Lebens schlägt sich vorübergehend auch in den Formen und Gestalten der physischen Welt nieder. Die formativen Kräfte, die sich in der anorganischen Welt etwa in den Eisblumen am Fenster, in Schneeflocken, in Kraftlinien abkühlender Flüssigkeiten oder in den Edelsteinkristallen bemerkbar machen, gestalten nicht nur von innen heraus, sondern können auch als Vektoren aus den Planetenregionen angesehen werden. Mit Hilfe der projektiven Geometrie kann man sich zum Beispiel ein Bild davon machen, wie eine Kugelform durch alle möglichen Tangenten gestaltet werden kann, anstatt als Endprodukt einer unendlichen Zahl von Radien zu erscheinen. Mathematische Versuche, die typischen Pflanzenformen auf der Grundlage von tangentialen Bildekräftelinien zu deuten, hat unter anderen Georg Adams unternommen. Er lässt den »leeren« Weltraum als einen mit unzähligen ätherischen tangenten Flächen gefüllten Raum (etheric counterspace) erscheinen (Adams 1952). Hier kommt man, nebenbei bemerkt, wieder zu den unsichtbaren Fäden, die jede Blume mit den Sternen verbindet, wovon Arthur Hermes sprach. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die Pflanzen völlig dem Makrokosmos zugewandte Wesen sind, wird der Gedanke eines »ätherischen Gegenraums« plausibel. In den Tieren und den Menschen sind die inneren Formkräfte, die mit den äußeren Kräften im dialektischen Zusammenspiel stehen, schon stärker.

Die Formkräfte ergreifen das Erdelement und bringen kristallinische Gebilde zum Vorschein. Im Wasser- und Luftelement entstehen die Wirbelformen, wie man sie in Wolkengebilden, Wasserstrudeln, dem Gehäuse der Schnecken und Mollusken, dem Haarwirbel im Schopf, Windhosen, dem Trichter der Ackerwinde, den Blätterspiralen, die sich um die Stengel winden, und im Muster der Samenanordnung in den Korbblütlern erkennen kann. Wasser- und Luftformen zeigen sich auch in den konzentrischen Ringen der Muscheln, in Jahresringen an Bäumen und den Wasserringen in einem Teich, in den man einen Stein geworfen hat. Ebenso ist die Spiegelung, die Bipolarität, wie man sie im Samen und in der Tierwelt vom Wurm bis zum Menschen findet, ein Ausdruck dieser Kräfte. Strahlende Licht- und Wärmekräfte finden sich in der radialen Symmetrie der Urtierchen und, wie wir schon vernommen haben, in der Gestalt der Schachtelhalme, Kiefern und Gräser. Da Pflanzen bis zu 98 Prozent aus Wasser, Licht und Luft bestehen, offenbaren sie daher wenig irdische, kristalline Strukturen.

Alle Pflanzen, von den primitiven radialsymmetrischen Moosen und Schachtelhalmen bis zu den hoch entwickelten Obstbäumen, besitzen ihre arttypische Gestalt oder – wie man heute sagt – ihr eigenes »morphogenetisches Feld«. Der Baum, dessen Hauptspross abgeknickt wird, wächst alsbald wieder zu seiner charakteristischen Form heran. Im Labor hat man aus einzelnen Zellen ganze Karotten herangezogen, es wurden immer typische Karotten, egal ob die Zelle einem Blatt oder der Wurzel entnommen war. Heute ist viel die Rede von einem Bauplan der Lebewesen, der sich in der RNS-DNS des Kernplasmas jeder Zelle befindet. Wir gehen aber von dem Standpunkt aus, dass diese Nukleinsäuren (RNS-DNS) lediglich die physischen Anker für die übersinnlich vorhandenen ätherischen Bildekräfte oder morphischen Felder sind, die in den kosmischen Regionen ihren Ursprung haben. Erst wenn diese geometrieschaffenden, rhythmischen Impulse nicht mehr empfangen werden können, droht der Verlust von Symmetrie und Harmonie der Gestalt; es entstehen Verhärtungen, Tumore, Krebse und Gewebeschäden im Organismus. Bei einer Pflanze bedeutet das, dass sie für Pilz- und Schädlingsbefall anfälliger wird, dass sich das Gewebe von selbst abbaut. Für den Gärtner ist es daher wichtig zu wissen, wie man diese formbildenden Sternkräfte zugunsten der artgemäßen Entwicklung der Pflanze unterstützen kann.

Durch den Samen tritt die Pflanze in Erscheinung. In der ständig wachsenden, sich wandelnden Entfaltung kommen die Planetenkräfte, sich innerhalb der Zeit- und Raumdimension nacheinander ablösend, in der Pflanze zum Vorschein, bis diese letztendlich versamt. Die kosmisch-planetarischen Energien projizieren die Pflanze in die materielle Erscheinung. Sie strahlen durch den Brennpunkt des Samens, ähnlich wie eine Landschaft oder ein anderes Objekt durch den Schlitzverschluss einer Kamera hindurchleuchtet und dann als Abbild auf einen Film projiziert wird. Diese Analogie ist gar nicht so willkürlich, wie es zunächst den Anschein hat, denn haben wir nicht gesehen, dass die grüne Pflanzenwelt eine Art Auge des Erdenorganismus ist, das die Kräfte des Kosmos wahrnimmt und in ihren Formen und Gestalten festhält?

Planetensignaturen in der Pflanzenwelt

Phyllotaxis ist die botanische Bezeichnung für die Anordnung der Blätter oder Knospen entlang der Sprossachse. Die Blätter können wie bei den Pfefferminzen kreuzständig angebracht sein, man muss den Stengel um 180° umrunden, um das nächste Blatt anzutreffen. Die Blätter können auch wechselständig an den Knoten stehen wie bei den Kreuzblütlern, bei denen man in einer Schraubenlinie dem Spross nach oben folgen muss, um jeweils nach einer 180°-Drehung auf das nächste Blatt zu treffen. Wenn man einmal den ganzen Spross umrundet (360°), findet man zwei Blätter. Bei anderen Arten können die Blätter auch so angebracht sein, dass man in der Schraubenlinie an drei Blättern vorbeikommt, bis man wieder auf derselben senkrechten Linie ist wie beim Ausgangsblatt. Bei den Rosengewächsen hingegen muss man zweimal den Stengel umrunden und an fünf Blättern vorbeikommen, ehe man wieder direkt über dem Ausgangspunkt ist. Bei weiteren Arten muss man dreimal den Spiralgang machen, kommt an acht Blättern vorbei, ehe man wieder über dem ursprünglichen Blatt ist. Am besten untersuche man es selbst bei den verschiedenen Pflanzen.

Es ergeben sich also eine Reihe von Brüchen, eine Serie von Möglichkeiten, wie die Blätter gestellt sein können: 1/2, 1/3, 2/5, 3/8, 5/13, 8/21, 13/34 usw. (180°, 120°, 138° 28’, 137° 9’, 137° 39’ usw.). Die Stellungen der Blütenblätter und Samenanlagen folgen denselben Möglichkeiten. Diese Brüche sind nicht willkürlich aus der Luft gegriffen, sondern stellen eine mathematische Progression dar, die der Renaissance-Mathematiker Leonardo da Pisa, besser bekannt als Fibonacci, als Erster formuliert hat. Die so genannte Fibonacci-Sequenz nähert sich dem Goldenen Schnitt, der übrigens auch in den logarithmischen Spiralen der Schneckengehäuse, den Rosetten der winterharten Pflanzen, in den Biegungen der Widderhörner und Elefantenstoßzähne gefunden wird. Die Entdeckung der Fibonacci-Sequenz in den Quirlen und Spiralen der Pflanzenwelt bestätigt den Ausspruch Platons, dass Gott ewig geometrisiert. Der Astronom Joachim Schulz zeigt, dass dieselbe Sequenz auch im Muster der Umlaufbahnen der Planeten, wenn man sie vom geozentrischen Standpunkt aus betrachtet, zum Ausdruck kommt (Schulz 1949: 95).

Blattstellungen.

Die Sonnenkräfte ziehen die Pflanzen nach oben (Heliotropismus) und geben ihnen ihre Aufrichtekraft. Ebenso wie sich die Planeten in rhythmischen Wellenlinien oberhalb und unterhalb der Ekliptik bewegen und in Konjunktionen und Oppositionen zur Sonne treten, schrauben sich die Knospen und Blätter um den vertikalen Spross der Pflanze. Schulz konnte zeigen, dass die mathematischen Verhältnisse der Bewegungen der Planeten zur Sonnenbahn und der Blätter zum Stengel einander gleichen. Er verband den Zweierrhythmus der kreuzständigen Blätter mit dem Mondrhythmus. Vom geozentrischen Standpunkt aus beobachtet, stellen sich bei der Bewegung des Merkur drei rückläufige Schleifen und sechs Konjunktionen mit der Sonne ein und ergeben so ein Spiegelbild der Blatt- und Blütenstellungen der einkeimblättrigen Pflanzen – wie Tulpen oder Riedgräser – mit ihrer Dreier- oder Sechsersymmetrie.

Die Venus beschreibt innnerhalb von acht Jahren fünf retrogressive Schleifen unterhalb der Ekliptik und teilt dadurch ihre Bahn in fünf Teile. Ein getreues Abbild dieser Bewegungsform ist in den Rosengewächsen zu sehen, wenn man zum Beispiel einen Apfel quer durch das Kerngehäuse schneidet.

Die spiraligen Bewegungen des Mars nähern sich dem Verhältnis 3/8, das man auch in den Blattstellungen der Kreuzblütler wiederfindet. Die meisten zweikeimblättrigen Pflanzen haben entweder die Venussignatur (2/5) oder die Marssignatur (3/8). Ein Jupiterverhältnis (5/13) findet man in vielen Korbblütlern und Rachenblütlern, ein Saturnverhältnis (8/21) annähernd in der Schuppenanordnung der Zapfen einiger Koniferen. Noch höhere Brüche werden nur in primitiven und fossilen Leber- und Laubmoosen angetroffen, sind aber sonst höchst selten (Martin 1980: 38; Bell 1994: 220).

Reihenfolge der Marspflanzen: 3/8-Blattstellung und Marsbahn (vom geozentrischen Standpunkt).

Saturnbahn – hat ihr Abbild im Muster der Tannenzapfen.

Die Verwandschaft des »Goldenen Schnitts« mit der logarithmischen Spirale.

Planetarische Korrespondenzen

Man kann diese Verhältnisse auch mit den Geschwindigkeiten der siderischen Umlaufzeiten der Planeten in Verbindung bringen (siehe Tabelle). Es ergeben sich da interessante Übereinstimmungen. Die einjährigen Pflanzen, meistens Einkeimblättrige, spiegeln in ihrem raschen Entstehen und Vergehen die sich schnell bewegenden untersonnigen Planeten. Die Zweikeimblättrigen gehören Venus, der Sonne und den obersonnigen Planeten, die zweijährigen dem Mars, die ausdauernden Kräuter und Harthölzer dem Jupiter und die alt werdenden Tannen dem Saturn.

In der einzelnen Pflanze zeigen sich ebenfalls die Planetensignaturen. Nach Kranich hat das Wurzelwachstum mit dem Mond und das Aufrichten des Stengels in die Senkrechte mit der Sonne zu tun (Kranich 1986). Um diesen vertikalen Spross bewegen sich die Meristeme (Knospen, Teilungsgewebe) in Schraubenlinie analog zu den Planeten um die Ekliptik. Merkur und Venus halten sich nahe an die Sonne wie die grünen Blätter und Blütenblätter an den Stengel. Der Mars steht in Analogie zu den Pollen erzeugenden Staubblättern. Jupiter bringt das Fruchten, und Saturn an der Grenze der Erscheinungswelt ist mit der Samenbildung betraut. Der Werdegang der Pflanze in der manifestierten Welt folgt, angefangen mit der Keimung und Wurzelbildung im Mondbereich, der ganzen siebenstufigen Planetenleiter, bis zum Saturn hinauf, wo die Pflanzenerscheinung wieder die Zeit- und Raumdimension verlässt. Es ist ein ähnlicher Werdegang wie der des Menschen, der als Embryo aus der wässrigen Mondsphäre auftaucht, als quicklebendiger Merkur die Kindheit durchwächst, sich in der Blüte der Jugend als Venus verliebt, als Sonne die Lebenmitte erreicht, als kämpferischer Mars dem Leben seinen Stempel aufdrängt, als Jupiter die Lebensreife und Lebensernte genießt, um dann als greiser Saturn die Erdenwelt wieder zu verlassen.

Der Gang der Pflanzen durch die Planeten von der Keimung bis zum Samen.

Auch die Farben sind schon seit alten Zeiten mit den Planeten in Beziehung gebracht worden. Die primären Farben, das feurige Rot, das sanfte Gelb und das umhüllende Blau, gehören den obersonnigen Planeten, so dass Arthur Hermes erklären kann: Wenn man Kirschen und rote Äpfel isst, isst man den Mars, wenn man gelbe Birnen isst, isst man den Jupiter, und in Brombeeren verspeist man den Saturn. Die sekundären Farben gehören den untersonnigen Planeten, das Grüne der Venus, das blass Violette dem Mond und das vielfarbig-pastell Schimmernde dem Merkur. Der Sonne ist das Weiß zugeordnet, das alle Farben in sich birgt. Wir sprechen hier nur davon, wie die Farben im Pflanzenreich erscheinen; im Mineralreich kommen sie anders zum Ausdruck: Silber = Mond, Kupfer = Venus, Gold = Sonne, Grau = Saturn usw.

Praktische Beobachtungen

Nachdem wir versucht haben, die Beziehungen der belebten Welt zu den Planeten und Sternen anzudeuten, drängt sich uns die Frage auf, was der Gärtner damit anfangen kann. Dieses Kräftespiel ist doch einfach da, man kann es nicht willkürlich ein- und ausschalten. Natürlich nicht, aber wir können unsere Gewächse zu angemessenen Zeiten aussäen, sie durch Pflegemaßnahmen und Präparate empfänglicher und durch andere Maßnahmen wieder unempfänglicher für diese Einwirkungen machen.

Um die Gärtnerarbeiten, insbesondere das Pflanzen und Säen, sachgemäß ausführen zu können, muss der Gärtner lernen, die Himmelsbewegungen der Planeten, der Sonne und des Mondes und die Tierkreiszeichen richtig zu erkennen und zu deuten. Ein guter astronomischer Kalender, der vom geozentrischen Standpunkt aus die Mond-, Sonnen- und Planetenstellungen und ihre Aspekte angibt, ist die Grundlage.29 Gleichzeitig muss der Gärtner sich daran gewöhnen, jeden Abend die Himmelserscheinungen selbst zu beobachten und mit den Kalenderangaben in Beziehung zu bringen. Eine drehbare Sternkarte hilft beim Bestimmen und Lokalisieren der Fixsterne. Ein guter Gärtner geht sowieso nachts noch einmal in den Garten, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist, um dem Igel eine Schale Milch zu bringen, den Heinzelmännchen ein Lichtlein unter die Hoflinde zu stellen oder die Frühbeete mit Matten abzudecken. Das ist eine gute Gelegenheit, sich gleichzeitig in der Sternkunde zu üben.

Die Angaben über die Sonnenposition, die Zeichen, Phasen, Knoten, Erdnähe und Erdferne und die tropischen Bewegungen des Mondes sollten im Gartentagebuch Tag für Tag festgehalten werden. Im Laufe der Jahre wird man unvergleichbar gute Korrelationen zwischen den kosmischen Erscheinungen und den Erscheinungen in den Naturreichen ausmachen können. Der erste und der letzte Frost, das Auftauchen einzelner Käfer oder der Singvögel und das Wetter sollten neben den Arbeiten, die verrichtet worden sind, eingetragen werden. Würde jeder Gärtner gewissenhaft solche Aufzeichnungen machen, entstünde eine wirklich praxisbezogene Wissenschaft. Die so gesammelten Daten würden für das betreffende Gebiet genau stimmen.

Ein alter, erfahrener Gärtner braucht den Kalender und die Sternkarte nicht mehr, denn er wird es im Gefühl haben, er wird in den Knochen spüren und ein kurzer Blick zum Himmelzelt wird ihm sagen, wann der richtige Zeitpunkt einer Arbeitsmassnahme ist.

Der Sonnenzyklus in der Praxis

Man folgt dem großen Sonnenbogen, wenn man im Frühling pflanzt und im Herbst erntet. Das sollte offensichtlich sein – dennoch hatte ich Studenten aus Los Angeles, die allen Ernstes versuchten, einen Garten samt Tomaten und Wassermelonen im November anzulegen.

Der letzte Frühlingstag, an dem es nochmals Frost geben kann, ist von Ort zu Ort verschieden. Die alten Gärtner haben oft ein Gespür dafür, wann dieser Tag sein könnte. Pflanzen wie Kohlsorten, Kresse, Möhren (Karotten) und Rote Beten (Randen), die die Kälte gut vertragen, kann man vor diesem Datum aussäen, wenn der Boden nicht zu nass ist. Mit den wärmeliebenden Tomaten, Gurken, Mais, Bohnen und so weiter wartet man bis nach diesem Zeitpunkt, sonst kommt man eines Morgens in den Garten und findet sie schwarz und leblos niedergestreckt.

Für einen Gärtner, der seinen eigenen Samen züchten möchte, ist es wichtig zu beachten, dass zweijährige Gemüse wie die Kohlsorten, die Rübengewächse und die Doldenblütler eine Kälteperiode durchmachen müssen, damit sie im nächsten Jahr blühen. Ohne den Kälteschock bleiben sie im vegetativen Wachstum, wie es in den Tropen bei diesen Gemüsen der Fall ist.

Photoperiodizität nennt man die Fähigkeit der Pflanzen, auf die Länge des Tageslichtes zu reagieren. Langtagpflanzen fangen an zu blühen, wenn das Tageslicht länger als zwölf Stunden währt. Viele unserer Gemüse wie Salat, Spinat, Erbsen, Radieschen und im zweiten Jahr die Kohlpflanzen, Roten Beten (Randen), Karotten, Pastinaken, Sellerie und andere gehören dazu. Auch die Blumen, die bis in den Hochsommer hinein blühen, sind Langtagpflanzen. Nun wissen wir, warum Radieschen, Spinat und die Lattiche gegen Sommer in die Blüte schießen.

Kurztagpflanzen, von denen viele ursprünglich aus südlicheren Gegenden stammen, fangen mit Blühen an, wenn die Tage wieder kürzer als zwölf Stunden werden. Zu ihnen gehören Tabak, Mais, Hanf und viele Herbstblumen wie Cosmea, Dahlien und Chrysanthemen. Viele Insekten werden in ihren Metamorphosen ebenfalls von der Tageslänge beeinflusst. Tagneutrale Pflanzen sind beispielsweise Tomate, Sonnenblume und viele Unkräuter.

Mondzyklen in der Praxis

Der Mond ist der Hauptschlüssel zur Arbeit mit dem großen »Himmelsgetriebe«. Durch das Beachten der Mondrhythmen kann man Kräfte ein- und ausschalten, wie man sie gerade im Garten braucht. Da alle Organismen hauptsächlich aus Wasser bestehen, sollte man sich nicht wundern, dass der Mond einen direkten Einfluss hat. Die wichtigste Eigenschaft des Mondes in Bezug auf das Pflanzenwachstum sind die Mondphasen, die vier Mondviertel des synodischen Mondes, die zwischen Vollmond und unsichtbarem Neumond hin und her pendeln. Welcher Gärtner hat nicht schon gestaunt, wie schnell die Gemüse und Unkräuter bei Vollmond wachsen, besonders wenn es in der Zeit kurz vorher geregnet hat. Ein aufmerksamer Koch, der im Winter Alfalfa-, Kresse-, Weizen-, Soja- oder Senfkeimlinge als Salatbeigaben keimen lässt, wird gemerkt haben, dass sich die zarten Keimlinge zur Vollmondzeit viel schneller entwickeln. Von den Ackerbauvölkern wird dieser Mondrhythmus am ehesten beachtet. Dementsprechend nehmen die Hindus an, dass die Ahnengeister (Pitris) genau wie wir tagsüber arbeiten und nachts ruhen, nur ist bei ihnen der Tag die Vollmondzeit, wo sie an den Pflanzen arbeiten, und die Nacht ist für sie die Neumondzeit. Die alte Bauernregel sagt: »Was nach unten wächst, säe im abnehmenden Mond; was nach oben wächst, säe im zunehmenden Mond.« Mit anderen Worten: Man sät und pflanzt im zweiten Viertel das Blattgemüse, im dritten Viertel das Wurzelgemüse, im vierten Viertel kann man Unkraut jäten oder Hecken schneiden, denn dann ist die Regenerationskraft am schwächsten, und im ersten Viertel, in dem das Wachstum schwach, aber ausgeglichen ist, können sonstige Pflegearbeiten vorgenommen werden. Neben dem Licht des Mondes spielt auch dessen Anziehungskraft eine Rolle, die man an der alle zwei Wochen wiederkehrenden Hochflut im Meer erleben kann. Während zunehmendes Licht das Wachstum der oberirdischen Teile anregt, regt das Nachlassen der lunaren Anziehungskraft die Wurzelentwicklung an. Ein für das Wurzelwachstum günstiger Schwerkraftvektor entsteht jedesmal, wenn der Mond mit der Sonne in Opposition (Vollmond) oder in Kunjunktion (Neumond) steht. Daraus ergibt sich folgender monatlicher Rhythmus (Jeavons 1974):

Licht- und Schwerkraftwirkungen des Mondes.

L. Kolisko hat in Experimenten über fünfzehn Jahre hinweg mit verschiedenen Pflanzen (Getreide, Karotten, Tomaten usw.) und unter strenger Kontrolle der Nebenfaktoren zeigen können, dass die Keimkraft der Pflanzen zwei Tage vor Vollmond am günstigsten ist und bei Neumond am ungünstigsten. Einige Pflanzen bilden jedoch die Ausnahme der Regel: Leguminosen und Kartoffeln kann man getrost bei Neumond setzen (Kolisko 1939). Arthur Hermes empfiehlt, das Regenwasser, das während der Vollmondperiode fällt, zu sammeln. Da es voll lunarer Wirksamkeit ist, kann man es zum Gießen der Jungpflanzen im Saatbeet verwenden.

Die Mondphasen sind natürlich nicht der einzige Faktor, der Beachtung verdient. Die Mondzeichen (siderischer Mond), die die Stelle des Mondes im Tierkreis angeben, sind für das Gärtnern ebenfalls wichtig. Die Qualitäten der verschiedenen Tierkreisregionen lassen sich deutlich erkennen, wenn man vergleicht, wie anders die Sonne im Vergleich zu den Sommerzeichen von den Winterzeichen her wirkt. Auch der Mond, der diese zwölf »Häuser der Götter« in achtundzwanzig Tagen durchläuft, erhält durch ihren Einfluss jeweils eine andere Qualität. Aus der traditionellen Korrespondenzenlehre, wie man sie in der Renaissance formulierte, ergeben sich folgende Qualitäten:

Tierkreiszeichen

Körperteil des Meganthropos

Zeugungskraft

Element

Geschlecht

Widder

Kopf

unfruchtbar

Feuer

männlich

Stier

Nacken

fruchtbar

Erde

weiblich

Zwillinge

Arme

unfruchtbar

Luft

männlich

Krebs

obere Brust

fruchtbar

Wasser

weiblich

Löwe

mittlere Brust

unfruchtbar

Feuer

männlich

Jungfrau

Bauch

fruchtbar

Erde

weiblich

Waage

Hüften

halb fruchtbar

Luft

männlich

Skorpion

Geschlecht

fruchtbar

Wasser

weiblich

Schütze

Schenkel

unfruchtbar

Feuer

männlich

Steinbock

Knie

halb fruchtbar

Erde

weiblich

Wassermann

Waden

unfruchtbar

Luft

männlich

Fische

Füße

fruchtbar

Wasser

weiblich

Die oben angegebenen Verhältnisse treffen wir in vielen Bauernregeln wieder an. Die männlichen Zeichen ebenso wie die Feuerzeichen sind im Allgemeinen nicht fruchtbar. Sie eignen sich zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung. Die weiblichen Wasser- und Erdezeichen erweisen sich als für das Pflanzen und Säen am besten geeignet.

Das bildhafte Analogiedenken vieler Bauernregeln spricht sogar den Namen der Tierkreiszeichen eine Wirkung zu. So sollen Weiden zum Korbflechten im Schützen geschnitten werden, weil die Sprosse dann wieder gut aufschießen. Faserpflanzen sollen in den haarigen Zeichen wie Löwe oder Widder angebaut werden. Im Steinbock gesteckte Zwiebeln werden angeblich fest wie Stein, während sie im Wassermann wässrig und faulig werden. Man kann also nicht ohne weiteres diese Regeln übernehmen.

Seit einigen Jahrzehnten erfahren die Forschungen Maria Thuns über die Wirkung des siderischen Mondes immer größere Beachtung in einem sich ständig erweiternden Kreis von biologisch-dynamisch arbeitenden Gärtnern und Landwirten. Die in ihrem strengen und selbstsicheren Auftreten an eine Äbtissin erinnernde Maria Thun sät seit 1953 tagtäglich unter besonderer Beachtung der Tierkreiszeichen Radieschen und andere Samen in kleine Parzellen. Nach mehreren Jahren, erzählt sie, zeigte sich trotz unterschiedlichem Wetter, verschiedener Düngung und Fruchtfolgen und anderen Mondaspekten eine klare Typologie (Thun/Heinze 1973). Es zeigte sich, dass in Erdzeichen gesäte Radieschen die besten Wurzeln haben, dass in Wasserzeichen gesäte weniger Wurzelmasse, aber dafür mehr Blattsubstanz ausbilden und dass sie, in den Luft- und Feuerzeichen gesät, eher ins Schießen und Blühen kommen. Diese Tendenzen wurden dadurch verstärkt, dass sie sämtliche Pflegearbeiten unternahm, als der Mond in dem entsprechenden Zeichen weilte. Auch bezog sie das Saatgut immer von Pflanzen, die im selben Zeichen gesät wurden, also Samen, die im Feuerzeichen gesät werden, von Pflanzen, die im Feuerzeichen gesät worden waren. Eine Dissertation über diese Forschung an der Universität Gießen scheint diese Aussagen zu bestätigen (Abele 1973).

Tierkreiszeichen.

Der Mond wandert in achtundzwanzig Tagen durch vier Trigone: das Erdtrigon (Stier, Steinbock und Jungfrau), das die Wurzeln anregt, das Wassertrigon (Skorpion, Krebs und Fische), das die Blattbildung anregt, das Lufttrigon (Zwillinge, Wassermann und Waage), das die Blütenbildung anregt, und das Feuertrigon (Löwe, Widder und Schütze), das der Fruchtbildung zugute kommt. In einem Kalender, der jährlich erscheint, macht Maria Thun bis auf die Stunde genaue Angaben über Mondstellung und Arbeitsmaßnahmen.30 Sie berichtet, dass diese Wirkungen sich erst richtig deutlich auf biologisch behandelten Böden zeigen, denn chemisch behandelte seien so »abgestumpft«, dass sie kaum reagieren. Auch sollen die Wirkungen der biodynamischen Hornmist- und Kieselpräparate bei Beachtung der Mondstellung besser zum Ausdruck kommen.

Diese Angaben über Saattermine und Pflegemaßnahmen sind sicher beachtenswert, aber sie sollten nicht zu einer Zwangsjacke werden, zu der sie bei vielen Biogärtnern geworden sind. Auf einem Hof im Emmental konnte ich zum Beispiel erleben, wie man sich – dem Wetter, den Mondphasen und anderen Umständen zum Trotz – krampfhaft an den Kalender hielt. Eine Arbeit wurde abrupt abgebrochen und eine andere begonnen in genau dem Moment, in dem die Zeichen wechselten. Wenn man mit den Zeichen arbeitet, sollte man jedoch wissen, dass sie allmählich ineinander übergehen und sich nicht in einem derart mechanischen Takt äußern. Man sollte auch bedenken, dass zur gleichen Zeit viele andere kosmische und lunare Rhythmen mit im Spiel sind, nicht nur die Stellung des Mondes im Tierkreis. Es wäre eventuell angebracht, vor jedem Hauptarbeitsgang ein Horoskop zu erstellen, das alle Planetenstellungen und Mondrhythmen erfasst.

Der Nachvollzug und die Überprüfung der Angaben dieser charismatischen Dame sind oft gescheitert, auch im Garten von Aigues Vertes. Noch eine andere Seite ist in diesem Zusammenhang zu beachten: Die sichtbaren Pflanzen sind die auf Erden inkarnierten physischätherischen Leiber transinnlicher geistig-seelischer Wesenheiten; diese Devas oder Pflanzenengel können auf die Gedanken der Menschen entsprechend reagieren, sie können den Wünschen entgegenkommen. Die Experimente von Backster, Vogel und anderen zeigen das eindeutig (Storl 1997: 91). Es kommt eben auch auf die innere Konstellation, auf das Firmament des Mikrokosmos, des Gärtners an.

Die tropische Lunation, der aufsteigende und absteigende Mond , die nicht mit der zunehmenden und abnehmenden Mondphase verwechselt werden darf, findet bei Maria Thun auch Beachtung. Bei den alemannischen Bauern, wo er »Obsigent« und »Nidsigent« genannt wird, spielte der tropische Mond immer eine wesentliche Rolle. In einer Berner Regel heißt es (Hauser 1973: 345): »Pflanzen, bei denen man den in der Erde steckenden Teil verwendet, soll man in der Zeit des nidsig gehenden Mondes säen oder pflanzen, diejenigen, bei denen man die anderen Teile verwendet, beim obsig gehenden Mond. Nidsig gehend ist der Mond, wenn beide Spitzen der Sichel nach unten, obsig gehend, wenn sie nach oben sehen.«

Beim absteigenden Mond meinen die Bauern, dass der Saftanstieg geringer ist, daher soll man diese Zeit zum Umpflanzen, Holzschlagen oder Heckenschneiden wählen. Wenn der Mond wieder in die höheren Zeichen steigt, können Obstbäume gepfropft und Gemüse gepflanzt werden.

Die Tage der Erdferne und Erdnähe sowie die Knotentage, an denen der Mond die Sonnenbahn überquert, sind von alters her als ungünstige Tage bezeichnet worden, an denen man keine größeren Arbeiten vornimmt oder Aussaaten macht. Eine Ausnahme sind die Kartoffeln, die sich gut entwickeln, wenn sie bei Erdferne gepflanzt werden. Nach Maria Thun hat das an Knotentagen angebaute Saatgut wenig Keimkraft. Auch auf die anderen Planeteneinflüsse ist zu achten, besonders wenn einer der beiden »bösen« Planeten, der finstere Saturn oder der kriegsschwangere Mars, mit dem Mond in Konjunktion steht.

Ein Hinweis Steiners, dass man Unkräutern und Schädlingen die Inkarnationsfreudigkeit nehmen kann, wenn man sie bei besonderen Mondstellungen durch den Feuerprozess zieht, sie verascht und auf das Ackerland streut, wird von einigen Biodynamikern befolgt (Steiner 1975: 155). Maria Thun gibt in ihrem Kalender (1979) an, dass man den Ackerknöterich im Wassermann, Vogelwicke in den Fischen, Ackertaubnessel und Hederich im Widder, Klettenlaub im Stier, Gräser in den Zwillingen, Vogelmiere und Hahnenfuß im Krebs usw. zu Asche verbrennen soll. Die Unkrautasche wird verrieben, dann mit Wasser homoöpathisch auf die achte Dezimalpotenz (D8) gebracht und über die Äcker versprüht. Nach einigen Jahren sollen diese Unkräuter dann weitgehend verschwunden sein (Thun 1979: 21).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Arbeiten mit den kosmischen Rhythmen nur einer unter vielen Aspekten des erfolgreichen Gartenbaus ist. Diese Rhythmen können nur wirksam eingreifen, wenn der Boden mit Kompost, vernünftiger Bewässerung, Fruchtfolge und Mischkultur gut gepflegt ist. Da die vielen Rhythmen einander überschneiden, kann man unter Umständen Jahrzehnte warten, bis alle idealen kosmischen Bedingungen gleichzeitig vorhanden sind. Anstatt darauf zu warten, muss man eben nach gutem Menschenverstand handeln und die wichtigsten Aspekte zuerst berücksichtigen. Am ehesten sollte man sich an die Mondphasen halten, dann an die Mondzeichen und, wenn es geht, schließlich noch den tropischen Mond beachten.

25 Ein Stein, der angeblich vom Mars auf die Erde gefallen war, enthielt ein mikroskopisches bakterienartiges Gebilde. Trotz Sensationsberichten bezweifeln seriöse Experten, dass es sich dabei um Spuren extraterrestrischen Lebens handelt.

26 Der zwölfjährige Zyklus des ostasiatischen Kalenders ist ein Jupiterrhythmus.

27 Auch im menschlichen Schicksal ist das Alter von 18 Jahren und siebeneinhalb Monaten von Bedeutung, da sich dann der Mond in der gleichen Phase und dem gleichen Zeichen wie bei der Geburt befindet.

28 Man kann die Tageszeit auch am Vogelgesang ablesen. Jede Art hat ihre bevorzugte Tageszeit, in der sie ihre Lieder schmettert. Das Federvolk ist noch stark in die makrokosmischen Rhythmen eingebunden. Die Indianer trugen Vogelfedern, denn das half ihnen, sich mit den Gottheiten des Makrokosmos zu verbinden.

29 Hervorragend für diesen Zweck eignet sich der »Sternenkalender«, herausgegeben vom Philosophisch-Anthroposopischen Verlag am Goetheanum in Dornach (Schweiz). Er erscheint jährlich mit Angaben, die von Ostern bis Ostern reichen.

30 Maria Thun: Aussaattage, Biedenkopf/Lahn: Verlag Aussaattage.